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Otto Wolken 27 April 1903 in Wien Osterreich Ungarn 1 Februar 1975 in Wien war ein osterreichischer Arzt und Sozialist der als Haftlingsarzt im KZ Auschwitz Birkenau arbeiten musste und Krankheiten sowie Todesursachen seiner Mithaftlinge dokumentierte Der Auschwitzuberlebende sagte spater als Zeuge uber die NS Verbrechen und Lagerverhaltnisse im ersten Frankfurter Auschwitzprozess aus 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Nach Kriegsende 3 Schriften 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenOtto Wolken war der Sohn judischer Zuwanderer aus Lemberg und wuchs in Wien auf Sein Vater war Vorsteherstellvertreter der Wiener Photographengenossenschaft 2 An der Universitat Wien absolvierte er ein Medizinstudium und wurde dort im Februar 1931 zum Dr med promoviert Ab Anfang Marz 1931 war er in Niederosterreich zunachst zwei Jahre am Hospital in Sankt Polten beschaftigt und danach ab Marz 1933 als Allgemeinmediziner in Pyhra beziehungsweise ab Anfang November 1933 in Traisen tatig 3 Wolken war Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Osterreichs und engagierte sich als Schutzbundarzt Wenige Wochen nach dem Anschluss Osterreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich wurde Wolken durch die Gestapo verhaftet und inhaftiert 1940 wurde Wolken aus politischen Grunden durch die Universitat Wien der Doktorgrad entzogen 2008 posthum wieder zuerkannt bzw die Aberkennung fur nichtig erklart 4 Nach Gefangnis und Lageraufenthalten unter anderem auch zwei Jahre im KZ Zweibrucken wurde Wolken am 9 Juli 1943 in das KZ Auschwitz Birkenau deportiert Nur durch Zufall und aufgrund seines Arztberufes entging Wolken bei der Eingangsselektion der Vergasung Nach dem Erhalt der Haftlingsnummer 128 828 wurde er bald darauf als Haftlingsarzt im Manner Quarantanelager des Konzentrationslagers Auschwitz Birkenau eingesetzt Ohne ausreichende Medikamente mit unzureichend qualifizierten Haftlingspflegern und unter schwierigsten hygienischen Bedingungen arbeitete er im dortigen Haftlingskrankenbau 5 6 Er fertigte Aufzeichnungen uber die Lebens und Krankheitsbedingungen der Haftlinge an die trotz Pflege nach Selektionen durch SS Angehorige oft der Vergasung zugefuhrt wurden und schuf so eine Dokumentation uber deren Mortalitat und Morbiditat Diese konspirativ gefuhrte Chronik des Quarantanelagers Birkenau war spater ein wichtiges Beweismittel fur die Konzentrationslagerverbrechen 7 Nach der Raumung des KZ Auschwitz ab dem 17 Januar 1945 konnte sich Wolken unter schwierigen Umstanden im Lager verbergen und so den Todesmarschen entgehen Er kummerte sich um die zuruckgelassenen Haftlinge in seinem Block versorgte sie arztlich und organisierte Lebensmittel um moglichst vielen das Uberleben zu sichern In Auschwitz Birkenau erlebte er schliesslich die Befreiung des Lagers durch die Rote Armee am 27 Januar 1945 8 Mit der in Krakau ansassigen polnischen Hauptkommission zur Untersuchung der deutschen Verbrechen arbeitete Wolken nach der Befreiung des Lagers unverzuglich zusammen Seine Chronik und Aussagen bildeten in mehreren Auschwitzverfahren Grundlagen fur die Anklage 9 Auch im Nurnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurden seine Berichte herangezogen 10 Nach Kriegsende BearbeitenWolken kehrte 1945 nach Wien zuruck war Mitarbeiter des im August des Jahres unter Beteiligung der Stadt Wien geschaffenen Internationalen Komitees fur durchreisende judische KZ ler und Fluchtlinge IK 11 Durch seine Tatigkeit fur das Landesfursorgekomitee fur ungarische Deportierte Sitz Palais Strudelhof wurde Wolken dem zweiten Engerau Prozess 12 beigezogen 13 Des Weiteren war Wolken initiativ beteiligt am Wiederaufbau der Israelitischen Kultusgemeinde Wien IKG Fur die IKG in Wien fungierte er als Gesundheitsreferent und langjahrig als Vorstandsmitglied Zudem war er 1958 59 Vizeprasident der IKG Nach Kriegsende war er zeitweise Chefarzt des Rothschildhospitals 10 Schliesslich nahm er seine Tatigkeit als Arzt in Wien wieder auf Er fungierte als Bundesvorstandsmitglied der SPO Opferorganisation Bund sozialistischer Freiheitskampfer und Opfer des Faschismus Als erster von 357 Zeugen wurde Wolken bei dem ersten Frankfurter Auschwitzprozess vernommen Wolken starb im Februar 1975 9 Schriften BearbeitenOtto Wolken Die Befreiung von Auschwitz Birkenau Hamburger Institut fur Sozialforschung Hrsg Die Auschwitz Hefte 2 Hamburg 1994 ISBN 3 8077 0282 2 O W Chronik des Quarantanelagers Birkenau in Hans Gunther Adler Hermann Langbein Ella Lingens Reiner Hgg Auschwitz Zeugnisse und Berichte 2 rev Aufl Europaische Verlagsanstalt EVA Koln 1979 Erstaufl 1962 ISBN 3434004114 6 Aufl mit Vorwort zur Editionsgeschichte von Katharina Stengel Schriftenreihe 1520 Bundeszentrale fur politische Bildung BpB Bonn 2014 ISBN 9783838905204 S 111 123Literatur BearbeitenHermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Frankfurt 1980 ISBN 3 548 33014 2 Brigitte Bailer Galanda Die Entstehung der Ruckstellungs und Entschadigungsgesetzgebung Die Republik Osterreich und das in der NS Zeit entzogene Vermogen Oldenbourg Munchen 2003 ISBN 3 486 56690 3 Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt 2013 ISBN 978 3 10 039333 3 Edith Kirsch Dr Otto Wolken selbstloser Helfer in Auschwitz in Der Sozialdemokratische Kampfer Nummer 1 bis 3 2005 Susanne Blumesberger Michael Doppelhofer Gabriele Mauthe Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 3 S Z Register Hrsg von der Osterreichische Nationalbibliothek Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 11545 8 S 1501 Weblinks BearbeitenFoto und Kurzbiografie Otto Wolken auf www auschwitz prozess frankfurt de Zeugenaussagen im Auschwitz Prozess Dr Otto WolkenEinzelnachweise Bearbeiten 2 Zeuge Otto Wolken Frankfurter Auschwitz Prozess YouTube Abgerufen am 10 Januar 2021 Aus Fachkreisen Promotion In Allgemeine photographische Zeitung Gewerbliches Fachblatt der Photographen Osterreichs Offizielles Organ des Fachverbandes der Photographengenossenschaften Osterreichs Sitz Wien Jahrgang 1931 15 Marz Nr 3 1931 XIII Jahrgang S 10 Spalte 1 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung phz Berthold Weinrich Unter der Mitarb von Erwin Plockinger Niederosterreichische Arztechronik Geschichte der Medizin und der Mediziner Niederosterreichs Mobius Wien 1990 S 804 Katharina Kniefacz Herbert Posch Red Otto Wolken In gedenkbuch univie ac at Gedenkbuch fur die Opfer des Nationalsozialismus an der Universitat Wien 1938 7 April 2015 abgerufen am 8 April 2018 Zeugenaussagen im Auschwitz Prozess Dr Otto Wolken Ernst Klee Auschwitz Tater Gehilfen und Opfer und was aus ihnen wurde Ein Personenlexikon S Fischer Frankfurt 2013 S 443 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Frankfurt am Main 1980 S 235 ff Otto Wolken Die Befreiung von Auschwitz Birkenau in Hamburger Institut fur Sozialforschung Hrsg Die Auschwitz Hefte Band 2 Hamburg 1994 S 261 ff a b Edith Kirsch Dr Otto Wolken selbstloser Helfer in Auschwitz In Der Sozialdemokratische Kampfer Nummer 1 bis 3 2005 a b Susanne Blumesberger Michael Doppelhofer Gabriele Mauthe Handbuch osterreichischer Autorinnen und Autoren judischer Herkunft 18 bis 20 Jahrhundert Band 3 S Z Register Hrsg von der Osterreichische Nationalbibliothek Saur Munchen 2002 ISBN 3 598 11545 8 S 1501 Die erste Fluchtwelle Herbst 1945 bis Fruhsommer 1946 In Fritz Bauer Institut Hrsg Uberlebt und unterwegs Judische Displaced Persons im Nachkriegsdeutschland Serientitel Jahrbuch zur Geschichte und Wirkung des Holocaust Jahrgang 1997 Campus Verlag Frankfurt am Main u a 1997 ISBN 3593358433 S 210 Der zweite Prozess gegen die Morder von Engerau Neue Bestialitaten der SA Manner enthullt In Osterreichische Volksstimme Zentralorgan der Kommunistischen Partei Osterreichs Nr 85 1945 14 November 1945 S 3 Spalte 2 f online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ovs Die ersten Ermittlungen wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen Aus Claudia Kuretsidis Haider Ordnung machen im eigenen Haus Die Verbrechen von Engerau vor Gericht der grosste osterreichische Prozess wegen nationalsozialistischer Gewaltverbrechen an ungarisch judischen Zwangsarbeitern In Zeitgeschichte Jahrgang 2007 Heft Nr 6 2007 Nachkriegsjustiz und NS Verbrechen XXXIV Jahrgang S 329 f online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung ztgPersonendatenNAME Wolken OttoKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Haftlingsarzt im KZ Auschwitz BirkenauGEBURTSDATUM 27 April 1903GEBURTSORT WienSTERBEDATUM 1 Februar 1975STERBEORT Wien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Wolken amp oldid 231059649