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Postfordismus bezeichnet die Wirtschaftsform die in den westlichen Industrienationen den Fordismus abloste Ursprunglich geht der Begriff auf den japanischen Ingenieur Taiichi Ōno zuruck den Erfinder des neuen Produktionsmodells bei Toyota welches in Anlehnung an Henry Fords Modell zuerst als Toyotismus bezeichnet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Geschichte 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseMerkmale BearbeitenIm Gegensatz zum Fordistischen Modell zeichnet sich der Postfordismus durch ein hohes Mass an Flexibilitat in den Bereichen Arbeitsorganisation Arbeitsgruppen und Aufgabenintegration aus Durch ein gefordertes Mitspracherecht qualifizierter Arbeitskrafte geistige Ressourcen und Teamwork kann daruber hinaus die Produktion verbessert werden Nachhaltigkeit und Anpassung an den Markt wird durch eine Zunahme der Forschungsinvestitionen und die Produktion in kleinen Serien gewahrleistet was auch eine starke Produktdifferenzierung nach sich zieht Eine zusatzliche Steigerung der Flexibilisierung ermoglicht die Nutzung von Mehrzweckmaschinen und daruber hinaus eine gering gehaltene Fertigungstiefe d h der Anteil der im Betrieb selbst entworfenen und produzierten Bauteile wird reduziert Ausserdem konnen durch eine funktionierende Just in time Lieferung Lagerkosten gespart werden Weitere Merkmale sind die De Hierarchisierung und eine Entburokratisierung der Verwaltung im Betrieb selbst Hinzu kommt der Abbau sozial und arbeitsrechtlicher Sicherungssysteme und eine konsequente Privatisierung der sozialen Absicherung Dies fuhrt allgemein zur Individualisierung aller Bereiche der Lebensorganisation und ist die Grundlage einer zunehmenden neuen Landnahme des Sozialen durch die Privatwirtschaft 1 Nicht zuletzt wird auf eine Nutzung der Vorteile anderer Lander oder Betriebe Wert gelegt z B durch Outsourcing oder Economies of scope Geschichte BearbeitenGeschichtlich loste der Postfordismus seit den 1980er Jahren allmahlich den Fordismus ab welcher sich als bestimmende Wirtschaftsform im Kapitalismus durchgesetzt hatte Als Grund fur den Ubergang geht man davon aus dass der Fordismus nicht in der Lage gewesen ware seine Produktionsreserven auszuschopfen da er nach seiner Durchsetzung in der Triade Nordamerika Westeuropa Japan nicht mehr fahig war die Hegemonie der USA dauerhaft zu sichern welche als treibende Kraft des westlichen Kapitalismus gilt Unter dem Vorzeichen der Sicherung der Vorherrschaft der Triade war eine weitere Steigerung der Akkumulation nur durch eine Steigerung der Massenproduktion nach dem Vorbild von Ford auf der Basis normierter Lohnarbeit und der Ausbeutung von Naturressourcen nicht mehr moglich Auf die Krise durch Uberakkumulation in den 1980er Jahren folgte die neoliberale Restrukturierung sowie die Globalisierung die zu einer Dynamisierung des weltwirtschaftlichen Handels fuhrte In diesem Rahmen wurden immer mehr Strukturen der als ineffizient bezeichneten staatlichen Sicherungssysteme abgebaut und durch als effizient geltende privatwirtschaftliche ersetzt Als Folge war eine Trennung zwischen Produktionssphare und Privatsphare nicht mehr moglich worauf die Tendenz zur inneren Landnahme sowie zur Vergrosserung der Ausbeutungsrate Lohnsenkung Rationalisierung Arbeitsintensivierung folgte Zugleich sorgten der Wegfall der staatlichen Sicherungssysteme sowie die Deregulierung im Handel Internationaler Finanzhandel aus wirtschaftlicher Sicht fur eine Rationalisierung welche den weltweiten wirtschaftlichen Wohlstand sicherte Die Ausnutzung von Naturressourcen war eine wichtige Grundlage des Fordismus Nachdem immer deutlicher wurde wie begrenzt die naturlichen Ressourcen wie Boden Energie Ol Kohle und Walder sind ist eine grenzenlose Wertschopfung durch eine weitere Ausbeutung nicht mehr moglich Die Grenzen des Wachstums Im Postfordismus findet eine Inwertsetzung von Naturressourcen durch die Uberfuhrung in private Eigentumsrechte statt Gen Patente Biopiraterie Die Sicherung von geistigem Eigentum an naturlichen Ressourcen gewinnt zunehmend an Bedeutung je kostspieliger die Gewinnung von realen Naturressourcen wird Ahnlich verhalt es sich mit Wissen und geistigem Eigentum Im Fordismus nach tayloristischer Pragung war das Produktionswissen in der Maschine eingebaut und diese wurde vom Arbeiter nur bedient Klassische Fliessbandarbeit Nachfolge der Manufaktur Auflosung des Handwerks Die Maschine war das Investitionsobjekt welchem mechanisch das Wissen um die Produktion eingeschrieben war Die stetige Ausweitung des Patentrechts auf neue Bereiche geistiger Produktion sowie die Bestrebungen die Eigentumsrechte an medialen Produkten und deren Vervielfaltigung zu reglementieren lassen sich als Folge dieser zunehmenden Bedeutung geistigen Eigentums verstehen Daraus leitet sich denn auch die zunehmende Inkorporation der Arbeiter im Produktions und Wertschopfungsprozess ab Der Arbeiter wird durch Intensivierung der Arbeit zunehmend total in Anspruch genommen sowohl mit seinen manuellen Fahigkeiten im Rahmen der klassischen Produktion als auch mit seinen physisch geistigen Fahigkeiten Kreativitat Innovations und Kooperationsfahigkeit Die Theoretiker des neomarxistischen Operaismus interpretieren den Ubergang vom Fordismus zum Postfordismus als eine Reaktion des Kapitals auf die Arbeitskampfe in den 1970er Jahren Die Streiks fur bessere Arbeits und Lebensbedingungen waren so massiv und solidarisch dass das Kapital neben einer Reihe von Zugestandnissen die Produktion umstellte um nicht auf alle Forderungen eingehen zu mussen Im Fordismus hatten die Arbeiter wenig Qualifikation benotigt und arbeiteten mit vielen ihrer Kollegen in grossen Gruppen was Solidaritat untereinander starkte und Streiks vereinfachte Die Aufteilung in kleinere Teams die Spaltung der Arbeiterschaft durch die Mitsprachemoglichkeit von Qualifizierteren die Vereinzelung in neuen Formen des hybriden Arbeitens usw erschweren die Organisation solidarisch gefuhrter erfolgreicher Arbeitskampfe Siehe auch BearbeitenRegulationstheorie Immaterielle ArbeitLiteratur BearbeitenUlrich Brand Werner Raza Hrsg Fit fur den Postfordismus Theoretisch politische Perspektiven des Regulationsansatzes Westfalisches Dampfboot Munster 2003 ISBN 3 89691 529 0 Gabu Heindl Hrsg Arbeit Zeit Raum Bilder und Bauten der Arbeit im Postfordismus Turia Kant Wien 2008 ISBN 978 3 85132 536 2 Joachim Hirsch Roland Roth Das neue Gesicht des Kapitalismus Vom Fordismus zum Postfordismus VSA Verlag Hamburg 1986 ISBN 3 87975 374 1 Joachim Hirsch Kapitalismus ohne Alternative VSA Verlag Hamburg 1996 ISBN 3 87975 519 0 Paolo Virno Grammatik der Multitude Mit einem Anhang Die Engel und der General Intellect U Klaus Neundlinger Turia Kant Wien 2005 ISBN 3 85132 453 6 ID Berlin ISBN 978 3 89408092 1 Weblinks BearbeitenJoachim Hirsch Postfordismus Dimensionen einer neuen kapitalistischen Formation In Trend Onlinezeitung April 2002 abgerufen am 21 Februar 2023 Anthropologie der Arbeit im Postfordismus Memento vom 7 Juli 2013 im Internet Archive Werner Bonefeld Postfordismus Globalisierung und die Zukunft der Demokratie Zu Joachim Hirschs Der nationale Wettbewerbsstaat In www wildcat www de September 1997 abgerufen am 21 Februar 2023 Beat Weber Petra Karlhuber Ursprungliche Akkumulation im Postfordismus In Grundrisse Zeitschrift Abgerufen am 21 Februar 2023 Martin Birkner Politik im Postfordismus In Grundrisse Zeitschrift Abgerufen am 21 Februar 2023 Einzelnachweise Bearbeiten Klaus Dorre Die neue Landnahme Dynamiken und Grenzen des Finanzmarktkapitalismus In Soziologie Kapitalismus Kritik Eine Debatte von Klaus Dorre Stephan Lessenich Hartmut Rosa Suhrkamp Verlag Berlin 2009 ISBN 9783518295236 S 21 ff Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Postfordismus amp oldid 231121908