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Der Eisenbahnunfall von Ladbroke Grove seltener auch Eisenbahnunfall von Paddington war ein Frontalzusammenstoss der sich im Londoner Stadtteil Ladbroke Grove auf der Great Western Main Line der Zufahrtsstrecke zum Kopfbahnhof Paddington am 5 Oktober 1999 ereignete Ein ausfahrender Zug uberfuhr ein haltzeigendes Signal und stiess mit einem einfahrenden Zug zusammen 31 Tote und 523 Verletzte waren die Folge Dies war der schwerste Unfall der sich auf der Great Western Main Line je ereignete und er trug wesentlich dazu bei dass ein Teil der Bahnreform in Grossbritannien zuruckgenommen wurde Inhaltsverzeichnis 1 Ausgangslage 2 Unfallhergang 3 Folgen 4 Siehe auch 5 Literatur 6 WeblinksAusgangslage BearbeitenUm 8 06 Uhr verliess als Nahverkehrszug des Eisenbahnverkehrsunternehmens Thames Trains ein dreigliedriger Triebwagen der Baureihe 165 den Bahnhof Paddington mit dem Ziel Great Bedwyn Der Zug war nur mit dem Zugbeeinflussungssystem Automatic Warning System AWS ausgestattet Wird ein nicht Fahrt frei zeigendes Signal uberfahren ohne dass der Lokomotivfuhrer die Wachsamkeitstaste betatigt lost AWS einen Warnton aus aber keine Zwangsbremsung Der Zug sollte in der Betriebsstelle Ladbroke Grove Junction auf das zutreffende Gleis fur die Weiterfahrt nach Westen geleitet werden Dessen Triebfahrzeugfuhrer war noch nicht sehr erfahren bei seiner Ausbildung war der Aspekt Streckenkunde vernachlassigt worden und er hatte bis dahin nur etwa 20 Ausfahrten aus dem Bahnhof Paddington hinter sich Ein High Speed Train der First Great Western aus zwei Dieseltriebkopfen der Baureihe 43 an jedem Ende des Zuges und 8 Fernreisezugwagen war gleichzeitig von Cheltenham nach Paddington unterwegs und befand sich von Westen her in der Anfahrt auf Ladbroke Grove Junction Zwischen dem Bahnhof Paddington und der 3 2 km davor gelegenen Betriebsstelle Ladbroke Grove Junction waren alle Gleise der mehrgleisigen Strecke fur Gleiswechselbetrieb ausgestattet um die Einfahrt von Zugen in den Bahnhof flexibler gestalten und mehr Bahnsteige anfahren zu konnen Jenseits von Ladbroke Grove Junction waren die vier Gleise der Strecke jeweils nur in eine Richtung signalisiert Ausfahrende Zuge mussten also spatestens hier auf eines der beiden stadtauswarts fuhrenden Gleise geleitet werden Die funf Einfahrtsgleise aus Richtung Paddington in die Betriebsstelle waren durch Signale gesichert die nebeneinander auf einer Signalbrucke montiert waren Das Signal das die Einfahrt des Nahverkehrszuges in die Betriebsstelle regeln sollte war von Lokomotivfuhrern schon mehrfach verkannt worden Innerhalb von sechs Jahren wurde acht Mal ein haltzeigendes Signal uberfahren In der spateren Untersuchung wurde festgestellt dass es durch Sichthindernisse das letzte aller funf Signale auf der Signalbrucke war die der Lokomotivfuhrer erkennen konnte Der Lokomotivfuhrer des Nahverkehrszuges war auf diese Gefahrenstelle nie hingewiesen worden Hinzu kam dass einige Jahre zuvor die Signalanlagen komplett umgebaut worden waren um den Gleiswechselbetrieb zu ermoglichen Sie wurden vorzeitig montiert Eine endgultige Genehmigung fur die Signalanlagen stand zum Unfallzeitpunkt noch aus Der Morgen des 5 Oktober 1999 war ein sonniger Tag Gegen 8 Uhr stand die Sonne flach hinter dem aus Paddington ausfahrenden Zug und spiegelte sich in den Signalen Unfallhergang BearbeitenDem Triebwagen wurde vor Ladbroke Grove Junction durch ein erstes Signal mit einem einzigen gelben Licht Halt erwarten und dann an der Signalbrucke vor Ladbroke Grove Junction Halt geboten da er die Einfahrtsgleise queren musste und dem Fernzug bei der Einfahrt in Paddington Vorfahrt gewahrt wurde Durch die spiegelnde Sonne hat der Triebfahrzeugfuhrer dies vielleicht nicht zutreffend erkannt Mit endgultiger Sicherheit liess sich das nicht mehr klaren da auch er bei dem Unfall ums Leben kam Gleiches gilt fur das entscheidende Signal auf der Signalbrucke das er aufgrund der spiegelnden Sonne vermutlich nicht zutreffend erkannte Nachdem er das haltzeigende Signal uberfahren hatte leiteten ihn die folgenden Weichenverbindungen auf das Gleis der Gegenrichtung auf dem sich der Zug aus Cheltenham naherte Die Zuge kollidierten ca 600 Meter weiter westlich bei einer addierten Geschwindigkeit von 213 km h Beide Triebfahrzeugfuhrer starben Der Aufprall zerstorte die ersten beiden Personenwagen des Nahverkehrszuges vollstandig wahrend der letzte Wagen unversehrt blieb Dessen Tank wurde aufgerissen und der Dieselkraftstoff entzundete sich Dabei entstanden in dem Trummerfeld das die beiden Zuge nun bildeten Brandherde Besonders stark betroffen war hiervon der erste Wagen des Fernzuges Folgen Bearbeiten31 Fahrgaste und Eisenbahnmitarbeiter starben 24 im Nahverkehrszug 7 im Fernzug davon einer durch Verbrennungen 227 Menschen mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden daruber hinaus wurden weitere 296 Menschen verletzt Der Unfall ware durch das verfugbare aber aus Kostengrunden nicht installierte automatische Zugbeeinflussungssystem GW ATP verhindert worden das in diesem Fall eine Zwangsbremsung ausgelost hatte Nach dem Eisenbahnunfall von Southall 1997 war dies der zweite schwere Eisenbahnunfall der sich auf der Great Western Main Line ereignete nur wenige Kilometer ostlich der ersten Unfallstelle Beide Eisenbahnunfalle trugen wesentlich dazu bei das Vertrauen der Offentlichkeit in die Privatisierung der Eisenbahn nachhaltig zu erschuttern Aber erst der Eisenbahnunfall von Hatfield am 17 Oktober 2000 mit vier Toten und 70 Verletzten fuhrte dann zum Zusammenbruch des Eisenbahninfrastrukturunternehmens Railtrack das am 7 Oktober 2001 unter Zwangsverwaltung gestellt und am 18 Oktober 2002 aufgelost wurde Die Bahninfrastruktur wurde fur 500 Millionen Pfund Sterling an das neu gegrundete nicht gewinnorientierte Unternehmen Network Rail verkauft Die amtliche Untersuchung wurde von Lord Cullen durchgefuhrt Da der Lokomotivfuhrer der das haltzeigende Signal uberfahren hatte bei dem Unfall ums Leben gekommen war kam es zu keinem Strafprozess Allerdings wurde Thames Trains mit einem Bussgeld in Hohe von 2 Mio wegen der defizitaren Lokomotivfuhrerausbildung belegt und Network Rail Rechtsnachfolger von Rail Track mit einem Bussgeld in Hohe von 4 Mio wegen des leichtfertigen Umgangs mit den Problemen an dem Signal Daruber hinaus wurde die Eisenbahnaufsicht Her Majesty s Railway Inspectorate umstrukturiert und 2003 durch den Rail Safety and Standards Board und 2005 die Rail Accident Investigation Branch erganzt Die Signalanlage die Ursache fur den Unfall war wurde umgebaut Ein Erinnerungsgarten mit Blick auf die Unfallstelle wurde eingerichtet zuganglich vom Parkplatz des benachbarten Supermarktes der Firma Sainsbury Siehe auch BearbeitenListe von Eisenbahnunfallen im Vereinigten KonigreichLiteratur BearbeitenLadbroke Grove Rail Inquiry 1 Memento vom 25 Marz 2009 im Internet Archive Teil 1 der Untersuchung Beschreibung des Unfalls dessen Untersuchung Schlussfolgerungen und Empfehlungen PDF 3 MB Ladbroke Grove Rail Inquiry 2 Teil 2 der Untersuchung Teil 2 der Untersuchung Sicherheitsmanagement der Bahn und Vorschriften pdf 1 3 MB Erich Preuss Eisenbahnunfalle bei der Deutschen Bahn Ursachen Hintergrunde Konsequenzen Stuttgart 2004 ISBN 3 613 71229 6 S 105f Weblinks BearbeitenPaddington Survivors Group Webseite von Uberlebenden des Unfalls National Geographic 48 Sekunden vor dem Ungluck Das Paddington Zugungluck abgerufen am 27 Januar 2023 51 524018 0 211573 Koordinaten 51 31 26 N 0 12 42 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Eisenbahnunfall von Ladbroke Grove amp oldid 238858067