www.wikidata.de-de.nina.az
Das Pogrom in Sumgait war ein Massaker das am 27 Februar 1988 in der aserbaidschanischen Stadt Sumgait Sumqayit an Armeniern verubt wurde Es leitete den Beginn ethnisch und nationalistisch motivierter Gewaltausbruche auf dem Gebiet der Sowjetunion ein und war ein erster Hohepunkt in dem damals aufflammenden Konflikt um Bergkarabach Proteste in Jerewan nach den gewaltsamen KonfliktenGedenkplatte in Stepanakert fur die Opfer der Massaker in SumgaitNach Augenzeugenberichten attackierten aserbaidschanische Manner die armenische Minderheit der Stadt Neben Morden kam es dabei nach Augenzeugenberichten auch zu Vergewaltigungen und Verstummelungen Im Zuge des Pogroms soll es auch zu einem Massaker in einer Entbindungsstation gekommen sein 1 2 3 Augenzeugen sowie der russische Berichterstatter Andrej Pralnikow berichten dass die Miliz und die Stadtbehorden trotz Hilferufen nicht eingriffen und diese Straflosigkeit die aserbaidschanischen Ubergriffe auf die armenische Bevolkerung weiter anheizte Dies geschah zudem durch aufputschende Reden von aserbaidschanischen Parteichefs darunter Kjamram Bagirow und den Stadt Parteichef von Sumgait Muslim Sardeh 4 Fremde Rollkommandos wurden fur die Durchfuhrung des Pogroms mit Bussen herantransportiert und haben dabei Listen von Hausverwaltungen erhalten aus denen Namen sowie Adressen armenischer Familien hervorgingen Die Licht und Stromleitungen von vielen Armeniern wurden zuvor abgetrennt 4 Vieles lasst darauf schliessen dass die Pogrome organisiert waren Eine Sekretarin sagte aus sie sei vor Ausbruch der Gewalttatigkeiten beauftragt worden Listen von Armeniern zusammenzustellen 1 Uber die Opferzahlen gehen die Angaben auseinander Die offizielle Nachrichtenagentur ITAR TASS meldete 31 Tote Einigen anschliessenden Augenzeugenberichten zufolge wurden 33 Zivilisten und acht Soldaten getotet sowie weitere 150 Menschen schwer verletzt Andere Augenzeugenberichte schatzten die Opferzahlen unter den Armeniern noch weit hoher ein 5 Die Gesellschaft fur bedrohte Volker veroffentlichte am 14 Juli 1988 eine Liste mit 52 armenischen Opfern mitsamt Adressen und Tatumstanden von denen 47 ermordet worden waren Vier wurden als im Sterben eins als im Krankenhaus liegend angegeben Gegenuber Mitarbeitern der Gesellschaft war behauptet worden es gebe noch umfangreichere Listen und in Sumgait seien wahrend des Pogroms mehr als 500 Todesurkunden ausgestellt worden 6 Inhaltsverzeichnis 1 Erklarungsansatze 2 Siehe auch 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseErklarungsansatze BearbeitenDer prominente russische Politologe armenischer Abstammung Sergei Kurginjan der sich zum Zeitpunkt des Pogroms in Baku aufhielt schliesst etwa in seinem Buch Das Wesen der Zeit eine konfliktbeladene und im Voraus geplante Konfrontation der Aserbaidschaner mit Armeniern Anfang 1988 kategorisch aus Ihm zufolge hatten in Wirklichkeit westliche Geheimdienstorgane hinter Sumgait Ereignissen gestanden Deren Ziel sei gewesen einen Keil zwischen beiden Ethnien zu treiben um auf diese Weise die UdSSR zu Fall zu bringen 7 Eine westliche Teilnahme an anti armenischen Ausschreitungen klammert der schwedische Historiker und Kaukasusforscher Svante E Cornell zwar aus Doch ahnlich wie Kurginjan glaubt auch er nicht an einen mobilisierten aserbaidschanischen Nationalismus im Februar 1988 Das Pogrom hatte noch lange vor der heissen Phase des Berg Karabach Konflikts stattgefunden und die Nachricht uber die Vertreibung der Aserbaidschaner aus der sudarmenischen Stadt Kapan im Januar 1988 hatte sich landesweit noch nicht herumgesprochen Die Tumulte in Sumgait hatten fur den Grossteil der aserbaidschanischen Bevolkerung vielmehr einen Schockeffekt hervorgerufen 8 Die eigenmachtige Abstimmung des armenisch dominierten Parlaments von Berg Karabach vom 20 Februar 1988 uber den Anschluss mit Armenien diente laut Thomas de Waal als eigentlicher Ausloser fur den Stimmungswechsel in Aserbaidschan Zusatzlich hatte sich die Situation im Vorfeld des Pogroms mit dem Zustrom aserbaidschanischer Fluchtlinge aus der Provinz Kapan und den Berichten uber Diskriminierungen denen sie in Armenien ausgesetzt worden waren noch mehr verschlechtert 9 Siehe auch BearbeitenPogrom in Kirowabad 1988 Pogrom in Baku 1990 Unruhen in Duschanbe im Februar 1990 Massaker von Maraga 1992 Weblinks BearbeitenMassaker in Sumgait Die Zeit 23 August 1991 Nr 35 Sumgait ist weit von Dirk Kurbjuweit Die Zeit 8 April 1988 Nr 15 Wir werden euch ausrotten In Der Spiegel Nr 13 1992 S 138 148 online 23 Marz 1992 Liste mit Opfern des Massakers in engl Sprache Einzelnachweise Bearbeiten a b Wir werden euch ausrotten In Der Spiegel Nr 13 1992 S 138 148 online 23 Marz 1992 Dissident Tells Of Azerbaijan Atrocities Bericht des Korrespondenten des Philadelphia Inquirer philly com 12 Marz 1988 Eerie Silence Hangs Over Soviet City In Washington Post 4 September 1988 a b Die schrecklichen Tage von Sumgait Die Zeit 18 Marz 1988 Ein Volk ein Land In Der Spiegel Nr 13 1988 S 162 164 online 28 Marz 1988 Pressemitteilung der Gesellschaft fur bedrohte Volker zur ersten Liste der Toten von Sumgait zu den unkorrekten sowjetischen Angaben und zur anhaltenden Pogrom Stimmung gegen Armenier in Aserbaidschan 14 Juni 1988 veroffentlicht in Armenisches Berg Karabach Arzach im Uberlebenskampf Herausgeber Manfred Richter Edition Hentrich Berlin 1993 ISBN 3 89468 072 5 Seite 157 ff Kavkazskij uzel Kak ni kruti no ushi tretej sily v karabahskom konflikte proglyadyvayutsya 5 Marz 2018 abgerufen am 8 Mai 2018 russisch Svante E Cornell Small Nations and Great Powers A study of ethnopolitical conflict in the Caucasus RoutledgeCurzon Abingdon United Kingdom 2000 ISBN 978 0 7007 1162 8 S 69 Thomas de Waal Black Garden Armenia and Azerbaijan through Peace and War New York University Press New York amp London 2003 ISBN 0 8147 1944 9 S 30 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pogrom in Sumgait amp oldid 230392366