Pionierpanzer (Abk.: PiPz; schweizerdeutsch: Geniepanzer) sind gepanzerte Kettenfahrzeuge der Pioniere (schweizerdeutsch: Genietruppen). Sie dienen dazu, der kämpfenden Truppe den Weg zu ebnen, Hindernisse zu überwinden, zu beseitigen oder zu räumen. Des Weiteren zählt zu ihren Aufgaben das Anlegen von Deckungen, sowie Berge- und Kranarbeiten. Um diesen Anforderungen gerecht werden zu können, sind sie mit den erforderlichen Spezialgeräten ausgestattet.
Da die Armeen der verschiedenen Länder teilweise völlig unterschiedliche Anforderungen an das Gerät stellen, bestehen innerhalb der nur kleinen Kategorie der Pionierpanzer gravierende Unterschiede. Bei allen gleich ist nur die Komponente „Erdbewegung“.
Bundeswehr
Räumpanzer
Bei der im Aufbau begriffenen Bundeswehr wurden die Panzerpionierkompanien zunächst mit einem Fahrzeug aus Beständen der US Army ausgerüstet. Es handelte sich hierbei um den „Räumpanzer“; ein Kampfpanzer M48A2, der frontseitig mit einem Räumschild ausgestattet war, der vom Fahrer bedient werden musste. Es konnten nur grobe Arbeiten ausgeführt werden. Die Bezeichnung für dieses Fahrzeug lautete: M48A2DB (DB – Dozer blade), bei der Bundeswehr dann M48RPz und zuletzt ohne Kanone M48A2CR.
Pionierpanzer 1
Nachfolgemodelle
Ende der siebziger Jahre begann man mit der Entwicklung eines verbesserten Nachfolgers. Von der Gepanzerten Pioniermaschine (GPM) wurden zwei Prototypen auf Fahrgestell der „Leopard-1-Familie“ hergestellt.
- GPM 1 MAK (Maschinenbau Kiel)
- GPM 2 EWK (Eisenwerke Kaiserslautern)
Da die Fahrzeuge viel zu schwer waren, dadurch hoffnungslos untermotorisiert und auch die Hydraulikanlage zu kompliziert war, sowie wegen der ausufernden Kosten, wurde das Vorhaben eingestellt.
Man entschied sich dann für den Pionierpanzer Dachs als Nachfolger, der keine Neuentwicklung, sondern eine Verbesserung des bisherigen Konzepts ist.
Andere Armeen
Während der aktiven Zeit des Pionierpanzer 1 verfügten die anderen NATO-Armeen über die folgenden Pionierpanzer:
Armée française de terre
- EBG (Engin Blindé du Génie) auf Basis des Kampfpanzers AMX 30B2
US Army
- M728 CEV (Combat Engineer Vehicle)
- M9 AEV (Armored Engineer Vehicle) (Auch als „Armored Combat Earthmover“ bezeichnet)
British Army
- Combat Engineer Tractor FV 180 1976 bis 2010
- Trojan (AVRE) seit 2007.
- Terrier Armoured Digger seit 2010
Spanische Streitkräfte
- ALACRÁN CZ 10/25 E
Nach Einführung des Leopard 2 als Hauptkampfpanzer wurden in Spanien einige der nunmehr überzähligen und nicht mehr benötigten Kampfpanzer M60 zu Pionierpanzern umgebaut. Die Kanone wurde dazu entfernt und auf der Kanonenblende ein hydraulischer Bagger befestigt. In Fahrstellung ist dieser Baggerarm auf der Motorplatte abgelegt. Weiterhin wurde das Fahrzeug frontseitig mit einem Räumschild ausgestattet. Die Besatzung besteht aus zwei Mann, die technischen Daten wie Abmessungen und Fahreigenschaften entsprechen nach wie vor denen des M60A3.
Volksbefreiungsarmee
Indische Streitkräfte
Staaten des Ostblocks
Der Warschauer Pakt und die militärtechnisch angelehnten, neutralen Staaten verfügten nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst über nichts, was einem Pionierpanzer entsprochen hätte. Von der NVA der DDR wurde ein Kranpanzer mit der Bezeichnung T-55TK als Ersatzfahrzeug verwendet. Das Fahrzeug, originale Bezeichnung JVBT-55A, wurde in der CSSR auf Anforderung der NVA entwickelt. Es wurden insgesamt 688 Fahrzeuge, ausschließlich für den Export in 8 Nutzerländer, produziert. Das Fahrzeug trat erstmals 1970 in Erscheinung und wurde von der NATO als ACR (Armoured Crane Vehicle) angesprochen. Diese Entwicklung wurde notwendig, da die gewünschte Beschaffung des IMR nicht realisiert werden konnte und diese Fahrzeuge als Ersatz eingesetzt wurden.
- Technische Ausrüstung:
Ab Anfang der 1970er-Jahre verfügten dann die Truppen des Ostblocks erstmals über einen reinen Pionierpanzer. Aus sowjetischer Produktion erschien der IMR (Inschenernaja Maschina Rasgraschdenija) auf dem Fahrgestell des T-55. Dieses Fahrzeug war mit einem Kranarm mit Stammgreifer sowie mit einem großdimensionierten verstellbaren Räumschild mit Oberflächengleitschuh ausgerüstet. Das Schild konnte in drei Stellungen betrieben werden. V-förmig, gerade und schräg. Der Oberflächengleitschuh verhinderte das Unterschneiden bei Planierarbeiten oder beim Schneeräumen. Der Kranarm war an einem gepanzerten Drehturm befestigt, der an Stelle des Gefechtsturmes montiert war. Zur Transportfahrt wurde der Kranarm nach hinten in ein Gestell abgelegt und der Greifer in einer Vorrichtung am Heck befestigt, das Schild wird nach hinten auf den Wannenbug geklappt.
- Abmessungen:
Anfang der 1980er-Jahre wurde der IMR-2 eingeführt. Er übernahm den pioniertechnischen Aufbau des IMR auf einem T-72-Fahrgestell. Die Verantwortlichen der Sowjetarmee wollten aus dem IMR ein Universalfahrzeug machen, weshalb er mit Minenräumeinrichtungen KMT-R und PU ausgestattet wurde. Das KMT-R basiert auf dem KMT-4. Mit den 2 PU-Vorrichtungen konnten Minenräumladungen verschossen werden, die in Holzkisten an den Seiten des Motorraumes auf den Kettenabdeckungen befestigt waren. Der Greifer konnte gegen eine Baggerschaufel getauscht werden. Das Fahrzeug wurde mit einem 7,62-mm-MG ausgestattet. Mitte der 1980er-Jahre wurde der IMR-2M vorgestellt. Die Hydraulikanlage wurde besser gegen Beschädigungen geschützt, die Minenräumeinrichtungen PU und das MG wurde entfernt. Die Erfahrungen mit dem Einsatz des IMR bei der Beseitigung der Folgen des Reaktorunfall in Tschernobyl führten zur Entwicklung einer ferngesteuerten Variante des IMR-2.
2008 wurde der IMR-3 vorgestellt. Der pioniertechnische Aufbau ist nun auf einem T-90-Fahrgestell angebracht. In der aktuellen Version IMR-3MA ist ein 12,7-mm-MG und ein Minenräumgerät am Fahrzeug.
In Polen wird auf Basis des in Lizenz gebauten T-72 und dessen Weiterentwicklung PT-91 der MID/MID-M gebaut. Er verfügt über ein verstellbares Schild. Es kann in gerader und gepfeilter Stellung betrieben werden. Auf der rechten Seite des Wannenbuges ist ein Kranarm angebracht. Er verfügt über einen Greifer, der gegen einen Baggerlöffel getauscht werden kann. Das Fahrzeug ist mit einer Seilwinde ausgestattet. Für Bergungsarbeiten bei Unterwasserfahrt ist der Anbau einer Ausstiegsröhre möglich.
Weblinks
- http://web.archive.org/web/20130604171742/http://www.army.mod.uk/royalengineers (englisch)
- http://www.genie-militaire.com/ (französisch)
- http://www.defense.gouv.fr/ (französisch)
- http://www.fas.org/man/dod-101/sys/land/index.html (Englisch – für US Army)
- http://www.panzerbaer.de/types/bw_pipz_1_standard-a.htm
- http://uralvagonzavod.com/products/special_products/2/
- http://www.obrum.gliwice.pl/test-content1/nowoczesne-pojazdy-pancerne/gasienicowe-pojazdy-inzynieryjne/midmid-m/
Literatur
- F.M. von Senger und Etterlin: Tanks of the World 1983. Arms and Armor Press, London 1983, ISBN 0-85368-585-1.
- BMVg 1960, Technische Dienstvorschrift Räumpanzer M 48 Teil 22.
- BMVg 1974, Vorl. Technische Dienstvorschrift Gepanzerte Pioniermaschine. GPM 1 und GPM 2, Teil 22.
Einzelnachweise
- Francev Vladimír: Československé tankové síly 1945-1992. ISBN 978-80-247-4029-4, S. 145.