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Railtrack war die Bezeichnung einer Gruppe von Unternehmen im Vereinigten Konigreich die von 1994 bis 2002 im Besitz der Gleise Signale Tunnels Brucken Bahnubergange und der meisten Bahnhofe des privatisierten britischen Eisenbahnnetzes war Schild das den Standort einer von Railtrack instand gehaltenen Brucke angibtGegrundet wurde das Unternehmen im Zuge der Privatisierung von British Rail der staatlichen Eisenbahngesellschaft des Vereinigten Konigreichs Railtrack plc wurde zeitweilig im FTSE 100 Index dem wichtigsten britischen Aktienindex gefuhrt Bereits am 3 Oktober 2002 wurde jedoch der Hauptunternehmensteil an das Unternehmen Network Rail verkauft nachdem Railtrack insbesondere durch eine Kostenunterschatzung bei der Modernisierung der West Coast Main Line in erhebliche finanzielle Schwierigkeiten geraten war und drei schwere Zugunglucksfalle siehe unten in der britischen Offentlichkeit erheblichen Zweifel entstehen liessen dass ein privat gefuhrtes und gewinnorientiertes Unternehmen die gewohnten Sicherheitsstandards im Schienenverkehr aufrechterhalten konne Network Rail ist ein nicht gewinnorientiertes Unternehmen fur das 116 meist offentlich rechtliche Korperschaften burgen Die Muttergesellschaft Railtrack Group plc die in RT Group umbenannt worden ist wurde letztlich am 22 Juni 2010 aufgelost Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Zugunglucksfalle von Southall Ladbroke Grove und Hatfield 1 2 Modernisierung der West Coast Main Line 1 3 Verschuldung und Zwangsliquidation 1 4 Transfer der Vermogensgegenstande an Network Rail 1 5 Auflosung 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelbelegeGeschichte BearbeitenNach dem Grundsatzbeschluss der konservativen Regierung von Premierminister John Major ubernahm Railtrack am 1 April 1994 die Kontrolle uber die Bahninfrastruktur der sich in Auflosung befindenden Staatsbahn British Rail ab 1996 wurden die Aktien des Unternehmens an der London Stock Exchange gehandelt 1 Von Beginn an wurde Railtrack wegen der mangelhaften Qualitat der Instandhaltungsarbeiten heftig kritisiert Zugunglucksfalle von Southall Ladbroke Grove und Hatfield Bearbeiten Die schweren Zugunglucksfalle in Southall am 19 September 1997 sechs Tote 150 Verletzte 2 und Ladbroke Grove am 5 Oktober 1999 31 Tote uber 500 Verletzte 3 verstarkten in der Offentlichkeit den Eindruck dass das Sicherheitsniveau auf dem britischen Schienennetz seit der Privatisierung stark zuruckgegangen sei Der Unfall in Ladbroke Grove ware durch das verfugbare aber aus Kostengrunden nicht installierte automatische Zugsicherungssystem GW ATP verhindert worden das in diesem Fall eine Zwangsbremsung ausgelost hatte Nach dem Eisenbahnunfall von Southall 1997 war dies der zweite schwere Eisenbahnunfall der sich auf der Great Western Main Line ereignete nur wenige Kilometer ostlich der ersten Unfallstelle Beide Eisenbahnunfalle trugen wesentlich dazu bei das Vertrauen der Offentlichkeit in die Privatisierung der Eisenbahn nachhaltig zu erschuttern Das Zugungluck von Hatfield am 17 Oktober 2000 vier Tote 70 Verletzte 4 erwies sich als Ausgangspunkt fur den Zusammenbruch von Railtrack Unfallursache war Materialermudung bei einer Schiene Als Folge dieses Unfalls mussten die Schienen auf dem gesamten Streckennetz auf Bruchstellen hin untersucht und ersetzt werden ausserdem galt auf vielen Strecken wahrend mehrerer Monate eine reduzierte Hochstgeschwindigkeit Als besonders problematisch erwies sich dass Railtrack sich entschieden hatte Fachwissen nicht innerhalb des Unternehmens zu halten sondern auszulagern und bei Bedarf extern einzukaufen Railtrack verfugte daher nicht mehr eigenstandig uber die notwendigen Fachkenntnisse um beurteilen zu konnen wie gross das Risiko war dass sich ein solcher Unfall an anderer Stelle wiederholen konne 5 6 Die Kosten fur die Reparaturarbeiten beliefen sich auf uber 580 Millionen Pfund Der Aktienkurs des Unternehmens brach darauf hin zusammen und Railtrack wurde nicht langer im FTSE 100 gefuhrt 7 8 Modernisierung der West Coast Main Line Bearbeiten nbsp Streckenubersicht der West Coast Main LineParallel zu diesem erneuten Zugungluck liefen die Kosten fur die Modernisierung der West Coast Main Line aus dem Ruder Nach der Analyse des Privatisierungskritikers James Meek war fur den 1996 erfolgten Borsengang erheblich dass Railtrack bei Investoren die Uberzeugung wecken musste dass Railtrack anders als British Rail die West Coast Main Line grundlegend uberholen konne Die West Coast Main Line eine der wichtigsten britischen Schienenverbindungen gehort weltweit zu den altesten Bahnstrecken die Stadte miteinander verbinden Ihr Baubeginn reicht bis in das Jahr 1833 zuruck Die letzte wesentliche Modernisierung dieser Strecken war die Elektrifizierung die von 1959 bis 1974 durchgefuhrt worden war Weitere Modernisierungen waren ausgeblieben wobei nach Ansicht von Meek dafur vor allem die fehlende Bereitschaft von britischen Regierungen verantwortlich war British Rail die erforderlichen Gelder zur Verfugung zu stellen 9 Dringend uberholbedurftig waren insbesondere die Stellwerke als wesentliches Element der Sicherung von Zugfahrten Die uberwiegend US amerikanischen Berater des Borsenganges sprachen die Empfehlung aus fur die Zugsicherung zukunftig auf ein Fahren im wandernden Raumabstand zu setzen Mit diesem Verfahren das auch Fahren auf elektronische Sicht oder Moving Block genannt wird kann die Kapazitat einer Strecke maximiert und die technische Ausrustung minimiert werden da auf ortsfeste Blocke und deren Gleisfreimeldeanlagen verzichtet wird Die Zuge ermitteln dann den Standort ihres Zugschlusses selber und senden ihn quasi kontinuierlich an den folgenden Zug Dieser berechnet unter Berucksichtigung seines Bremsweges den Punkt ab dem die Geschwindigkeit herabgesetzt werden muss Allerdings gab es ein wesentliches Umsetzungsproblem Fahren im wandernden Raumabstand war im Schienenverkehr weitgehend unerprobt Meek weist darauf hin dass selbst im Jahre 2014 solche Systeme nur auf wenige innerstadtische Verkehrssysteme wie beispielsweise die Docklands Light Railway und die Shanghai Metro begrenzt sind Selbst diese wurden erst zu einem Zeitpunkt installiert als die Modernisierung der West Coast Main Line langst abgeschlossen sein sollte 10 Die meisten kontinentaleuropaischen Eisenbahngesellschaften die nicht in staatlicher Hand waren waren im Januar 1995 zu dem Schluss gekommen dass Fahren im wandernden Raumabstand noch nicht weit genug entwickelt sei um im Zugverkehr eingesetzt werden zu konnen Aus Sicht von Meek wurde diese Entscheidung von den uberwiegend US amerikanischen Beratern und Fuhrungskraften von Railtrack nicht wahrgenommen weil es an Austausch mit diesen Fachleuten fehlte Die Berater und das Topmanagement von Railtrack gingen uberwiegend davon aus dass kontinentaleuropaische Eisenbahngesellschaften sich ebenfalls mit der Einfuhrung dieser Technik befassten und Railtrack lediglich die erste Eisenbahngesellschaft sein wurde die diese Technik einfuhren wurde Die Warnung hauseigener Fachleute wurde uberhort wobei unklare Kompetenzen der Abbau von Mitarbeitern und innerbetriebliche Querelen in Folge der Privatisierung beitrugen 11 Es gab Warnungen der Berater dass ein Scheitern dieser Technik die Kosten der Modernisierung deutlich erhohen die Erhohung der Fahrgeschwindigkeit verhindern und nicht zu dem erhofften Kapazitatswachstum fuhren wurde Diese wurden zumindest von der Offentlichkeit nicht wahrgenommen Auch die kritischen Fragen die im britischen Unterhaus bereits im Februar und Marz 1995 zu den Planen von Railtrack gestellt wurden blieben ohne Auswirkungen 12 Die verantwortlichen Berater hatten unterstellt dass Railtrack ein mit solchen Techniken vertrautes Konsortium damit beauftragen wurde Fahren im wandernden Raumabstand weiterzuentwickeln die Gelder zur finanziellen Umsetzung zu beschaffen und auch die Projektleitung dafur zu ubernehmen Dies wurde aber vom verantwortlichen Finanzvorstand abgelehnt der die Renditeversprechen dieses Projektes fur zu verlockend hielt und annahm Railtrack hatte selber ausreichend Fachleute dafur Er uberredete seine Vorstandskollegen dazu die Projektverantwortung bei Railtrack zu belassen Es wurden lediglich zwei Konsortien damit beauftragt die entsprechende Technik zu entwickeln Dabei nahm man an dass diese Konsortien zusammenarbeiten und damit die technische Entwicklung der notwendigen Technologien beschleunigt wurde Dies stellte sich als Fehlurteil heraus die beiden Konsortien begriffen sich als im Wettbewerb zueinander stehend und kooperierten nicht 13 Parallel dazu gewann im Februar 1997 Richard Bransons Virgin Trains die Ausschreibung die Strecken auf der West Coast Main Line zu bedienen Im Oktober 1997 gaben Railtrack und Richard Branson bekannt wie die zukunftige Entwicklung der West Coast Main Line vonstattengehen sollte Railtrack wurde 1 5 Milliarden Britische Pfund fur die Uberholung der Gleisanlagen ausgeben und fur einen Anteil an den Gewinnen von Virgin Trains fur 600 Millionen Britischen Pfund auf der Strecke Fahren im wandernden Raumabstand installieren Gemeinsam mit weiteren Verbesserungen sollten dadurch Hochgeschwindigkeitsstrecken entstehen auf denen ab 2002 eine Geschwindigkeit von 125 Meilen pro Stunde ca 200 km h und ab 2005 140 Meilen pro Stunde ca 225 km h erreicht werden konnen Manchester ware dann von London aus mit einer Fahrzeit von einer Stunde und 45 Minuten erreichbar gewesen Railtrack verpflichtete sich parallel zu hohen Strafzahlungen sollte dieses Ziel bis 2005 nicht erreicht werden 14 Dass dieses Ziel nicht erreichbar war war bereits 1999 erkennbar In diesem Jahr gab Railtrack bekannt dass die Kostenschatzung mittlerweile bei 5 8 Milliarden Britischen Pfund lage und hatte sich weitgehend von der Idee verabschiedet Fahren im wandernden Raumabstand zu installieren 15 Im Jahre 2001 wurden die Kosten auf 7 5 Milliarden Britische Pfund geschatzt 16 Die Modernisierung dieser wichtigen britischen Zugverbindung wurde in Teilen erst 2008 fertig gestellt und hatte zu dem Zeitpunkt 9 Milliarden Britische Pfund gekostet die uberwiegend vom britischen Steuerzahler getragen wurden 17 Verschuldung und Zwangsliquidation Bearbeiten Diese und andere Faktoren fuhrten dazu dass das anfanglich profitable Unternehmen innerhalb kurzer Zeit einen Schuldenberg von 534 Millionen Pfund anhaufte und gezwungen war bei der britischen Regierung um Subventionen zu bitten Railtrack sorgte fur eine heftige Kontroverse als sie im Mai 2001 dennoch Dividenden in der Hohe von 137 Millionen Pfund an die Aktionare auszahlte Die Labour Regierung unter Premierminister Tony Blair fuhlte sich hintergangen Verkehrsminister Stephen Byers stellte Railtrack plc am 7 Oktober 2001 nach einem entsprechenden Antrag beim High Court of Justice unter Zwangsliquidation Kritiker beschuldigten die Labour Party Railtrack absichtlich in den Bankrott getrieben zu haben um dadurch das britische Bahnwesen zumindest teilweise wieder zu verstaatlichen Transfer der Vermogensgegenstande an Network Rail Bearbeiten nbsp Wartungsfahrzeug von RailtrackNetwork Rail wurde mit dem Ziel gegrundet die Vermogensgegenstande von Railtrack plc zu ubernehmen Die britische Regierung schloss zwar Privatunternehmen nicht davon aus fur Railtrack zu bieten Angesichts der begrenzten Verfugbarkeit genauer finanzieller Kennzahlen des zu ubernehmenden Unternehmens den politischen Implikationen einer solchen Ubernahme und dem offensichtlichen Wunsch der britischen Regierung dass Network Rail Gleise Bahnstationen Tunnel Brucken und Signalanlagen ubernehmen sollte gab es keine privatwirtschaftlichen Bieter Network Rail erwarb Railtrack plc am 3 Oktober 2002 18 Die Ubernahme wurde zu diesem Zeitpunkt von den Interessenvertretern der britischen Bahnnutzer begrusst Andere Kunden wie Spediteure waren zuruckhaltender weil sie befurchteten dass mit Network Rail eine Unternehmensstruktur gewahlt wurde bei der Fehlentscheidungen ohne Konsequenzen bleiben wurde 19 Auflosung Bearbeiten Railtrack Group plc die Muttergesellschaft existierte unter dem Namen RT Group weiter Am 18 Oktober 2002 beschlossen die Aktionare die freiwillige Selbstauflosung des Unternehmens Der Erlos aus dem Verkauf der ubrig gebliebenen Geschaftszweige wie Immobilienhandel und Telekommunikation diente dazu die Aktionare wenigstens teilweise zu entschadigen Ebenfalls verkauft wurde die Beteiligung des Unternehmens an der High Speed 1 Die Aktionare von Railtrack bildeten zwei Interessengruppen um vom Unternehmen eine hohere Entschadigung zu fordern Beide verlangten von der britischen Regierung eine Entschadigung da sie zum Zeitpunkt der Grundung im Jahr 1994 als John Major noch Premierminister war getauscht worden seien Die grossere Gruppe die Railtrack Action Group zog ihre Klage zuruck als Railtrack plc 2 62 Entschadigung je Aktie anbot Die kleinere Gruppe die Railtrack Private Shareholders Action Group beharrte auf ihren ursprunglichen Forderungen Der Prozess gegen das Verkehrsministerium im High Court of Justice dauerte vom 27 Juni bis 21 Juli 2005 Das Gericht gab am 14 Oktober bekannt dass es die Klage abwies Die Interessengruppe beschloss dies nicht anzufechten Literatur BearbeitenJames Meek Private Island Why Britain Now Belongs to Someone Else Verso London 2014 ISBN 978 1 78168 695 9 Weblinks BearbeitenRailtrack GroupEinzelbelege Bearbeiten Britain Puts Price On Railtrack Shares In The New York Times 2 Mai 1996 Abgerufen am 5 Mai 2015 Six dead in Southall Train Disaster BBC News 19 September 1997 Ladbroke Grove Crash BBC News 11 October 1999 Four dead in Hatfield Train Crash BBC News 17 October 2000 Railtrack shuts down West Coast Main Line BBC News 25 October 2000 Railtrack shuts down West Coast Main Line BBC News 25 October 2000 Railtrack drops out of FTSE 100 as shares fall 17 on brokers note 1 2 Vorlage Toter Link findarticles com Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im Mai 2019 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als 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tank lays into Network Rail structure theguardian com 16 September 2002 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Railtrack amp oldid 238303407