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Der Postmichelbrunnen in der Fischbrunnenstrasse in Esslingen am Neckar ist ein Brunnen der die Sage vom Postmichel illustriert Postmichelbrunnen Inhaltsverzeichnis 1 Sage vom Postmichel 1 1 Inhalt 1 2 Uberlieferung 2 Heutiger Brunnen 3 Entwurf und Aufstellung 4 Vorganger des Postmichelbrunnens 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSage vom Postmichel BearbeitenInhalt Bearbeiten An einem Herbstmorgen 1491 fand man an der Esslinger Steige bei Stuttgart den Esslinger Burger Amandus Marchthaler ermordet und ausgeraubt auf Der Tater konnte nicht ermittelt werden das Vermogen des unverheirateten Opfers erbte dessen Neffe Jahre spater entdeckte der Botenreiter Michel Banhard aus Deggingen in der Nahe des Tatorts einen Ring der Marchthaler gehort hatte und steckte sich diesen an den Finger um ihn spater als Fundsache beim zustandigen Amt abzugeben Bevor er dies jedoch in die Tat umsetzen konnte wurde der Ring in der Esslinger Botenherberge als Marchthalers Eigentum erkannt und Michel Banhard wurde als Morder verdachtigt festgenommen und gefoltert Schliesslich legte er ein Gestandnis ab um den Folterqualen durch den Tod zu entgehen und sollte vom Stuttgarter Scharfrichter auf dem in Richtung Oberesslingen gelegenen Richtplatz enthauptet werden Als letzte Gnade bat er sich aus auf seinem Schimmel zum Richtplatz reiten und dabei sein Horn blasen zu durfen Dies wurde ihm gestattet Vor dem Haus des Neffen des Mordopfers blies er ein letztes Stuck auf seinem Horn und beschuldigte den Bewohner sich wahrend des Prozesses nicht fur ihn eingesetzt zu haben Auch gegenuber dem Scharfrichter erklarte er der wahre Morder sei noch nicht gefunden In dem Moment in dem Michel Banhard enthauptet wurde war auf der Strasse nach Stuttgart Hufgetrappel und Hornblasen zu horen Ebenso erscholl in der darauffolgenden St Michaels Nacht sowohl im Hof des Neffen Marchthalers als auch vor dem Haus des Scharfrichters in Stuttgart Horntonen und ein Reiter auf einem Schimmel der seinen Kopf unter dem Arm trug und ins Horn stiess wurde an beiden Orten gesehen Diese Erscheinung des kopflosen Reiters wiederholte sich alljahrlich in der Michaelsnacht auch nachdem der Neffe des Ermordeten Esslingen verlassen hatte um ihr zu entgehen Er kehrte spater in die Stadt zuruck und gestand erst kurz vor seinem Tod in der Beichte dass er selbst seinen Onkel uberfallen und ermordet hatte 1 Laut der Erzahlung in der Stuttgarter Stadt Glocke erinnerte ein Kreuz mit nicht mehr deutbarer Inschrift in der heutigen Stuttgarter Wagenburgstrasse an die Ermordung Amandus Marchthalers Das Suhnekreuz inzwischen transloziert gab es wirklich Seine Errichtung hatte jedoch ganz andere wenn auch unbekannte Grunde 2 Uberlieferung Bearbeiten Die Erzahlung Das Steinkreuz auf der Esslinger Steige bei Stuttgart erschien in mehreren Folgen im Marz 1845 in der Stuttgarter Stadt Glocke einem Unterhaltungsblatt herausgegeben von Johann Gottlieb Munder 1802 1870 Ungeklart ist ob dieser oder sein Bruder der Pfarrer Wilhelm Friedrich Munder 1799 1851 den Prosatext der frei erfundenen Geschichte verfasste 3 Der letzte Satz der Erzahlung lautet Dieses Steinkreuz an welches sich die alte Sage knupft dass der Postmichel mit dem Kopf unterm Arm um Mitternacht durch die Heusteige reite ist noch jetzt an Ort ersichtlich es drohet ihm aber gegenwartig der Untergang was doch sehr zu bedauern ware indem es der alteste bekannte Denkstein um Stuttgart ist und eine Erhaltung wohl verdient 4 Johann Gottlieb Munder veroffentlichte aber bereits 1844 in einem Gedichtband und in 26 Strophen das Gedicht Der Postmichel Hier versah er es mit dem Zusatz Stuttgarter Ammenmarchen Zeit 1496 Aus dem Inhaltsverzeichnis geht hervor dass Munder selbst das Gedicht schon 1834 geschrieben hatte Alle erzahlerischen Elemente des spateren ausgefeilten Prosatextes sind enthalten Michel der arme Knecht ist allerdings im Gedicht noch der einzige Personenname 5 Theaterinszenierungen sind in Esslingen vom 19 Jahrhundert bis zur Gegenwart nachweisbar 2009 sollte die Sage vom Postmichel in Esslingen verfilmt werden doch uber das Spielfilmkonzept und einen Teaser kam das Vorhaben nicht hinaus 6 Heutiger Brunnen Bearbeiten nbsp Bronzefigur und StifterinschriftDer heute in der Fischbrunnenstrasse befindliche Brunnen wurde von Anna von Hecker geborene Cuhorst 7 der Ehefrau des Oberstaatsanwaltes Robert von Hecker gestiftet Es handelt sich um einen Laufbrunnen mit einem runden Brunnentrog der aus vier Segmenten aus Naturstein zusammengesetzt ist Die Reliefs auf diesen Segmenten zeigen Szenen aus der Sage vom Postmichel Die Brunnensaule aus Stein besitzt vier Auslassrohren und tragt die bronzene Figur des Postmichels die Emil Kiemlen 1916 schuf Sie ist mit der Jahreszahl 1915 bezeichnet Der Brunnen wurde zunachst uber die Landolin Brunnenstube und spater zusatzlich noch mit Wasser aus der Mayenwalter Quelle in Krummenacker gespeist 8 nbsp Der Postmichel findet den Ring nbsp Der Postmichel in der Kneipe nbsp Der Postmichel vor dem Richtblock nbsp Der kopflose GeisterreiterEntwurf und Aufstellung BearbeitenDie Stadt hatte nach der Stiftung Anna Heckers im Jahr 1912 einen begrenzten Wettbewerb unter vier Bildhauern ausgeschrieben die insgesamt 13 Modelle einreichten Das Thema fur die Brunnenfigur war offenbar nicht vorgegeben Im Marz 1914 entschied man sich fur Kiemlens Vorschlag fur den Postmichelbrunnen der eigentlich am 31 Marz 1915 fertiggestellt sein sollte aber infolge des Krieges erst im Marz 1916 aufgestellt werden konnte Von Kiemlens Vorarbeiten fur den Brunnen ist wahrscheinlich nur eine einzige Bleistiftzeichnung erhalten geblieben offenbar der Ausfuhrungsentwurf Er befindet sich im Esslinger Stadtmuseum In diesem Entwurf stand das Pferd anders ausgerichtet als auf dem heutigen Brunnen Bei der Aufstellung des Brunnens richtete man die Figur gemass Kiemlens Entwurf aus In den Augen der Burger stand sie damit aber falsch herum der Postmichel kehrte der Ritterstrasse den Rucken zu Aufgrund der allgemeinen Emporung wurde die Brunnenfigur gedreht bevor die offizielle Einweihungsfeier stattfand In seiner Rede wies Max von Mulberger darauf hin wie dankbar man dafur sein konne mitten im Krieg einen solchen Brunnen einweihen zu konnen wohingegen der Esslinger Stadtarchivar Paul Eberhardt bereits nach dem Entscheid von 1914 kommentierte der selige Sagenfabrikant Munder hatte sich sicher ins Faustchen gelacht wenn er die Erschaffung und Aufstellung des neuen Esslinger Monumentalbrunnens noch hatte erleben konnen 9 Vorganger des Postmichelbrunnens BearbeitenSchon 1381 und 1409 wurde ein Brunnen mit dem Namen Kouffbrunnen Kaufbrunnen am heutigen Standort des Postmichelbrunnens erwahnt 1510 tauchte erstmals der Name Fischbrunnen auf der Brunnentrog wurde offenbar als Fischkasten genutzt Dieser Fischbrunnen wurde 1658 und 1744 erneuert und 1876 als Achtrohrenbrunnen nach Waldenbronn versetzt Am alten Brunnenstandort wurde 1878 ein neuer Fischbrunnen errichtet Er besass eine gusseiserne runde Brunnenschale mit einer zentral angebrachten Brunnensaule mit einem vasenartigen Aufsatz An zwei Seiten dieses Aufsatzes waren Fischdarstellungen zu sehen ausserdem war der Aufsatz mit dem Wappenadler der Reichsstadt Esslingen sowie der Jahreszahl 1878 verziert Dieser eiserne Fischbrunnen wurde 1916 in die Klara Anlage versetzt und 1999 restauriert 10 nbsp Der eiserne Fischbrunnen in der Klara Anlage nbsp Reliefs mit Wassertieren erinnern an den alten FischbrunnenLiteratur BearbeitenAlbert Baur Brunnen Quellen des Lebens und der Freude Technik Geschichte Geschichten Oldenbourg 1989 ISBN 978 3 486 26409 8 S 33Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Postmichelbrunnen Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Die Postmichelsage nach der zweiten Auflage von Wurttemberg wie es war und ist Es fehlt im Gegensatz zur 1 Auflage von 1854 der Hinweis Aus der Stadtglocke von J G Munder Stuttgarter Suhnekreuze Laut Klaus Graf ist die Zuweisung zu Pfarrer Munder die sich in der Literatur haufig findet nicht sicher zu belegen Zitiert nach dem identischen Nachdruck des Buchdruckers und Verlegers Friedrich Muller Hrsg Wurttemberg wie es war und ist Geschildert in einer Reihe vaterlandischer Erzahlungen Novellen und Skizzen aus Wurttembergs altesten Tagen bis auf unsere Zeit Erster Band Stuttgart 1854 S 78 Online 1 Anmerkung J G Munder war zu diesem Zeitpunkt nach Baltimore ausgewandert siehe Auswanderung aus Sudwestdeutschland Johann Gottlieb Munder Poetische Versuche eines Buchdruckers in seinen Feierstunden Druck und Verlag von J G Munder Stuttgart 1844 S 225 233 Das vielleicht einzig erhaltene Exemplar befindet sich in der WLB Auch auf die Buhne wurde die Sage gebracht Bereits 1995 Sagen rund um Stuttgart hatte Klaus Gaf auf den Gedichtband hingewiesen Daten abrufbar uber Crew United Banhard Die Legende vom Postmichel Staatsarchiv Ludwigsburg FL 312 135 I Bu 745 Andrea Steudle u a Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Band 1 2 1 Stadt Esslingen am Neckar Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7995 0834 6 S 113 f Christian Ottersbach Stadtverschonerung In 52 x Esslingen und der Erste Weltkrieg Esslingen und Ostfildern 2018 S 122 127 Eine gekurzte Version des Aufsatzes ist abrufbar im 52x Archiv des Stadtmuseums Esslingen Marz 2016 Der Postmichelbrunnen Entwurfszeichnung von Emil Kiemlen Andrea Steudle u a Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmale in Baden Wurttemberg Band 1 2 1 Stadt Esslingen am Neckar Ostfildern 2009 ISBN 978 3 7995 0834 6 S 10148 741714 9 307656 Koordinaten 48 44 30 2 N 9 18 27 6 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postmichelbrunnen amp oldid 238442572