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Der sogenannte Rassensaal war ein umstrittener Ausstellungsbereich im Naturhistorischen Museum in Wien Er existierte zwischen 1978 und 1996 als Teil der Anthropologischen Schausammlung Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Offentliche Kritik am Rassensaal 3 Ausstellungskritik 4 Literatur 5 WeblinksEntstehung BearbeitenIm Jahr 1952 wurde anlasslich eines internationalen Anthropologenkongresses eine Ausstellung im Naturhistorischen Museum Wien eingerichtet welche die Entwicklung des Homo erectus bis zu den Kelten zeigte Ab 1959 war die Sammlung dann aber fur die Offentlichkeit nicht mehr zuganglich Zwanzig Jahre spater am 27 Juni 1978 eroffnete Johann Szilvassy der damalige Leiter der anthropologischen Abteilung im Naturhistorischen Museum Wien eine neu gestaltete Anthropologische Dauerausstellung Zwei neu renovierte Museumssale waren von nun an fur die Besucher geoffnet Saal 16 prasentierte unter dem Titel Entwicklung und Entfaltung des Menschen einen Uberblick uber die damaligen Kenntnisse der Menschheitsgeschichte in 17 Vitrinen Saal 17 hatte die Bezeichnung Die heute lebende Menschheit Rassenkunde erhalten und offenbarte in 18 Vitrinen markante Fotos der betreffenden Rasse Verbreitung und Rassenmerkmale In der osterreichischen Bevolkerung sprach man daher bald im Zusammenhang mit dem Saal 17 vom so genannten Rassensaal In der bisherigen wissenschaftshistorischen Aufarbeitung wurde diese Bezeichnung ubernommen was fur die allgemeine Bekanntheit dieser Bezeichnung spricht Offentliche Kritik am Rassensaal BearbeitenIm August 1993 richtete sich die offentliche Aufmerksamkeit auf die Anthropologische Abteilung des Naturhistorischen Museum Wiens vor allem aber auf den Rassensaal Grund dafur war ein kritischer Leserbrief des britischen Anthropologen Adam Kuper an die britische Fachzeitschrift Nature Kuper verurteilte den Schauraum als Manifestation nazi ahnlicher Rassenforschung Etwa zur gleichen Zeit geriet auch der damalige Abteilungsleiter der Anthropologischen Abteilung und Ausstellungsgestalter des Rassensaals Johann Szilvassy unter Beschuss In der osterreichischen Tageszeitung Kurier hatte er die Osterreicher vor Mischehen mit Migranten gewarnt es konnte dadurch zu Veranderungen in der Erbsubstanz kommen Die osterreichische Partei Die Grunen richteten daraufhin eine parlamentarische Anfrage an den damals zustandigen Wissenschaftsminister Erhard Busek In der Antwort auf diese Anfrage gab der Minister der Partei Recht verandert wurde trotz allem nichts an der umstrittenen Rassenschau Durch die immer starker werdende offentliche Kritik am Rassensaal kam es Mitte der 1990er Jahre zwar zur Aufstellung einer Tafel die eine Neugestaltung der Anthropologischen Schausale ankundigte in der die neuesten Erkenntnisse der Molekularbiologie eingebunden werden Anstelle einer Neuaufstellung kam es aber im Jahr 1996 zur Schliessung des umstrittenen Saales 17 1999 wurde auch der Saal 16 im Naturhistorischen Museum Wien geschlossen Ausstellungskritik BearbeitenDie Auseinandersetzungen um den Rassensaal sind vor dem Hintergrund zu betrachten dass die Einteilung der Menschheit in Rassen gegen Ende des 20 Jahrhunderts in der Wissenschaft zunehmend in Zweifel gezogen wurde Heute erachtet nur noch eine Minderheit der Anthropologen das Konzept der Rassentheorie als sinnvoll Im Zentrum der Kritik am Rassensaal stand vor allem die Logik der Anordnung der ausgestellten Rassen Die Ausstellung hatte zwei Endpunkte je nachdem von welcher Seite der Rundgang im Saal begonnen wurde An einem Ende stand ein blonder laut Ausstellungs Begleittext schwedischer Mann in Hemd und Sakko am anderen Ende ein steinzeitlicher Tasmanier In den Begleittexten kam unterschwellig ein eurozentrisches Weltbild sowie die Uberlegenheit eines nordischen Idealtypus zum Ausdruck Ebenfalls kritisiert wurde haufig der hierarchisierende Umgang mit Attributen in den Beschreibungen der einzelnen Rassen So wurde die Rasse der Nordide mit folgenden Rassenmerkmalen beschrieben hohes schmales Gesicht hohe gerade Nase kraftiges Kinn Australiden hingegen hatten derbe Gesichtszuge Die Galerie vermittle den Eindruck so die Kritiker dass es Differenzen zwischen Rassen gabe und dass Menschen in Bezug auf diese geordnet werden konnten Ein weiterer Kritikpunkt war die Prasentation von unterschiedlichen Schadeln als Rassebeleg Viele Kritiker sahen sich dadurch an die Zeit erinnert in der man glaubte durch Schadel Vermessungen unterschiedliche Intelligenz belegen zu konnen Literatur BearbeitenBrigitte Fuchs Rasse Volk Geschlecht Anthropologische Diskurse in Osterreich 1850 1960 Frankfurt am Main 2003 Marek Kohn The Race Gallery The Return of Racial Science London 1995 S 9 27 Adam Kuper Racial Science Leserbrief In Nature 364 26 August 1993 S 754 Andreas Mayer Klaus Taschwer Langer hoher Schadel In Falter 17 29 1995 S 16 17 Andreas Mayer Klaus Taschwer Rassismus im Museum Zur Popularisierung anthropologischen Wissens im Wiener Naturhistorischen Museum In FORVM Juni 1995 S 76 81 Roswitha Muttenthaler Regina Wonisch Gesten des Zeigens Zur Reprasentation von Gender und Race in Ausstellungen Bielefeld 2006 Johann Szilvassy Anthropologie Fuhrer durch die Anthropologische Schausammlung Wien 1978 Weblinks BearbeitenNaturhistorisches Museum Wien Wiener Zeitung Biologie der Diskriminierung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Rassensaal amp oldid 238921248