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Produktives Lernen bedeutet Lernen durch Tatigkeitserfahrungen Als Bildungsform in Deutschland entstand Produktives Lernen 1987 als Jugendbildungsprojekt und Schulversuch Stadt als Schule Berlin Heute bieten Berlin 1 Brandenburg Thuringen Sachsen Anhalt 2 Mecklenburg Vorpommern 3 Sachsen und Schleswig Holstein 4 Produktives Lernen an allgemeinbildenden Schulen an Auch in anderen europaischen Landern wird diese Bildungsform an Schulen und ausserschulischen Bildungsprojekten umgesetzt 5 Theorie Methodik und Umsetzung des Produktiven Lernens werden vom Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE zusammen mit den Padagogen nach eigenen Angaben des IPLE standig weiter entwickelt 6 Ein Weiterbildungsstudium des IPLE qualifiziert die Padagogen projektbegleitend Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Entstehungsgeschichte und Verbreitung 3 Theorie 4 Bildungsziele Curriculum und Methodik 5 Wirksamkeit 6 Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE 7 International Network of Productive Learning Projects and Schools INEPS 8 Siehe auch 9 Literatur 10 Einzelnachweise 11 WeblinksMerkmale BearbeitenProduktives Lernen ist eine Bildungsform an Schulen der Sekundarstufe I und ausserschulischen Bildungsprojekten Den Lernprozessen liegen Tatigkeiten in gesellschaftlichen Ernstsituationen d h in Betrieben Institutionen Vereinen etc zugrunde Die Woche gliedert sich im Produktiven Lernen in drei Tage Woche Tatigkeit und Lernen in der Praxis und zwei Tage Woche Lernen in der Lernwerkstatt der Schule Durch Produktives Lernen ruckt die individuelle und selbst gewahlte Tatigkeit ins Zentrum des Bildungsprozesses dadurch werden Sinn und Zweck des Gelernten erkennbar und es entstehen neue Bildungsinteressen Produktives Lernen ist individuelles Lernen an selbst gestellten Aufgaben das durch wochentliche Bildungsberatung und individuelle Lernplanung mit speziell qualifizierten Padagogen unterstutzt wird Allgemeinwissen kulturelles Wissen sowie die Inhalte der klassischen Schulfacher dienen dem Verstandnis der Praxis und der Bewaltigung der Anforderungen die sich aus der Tatigkeit ergeben Produktives Lernen ermoglicht neben Allgemeinbildung in besonderem Masse Personlichkeitsentwicklung in den Bereichen Sozialkompetenzen Methodenkompetenzen Entscheidungskompetenzen Selbststandigkeit und Selbstbewusstsein Die Erfahrungen die die Jugendlichen an sechs verschiedenen Praxislernorten in zwei Jahren machen befordern eine intensive nachhaltige und individuelle Berufsorientierung Die Schuler durfen sich ihren Paxisplatz selber auswahlen Entstehungsgeschichte und Verbreitung BearbeitenProduktives Lernen ist eine Bildungsform die das traditionelle schulische Lernen in den letzten Schuljahren der Allgemeinbildenden Schule ersetzt Inspiriert durch die alternative staatliche Highschool City As School in New York initiierten Ingrid Bohm und Jens Schneider zusammen mit anderen 1984 Die Stadt als Schule Berlin als Jugendbildungsprojekt Die Stadt als Schule Berlin wurde 1987 eroffnet und 1991 in einen Schulversuch umgewandelt Die ausserordentlich positiven padagogischen Erfahrungen in der Stadt als Schule Berlin veranlassten Ingrid Bohm und Jens Schneider 1991 das Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE als An Institut der Alice Salomon Hochschule zu grunden Das Institut entwickelte das Konzept der Stadt als Schule Berlin zum Produktiven Lernen weiter um diese Bildungsform und ihre Methodik in Deutschland und international zu verbreiten Es entstand ein Disseminationskonzept aus einem projektbegleitenden Weiterbildungsstudium und einer Standortberatung die die Einfuhrung Konzeptentwicklung und Evaluation an der einzelnen Schule oder an der ausserschulischen Bildungseinrichtung begleitet Ab 1996 wurde das Produktive Lernen als Schulversuch an 12 Berliner Schulen mit grossem Erfolg durchgefuhrt und im Schuljahr 2004 05 in regulare Bildungsangebote ubergeleitet Seitdem haben Brandenburg Sachsen Anhalt Thuringen Mecklenburg Vorpommern und Sachsen Produktives Lernen an ihren Schulen eingefuhrt Nicht nur in Deutschland auch in anderen Teilen Europas wurden Projekte Produktiven Lernens umgesetzt Diese haben sich im Jahr 1991 auf Initiative von Ingrid Bohm und Jens Schneider anlasslich einer internationalen Tagung zum International Network of Productive Learni ng Pr ojects and Schools INEPS zusammengeschlossen Die Schuler durfen sich ihren Paxisplatzselber auswahlen 7 Theorie BearbeitenDie Bildungstheorie des Produktiven Lernens folgt einer erfolgreichen Praxis um diese zu verstehen und zu verbessern nicht umgekehrt Dabei bezieht sie sich insbesondere auf die kulturhistorische Schule Wygotskis und Leontjews und ist in vielen Aspekten der reformpadagogischen Bewegung verbunden sie teilt mit ihr wesentliche Grundannahmen uber das Lernen Ein zentraler Begriff des Produktiven Lernens ist die Tatigkeit die nach Leontjew zwischen dem Individuum und Natur Gesellschaft vermittelt Leontjew 1979 Aus eigenen Tatigkeitserfahrungen heraus die in selbst gewahlten gesellschaftlichen Ernstsituationen gewonnen werden sollen die Lernenden im Produktiven Lernen zur eigenverantwortlichen Gestaltung ihres Bildungsprozesses angeregt werden Sie werden darin unterstutzt ihre Tatigkeitserfahrungen in Bildungsprozessen zu verarbeiten und zu reflektieren sowie neue Tatigkeitsfelder zu entdecken Die eigene produktive Tatigkeit in einer selbstgewahlten Praxis wird somit zum Ausgangspunkt und Ziel von Bildung Wissen und Konnen werden als Werkzeug verstanden das zur Planung Durchfuhrung und Auswertung der Praxis notwendig ist Praxisbezug des Produktiven Lernens Tatigkeit und Bildung sind individuell begrundet und selbst gestaltet Personbezug des Produktiven Lernens Die praktische Tatigkeit in gesellschaftlichen Ernstsituationen ermoglicht den Schulern gesellschaftliche kulturelle und politische Entscheidungen und Entwicklungen zu erleben und zu reflektieren Kulturbezug des Produktiven Lernens Die Schuler des Produktiven Lernens sind in den bisher entwickelten Bildungsangeboten in der Regel drei Monate lang an drei Tagen pro Woche an einem individuell gewahlten Praxislernort tatig in einer Tischlerei in einem Gemusegeschaft bei einer Zeitung in einem Krankenhaus bei Amnesty International beim Fernsehen oder wo sonst etwas gesellschaftlich Ernstes geschieht Gemeinsam mit den sie beratenden Padagogen gestalten die Jugendlichen individuelle Curricula auf der Basis ihrer Tatigkeitserfahrungen so konnen die individuellen Bildungsbedurfnisse der Jugendlichen optimal berucksichtigt werden Das Schuljahr ist in Trimester gegliedert sodass die Schuler je Schuljahr drei unterschiedliche Praxislernorte aufsuchen Produktives Lernen bietet durch diese Form von Allgemeinbildung zugleich eine individualisierte praxisbezogene und deshalb ausserst nachhaltige Berufsorientierung Durch die Tatigkeit in unterschiedlichen Berufsfeldern konnen die Jugendlichen Berufsvorstellungen entwickeln konkretisieren verandern oder auch sich von ihnen begrundet verabschieden Durch die Anforderung den eigenen Bildungsprozess moglichst weitgehend selbst zu entscheiden und zu gestalten entwickeln die Jugendlichen Schlusselkompetenzen Methodenkompetenzen z B Arbeitsprozesse planen Informationen recherchieren und aufarbeiten Ergebnisse prasentieren Selbstkompetenzen z B Selbstandigkeit Selbstvertrauen Selbsteinschatzung Ziele setzen und Sozialkompetenzen z B Regeln einhalten konstruktive Diskussionen Toleranz Arbeiten im Team Bildungsziele Curriculum und Methodik BearbeitenAusgehend von den in deutschen und europaischen Schulgesetzen uberall ahnlich formulierten padagogischen Zielen hat das Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE drei Bildungsziele des Produktiven Lernens formuliert und in einem Curriculum Rahmen ausdifferenziert innerhalb dessen die Schuler mit den Padagogen individuelle Curricula entwickeln Erschliessung der eigenen Person Personbezuge zur Tatigkeit herstellen Interessen entwickeln Entscheidungen treffen Erschliessung der gesellschaftlichen Praxis Tatigkeiten planen durchfuhren auswerten Theoriebezuge herstellen Erschliessung der Kultur Fragen zur Praxis entwickeln Fachbezuge Kulturbezuge Gesellschaftsbezuge herstellen Im umfangreichsten Curriculumelement dem Lernen in der Praxis wahlen die Schuler dreimal im Schuljahr einen Praxislernort in Betrieben oder in sozialen kulturellen oder politischen Einrichtungen an dem sie wochentlich 17 Stunden tatig sind und zugleich ihre Tatigkeit erkunden hinterfragen und reflektieren In der Kommunikationsgruppe tauschen die Schuler die gewonnenen Erfahrungen aus und bereiten weitere Tatigkeiten Beobachtungen und Recherchen vor Dies geschieht insbesondere in der Lernwerkstatt die den traditionellen Klassenraum ersetzt Nur acht Wochenstunden sind fachbezogen sollen aber gleichfalls mit den praktischen Erfahrungen in Verbindung stehen Deutsch Englisch und Mathematik im Produktiven Lernen sowie die epochal behandelten Lernbereiche Mensch und Kultur Gesellschaft und Wirtschaft und Natur und Technik Je nach Bundesland gehoren auch Kunst und Musik Sport Ethik Religion oder ein Wahlpflichtfach zum fachbezogenen Lernen Die individuelle Bildungsberatung ist neben dem Lernen in der Praxis das wichtigste methodische Element des Produktiven Lernens Die Schuler treffen sich einmal pro Woche mit ihrer Padagogin bzw ihrem Padagogen zu einer individuellen Bildungsberatung in der gemeinsam die individuellen Curricula erarbeitet besprochen verfolgt und bewertet werden Hier werden Praxiserfahrungen reflektiert Frage und Aufgabenstellungen entwickelt und individuelle Fragen Themen und Erfahrungen besprochen Fur Padagogen wie Schuler ist diese Bildungsbegleitung in hohem Masse ungewohnt und herausfordernd Die Rolle der Padagogen verandert sich im Produktiven Lernen grundlegend Fachvermittlung sowie Vorgabe von Fragestellungen und Aufgaben die von den Lehrern in der traditionellen Schule quasi selbstverstandlich erwartet und geleistet werden legitimiert durch ihren Erfahrungs und Qualifikationsvorsprung werden auf die Lernenden und ihre Herausforderung durch die Situation zuruck verlagert Die Kompetenzen die durch die veranderte Padagogenrolle erforderlich werden liegen in den Bereichen Bildungsberatung und evaluation Erschliessung von produktiven Tatigkeiten fur Bildungsprozesse Entwicklung Produktiver Situationen Moderation von Gruppenlernprozessen Projektevaluation Projektmanagement und Projektentwicklung Im Produktiven Lernen konnen je nach Bundesland verschiedene Schulabschlusse erreicht werden in Berlin beispielsweise der Hauptschulabschluss der erweiterte Hauptschulabschluss und der mittlere Schulabschluss Wirksamkeit BearbeitenDie Erfolge des Produktiven Lernens beweisen die Angemessenheit des Bildungsparadigmas sowie der Methodik fur den sich beschleunigenden gesellschaftlichen Wandel Hohe Abschlussquoten und hohe Ubergangsquoten in Berufsausbildung und Berufstatigkeit und zwar von Schulern denen weitgehend ein Scheitern ihrer Schulkarriere prognostiziert wurde machen deutlich dass Produktives Lernen nicht nur theoretisch plausibel sondern auch praktikabel und erfolgreich ist Die Projekte werden in der Entwicklungsphase vom IPLE evaluiert Daten zu erreichten Schulabschlussen Anschlussperspektiven etc sind in den Evaluationen der Projekte Produktiven Lernens dokumentiert und ausgewertet 8 Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE BearbeitenDas IPLE Kurzform von Institut fur Produktives Lernen in Europa engagiert sich seit 1991 als wissenschaftliches Institut und eingetragener Verein fur Produktives Lernen Als An Institut der Alice Salomon Hochschule Berlin bietet das IPLE ein zweijahriges projektbegleitendes Weiterbildungsstudium an in dem die Padagogen sich mit dem Bildungsansatz und seiner Methodik vertraut machen und sich mit ihrer veranderten Rolle auseinandersetzen Das Weiterbildungsstudium besteht aus der schriftlichen Beantwortung von 12 Studienbriefen und der Teilnahme an 20 Seminarveranstaltungen einschliesslich internationaler Konferenzen und Seminare Die Weiterbildung wird durch monatliche standortbezogene Teamberatungen erganzt Das IPLE betreibt daruber hinaus Mittelakquise und verwaltung Das IPLE initiiert und unterstutzt regional national und international die Entwicklung des Produktiven Lernens und fordert seine nationale und internationale Vernetzung International Network of Productive Learning Projects and Schools INEPS BearbeitenProduktives Lernen ist auch internationales und interkulturelles Lernen Im International Network of Productive Learning Projects and Schools INEPS haben sich Schulen und ausserschulische Einrichtungen aus gegenwartig 15 europaischen und aussereuropaischen Landern vernetzt tauschen regelmassig in Konferenzen ihre Erfahrungen aus und fuhren Jugendkongresse sowie Austauschprogramme fur Schuler und Padagogen durch Siehe auch BearbeitenUbungsfirma Polytechnischer UnterrichtLiteratur BearbeitenIngrid Bohm Jens Schneider Produktives Lernen Allgemeinbildung als Berufsorientierung In Padagogik 61 Jg 2009 Heft 5 S 16 19 Heike Borkenhagen Holger Mirow Produktives Lernen Von der Tatigkeit zur Bildung Eine Verbindung von Allgemeinbildung und Berufsorientierung In Die Deutsche Schule 94 Jg 2002 Heft 4 S 442 456 Ruth C Cohn Christina Terfurth Lebendiges Lehren und Lernen TZI macht Schule Klett Verlag Stuttgart 2001 Institut fur Produktives Lernen in Europa IPLE Hrsg Produktives Lernen von der Tatigkeit zur Bildung Ein Beitrag zur Schulreform in der Sekundarstufe I Schneider Verlag Hohengehren Baltmannsweiler 2004 Aleksey Nicolaejevic Leontjew Tatigkeit Bewusstsein Personlichkeit Klett Verlag Stuttgart 1979 Carl R Rogers Die nicht direktive Beratung Fischer Verlag Frankfurt am Main 1985 Einzelnachweise Bearbeiten Zum Produktiven Lernen in Berlin und seiner Verankerung in der Integrierten Sekundarschule und im Dualen Lernen vgl www berlin de sen bildung unterricht duales lernen Memento des Originals vom 14 Mai 2012 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berlin de abgerufen am 5 Marz 2012 Vgl die Seite Produktives Lernen in Sachsen Anhalt unter www sachsen anhalt de index php id produktives lernen abgerufen am 27 Juli 2015 Vgl die Seite Produktives Lernen in Mecklenburg Vorpommern unter www bildung mv de de schule entwicklung produktives lernen abgerufen am 30 Juli 2009 Vgl Comenius Schule in Quickborn unter www csquickborn de produktives lernen index php Memento des Originals vom 8 Oktober 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www csquickborn de abgerufen am 5 Marz 2012 Vgl hierzu das International Network of Productive Learning Projects and Schools INEPS unter www ineps org abgerufen am 5 Marz 2012 Vgl hierzu die Internetseite des IPLE unter www iple de und die Literaturliste T Pfeiffer Beobachtung des Besucher innenverhaltens einer Homepage im WWW In Multimediales Lernen Deutscher Universitatsverlag Wiesbaden 1999 ISBN 978 3 8244 6993 2 S 265 267 doi 10 1007 978 3 322 95212 7 18 Vgl z B Institut fur Produktives Lernen in Europa Hrsg Produktives Lernen in Mecklenburg Vorpommern Bildung fur morgen Evaluation des Pilotprojekts 2008 Online Version unter www iple de Pdf Abschlussevaluation PilotMV 2008 pdf abgerufen am 5 Marz 2012 Weblinks BearbeitenInstitut fur Produktives Lernen in Europa International Network of Productive Learning Projects and Schools englisch www city as net www stadt als schule cidsnet de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Produktives Lernen amp oldid 220739471