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Das Portrat der Mademoiselle Claus 1 ist ein Gemalde des franzosischen Malers Edouard Manet aus dem Jahr 1868 Das 111 70 cm grosse 2 in Ol auf Leinwand gemalte Bild zeigt die mit der Familie Manet befreundete Violinistin Fanny Claus auf einem Balkon sitzend Das Gemalde gilt als Vorstudie zu Manets bekanntem Werk Der Balkon Seit seiner Entstehung befand sich das Werk in Privatsammlungen und wurde nur selten offentlich ausgestellt Nach einer gross angelegten Spendenkampagne erwarb das Ashmolean Museum in Oxford das Gemalde 2012 Portrat der Mademoiselle ClausEdouard Manet 1868111 70 cmOl auf LeinwandAshmolean Museum Oxford Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 2 Zur Entstehung des Gemaldes 3 Provenienz 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseBildbeschreibung Bearbeiten nbsp Edouard Manet Der Balkon Gemalde 1868 1869 Musee d Orsay nbsp Edouard Manet Der Balkon Zeichnung 1868 PrivatsammlungDas Bild zeigt einen Balkon mit zwei Personen Etwas links von der Bildmitte sitzt die ganz in weiss gekleidete 22 jahrige Fanny Claus 1846 1877 auf einem mit rotem Stoff bezogenem Hocker Sie ist leicht zum rechten Bildrand gedreht hat die Beine ubereinander geschlagen und neben dem Hocker platziert Sie blickt nicht zum Bildbetrachter sondern fixiert mit ihren Augen einen Punkt rechts ausserhalb des Bildes Das Gemalde ist in weiten Teilen nur skizzenhaft ausgefuhrt und teilweise ist der braune Grund der Leinwand zu erkennen So sind beispielsweise die in den Schoss gelegten Hande der Dargestellten nur angedeutet Anders der auffallend langliche Kopf der Fanny Claus bei der das blasse Gesicht durch scharfe Konturen hervorgehoben ist Deutlich zu erkennen sind die dunklen weit geoffneten Augen mit den bogenformigen Augenbrauen die langgestreckte Nase und die schmalen rosafarbenen Lippen In ihrem hochgesteckten Haar tragt sie ein Band oder Reif auf dem ein auffallend grosses Blumenarrangement in Rosa den vorderen Teil des Kopfes bedeckt und weit uber die Stirn reicht wo darunterliegende Blatterspitzen wie eine Art V formige Pony Frisur wirken Neben diesem auffallenden Schmuck tragt Mademoiselle Claus nur ein schmales dunkles Band um den Hals an dem jedoch kein Anhanger sichtbar ist Bekleidet ist sie mit einem langen weissen Sommerkleid das im Bereich der Schultern und Arme nahezu transparent ist Bei dem im Brustbereich V formig ausgeschnittenem Kleid ist um die Taille eine mauvefarbene Scharpe gebunden Unter dem bis zum Boden reichenden Kleid schauen die mit weissen Strumpfen und schwarzen Schuhen bekleideten Fusse hervor Ein schwarzer Schal liegt hinter der sitzenden Fanny Claus auf dem Hocker und ragt hinab bis zum Boden Davor liegt ein weiteres schwarzes Accessoire moglicherweise ein Taschentuch oder ein paar Handschuhe Neben der Dargestellten steht ebenfalls im weissen Kleid eine unbekannte zweite weibliche Person die weitestgehend vom rechten Bildrand abgeschnitten ist Von ihr ist nur der Bereich von der linken Schulter abwarts zu sehen daruber ist das Profil eines Gesichts angedeutet Die zweite Frau hat den linken Ellenbogen auf das Balkongitter gelegt sodass die Hand in die hinter dem Balkon liegende Wohnung ragt Die beiden Personen sehen demnach in unterschiedliche Richtungen Oberhalb der Schulter ist ein langlicher diagonaler brauner Griff zu erkennen der moglicherweise zu einem Sonnenschirm gehort den diese Person in der rechten Hand halt Ein solches Requisit halt in Manets spater entstandenem Der Balkon die dann stehende Fanny Claus zusammengefaltet vor der Brust Im Bildvordergrund ist vor den beiden Frauen das grunliche Balkongitter skizziert Vor der Brust von Fanny Claus befindet sich der obere Teil des Gitters mit zwei horizontalen parallelen Streben die vom linken bis zum rechten Bildrand reichen Solche horizontalen Parallelstreben befinden sich zudem im Bereich der Fusse der Dargestellten Zudem ist eine dickere Strebe als Abschluss am unteren Bildrand vorhanden Zwei senkrechte Streben verlaufen von der linken Schulter von Fanny Claus abwarts Der Bereich rechts davon ist mit diagonalen Streben versehen Im linken Bereich fehlt ein solches Gitternetz Im Bildhintergrund nimmt links der grune Fensterladen grossen Raum ein Im oberen Teil bis zum Kopf der Fanny Claus sind die Lamellen deutlich zu erkennen im unteren Bereich fehlt eine solch detaillierte Ausfuhrung Der Rest des Hintergrundes stellt das nur skizzierte und kaum beleuchtete Wohnungsinnere dar bei dem Details nur zu erahnen sind Im Gegensatz dazu steht der durch das Sonnenlicht voll beleuchtete Bildvordergrund Schatten sind nur unterhalb des Hockers und des Kleides auf dem graubraunen Fussboden des Balkons vorhanden und sonst nur im Kinnbereich der Portratierten angedeutet Unklar bleibt wie auch im spateren Bild Der Balkon die Position des Bildbetrachters Durch die direkte Gegenuberstellung mit den Personen scheidet ein Blick vom Strassenniveau hoch zum Balkon bei dem unklar ist in welcher Hohe er sich befindet aus Fur den Blick auf den Balkon von einem gegenuberliegenden Gebaude aus ist der Bildausschnitt zu klein und die Szenerie zu nah Die Kunsthistorikerin Francoise Cachin weist darauf hin dass Manet unmoglich im freien Raum schwebend einen Standpunkt hatte einnehmen konnen und die Darstellung etwas Kunstliches habe 3 Wie alle Olskizzen Manets ist dieses Bild weder vom Maler signiert noch datiert Der Kunsthistoriker Michael Wilson vermutet Manet habe nie die Absicht gehabt das Bild weiter auszufuhren 4 Zur Entstehung des Gemaldes Bearbeiten nbsp Edouard Manet Angelina 1860 1865 nbsp Francisco de Goya Majas auf einem Balkon um 1835Bereits vor dem Portrat der Mademoiselle Claus hatte Manet im zwischen 1860 und 1865 5 entstandenem Gemalde Angelina das Motiv einer Frau am geoffneten Fenster gewahlt Dieses Bild entsprach einer im Zweiten Kaiserreich vor allem in den 1860er Jahren vorherrschenden Spanienmode die nicht zuletzt durch die aus Spanien stammende Kaiserin Eugenie verstarkt wurde Edouard Manet schuf eine Reihe von Gemalden mit spanischen Motiven und besuchte 1865 Burgos Valladolid Toledo und Madrid um die Werke spanischer Maler zu studieren In Angelina zeigt Manet eine spanisch anmutende Frau mit schwarzem Facher und Mantilla hinter einem Balkongitter Zu diesem Bild wie auch zu den spateren Arbeiten Portrat der Mademoiselle Claus und schliesslich zu Der Balkon konnte ihn Francisco de Goyas Majas auf einem Balkon angeregt haben 6 Eine Version des Bildes hatte er moglicherweise in seiner Jugend in der Galerie Espagnole im Louvre gesehen 7 sicher war ihm eine Reproduktion des Bildes bekannt 8 Bereits in Angelina wahlte Manet einen schwebenden Standpunkt weit oberhalb des Strassenniveaus und zeigt den hinter der Portratierten liegenden Innenraum der Wohnung als undefinierte dunkle Flache Goyas Balkon zeigt noch deutlichere Parallelen zum Portrat der Mademoiselle Claus Die im Bild linke Frau hat die gleiche Sitzposition auf dem Hocker eingenommen wie Fanny Claus und das weisse Kleid konnte ein Vorbild fur Manets Bild gewesen sein Zudem finden sich ahnliche Motive mit Frauen auf dem Balkon auch im Werk des Franzosen Constantin Guys 9 Laut Manets Biograf Etienne Moreau Nelaton soll die eigentliche Inspiration fur das Portrat der Mademoiselle Claus und das spatere Bild Der Balkon ein Aufenthalt des Malers in Boulogne sur Mer im Jahr 1868 gewesen sein Dort habe Manet Menschen an einem Fenster mit Balkon beobachtet die im vollen Licht der Sonne standen wahrend der Hintergrund im Dunkel lag 10 Das Portrat der Mademoiselle Claus entstand jedoch nicht in Boulogne sondern in Manets Pariser Atelier in der Rue Guyot Nr 81 Indizien hierfur sind der Fensterladen und das Balkongitter im Gemalde die sich in der Weise auch im Pariser Stadtviertel Batignolles finden in denen Manet Atelier lag 11 Fur die Umsetzung seiner Bildidee wahlte Manet kein professionelles Modell aus sondern griff auf eine Person aus dem Freundeskreis zuruck Manet zog Freunde oder Familienangehorige als Personen in seinen Bildern vor da ihm professionelle Modelle in ihren Posen zu unnaturlich schienen Fanny Claus gehorte seit einiger Zeit zu den Freunden der Familie Manet Die Konzertviolinistin war Mitglied des Saint Cecile Quartetts und musizierte zusammen mit der Ehefrau des Malers Suzanne Manet die selbst Klavier spielte Spater heiratete Fanny Claus den mit Manet befreundeten Maler Pierre Ernest Prins 12 Zum Gemalde Der Balkon existiert eine ebenfalls 1868 entstandene Kompositionszeichnung Privatsammlung 13 auf der sich bereits die drei Personen auf dem Balkon in ihrer spateren Anordnung befinden Nur wenige Details unterscheiden sich vom vollendeten Gemalde So ist in der Zeichnung die linke sitzende Frau mit einem aufgespannten Sonnenschirm uber der Schulter zu sehen in der endgultigen Fassung hat die stehende Fanny Claus diesen Schirm vor die Brust geklemmt Unklar ist ob diese Zeichnung vor dem Portrat der Mademoiselle Claus entstanden ist Hierfur sprechen die Position des Bildbetrachters die in der Zeichnung noch wesentlich tiefer angelegt ist und der grossere Raum den die Fensterladen einnehmen Wahrend diese in der Zeichnung an beiden Seiten noch vollstandig wiedergegeben sind hat Manet sie im Portrat der Mademoiselle Claus und in Der Balkon nur angeschnitten gemalt Es bleibt offen welchen Zweck das Portrat der Mademoiselle Claus fur Manet erfullte Als reine Vorstudie ist insbesondere die Bildpartie mit dem Kopf der Fanny Claus zu sehr ausgearbeitet Andererseits konnte Manet mit dem Portrat der Mademoiselle Claus verschiedene Aspekte wie Blickpunkt des Betrachters Lichteinfall oder Farbauswahl fur das spatere Motiv ausprobiert haben Vollig unbeantwortet bleibt vor allem die Frage warum Manet die zunachst sitzende Fanny Claus im Gemalde Der Balkon als stehende Person dargestellt hat und ihr Platz im spateren Bild durch Berthe Morisot ersetzt wurde 14 Provenienz BearbeitenDas Gemalde blieb bis zu Manets Tod im Jahr 1883 in seinem Besitz Auf der Auktion seines Nachlasses am 4 und 5 Februar 1884 im Pariser Auktionshaus Hotel Drouot ersteigerte der Maler John Singer Sargent das als Le Balcon esquisse bezeichnete Bild fur 580 Franc 15 Nach Sargents Tod 1925 ging das Bild in den Besitz seiner Schwester Violet Ormond 1870 1955 uber die es an ihre Tochter Reine Violet Pitman 1897 1971 vererbte 16 Deren Nachkommen behielten das Gemalde bis es 2011 zum Verkauf angeboten wurde Seit der Auktion 1884 wurde das Portrat der Mademoiselle Claus nur einmal offentlich ausgestellt Zum hundertsten Todestag Manets lieh die Familie das Bild 1983 zu der Ausstellung Manet at Work in der Londoner National Gallery aus 17 Nachdem 2011 fur das Gemalde ein Kaufangebot in Hohe von 28 35 Millionen Pfund eines namentlich nicht genannten Kaufers aus dem Ausland vorlag sprach sich das Reviewing Committee on the Export of Works of Art ein fur den Kunstexport zustandiges Gremium gegen die Ausfuhr des Bildes aus Daraufhin belegte am 8 Dezember 2011 der britische Unterstaatssekretar Ed Vaizey das Portrat der Mademoiselle Claus wegen seiner outstanding cultural importance sinngemass ausserordentlichen kulturellen Bedeutung mit einem temporaren Ausfuhrverbot bis zum 7 August 2012 Bis zu diesem Zeitpunkt sollte eine offentliche Sammlung im Vereinigten Konigreich die Moglichkeit erhalten die reduzierte Kaufsumme durch Spenden aufzubringen Das Ashmolean Museum bekundete Interesse an Manets Gemalde und startete eine Spendenkampagne um einen Kaufpreis in Hohe von 7 83 Millionen Pfund aufzubringen Die Reduktion auf 27 des ursprunglich genannten Kaufpreises war durch gleichzeitige Steuernachlasse fur den Verkaufer erreicht worden In den folgenden acht Monaten gelang es dem Ashmolean Museum den erforderlichen Kaufpreis einzuwerben wobei vor allem die Grossspenden von 5 9 Millionen Pfund durch den Heritage Lottery Fund und 850 000 Pfund durch The Art Fund erheblich zum Gelingen der Aktion beitrugen Die restliche Kaufsumme kam durch Spenden weiterer Stiftungen und durch zahlreiche Einzelspender zusammen 18 19 Literatur BearbeitenJulius Meier Graefe Eduard Manet Piper Munchen 1912 Gotthard Jedlicka Manet Rentsch Zurich 1941 Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Bibliotheque des Arts Paris und Lausanne 1975 Michael Wilson Manet at Work National Gallery London 1983 ISBN 0 901791 87 3 Francoise Cachin Charles S Moffett und Juliet Wilson Bareau Manet 1832 1883 Reunion des Musees Nationaux Paris The Metropolitan Museum of Art New York deutsche Ausgabe Frolich und Kaufmann Berlin 1984 ISBN 3 88725 092 3 Mikael Wivel Manet Ausstellungskatalog Ordrupgaardsamlingen Charlottenlund Kopenhagen 1989 ISBN 87 88692 04 3 Nancy Locke Manet and the Family Romance Princeton University Press 2001 ISBN 0 691 05060 0 Gary Tinterow Genevieve Lacambre Manet Velazquez The French Taste for Spanish Painting Ausstellungskatalog Paris New York 2003 Metropolitan Museum of Art New York 2003 ISBN 1 58839 038 1 Stephane Guegan Manet inventeur du moderne Gallimard Paris 2011 ISBN 978 2 07 013323 9 Weblinks BearbeitenKurzbeschreibung des Gemaldes beim Ashmolean Museum englisch Einzelnachweise Bearbeiten Das Bild wird in der deutschsprachigen Literatur selten behandelt Meier Graefe benutzte die franzosische Bezeichnung Le Balcon esquisse siehe Julius Meier Graefe Manet S 318 Portrat der Mademoiselle Claus ist die deutschsprachige Entsprechung der von Wilson verwandten Bezeichnung Portrait of Mademoiselle Claus siehe Michael Wilson Manet at Work S 27 Die in der Presse verwendete Bezeichnung Portrat des Fraulein Claus findet sich so nicht in der Fachliteratur Siehe Artikel in Welt Online vom 8 August 2012 Die Abmessungen sind der Pressemitteilung des Ashmolean Museum 2012 entnommen The Ashmolean campaigns to save a masterpiece by Manet for the nation Presseerklarung des Ashmolean Museum vom 25 Februar 2012 InternetArchiveBot Memento vom 23 September 2015 im Internet Archive PDF 162 kB In der Literatur werden abweichend die Masse mit 71 43 cm angegeben Siehe Michael Wilson Manet at work S 26 Francoise Cachin in Ausstellungskatalog Manet 1984 S 304 it is unlikely that Manet ever intended to carry it further Michael Wilson in Manet at Work S 26 Angelina wurde 1867 erstmals offentlich ausgestellt Ein genaues Entstehungsdatum ist nicht bekannt verschiedene Autoren vermuten 1860 1864 als Entstehungszeitraum andere Autoren bevorzugen das Jahr 1865 Siehe hierzu Gary Tinterow Genevieve Lacambre Manet Velazquez S 493 und Mikael Wivel Manet S 86 Mikael Wivel Manet S 86 Siehe hierzu Francoise Cachin in Ausstellungskatalog Manet 1984 S 304 Radierung nach Goyas Bild Maya auf dem Balkon durch Charles Yriarte in Francisco Zapater y Gomez Goya Manuel Sola Zaragoza 1868 Siehe hierzu Francoise Cachin in Ausstellungskatalog Manet 1984 S 304 Stephane Guegan Manet inventeur du moderne S 143 Aussage von Etienne Moreau Nelaton in Gotthard Jedlicka Manet S 151 Nancy Locke Manet and the Family Romance S 126 Siehe hierzu Francoise Cachin in Ausstellungskatalog Manet 1984 S 302 Siehe hierzu Francoise Cachin in Ausstellungskatalog Manet 1984 S 308 Michael Wilson Manet at Work S 26 Julius Meier Graefe Eduard Manet S 318 Violet Ormond wird im Werkverzeichnis als Mrs Hugo Piman bezeichnet Siehe Denis Rouart Daniel Wildenstein Edouard Manet Catalogue raisonne Paris und Lausanne 1975 Band 1 Nr 133 Michael Wilson Manet at Work S 26 Edouard Manet s Portrait of Mademoiselle Claus acquired by the Ashmolean Museum Informationen zum Kauf des Gemaldes bei artdaily org The Ashmolean campaigns to save a masterpiece by Manet for the nation Presseerklarung des Ashmolean Museum vom 25 Februar 2012 InternetArchiveBot Memento vom 23 September 2015 im Internet Archive PDF 162 kB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Portrat der Mademoiselle Claus amp oldid 231944394