www.wikidata.de-de.nina.az
Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Pharo Begriffsklarung aufgefuhrt Pharo Pharao frz Pharaon in den USA und Kanada Faro siehe hier oder Faro Bank ist ein Glucksspiel mit franzosischen Karten Eine Partie Pharo Johann Baptist Raunacher 1729 1771 Schloss Eggenberg in Graz Auf diesem Bild ist zu sehen dass die Spielerin 2 v r eine Ecke des von ihr besetzten Asses hochgebogen hat damit zeigt sie an dass sie dem Bankhalter Paroli bietet Faro Partie New Jersey um 1889In Tschaikowskis Oper Pique Dame spielt das Pharo eine bedeutende Rolle Der Name des Spiels wird so erklart dass einer der Konige im Kartenspiel als Pharao dargestellt wurde und diese Karte als besonders gluckverheissend galt weshalb auf sie am haufigsten gesetzt wurde ob diese Erklarung korrekt ist lasst sich heute nicht mehr feststellen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Das Spiel 2 1 Die Grundregeln 2 2 Weitere Regeln 2 2 1 Lappe 2 2 2 Paroli 2 2 3 Mehrfache Paroli 2 2 3 1 Sept et le va 2 2 3 2 Quinze et le va 3 Bankvorteil 4 Varianten 5 Quellen 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenEin dem Pharo ahnliches Spiel ist Landsknecht welches zur Zeit des Dreissigjahrigen Krieges aufkam und wohl als Vorlaufer anzusehen ist ebenso die Spiele Tempeln und das spatere Bassette Dieses ist bereits nahezu identisch mit dem Pharo Bassette soll in Venedig erfunden und von Justiniani dem Gesandten der Serenissima in Paris in der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts in Frankreich eingefuhrt worden sein Im 18 und 19 Jahrhundert war Pharo eines der am weitesten verbreiteten Kartenspiele in Europa Daniel Bernoulli und Leonhard Euler verfassten mathematische Arbeiten uber das Pharospiel Pharo wird auch vielfach literarisch erwahnt z B in den Memoiren Giacomo Casanovas im Roman Die Elixiere des Teufels und der Novelle Spieler Gluck von E T A Hoffmann in Michail Lermontows Drama Maskerade oder William Makepeace Thackerays Die Memoiren des Junkers Barry Lyndon im Film Barry Lyndon von Stanley Kubrick ist eine Gesellschaft beim Pharo Spiel zu sehen 1 ebenso in Lion Feuchtwangers Jud Suss Die Spielszenen in den Opern Les Contes d Hoffmann von Jacques Offenbach Manon von Jules Massenet und Pique Dame von Pjotr Iljitsch Tschaikowski nach Alexander Puschkins gleichnamiger Erzahlung zeigen Personen beim Pharo in diesen Opern wird Pharo jeweils explizit namentlich erwahnt bei dem Spiel in Giuseppe Verdis La traviata durfte es sich um eine Pharo Variante handeln Pharo wurde vermutlich Ende des 18 Jahrhunderts von franzosischen Emigranten in die Neue Welt eingefuhrt der franzosische Name Pharaon wurde dabei zu Faro verkurzt Im 19 Jahrhundert war Faro das beliebteste Glucksspiel im Wilden Westen bevor es von Poker verdrangt wurde in Giacomo Puccinis Oper La fanciulla del West vertreiben sich die Goldgraber ihre Zeit bei Faro und Poker Die Stadt Faro in Yukon im Nordwesten Kanadas tragt ihren Namen nach dem Kartenspiel 2 Die Faro Banken waren durch ein Schild mit dem Bild eines Tigers gekennzeichnet daran erinnert der Ausdruck bucking a tiger dt einen Tiger mit Geld futtern fur Geldverschwenden Auch wenn Pharo selbst heute kaum mehr bekannt ist so lebt dieses Spiel in vielen Begriffen und Redewendungen fort z B Paroli bieten Va banque spielen etc Das Spiel BearbeitenDie Grundregeln Bearbeiten Pharo wird mit zwei Paketen franzosischer Spielkarten zu 52 Blatt gespielt Die beiden spielenden Parteien sind einerseits der Bankier andererseits bis zu vier Pointeure welche gegen den Ersteren spielen Jeder Pointeur erhalt vom Bankier ein Buch Livret also die 13 Karten einer Farbe z B A 2 K als Einsatzschema Vor Beginn der Partie legt der Bankhalter seine Kasse Bank vor sich auf den Tisch und bestimmt den Mindesteinsatz den Point Um zu setzen legt der Pointeur seinen Einsatz auf die entsprechende Karte seines Buchs Mochte ein Pointeur einen Einsatz in Hohe des in der Bank befindlichen Betrages riskieren so annonciert er das mit den Worten Va banque oder Va tout Der Bankier nimmt nun das zweite Kartenpaket den Talon mischt lasst einen der Pointeure abheben und teilt den Spielern mit welche Karte die letzte ist en bas en face liegt Nachdem die Pointeure nach Belieben auf eine oder mehrere ihrer Karten gesetzt haben zieht der Bankier nacheinander je zwei Blatter vom Kartenpaket ab Abzug Coup und legt sie nebeneinander offen vor sich auf den Tisch Die erste Karte eines jeden Paares gilt fur den Bankier die zweite fur die Pointeure d h der Bankier gewinnt alle Einsatze der Spieler auf jenen Karten die dem Range nach ohne Rucksicht auf die Farbe mit der zuerst gezogenen Karte ubereinstimmen die Pointeure erhalten einen Gewinn in der Hohe ihres Einsatzes d h sie gewinnen im Verhaltnis 1 1 wenn sie die zweite Karte eines Abzugs besetzt haben Die Einsatze auf den ubrigen Werten bleiben unverandert sie durfen allenfalls erhoht aber keinesfalls verringert werden Fallt eine Karte plie d h werden in einem Coup zwei gleichrangige Karten Doublet gezogen so erhalt der Bankhalter die Halfte der Einsatze auf dieser Karte Weiters erhalt der Bankhalter die Einsatze die auf die erste Karte des letzten Abzugs d h auf die 51 Karte entfallen wahrend die letzte Karte niemals gewinnt sie wurde ja vor Beginn der Partie vorgezeigt Das Abziehen aller 52 Karten durch 26 Coups heisst Taille Eine Karte die mehrmals hintereinander bzw im Laufe eines Abends besonders haufig gewinnt wird Carte favorite genannt so in Die Elixiere des Teufels von E T A Hoffmann Weitere Regeln Bearbeiten Lappe Bearbeiten Lappe moglicherweise von laper frz lecken La paix frz der Friede oder kurz Paix Hat ein Spieler gewonnen und will er erneut auf dieselbe Karte setzen so kann er auf die Auszahlung seines Gewinnes vorlaufig verzichten und Lappe spielen Gewinnt er so erhalt er als Gewinn das Doppelte des ursprunglichen Satzes verliert er so erhalt er den ursprunglichen Satz zuruck Double ou quitte Hat das Lappe gewonnen so kann der Spieler erneut seinen Gewinn riskieren und das Lappe wiederholen Double lappe Gewinnt er erneut so erhalt er als Gewinn nun bereits das Vierfache des ursprunglichen Satzes verliert er so erhalt er den ursprunglichen Einsatz zuruck Paroli Bearbeiten Hat ein Pointeur mit einer Karte gewonnen so kann er Paroli spielen d h auf das Inkasso des Gewinns vorlaufig verzichten und diesen zusammen mit dem ursprunglichen Satz erneut aufs Spiel setzen dies zeigt der Spieler dadurch an dass er eine Ecke der Karte aufwartsbiegt Gewinnt das Paroli so erhalt der Spieler von der Bank das Dreifache des ursprunglichen Satzes Davon leitet sich die Redensart jemandem Paroli bieten oder heute seltener gebraucht jemandem ein Paroli biegen ab was so viel bedeutet wie jemandem Widerstand entgegensetzen bzw jemandes Plane durch unvermutete Massnahmen zu vereiteln versuchen Quelle Meyers Konversationslexikon von 1908 Mehrfache Paroli Bearbeiten Sept et le va Bearbeiten Hat das Paroli gewonnen so kann der Pointeur mit der Ansage Sept et le va erneut Paroli bieten Gewinnt er wieder so erhalt er das Siebenfache seines ursprunglichen Satzes Quinze et le va Bearbeiten Gewinnt der Spieler das Sept et le va so kann er mit der Ansage Quinze et le va nochmals Paroli spielen und erhalt nun falls er gewinnt das Funfzehnfache des ursprunglichen Satzes Bankvorteil BearbeitenNehmen wir an dass ein Spieler unabhangig davon welcher Wert en face liegt zu Beginn einer Taille auf eine bestimmte Karte etwa auf den Konig setzt und den Einsatz so lange unverandert spielen lasst bis diese Karte zum ersten Mal erscheint und sich sodann bis zum Ende der Taille nicht mehr weiter durch Einsatze am Spiel beteiligt Bei dieser Spielweise gewinnt der Spieler mit Wahrscheinlichkeit 48 02 eine Einheit verliert der Spieler mit Wahrscheinlichkeit 48 02 eine Einheit verliert der Spieler mit Wahrscheinlichkeit 3 96 eine halbe Einheit D h der Bankvorteil betragt gerade 1 98 Diesen Wert gibt auch Leonhard Euler an 3 dieser Wert ist freilich nur als Richtwert zu verstehen Der Bankvorteil andert sich nach jedem einzelnen Abzug in Abhangigkeit davon wie viele Karten des besetzten Wertes und wie viele Karten insgesamt noch in den verdeckten Karten des Stapels vorhanden sind Zum Vergleich Bei den mehrfachen Chancen des europaischen Roulette betragt der Bankvorteil 2 7 bei den einfachen Chancen 1 35 Varianten Bearbeiten nbsp Tableau eines Faro Tisches aus The Merry Gamester A Practical Guide to the most popular card dice and board games of the English speaking world from ancient times to 1900 1903Nehmen an einer Pharopartie funf Spieler also ein Bankier und vier Pointeure teil so verwendet man zwei Pakete zu 52 Blatt und jeder Pointeur erhalt wie oben beschrieben ein eigenes Buch Nehmen mehr als vier Pointeure teil so legt der Bankier von einem Paket die dreizehn Pique Karten als Tableau engl Layout auf und verfahrt mit einem 52er Paket wie gewohnt In dieser letzteren Form wurde das Spiel vor allem im Wilden Westen popular das amerikanische Faro unterscheidet sich vom europaischen Pharo jedoch in der Art der Abwicklung und durch zusatzliche Wettmoglichkeiten siehe Artikel Faro Jewish Faro oder Stuss wird wie Pharo bzw Faro mit 52 Blatt gespielt bei einem Split d i die englische Bezeichnung fur Carte plie gewinnt der Bankhalter aber den vollen Einsatz und nicht bloss die Halfte Der Bankvorteil betragt daher 3 96 Die in Wien als Stoss Meine Tante deine Tante oder Naschi Waschi bekannte Variante wird mit nur 32 Karten gespielt und die Bank zieht im Falle einer Carte plie den vollen Einsatz ein Bei dieser eher rauberischen Spielart gilt unter der Annahme der oben angefuhrten Spielweise Der Spieler gewinnt mit Wahrscheinlichkeit 46 72 eine Einheit Der Spieler verliert mit Wahrscheinlichkeit 53 28 eine Einheit D h der Bankvorteil betragt hier sogar 6 56 Quellen BearbeitenPharo In Meyers Grosses Konversations Lexikon 6 Auflage Band 15 Bibliographisches Institut Leipzig Wien 1908 S 764 Pharao In Heinrich August Pierer Julius Lobe Hrsg Universal Lexikon der Gegenwart und Vergangenheit 4 Auflage Band 13 Altenburg 1861 S 35 36 zeno org Krunitz Oeconomische Encyclopadie Berlin 1833 Band 112 Digitalisat Ludwig von Alvensleben Encyklopadie der Spiele 1853 S 363Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Pharao Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme UbersetzungenEinzelnachweise Bearbeiten Barry Lyndon Drehbuch von Stanley Kubrick Geschichte der Stadt Faro Yukon Memento vom 16 Mai 2012 im Internet Archive Leonhard Euler Sur l avantage du banquier au jeu de Pharaon In Memoires de l academie de sciences de Berlin 20 1766 S 144 164 online mit englischer Ubersetzung Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Pharo amp oldid 229519063