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Klassifikation nach ICD 10E80 1 Porphyria cutanea tardaICD 10 online WHO Version 2019 Die Porphyria cutanea tarda kurz PCT 1 ist eine Stoffwechselerkrankung aus der Gruppe der Porphyrien Porphyrien werden durch abnormale Synthese des roten Blutfarbstoffs Hamoglobin verursacht Diese Erkrankung geht mit Leber und Hautveranderungen einher und ist bisher nicht kausal heilbar Derzeit existieren verschiedene Therapieansatze Inhaltsverzeichnis 1 Epidemiologie 2 Klassifikation 2 1 Typ 1 Sporadische Form 2 2 Typ 2 Angeborene Form 2 3 Typ 3 Andere Formen 3 Pathogenese 4 Hepato erythropoetische Porphyrie HEP 5 Symptomatik 6 Diagnose 7 Therapie 8 Weblinks 9 AnmerkungenEpidemiologie BearbeitenPorphyria cutanea tarda ist die haufigste Erkrankung aus der Gruppe der Porphyrien 2 Etwa 1 aus 10 000 bis 1 aus 25 000 Menschen ist erkrankt 3 Damit zahlt diese Krankheit zu den selteneren Erkrankungen Manner erkranken im Vergleich zu Frauen haufiger Bei Erstdiagnose ist die Mehrzahl der Patienten etwa 40 Jahre alt Klassifikation BearbeitenTyp 1 Sporadische Form Bearbeiten Die sporadische nicht vererbte Form dieser Erkrankung ist die haufigste Unterform etwa 80 der Falle Die Spiegel des Enzyms Uroporphyrinogen Decarboxylase sind normal aber die Aktivitat des Enzyms in der Leber ist durch Hemmstoffe Inhibitoren vermindert Mogliche Faktoren dafur sind meist ubermassiger Alkoholkonsum konnen aber auch Rauchen Infektionen mit Hepatitis C oder HIV AIDS Ostrogen hormonelle Kontrazeption die Pille chlorierte Kohlenwasserstoffe oder hereditare Hamochromatose sein 4 Typ 2 Angeborene Form Bearbeiten Die angeborene Form entsteht durch einen genetischen Defekt sog Mutation im Gen des Enzyms Uroporphyrinogen Decarboxylase auf Chromosom 1 etwa 20 der Falle Dieser Gendefekt wird autosomal dominant vererbt Dadurch kommt es zu einer Herabsetzung der Enzymaktivitat in allen Korperzellen Dies allein fuhrt nicht zum Auftreten der Erkrankung 5 Weitere Faktoren Alkohol Rauchen Hepatitis Ostrogen sind dazu typischerweise notwendig Dies erklart warum viele Patienten trotz Mutation keine Symptome haben oder diese erst ab dem 40 Lebensjahr bekommen Typ 3 Andere Formen Bearbeiten In seltenen Ausnahmen lt 1 der Falle sind mehrere Mitglieder einer Familie betroffen obwohl keine Mutation im Gen fur Uroporphyrinogen Decarboxylase nachgewiesen werden kann Dies deutet auf Mutationen in anderen Genen hin die aber bisher nicht ausreichend geklart wurden Pathogenese BearbeitenBei der PCT handelt es sich um eine Synthesestorung von Ham welches ein Bestandteil des roten Blutfarbstoffes Hamoglobin ist Die Uroporphyrinogen Decarboxylase ist das funfte Enzym in der Biosynthesesequenz des Hams Es katalysiert die Decarboxylierung des Uroporphyrinogen III zu Coproporphyrinogen III Dies ist der letzte im Zytosol der Leberzelle ablaufende Prozess bevor die Fertigstellung des Hams in den Mitochondrien vonstattengeht Eine Funktionsstorung oder eine zu geringe Menge dieses Enzyms fuhrt zu einem Aufstau der Ham Zwischenprodukte Diese sogenannten Porphyrine lagern sich dann in verschiedenen Geweben ab und verursachen entsprechende Krankheitssymptome Betroffen sind bei der PCT hauptsachlich Leber und Haut 6 Hepato erythropoetische Porphyrie HEP BearbeitenDie HEP ist eine schwerer verlaufende homozygote Form der PCT Die Symptome konnen leicht mit der kongenitalen erythropoetischen Porphyrie Morbus Gunther verwechselt werden auch hier kann es zu Entstellungen an den dem Licht ausgesetzten Arealen kommen Verlust von Nase Lippen Ohrmuscheln und Fingerteilen Erblindung Neben den Stoffwechselprodukten die man bei einer PCT findet ist zusatzlich der Wert fur Zink Protoporphyrin in den Erythrozyten erhoht Symptomatik BearbeitenIm Unterschied zu den anderen hepatischen Porphyrien verlauft die PCT chronisch und ohne neurologische Symptomatik Der Verlauf und die Auspragung sind sehr variabel so kann die Ausscheidung von Porphyrin im Harn das einzige Symptom der Erkrankung sein Weitere typische Symptome sind 7 Haut Die Lichtempfindlichkeit Photosensibilitat der Haut ist das zentrale Symptom der Erkrankung Die PCT hat somit den Charakter einer Photodermatose Durch UV Einstrahlung bilden sich an der Sonne ausgesetzten Stellen wie Gesicht Handrucken oder Beine aufgrund der dortigen Porphyrineinlagerungen flussigkeitsgefullte Blaschen Vesikel und Blasen Bullae Die Haut ist ausserst bruchig Minimale Traumata konnen zur Entstehung dieser Blasen fuhren Parallel dazu zeitlich etwas versetzt entstehen auf der Haut kleine weisse zystische Herde sogenannte Milien Die oftmals verletzte Haut der PCT Patienten hat geringes Selbstheilungspotential und ist somit standig einer Infektionsgefahr ausgesetzt Weitere Hautsymptome sind Pigmentverschiebungen Hyper und Hypopigmentierungen verstarkte Lanugobehaarung Hypertrichose livid bis braunliche Gesichtsfarbe sowie Verdickung Vernarbung und Kalzifizierung der Haut Leber Die Porphyrineinlagerungen fuhren zu einer Lebervergrosserung Hepatomegalie und Leberfunktionsstorung Die Laborwerte zeigen eine Erhohung der Transaminasen Wie bei jeder chronischen Leberschadigung ist bei der PCT das Risiko fur die Entstehung von Leberkrebs hepatozellulares Karzinom deutlich erhoht Urin Der Harn kann durch die Porphyrinausscheidung rosa bis braun verfarbt sein Diagnose BearbeitenMan findet erhohte Porphyrinspiegel in Blutplasma Urin und Stuhl Die fruhen Zwischenprodukte der Ham Synthese sind nicht oder nur leicht erhoht ALA PBG sind im Wesentlichen normal Anfallende Zwischenprodukte sind Uroporphyrin I und 7 Carboxylat Porphyrin sowie Isocoproporphyrin Die beiden ersten finden sich in Urin und Blutplasma das dritte hauptsachlich im Stuhl Der Anstieg des Isocoproporphyrins deutet sehr spezifisch auf einen hepatischen Defekt der Uroporphyrinogen Decarboxylase hin Therapie BearbeitenDas alleinige Weglassen der Noxen Alkohol Nikotin Eisen Ostrogen verschiedene Medikamente kann bei manchen Patienten die Symptomatik verbessern und unter Umstanden vollig verschwinden lassen Sollte dies nicht ausreichen empfiehlt sich ein Aderlass Phlebotomie Einmal alle ein bis zwei Wochen wird eine Blutmenge von etwa 500 ml abgelassen dies fuhrt zu einer Verringerung des Lebereisens und somit zum Wegfall eines wichtigen Triggers Nach funf bis sechs Sitzungen kommt es meist zu einer spurbaren Symptombesserung Auch schutzt der Aderlass gegen Rezidive der Erkrankung Es bedarf einer genauen Kontrolle des Serumhamoglobins und Serumferritins um sideropenische Komplikationen Eisenmangelanamie zu vermeiden Zu achten ist auf Schutz vor Sonnenlicht Meiden der Sonne Schutzbekleidung Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor Schwere Verlaufe werden mit niedrig dosiertem Chloroquin beispielsweise 125 mg zweimal wochentlich behandelt Eine Uberdosierung kann jedoch die Situation gefahrlich verschlimmern Chloroquin ursprunglich zur Behandlung der Malaria gedacht bildet mit Porphyrinen Komplexe die uber die Nieren ausgeschieden werden Eine gute Nierenfunktion ist daher Voraussetzung fur diese Therapieoption Regelmassige augenarztliche Kontrollen sollten erfolgen Patienten die neben der PCT an schwerer Niereninsuffizienz leiden werden mit EPO Erythropoetin behandelt Ferner sollte zur Fruherkennung von etwaigen Schaden eine regelmassige Bildgebung der Leber erwogen werden 8 Weblinks BearbeitenHomepage der europaischen Porphyrie Initiative EPI mit Adressen der nationalen Porphyrie ZentrenAnmerkungen Bearbeiten Fruher auch als Kryoglobulinamie angesehen Vgl I Biro u a Kryoglobulinaemia porphyria hepatica chronica porphyria cutanea tarda Mellet In Orvosi Hetilap Band 105 1964 S 341 343 Loukas Kakoullis Stylianos Louppides Eleni Papachristodoulou George Panos Porphyrias and photosensitivity pathophysiology for the clinician In Postgraduate Medicine Band 130 Nr 8 November 2018 ISSN 1941 9260 S 673 686 doi 10 1080 00325481 2018 1533380 PMID 30296862 Laurens Janssens Hyun Ji Andrew Greenlund Porphyria Cutanea Tarda In Clinical Gastroenterology and Hepatology The Official Clinical Practice Journal of the American Gastroenterological Association Band 19 Nr 9 September 2021 ISSN 1542 7714 S A19 doi 10 1016 j cgh 2020 05 028 PMID 32447017 Aniruddh Shah Harshil Bhatt Cutanea Tarda Porphyria In StatPearls StatPearls Publishing Treasure Island FL 2023 PMID 33085356 nih gov abgerufen am 24 Mai 2023 Richard W Lambrecht Manish Thapar Herbert L Bonkovsky Genetic aspects of porphyria cutanea tarda In Seminars in Liver Disease Band 27 Nr 1 Februar 2007 ISSN 0272 8087 S 99 108 doi 10 1055 s 2006 960173 PMID 17295179 M B Poh Fitzpatrick Pathogenesis and treatment of photocutaneous manifestations of the porphyrias In Seminars in Liver Disease Band 2 Nr 2 Mai 1982 ISSN 0272 8087 S 164 176 doi 10 1055 s 2008 1040706 PMID 6753166 Laurens Janssens Hyun Ji Andrew Greenlund Porphyria Cutanea Tarda In Clinical Gastroenterology and Hepatology The Official Clinical Practice Journal of the American Gastroenterological Association Band 19 Nr 9 September 2021 ISSN 1542 7714 S A19 doi 10 1016 j cgh 2020 05 028 PMID 32447017 Gerd Herold Innere Medizin 2020 ISBN 978 3 9814660 9 6 S 704 Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Porphyria cutanea tarda amp oldid 239216497