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Peter Kalmar 11 August 1934 in Budapest ist ein deutscher Herzchirurg aus Ungarn Er war Vorreiter auf dem Gebiet der Handedesinfektion Peter Kalmar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Alkoholische Einreibung zur Handedesinfektion 3 Chirurgische Handedesinfektion ohne Waschung 4 Auszeichnungen 5 Publikationen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKalmar wurde 1952 in Budapest zum Medizinstudium zugelassen 1956 floh er aus Ungarn die Flucht endete in Hamburg wo er sein Studium beendete 1958 wurde er zum Dr med promoviert Beitrag zur Wirkungsweise des Harmins und des Bulbocapnins und arbeitete als Assistenzarzt zuerst in mehreren Hamburger Krankenhausern ab 1962 in Rheinhausen 1964 kehrte er nach Hamburg zuruck und bekam eine Assistentenstelle in der Klinik von Ludwig Zukschwerdt bei Georg Wilhelm Rodewald im Universitatsklinikum Hamburg Eppendorf UKE wo er auf einer thorax herz und gefasschirurgischen Station eingesetzt wurde 1968 wurde er zum Oberarzt der Herzchirurgie ernannt 1969 folgten die Habilitation mit Erhalt der Lehrberechtigung fur das Fach Herz und Gefasschirurgie und experimentelle Kardiologie 1973 folgte die Ernennung zum ausserplanmassigen Professor 1974 erhielt er einen Ruf zur Ubernahme des Lehrstuhles fur kardiovaskulare Chirurgie an der Universitat Bonn Wahrend der schliesslich gescheiterten Berufungsverhandlungen wurde von dem Kliniktrager in Hamburg ein Bleibeangebot gemacht 1987 ubernahm er die Leitung der Herzchirurgie am UKE 1993 war er Mitglied eines Operationsteams am UKE das die erste Doppeltransplantation von Herz und Leber in Deutschland durchfuhrte 1 Kalmar wurde 1998 emeritiert und arbeitete bis zum Jahr 2014 als freier Mitarbeiter in dem Beratungsunternehmen fur Qualitatssicherung und Gesundheitsokonomie Lohfert amp Lohfert AG Hamburg Alkoholische Einreibung zur Handedesinfektion Bearbeiten Hauptartikel Asepsis Sterilisation und Handedesinfektion Obwohl die Notwendigkeit der Handedesinfektion seit Semmelweis und Lister erst Ende des 19 Jahrhunderts erkannt wurde blieb die Praxis der hygienischen und chirurgischen Handedesinfektion bis in die 1960er Jahre aufwandig teilweise unzureichend und gelegentlich hautschadigend Die Unterscheidung zwischen hygienischer und chirurgischer Handedesinfektion wurde im Jahr 1905 von Carl Flugge eingefuhrt 2 Die hygienische Handedesinfektion beseitigt die hautfremden Keime und reduziert die Zahl der hauteigenen Keime Die chirurgische Handedesinfektion ist die weitgehende Eliminierung der hauteigenen Keime die in der Hornhaut bis zum Stratum lucidum in abnehmender Zahl vorhanden sind wobei Schweiss und Talgdrusen normalerweise nahezu keimfrei sind Hygienische Handedesinfektion erfolgte wenn uberhaupt nur in Form des ublichen Handewaschens und Abtrocknens oder durch die Verwendung verdunnter Desinfektionslosungen Einwegmaterial war damals noch nicht bekannt so dass die Hande mit Handtuchern abgetrocknet wurden die z T nur einmal am Tag gewechselt wurden Zur chirurgischen Desinfektion vor Operationen wuschen die Chirurgen sich zunachst fur funf Minuten die Hande mit Seife und Burste unter fliessendem Wasser Danach wurde diese Waschung durch reichliches Aufbringen von hochprozentigem Alkohol auf die Hande und Unterarme fortgesetzt Schliesslich trockneten sie sich mit sterilen Tuchern ab Alternativverfahren konnten sich wegen Wirkungslucken oder Unvertraglichkeiten nicht durchsetzen Anlass zur Entwicklung des Einreibeverfahrens gaben die Erfahrungen u a bei der wochentlichen Chefarztvisite Bei diesen Visiten suchten alle Ober und Assistenzarzte zusammen mit dem Klinikchef die Patienten auf Wenn in den Zimmern Kranke mit Wundeiterungen lagen musste in der Regel auch die Wunde untersucht und der Verband gewechselt werden Einweghandschuhe wie sie heute ublich sind gab es damals noch nicht Bei dem hohen Tempo der Chefvisite und der Enge im Krankenzimmer war es jedoch nicht moglich dass sich jeder Arzt nach der Untersuchung die Hande waschen konnte Stattdessen wurde auf dem Flur vor dem Zimmer eine Schussel aufgestellt in der sich eine bis dahin als desinfizierend geltende verdunnte formalinhaltige Losung befand Die Arzte tauchten ihre Hande in das Desinfektionsmittel trockneten sie sich mit einem Handtuch ab und wandten sich den nachsten Patienten zu Kalmar entnahm 1965 aus Interesse eine Probe aus der nicht mehr frischen Losung und gab sie zur mikrobiologischen Untersuchung Der damalige Oberarzt Naumann untersuchte die Probe Er kam zu dem alarmierenden Ergebnis dass sich in der Losung auch unterschiedliche pathogene Bakterien befanden das verdunnte Mittel also offensichtlich nicht die angenommene Wirkung entfaltete Kalmar folgerte aus dem Befund und seiner Beobachtung in der taglichen Praxis dass statt der aufwandigen Waschung der Hande zur Verhinderung der Ubertragung von Bakterien nach Kontakten mit Patienten ein desinfizierendes Mittel entwickelt werden musse das sich schnell und mit wenig Aufwand einfach in die Hande einreiben liesse das sicher wirkte und eine gute Akzeptanz durch hautpflegende Eigenschaften versprach Durch Vermittlung von Kalmars Vorgesetzten den Herz und Thoraxchirurgen Georg Rodewald wurde der Chefarzt der Anasthesieabteilung Horaz gebeten sich mit seinem Schwager Eberhard Bode Inhaber der Bacillolfabrik Dr Bode amp Co in Hamburg heute Bode Chemie in Verbindung zu setzen Bode beauftragte seinen Mitarbeiter Rolf H Steinhagen der bereits zuvor in Zusammenhang mit der Einfuhrung der Flachendesinfektion Kontakte zur Herzchirurgie im UKE geknupft hatte sich mit Kalmar zur Losung seiner Idee zusammenzusetzen Nach Literaturstudium kamen Kalmar und Steinhagen zu dem Schluss dass als einzig effektives Mittel fur die breitenwirksame Desinfektion der Hande weiterhin Alkohol anzusehen sei Der bislang in der chirurgischen Handedesinfektion eingesetzte hochprozentige Alkohol aber hatte mehrere Nachteile zum einen das hohe hautreizende Potenzial zum anderen die geringe Tiefenwirkung auch aufgrund der schnellen Verdunstung Daraus zog Kalmar die Konsequenz dass Alkohol verdunnt eingesetzt und mit hautpflegenden Komponenten verbunden werden musse etwa mit ruckfettenden Substanzen Daruber hinaus sollte zur Sicherstellung einer langer dauernden Wirkung auch bei drei bis vierstundigen Operationen eine Durchtrankung der Hornhaut bis in die tieferen Hornschichten erzielt werden um zu verhindern dass residente Keime aus den tieferen Hornhautschichten an die Oberflache treten konnten Deshalb musse der Alkohol so modifiziert werden dass er in die Haut diffundieren konne Hautarzte empfahlen Invertseifen mit in Erwagung zu ziehen Man entschied sich fur die Verwendung von Fettalkoholen Die Ermittlung der Alkoholkombination mit einer optimalen Wirksamkeit wurde mit bakteriologischen Reihenuntersuchungen ermittelt Daneben unterzogen Kalmar und Steinhagen in Eigenversuchen die in Frage kommenden Invertseifen in Bezug auf das Hautverhalten einer Prufung Nach diesen Versuchen erfolgte die Praparateformulierung 3 Die einzelnen Komponenten wurden zusammengefugt das erste Handedesinfektionsmittel fur das Einreibeverfahren war geboren Nach den bakteriologischen Tests in der Hautklinik des UKE durch Meyer Rohn wurde das Praparat 1965 fur die Praxis zugelassen Noch im selben Jahr fuhrte die Bacillolfabrik Dr Bode amp Co die neue Arzneimittelspezialitat als flussiges Handedesinfektionsmittel auf alkoholischer Basis zur hygienischen und nach der in der Herzchirurgie durch Kalmar nachgewiesenen ausgezeichneten Langzeitwirksamkeit auch zur chirurgischen Handedesinfektion als Einreibepraparat in Deutschland und kurz darauf auch in Osterreich ein Eine Reihe von Folgepraparaten mit geringer Abweichung der Zusammensetzung wurde von den anderen in Herstellung und Vertrieb von Desinfektionsmitteln tatigen Unternehmen entwickelt und auf den Markt gebracht Chirurgische Handedesinfektion ohne Waschung BearbeitenDie Test und Kontrollergebnisse im Operationsbetrieb mit dem Praparat Sterillium an der kunstlich kontaminierten und der nativen Hand auch uber 4 Stunden wurden ohne die bis dahin ublichen Vorwaschung mit Seife und Burste unter laufendem Wasser erzielt Bei der raumlichen Enge des Waschraumes in der Eppendorfer Herzchirurgie mit einem Operationssaal fur zwei Operationstische herrschte morgens wenn zwei Operationsteams sich gleichzeitig fur Operationen vorbereiteten und sich die Hande desinfizierten eine sehr storende Enge An einem der Arbeitstage stellte sich wahrend der Handedesinfektion die Frage wozu denn die ubliche Wasser Seifen Vorwaschung diente wenn das Einreibeverfahren auch ohne diese Praliminarie bessere hygienische Resultate brachte als alles bisher Verwendete In der darauffolgenden Diskussion empfahl Kalmar in Zukunft die Grobhygiene der Hande ausserhalb der Operationseinheit zu absolvieren und im Rahmen der Handedesinfektion nur noch das alkoholische Einreibepraparat 5 Minuten lang in die Hande und Unterarm einzureiben Rodewald der Direktor der Einheit war mit diesem Vorschlag sofort einverstanden Von dem Tag an wurden Hande in der Operationseinheit nur nach den Eingriffen mit Wasser abgespult Dadurch wurde plotzlich Zeit und Raum eingespart Anfang der 1980er Jahre erschienen mehrere Veroffentlichungen die in Zusammenhang mit der Verwendung von verschiedenen alkoholischen Einreibepraparaten uber allergische Reaktionen im Bereich der Hande berichteten Ein fruherer Oberarzt der seit einigen Jahren als Leiter einer Fachabteilung im suddeutschen Raum arbeitete rief Kalmar in Hamburg an und fragte um Rat da seine Hande nach der Desinfektion mit dem Einreibepraparat entzundliche Veranderungen der Haut aufwiesen Er meinte man habe an der Zusammensetzung des Desinfektionsmittels etwas verandert wodurch die neu aufgetretene Hautunvertraglichkeit erklart werden konnte Eingehende Uberprufungen des Herstellers ergaben keine Veranderung der Rezeptur oder des Herstellungsverfahrens Bei weiteren Gesprachen mit dem betroffenen Chirurgen stellte sich heraus dass dieser seit ein bis zwei Jahren das in der dortigen Klinik ubliche Kombinationsverfahren der chirurgischen Handedesinfektion anwenden musste bei dem vor der eigentlichen Desinfektion eine mehrminutige Waschung der Hande mit Wasser Seife und Burste erfolgen musste Im Einklang mit der Literatur uber die schadliche Wirkung der zu haufigen oder zu aggressiven Waschung ergab sich der Verdacht dass nicht das Praparat sondern die Kombination mit der Waschung schliesslich fur die Unvertraglichkeitserscheinungen verantwortlich war Diese Auffassung entspricht der aktuellen Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften uber Handedesinfektion und Handehygiene 4 Auszeichnungen Bearbeiten2007 Verfassungsportugaleser in Silber 5 Publikationen Bearbeitenmit J Meyer Rohn Erfahrungen mit einem neuen Handedesinfektionsmittel In Der Chirurg Band 39 1968 S 231 236 Chirurgische Handesinfektion mit alkoholischen Einreibepraparaten In Swiss Med Band 7 1985 S 57 59 Literatur BearbeitenRudiger Dohler Heinz Jurgen Schroder Eike Sebastian Debus Chirurgie im Norden Zur 200 Tagung der Vereinigung Norddeutscher Chirurgen in Hamburg 2017 Kaden Verlag Heidelberg 2017 ISBN 978 3 942825 67 2 S 162 163 Weblinks BearbeitenStandige Kriegfuhrung Hygiene Massnahmen in der Hamburger Herzchirurgie In Der Spiegel 30 Mai 1988 Einzelnachweise Bearbeiten Hamburger Chirurgen transplantieren erstmals gleichzeitig Herz und Leber welt de 14 Mai 2018 R H Steinhagen Entwicklungsstadien der Handedesinfektion In Peter Eckert Georg Rodewald Hrsg Hygiene und Asepsis in der Chirurgie Thieme 1977 ISBN 3 13 165701 4 S 55 61 hier S 57 Vgl auch Sonderdruck aus Volker Schumpelick Niels M Bleese Ulrich Mommsen Hrsg Chirurgie Lehrbuch fur Studenten Stuttgart o J S 51 Desinfektionsmittel Sterillium Prof Peter Kalmar Ich bin der Erfinder des Keim Killers In mopo de 6 Juni 2015 abgerufen am 25 Juli 2018 AWMF Leitlinien zur Handedesinfektion und Handehygiene Abgerufen am 2 Marz 2011 Ehrung fur Herzchirurg Peter Kalmar In Hamburger Abendblatt 16 April 2007 Normdaten Person GND 119121091X lobid OGND AKS VIAF 306069681 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Kalmar PeterALTERNATIVNAMEN Kalmar Peter Pal vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher HerzchirurgGEBURTSDATUM 11 August 1934GEBURTSORT Budapest Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Peter Kalmar amp oldid 227050197