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Plessy v Ferguson ist ein 1896 vom Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten entschiedener Fall der als Grundsatzentscheidung in der Geschichte des Gerichts gilt Das Gericht hatte daruber zu entscheiden ob ein Gesetz des Staates Louisiana das getrennte Abteile fur Burger weisser und schwarzer Hautfarbe in Eisenbahnzugen vorschrieb gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten verstosse Es verneinte dies mit sieben zu einer Richterstimme und erklarte damit die Bereitstellung getrennter Einrichtungen fur Weisse und Schwarze unter bestimmten Voraussetzungen fur zulassig Durch dieses Urteil wurde damit de facto das Prinzip Separate but equal also Getrennt aber gleich als Basis der Rassentrennung in den Sudstaaten etabliert Plessy v FergusonVerhandelt 13 April 1896Entschieden 18 Mai 1896Name Homer A Plessy v John H FergusonZitiert 163 U S 537 1896 SachverhaltBeschwerde nach Strafurteil gegen Schwarzen wegen Aufenthalts in einem fur Weisse reservierten ZugabteilEntscheidungDie Bereitstellung offentlicher Einrichtungen nach dem Grundsatz separate but equal dt getrennt aber gleich verstosst nicht gegen die Equal Protection Clause des 14 Zusatzartikels und ist damit verfassungsgemass BesetzungVorsitzender Melville W FullerBeisitzer Harlan Brown Field Gray Shiras White Peckham BrewerPositionenMehrheitsmeinung Brown Fuller Field Gray Shiras White PeckhamMindermeinung HarlanAngewandtes RechtVerfassung der Vereinigten Staaten 14 Zusatzartikel 1890 La Acts 152Aufgehoben durch de facto aber nicht de jure Brown v Board of Education 347 U S 483 1954 und spatere Urteile Die Entscheidung Plessy v Ferguson wurde 1954 durch das Urteil im Fall Brown v Board of Education das aber nur das offentliche Schulwesen betraf und spater andere Urteile effektiv aber formal nie aufgehoben In der US amerikanischen Geschichtsschreibung wird Plessy zusammen mit Dred Scott v Sandford und Korematsu v United States allgemein als eines der schlechtesten Urteile des Obersten Gerichtshofs angesehen 1 Die Benennung des Falls ergibt sich der angelsachsischen Rechtstraditionen entsprechend aus den Namen der beiden als Prozessparteien beteiligten Personen des Schuhmachers Homer Plessy und des Richters John Howard Ferguson sowie der Abkurzung fur den aus dem Lateinischen entnommenen juristischen Fachausdruck versus deutsch gegen Inhaltsverzeichnis 1 Sachverhalt des Falls 2 Urteile der Vorinstanzen 3 Entscheidung des Obersten Gerichtshofs 4 Auswirkungen des Urteils 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksSachverhalt des Falls BearbeitenDer Grund der juristischen Auseinandersetzung in Plessy v Ferguson war ein am 19 Juli 1890 vom Bundesstaat Louisiana unter der Bezeichnung Separate Car Act verabschiedetes Gesetz Dieses schrieb fur Eisenbahnzuge getrennte Wagen fur Weisse und Schwarze und bei Verstossen eine Strafe von 25 US Dollar oder 20 Tagen Gefangnis vor Einige Burger Louisianas beschlossen dieses Gesetz juristisch anzufechten Sie grundeten dazu ein Citizens Committee to Test the Constitutionality of the Separate Car Act Burgerkomitee zur Uberprufung der Verfassungsmassigkeit des Separate Car Act und uberzeugten den damals 30 jahrigen Schuhmacher Homer Plessy 1862 1925 das Gesetz absichtlich zu verletzen Plessy galt zwar nach der One Drop Rule aufgrund einer schwarzen Urgrossmutter juristisch als Schwarzer war jedoch ausserlich nicht als solcher zu erkennen Des Weiteren unterstutzte die Bahnbetreibergesellschaft East Louisiana Railroad Company das juristische Vorgehen gegen dieses Gesetz ebenfalls wenn auch aus rein wirtschaftlichen Uberlegungen Albion Tourgee 1838 1905 ein bekannter weisser Burgerrechtsanwalt aus New York erklarte sich bereit den Fall ohne Honorar vor Gericht zu verhandeln Homer Plessy erwarb am 7 Juni 1892 ein Ticket erster Klasse fur einen Zug der East Louisiana Railway von New Orleans nach Covington beides Stadte im Staat Louisiana Nachdem er in einem Abteil fur Weisse Platz genommen hatte informierte er den Zugbegleiter uber seine Abstammung Er wurde daraufhin aufgefordert den Platz zu raumen und sich stattdessen in ein Abteil fur Schwarze zu setzen Nachdem er dies abgelehnt hatte wurde er festgenommen jedoch einen Tag spater gegen eine Kaution von 500 US Dollar wieder freigelassen Der gesamte Vorfall war dabei im Vorfeld mit der East Louisiana Railway abgestimmt worden Urteile der Vorinstanzen BearbeitenHomer Plessy wurde einen Monat nach dem Vorfall vom Bezirksstrafgericht der Gemeinde New Orleans des Verstosses gegen das Gesetz fur schuldig befunden State of Louisiana v Plessy 1892 Der Vorsitzende Richter an diesem Gericht war John Howard Ferguson Er hatte in vorherigen Entscheidungen die Anwendung des Gesetzes in Zugen welche die Grenzen des Staates Louisiana uberquerten und damit auch in anderen Staaten unterwegs waren fur verfassungswidrig erklart Im Fall von Homer Plessy entschied er allerdings gegenteilig mit der Begrundung dass der Staat fur Bahnbetreiber die nur auf dem Territorium Louisianas operieren wurden entsprechende Gesetze erlassen konnte Er verurteilte Plessy dem Gesetz entsprechend und erklarte dieses unter der genannten Einschrankung fur verfassungsgemass Im gleichen Jahr lehnte der Oberste Gerichtshof des Staates Louisiana Plessys Einspruch gegen das Urteil von Ferguson ab Ex parte Plessy 1892 Zwei Jahre spater wurde der Separate Car Act noch um Bestimmungen zu getrennten Wartebereichen an Bahnhofen erweitert Am 13 April 1896 kam es schliesslich zur Verhandlung von Plessys erneutem Einspruch vor dem Obersten Gerichtshof der Vereinigten Staaten Seine Argumentation beruhte auf einem unzulassigen Eingriff in seine Rechte als amerikanischer Burger durch den Separate Car Act und auf der Verweigerung der durch den 14 Zusatzartikel gesetzlich garantierten Gleichberechtigung Nach Auffassung seines Anwaltes Albion Tourgee impliziere das Gesetz eine Minderwertigkeit schwarzer Burger Entscheidung des Obersten Gerichtshofs Bearbeiten nbsp Melville W Fuller nbsp John Marshall HarlanAm 18 Mai 1896 entschied das Gericht unter dem Vorsitz von Melville W Fuller mit 7 zu 1 Richterstimmen in einem von Richter Henry Billings Brown verfassten Urteil die Klage von Plessy abzuweisen da die Bestimmungen des Gesetzes verfassungsgemass seien In der Begrundung dieser Entscheidung schrieb Brown unter anderem Dass der Separate Car Act nicht gegen den 13 Verfassungszusatz verstosst der die Sklaverei und die Zwangsarbeit ausser als Strafe fur ein Verbrechen abschaffte ist zu eindeutig um es zu begrunden Ein Gesetz das lediglich eine rechtliche Unterscheidung zwischen der weissen und der schwarzen Rasse beinhaltet eine Unterscheidung die auf der Hautfarbe der beiden Rassen beruht und die immer bestehen wird solange weisse Menschen von denen der anderen Rasse aufgrund ihrer Hautfarbe unterscheidbar sind hat nicht die Absicht die rechtliche Gleichheit beider Rassen zu untergraben Das Ziel des 14 Verfassungszusatzes war ohne Zweifel die absolute Gleichheit beider Rassen vor dem Gesetz durchzusetzen aber es liegt in der Natur der Sache dass es nicht das Ziel sein konnte auf der Hautfarbe basierende Unterschiede abzuschaffen oder im Unterschied zu politischer soziale Gleichheit oder eine Vermischung der beiden Rassen durchzusetzen zu Bedingungen die fur beide unbefriedigend sind Plessy v Ferguson 163 U S 537 1896 2 Das Gericht verwarf Plessys Auffassung hinsichtlich eines Verstosses gegen den 13 Zusatzartikel ebenso wie die Ansicht dass das Gesetz eine Minderwertigkeit von Schwarzen implizieren und damit den 14 Verfassungszusatz verletzen wurde Nach Auffassung des Gerichts setzte der Separate Car Act lediglich ubliche soziale Prinzipien in Form einer wertungsneutralen Trennung zwischen Weissen und Schwarzen durch Jede diesbezuglich behauptete Wertung der Schwarzen als unterlegen wurde sich nicht aus dem Gesetz ergeben sondern allein aus der Interpretation dieses Gesetzes durch die Schwarzen selbst In den Augen der Gerichtsmehrheit bezog sich der 14 Verfassungszusatz nur auf juristische und politische Gleichbehandlung nicht jedoch auf soziale Gleichheit John Marshall Harlan war der einzige Richter der in einer Minderheitsmeinung dieses Urteil ablehnte Er sagte voraus dass dieses Urteil zukunftig als genauso schandlich wie schon das Urteil im Fall Dred Scott v Sandford angesehen werden wurde und begrundete seine Entscheidung unter anderem mit den folgenden Ausfuhrungen Die weisse Rasse sieht sich selbst als die dominierende Rasse in diesem Land Und sie ist es in Bezug auf Ansehen Errungenschaften Bildung Wohlstand und Macht Sie wird daran habe ich keine Zweifel es fur alle Zeiten sein wenn sie ihrem grossartigen Erbe treu bleibt und an den Prinzipien der verfassungsmassigen Freiheiten festhalt Aber in der Sichtweise dieser Verfassung und vor den Augen des Gesetzes gibt es in diesem Land keine uberlegene dominierende herrschende Klasse von Burgern Es gibt hier keine Kasten Unsere Verfassung ist blind gegenuber der Hautfarbe weder kennt noch toleriert sie Klassen zwischen den Burgern In Bezug auf die Burgerrechte sind alle Menschen gleich vor dem Gesetz Der Schwachste ist dem Starksten ebenburtig Das Gesetz sieht den Menschen als Menschen und berucksichtigt nicht sein Umfeld oder seine Hautfarbe wenn es um seine durch das hochste Gesetz dieses Landes garantierten Rechte geht Es ist deshalb bedauerlich dass dieses Hohe Gericht die hochste Instanz zum Grundgesetz dieses Landes zu der Auffassung gelangt ist dass ein Bundesstaat allein auf der Grundlage der Rasse die Inanspruchnahme der Burgerrechte durch seine Burger regulieren darf Plessy v Ferguson 163 U S 537 1896 2 Auswirkungen des Urteils BearbeitenDas Urteil hatte zunachst keine nennenswerten unmittelbaren Folgen Eine moglicherweise zu erwartende breite Entrustung in den Medien oder der Offentlichkeit blieb ebenso aus wie erwahnenswerte Proteste 3 Homer Plessy bekannte sich im Januar 1897 des Verstosses gegen das Gesetz schuldig und zahlte die durch den Separate Car Act vorgesehene Strafe von 25 US Dollar Er fuhrte spater ein Leben ohne weitere besondere Vorkommnisse und starb 1925 Hinsichtlich ihrer weiterreichenden Konsequenzen hatte die Entscheidung allerdings dramatische Folgen fur das offentliche Leben in den Sudstaaten Durch das Urteil wurde de facto die Doktrin Separate but Equal Getrennt aber gleich etabliert obwohl diese Formulierung im Urteilstext nur in Harlans Ausfuhrungen enthalten war Auch in der Mehrheitsmeinung wurde lediglich an einer Stelle die umgekehrte Formulierung Equal but separate aus dem in Frage stehenden Gesetz des Staates Louisiana zitiert Die Entscheidung bildete somit zusammen mit dem Urteil im Fall Cumming v Richmond County Board of Education drei Jahre spater die juristische Grundlage fur die Legitimation bereits bestehender und die Verabschiedung weiterer als Jim Crow Gesetze zur Rassentrennung in den Sudstaaten Zusammen mit der Atlanta Compromise Rede in welcher der schwarze Burgerrechtsaktivist Booker T Washington 1895 die damalige soziale Isolation der Schwarzen akzeptierte und eine friedliche Koexistenz mit den Weissen mit dem Ziel einer schrittweisen Verbesserung vorschlug lieferten die in Plessy v Ferguson enthaltenen Ausfuhrungen der Gerichtsmehrheit auch die ideelle Basis fur die Rassentrennung Die Entscheidung Plessy v Ferguson wurde 1954 durch das Urteil im Fall Brown v Board of Education das aber nur das offentliche Schulwesen betraf und spater andere Urteile effektiv aber formell nie aufgehoben Zusammen mit dem Civil Rights Act von 1957 und dem Civil Rights Act von 1964 bedeutete dies das offizielle Ende fur den Grundsatz Separate but Equal und damit fur die rechtlich sanktionierte Rassentrennung in den Vereinigten Staaten Einzelnachweise Bearbeiten Akhil Amar Plessy v Ferguson and the Anti Canon In Pepperdine Law Review Band 39 Nr 1 Pepperdine University School of Law Malibu 2013 S 75 90 englisch a b Plessy v Ferguson 163 U S 537 1896 Online unter http supreme justia com us 163 537 case html http supreme justia com us 163 537 case html Infoplease Plessy v Ferguson 1896 Pearson Education Inc 2005 Online unter http www infoplease com us supreme court cases ar29 htmlLiteratur BearbeitenSteve Luxenberg Separate The Story of Plessy v Ferguson and America s Journey from Slavery to Segregation W W Norton New York 2019 ISBN 978 0 393 23937 9 Mark Elliott Color Blind Justice Albion Tourgee and the Quest for Racial Equality from the Civil War to Plessy v Ferguson Oxford University Press New York 2006 ISBN 978 0 19 518139 5 Keith Weldon Medley We As Freemen Plessy v Ferguson Pelican Publishing Company Gretna LA 2003 ISBN 1 58980 120 2 Brook Thomas Plessy v Ferguson A Brief History with Documents Bedford und St Martin s Boston und New York 1996 ISBN 0 312 13743 5Weblinks BearbeitenPlessy v Ferguson 163 U S 537 1896 Vollstandiger Text des Urteils englisch Landmark Supreme Court Cases Plessy v Ferguson englisch U S Supreme Court Multimedia Plessy v Ferguson englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 7 September 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Plessy v Ferguson amp oldid 239044995