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Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Mit der Prostitution im Mittelalter wird der kaufliche Sex in Mitteleuropa in der Zeit zwischen der Antike und der Neuzeit bezeichnet etwa 600 n Chr bis 1500 Die Prostitution hat die Entwicklung der Stadte und der mittelalterlichen Staaten Schritt fur Schritt begleitet 1 Bordellszene Olgemalde Mitte 16 Jh Inhaltsverzeichnis 1 Bezeichnungen 2 Forschung 3 Frauenhaus 4 Kennzeichnung und Stigma 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseBezeichnungen BearbeitenDer Ausdruck Prostituierte taucht in den Quellen erst im Spatmittelalter auf In den Quellen gebrauchliche Begriffe sind meretrix lateinischer Ausdruck fur eine registrierte Prostituierte prostibilis sich anbieten gemaine weiber allgemeine Weiber Prostituierte waren in der Regel verpflichtet jeden Kunden ohne Unterschied zu bedienen oder frie frowen freie Frauen Privatprostituierte die nicht im Frauenhaus sondern in inoffiziellen Privatbordellen arbeiteten welche nicht zur Bedienung jedes Kunden verpflichtet waren Tatsachlich ist der Ausdruck Prostituierte fur das Mittelalter fraglich da er ein modernes Verstandnis von der Prostitution spiegelt Die Dirne haufigste Ubersetzung fur Meretrix war in erster Linie eine unverheiratete Frau die Sex mit mehreren Mannern hatte Die Tatsache dass sie dafur Geld nahm galt den wenigsten Zeitgenossen als unmoralisch Viel eher war Armut noch eine Art schuldmindernder Umstand fur die moralische Beurteilung der Person vgl meretrix que multorum libidini patent aus dem Decretum Gratiani 2 grundlegender Text des kanonischen Rechts Forschung BearbeitenWahrend die Historiker des 19 Jahrhunderts in den stadtischen Bordellen des Mittelalters die Zeichen einer generellen Sittenlosigkeit erkannten wird die Diskussion um die Prostitution heute im Rahmen der sog Randgruppenforschung betrieben in der es darum geht uber den Umgang einer Gesellschaft mit devianten Verhaltensformen deren Verstandigung uber Normen erklaren zu konnen Der Begriff der Randgruppe ist allerdings umstritten da es viele soziale Gruppen gibt die einerseits stark benachteiligt sind an anderer Stelle allerdings durchaus Elemente einer sozial integrierten Gruppe zeigen Die Prostituierten des Mittelalters und ihr Umfeld sind daher ein Forschungsschwerpunkt der Randgruppenforschung da ihre gesellschaftliche Rolle ausserst ambivalent gewesen zu sein scheint So waren sie zum Teil rechtlos und leibeigen in kunstliche Verschuldung getrieben und zur Zwangsarbeit verpflichtet doch waren sie andererseits gern gesehene Gaste auf Festen und Umzugen und nahmen so an vielfaltigen offentlichen Veranstaltungen des mittelalterlichen Stadtlebens teil Der Frauenwirt der Pachter des offentlichen Bordells und Vorstand der Prostituierten hingegen war ein freier Mann wenn auch in der Regel kein Burger Der Frauenwirt oft zugleich auch der Scharfrichter war haufig vermogend jedoch sozial stark benachteiligt und galt als ehrlos Es gibt keine bekannte Quelle die von der Anwesenheit eines Frauenwirtes auf einem Fest berichtet Am Beispiel Dirne und Frauenwirt kann man beispielhaft erkennen wie die sozialen Eigenschaften mancher Menschen ein allzu starres Schichtenmodell der Gesellschaft vertikal durchwandern Frauenhaus Bearbeiten nbsp Bordell im 15 Jahrhundert Meister mit den Bandrollen um 1465 Das Frauenhaus war eine spatmittelalterliche Sonderform des Bordells Die Frauenhauser waren entweder stadtisches Eigentum und wurden von der Stadt einem Frauenwirt verpachtet oder sie gehorten einem reichen Burger der das Gebaude der Stadt verpachtete Der Rat der mittelalterlichen Stadt forderte also die Prostitution und institutionalisierte sie gleichsam Die Rechte und Pflichten der Dirnen wurden in einer Frauenhausordnung geregelt Diese Ordnungen sahen zum Beispiel vor dass eine Prostituierte frei das heisst allgemein zuganglich sein musste und eine gewisse Menge von Kunden pro Tag zu bedienen hatte Aber auch Regelungen fur den Krankheitsfall und die Ernahrung der Prostituierten wurden in der Frauenhausordnung festgelegt Die ersten Bordelle im Europa des Mittelalters sind im 12 Jahrhundert urkundlich erwahnt Fruh und hochmittelalterliche Web und Spinnhauser die sogenannten Gynaeceen galten der Forschung zeitweise als Vorlaufer stadtischer Bordelle da die Prostituierten des Frauenhauses haufig vertraglich verpflichtet waren eine bestimmte Menge Garn fur den Frauenwirt zu spinnen Eine direkte Entwicklungslinie zwischen den Gynaceen Karls des Grossen zu den kommunalen Bordellen des 15 Jahrhunderts lasst sich allerdings nicht ziehen Die Grunde fur die Einrichtung der kommunalen Bordelle sind zeitgenossischen Schriften zufolge sowohl in der Sozialstruktur als auch im Geschlechterverhaltnis der spatmittelalterlichen Gesellschaft angelegt Ein relativ hoher Prozentsatz der Manner war auf Grund der Regelungen des Eherechts nicht in der Lage zu heiraten Ausserehelicher Verkehr von unverheirateten Mannern mit unverheirateten jungen Frauen fuhrte zur gesellschaftlichen Achtung letzterer Die Folge waren haufige Vergewaltigung und Gelegenheitsprostitution Um dem entgegenzutreten wurden Frauenhauser eingerichtet um die Prostitution die im Sinne von Augustinus als kleineres Ubel galt in die stadtische Ordnung einzugliedern Im Stadtarchiv von Nordlingen finden sich heute noch die Gerichtsakten aus dem Jahr 1472 uber die aus Eichstatt stammende Prostituierte Els von Eystett Der Historiker Jamie Page wertete die Unterlagen fur eine Arbeit an der Universitat St Andrews aus Das Nordlinger Frauenhaus wurde 1988 abgerissen 3 4 In Frankreich und Italien kann die typische Bordellprostitution bis ins 12 Jahrhundert zuruckverfolgt werden So gab es in Stadten wie Paris Florenz oder Avignon zu jener Zeit schon mehrere Frauenhauser die sich innerhalb eines ausgewiesenen Stadtteils befanden In Deutschland und England begann die Einrichtung von offiziellen Frauenhausern dagegen erst im 13 und vor allem dann im 14 Jahrhundert So weisen in Nurnberg erste Quellen 1381 auf die Ausubung von Prostitution in einem Viertel mit Frauenhausern hin 5 In Venedig zahlte man 1509 unter 300 000 Einwohnern 11 654 Prostituierte Beim Konstanzer Konzil 1414 1418 sollen 1500 Dirnen in der Stadt gewesen sein beim Basler Konzil 1431 1800 Kennzeichnung und Stigma BearbeitenDer mittelalterlichen Haltung zur Sexualitat entsprechend galten Prostituierte grundsatzlich als sundhaft Mittelalterliche Prostituierte wurden den Randstandigen zugeordnet und lebten ausserhalb der Gesellschaft Sie waren vom Burgerrecht ausgeschlossen und oft der Vergewaltigung durch Kunden Frauenhandler Zuhalter und Frauenwirte ausgesetzt denn in der Rechtspraxis wurde die Vergewaltigung einer Frau aus der gleichen sozialen Schicht milder bestraft als die Vergewaltigung einer Frau aus einer hoheren sozialen Schicht Prostitution wurde jedoch unter Berufung auf Augustinus gestattet um Schlimmeres zu verhindern So mussten Prostituierte eine erkennbare Kleidung oder ein Zeichen tragen Es gab den Aberglauben dass sie den bosen Blick besassen Ungluck brachten und bestimmte Lebensmittel nicht beruhren durften So mussten in Pavia neben Kriminellen und Ketzern auch Prostituierte die Stadt verlassen wenn der neugewahlte Herrschaftstrager auf die stadtische Verfassung vereidigt wurde Nach dem Meraner Stadtrecht durften um 1400 Prostituierte keine offentlichen Tanzveranstaltungen besuchen an denen ehrbare Frauen teilnahmen Trotzdem genossen Prostituierte in gewissen Bereichen des alltaglichen Lebens der mittelalterlichen Gesellschaft durchaus auch Wertschatzung In Wien war es ublich dass Prostituierte an offiziellen Empfangen hoher Gaste teilnahmen und bei Hochzeiten tanzten oft Prostituierte vor und uberbrachten ihre Gluckwunsche Bei Kinderlosigkeit sollte die Begegnung mit einer Prostituierten Fruchtbarkeit bringen und in Italien sollte ein schweres Leiden heilbar sein wenn man heimlich drei Steine aus dem Hauseingang einer Prostituierten ausgrub und sie auf die Brust des Kranken legte Im Leipziger Fastnachtsbrauch bei dem es darum ging den Tod auszutreiben vertraten die Prostituierten das Motiv des Glucks und der Lebensfreude Die Kleiderordnungen unterschieden sich durch die Zeit des Mittelalters und von Stadt zu Stadt So mussten Prostituierte in Wien ein gelbes Tuchlein an der Achsel tragen in Augsburg einen Schleier mit einem zwei Finger dicken grunen Strich in der Mitte in Frankfurt am Main eine gelbe Verbramung Saum und in Zurich und Bern verdeutlichte ein rotes Kappeli ihre niedrige Standeszugehorigkeit Ebenso wurde ihnen das Tragen bestimmter Schuhe Bander oder Schleier vorgeschrieben bzw auch verboten In der Regel waren die farblichen Kennzeichnungen in den sogenannten Schandfarben gehalten Rot Gelb oder Grun Da sich ordentliche bzw anstandige und ehrbare Frauen im Mittelalter nicht herausputzen durften oder sollten wurden Prostituierte auch als Hubschlerinnen bezeichnet Siehe auch BearbeitenGastprostitutionLiteratur BearbeitenVern Leroy Bullough History of Prostitution University Books New Hyde Park 1964 englisch Michael M Hammer Das Frauenhaus in Bozen Ein Fallbeispiel fur das spatmittelalterliche Bordellwesen In Geschichte und Region Storia e regione Band 27 Nr 1 2018 Dagmar M H Hemmie Ungeordnete Unzucht Prostitution im Hanseraum 12 16 Jahrhundert Lubeck Bergen Helsingur Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte Band 57 Bohlau Koln u a 2007 ISBN 978 3 412 06106 7 Franz Irsigler Arnold Lassotta Bettler und Gaukler Dirnen und Henker Aussenseiter in einer mittelalterlichen Stadt Koln 1300 1600 11 Auflage dtv Munchen 2009 ISBN 978 3 423 30075 9 erstveroffentlicht 1990 Kay Peter Jankrift Henker Huren Handelsherren Alltag in einer mittelalterlichen Stadt Klett Cotta Stuttgart 2008 ISBN 978 3 608 94140 1 Nils Johan Ringdal Die neue Weltgeschichte der Prostitution Piper Munchen Zurich 2006 ISBN 3 492 04797 1 Taschenbuch 2007 ISBN 978 3 492 25087 0 Jacques Rossiaud Dame Venus Prostitution im Mittelalter Beck Munchen 1994 ISBN 3 406 37434 4 Beate Schuster Die freien Frauen Dirnen und Frauenhauser im 15 und 16 Jahrhundert Campus Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 593 35279 6 Dissertation Universitat Gottingen 1992 Peter Schuster Das Frauenhaus Stadtische Bordelle in Deutschland 1350 1600 Schoningh Paderborn 1992 ISBN 3 506 78251 7 Dissertation Universitat Bielefeld 1991 Weblinks BearbeitenHarry Kuhnel Die Prostitution im Mittelalter In Burg Assum de 11 Juli 2007 aus dem Sachbuch Alltag im Spatmittelalter Roger Jean Rebmann Prostitution im Basel des 14 bis 16 Jahrhunderts In Altbasel ch 24 Januar 2011 Einzelnachweise Bearbeiten Pierre Dufour Geschichte der Prostitution Band 1 Die vorchristliche Zeit 5 Auflage Gross Lichterfelde Ost 1907 S Distinctio XXXIV Kapitel C XVI Ronald Hummel Das Leben der Wanderhure aus alten Akten rekonstruiert In Augsburger Allgemeine Abgerufen am 24 April 2021 Yvonne Schymura Prostitution Fur zwei Pfennige kam die Dirne ins Kammerchen In Die Zeit 11 November 2013 abgerufen am 24 April 2021 Claudia Thoben Prostitution In Michael Diefenbacher Rudolf Endres Hrsg Stadtlexikon Nurnberg 2 verbesserte Auflage W Tummels Verlag Nurnberg 2000 ISBN 3 921590 69 8 online Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Prostitution im Mittelalter amp oldid 238304214