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Georg Heinrich Otto Volger gen Senckenberg 1 30 Januar 1822 in Luneburg Konigreich Hannover 18 Oktober 1897 in Sulzbach Taunus war ein deutscher Naturwissenschaftler Geologe Mineraloge und Politiker Er war der Grunder des Freien Deutschen Hochstifts und Erhalter des Goethe Hauses Otto Volger 1864Grabstatte von Otto Volger auf dem Hauptfriedhof Frankfurt am Main Gewann J 815 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Aufenthalt in der Schweiz 1 2 Berufung nach Frankfurt und Grundung des FDH 1 3 Erwerb von Goethes Geburtshaus 1 4 Weitere Tatigkeiten 2 Schriften 2 1 Geisteswissenschaftliche Schriften 2 2 Naturwissenschaftliche Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Otto Volger ca 1848Volger wurde als Sohn des Lehrers und Schuldirektors Wilhelm Friedrich Volger in Luneburg im Konigreich Hannover geboren Er studierte zunachst Rechtswissenschaften an der Universitat Gottingen wechselte aber nach einem Semester zur Geologie und Mineralogie wo er sich auch habilitierte 2 Er wurde Mitglied des Corps Hannovera Gottingen Aufenthalt in der Schweiz Bearbeiten 1849 wurde er Lehrer der Naturgeschichte im Kloster Muri im Aargau In dieser Zeit veroffentlichte er umfangreiche illustrierte Werke zur Naturkunde Sein erstes Werk das Lehr und Lesebuch fur den offentl und Privatunterricht umfasste 1 226 Seiten und mehr als 2000 eingedruckte Holzschnitte 1851 erhielt er einen Ruf als Professor an die ETH Zurich Dort arbeitete er vor allem uber die Geschichte der Erdbeben in der Schweiz Er unternahm den Versuch eine eigenartige deutschsprachige Bezeichnungsweise fur Kristall Formen die die bisher ubliche altsprachlich basierte auf griechischen und lateinischen Termini fussend ersetzen sollten einzufuhren So bezeichnete er z B das Oktaeder Eckling Rhombendodekaeder Knochling Ikositetraeder Buckling Pyramidenoktaeder Hockerling Hemioktaeder Timpling Hexakisoktaeder Kugling Hexakistetraeder Kugeltimpling Tetrakishexaeder Kippling usw So heisst eine haufige Calcit Form aberzwecklig pfriemzahliger standliger Kalkspath Pfriemling ein kurzsauliger Apatit Plattlig wendelkreislig zweifachwendelspindlig zweifachkreislig spindeliger wendeliger Apatit Standling Der Bezeichnungsvorschlag fand jedoch in Kristallographenkreisen keinen Anklang Berufung nach Frankfurt und Grundung des FDH Bearbeiten nbsp Gedenktafel Otto Volgers am Goethe Haus in Frankfurt am Main Grunder des Freien Deutschen Hochstifts und Erhalter des Goethe Hauses nbsp Das Goethe Haus in Frankfurt am Main welches 1863 auf Veranlassung Volgers erworben wurde 1856 kehrte er nach Deutschland zuruck und erhielt eine Stelle im Forschungsinstitut Senckenberg in Frankfurt am Main wo er 1859 als Dozent fur Geologie und Mineralogie an der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft wurde Er grundete dort am 23 Oktober 1859 das Freie Deutsche Hochstift FDH als freie Akademie zur Pflege von Wissenschaft und Kunst In der Satzung von 1863 wurde das FDH als Allgemeine Deutsche Gelehrten und Kunstlergesellschaft bezeichnet Es stand jedem offen und war demokratisch organisiert Die Mitgliedschaft konnte von jedem Freund Deutscher Wissenschaft Kunst und allgemeiner Bildung erworben werden war also im Gegensatz zu den bestehenden akademischen Einrichtungen dieser Zeit nicht an Stand oder Bildungsgrad gebunden An der Spitze stand der von den Mitgliedern gewahlte ehrenamtliche Obmann Dieses Amt ubte Volger bis 1881 aus und bestimmte in dieser Zeit die Aktivitaten des Hochstifts Einmal im Monat fand eine zweistundige Sitzung statt die er als Obmann leitete Am FDH wurden uberwiegend Lehrgange aber auch Einzelvortrage angeboten Das Programm glich in etwa dem der heutigen Volkshochschulen Angeboten wurden Lehrgange in Literatur Bau und Geschichte der Erde Arbeiten von Kirchhoff und Bunsen Beethovens Klaviersonaten Gesundheitswesen und naturgemasse Heilkunde europaische Schmetterlinge Australien Ausserdem wurden Sprachkurse in Franzosisch und Englisch gegeben Er war Mitglied der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 3 1863 wurde Volger auch als Mitglied der Kaiserlich Leopoldinisch Carolinischen Akademie der Naturforscher aufgenommen 4 und folgte deren Tradition den Namen eines fruheren Mitglieds als Beinamen anzunehmen 5 Als Mitarbeiter der Senckenbergischen Naturforschenden Gesellschaft nannte er sich Senckenberg 5 Eine von ihm angestrebte Zusammenarbeit der Akademie mit dem FDH scheiterte jedoch Erwerb von Goethes Geburtshaus Bearbeiten In seiner Funktion als Obmann veranlasste Volger im Jahre 1863 dass das Freie Deutsche Hochstift Goethes Elternhaus am Frankfurter Grossen Hirschgraben erwarb Er gilt damit als Retter des Goethe Hauses Am 31 Dezember 1862 schloss Volger mit dem Tapezierer Clauer einen Interimskaufvertrag uber 56 000 Gulden ab Dieser hatte das Haus zuvor fur 40 000 Gulden erworben und bereits beim Stadtbauamt beantragt die Gitter in den unteren Fenstern im Erdgeschoss entfernen zu lassen um darin einen Laden einrichten zu konnen 10000 Gulden waren sofort bei Ubergabe des Hauses am 1 Marz 1863 zu zahlen Als Sicherheit fur die Zahlung des Restkaufpreises liess Volger eine Hypothek von 5000 Gulden auf sein Haus im Sachsenlager eintragen Volger nahm in seinem Idealismus ein grosses finanzielles Risiko auf sich um das Haus vor Ein und Umbauten zu bewahren und es als Erinnerungsstatte fortdauernd in seinem ursprunglichen Zustand zu erhalten Weitere Tatigkeiten Bearbeiten Zwischenzeitlich trat er um 1865 der Societe francaise de Wothlytypie bei und erhielt von diesem die Lizenz zur Anfertigung von Bildern nach dem neuartigen Wothlytypie Verfahren Volger war auch als politischer Fuhrer tatig Er war wahrend der Revolution 1848 1849 Fuhrer einer republikanisch und sozialistisch gerichteten Gruppe Unter den Geologen gehorte Volger zu den Neptunisten In seinem Buch Uber das Phanomen der Erdbeben in der Schweiz wandte er sich gegen die Erdbebenhypothese der Plutonisten Volger lebte zuletzt in Sulzbach im Taunus Sein Grab besteht noch heute auf dem Frankfurter Hauptfriedhof 6 Sein Grabstein tragt die Inschrift Dem Grunder des Freien Deutschen Hochstifts Dem Retter u Erhalter von Goethes Geburtshaus 7 Schriften Bearbeiten nbsp Otto Volger in spateren JahrenGeisteswissenschaftliche Schriften Bearbeiten 1859 Das Freie Deutsche Hochstift fur Wissenschaften Kunste und allgemeine Bildung zu Frankfurt am Main Vorlaufiger Entwurf eines freien Anregungs und Lehrvereins zur Vertretung der gesammten Deutschen Bildung als einheitlicher Geistesmacht und zur Belebung des Selbstgefuhls im Deutschen Volke Frankfurt M Verlag des Freien Deutschen Hochstifts Sauerlander 1863 Goethe s Vaterhaus Ein Beitrag zu des Dichters Entwicklungsgeschichte 2 verm Aufl Frankfurt M Verlag des Freien Deutschen Hochstifts 1864 Des Markgrafen Karl Friedrich von Baden des Herzogs Karl August von Sachsen Weimar und Herders Entwurf zu einer Vereinigung der geistigen Volkskraft Deutschlands und der Versuch seiner Verwirklichung durch das Freie Deutsche Hochstift fur Wissenschaften Kuenste und allgemeine Bildung in Goethe s Vaterhaus zu Frankfurt am Main Frankfurt M Verlag des Freien Deutschen Hochstifts 1889 Leben und Leistungen des Naturforschers Karl Schimper Vortrag gehalten in der ersten Gesammtsitzung der 62 Versammlung Deutscher Naturforscher und Aerzte zu Heidelberg am 18 des Herbstmonats 1889 Frankfurt M Reitz amp KoehlerNaturwissenschaftliche Schriften Bearbeiten 1845 Dissertatio inauguralis de agri luneburgici constitutione geognostica Goettingae Officina Dieterichiana 1846 Beitrage zur geognostischen Kenntniss des norddeutschen Tieflandes Braunschweig Vieweg 1852 Methodische Schule der Naturgeschichte zur Einfuhrung in das zusammenhangende Verstandniss der Anthropologie Zoologie Botanik Mineralogie Anatomie Physiologie Entwicklungsgeschichte Palaontologie und Geologie Stuttgart Rieger 1853 Leitfaden fur die erste Stufe eines auf die Bildung des Verstandes gerichteten Unterrichtes in der Zoologie Stuttgart Rieger 1854 Die Krystallographie oder Formenlehre der stoffeinigen Naturkoerper Leichtfasslich bearbeitet fur den offentlichen Unterricht und das Privatstudium zugleich als Hulfsbuch bei der Benutzung der namhaftesten mineralogischen Lehrbucher und als Schlussel zu den verbreitetsten krystallographischen Methoden Stuttgart Rieger 1854 Leitfaden fur die erste Stufe eines auf die Bildung des Verstandes gerichteten Unterrichts in der Mineralogie Stuttgart Rieger 1854 Studien zur Entwicklungsgeschichte der Mineralien als Grundlage einer wissenschaftlichen Geologie und rationellen Mineralchemie Zurich Schulthess 1855 Aragonit und Kalzit Eine Losung des altesten Widerspruches in der Krystallographie Nebst Untersuchungen uber den Asterismus der Krystalle Zurich Schulthess 1855 Die Entwicklungsgeschichte der Mineralien der Talkglimmer Familie und ihrer Verwandten sowie der durch dieselben bedingten petrographischen und geognostischen Verhaltnisse Zurich Schulthess 1855 Epidot und Granat Beobachtungen uber das gegenseitige Verhaltniss dieser Krystalle und uber Felsarten welche aus Kalzit Pyroxen Amphibol Granat Epidot Quarz Titanit Feldspath und Glimmerarten bestehen Neue Denkschriften der allgemeinen Schweizerischen Gesellschaft fur die gesammten Naturwissenschaften Bd 14 Zurich Schulthess 1855 Versuch einer Monographie des Borazites eine fassliche angewandte Darstellung des jetzigen Standes der Krystallologie und ihrer neuesten Richtung ein Beitrag zur Geschichte dieser Wissenschaft und zur Kenntniss der Steinsalz Lagerstatten und ihrer Bildung Denkschriften des Naturwissenschaftlichen Vereins fur das Furstenthum Luneburg Band I Hannover Rumpler 1856 Untersuchungen uber das letztjahrige Erdbeben in Central Europa Mittheilungen aus Justus Perthes Geographischer Anstalt von Dr A Petermann Jahrg 2 Heft 3 Gotha Perthes 1857 1858 Untersuchungen uber das Phanomen der Erdbeben in der Schweiz seine Geschichte seine Ausserungsweise seinen Zusammenhang mit anderen Phanomenen und mit den petrographischen und geotektonischen Verhaltnissen des Bodens und seine Bedeutung fur die Physiologie der Erdorganismus Theil 1 3 Gotha Perthes 1857 Erde und Ewigkeit Die naturliche Geschichte der Erde im Gegensatze zur naturwidrigen Geologie der Revolutionen und Katastrophen Frankfurt M Meidinger 1859 Das Buch der Erde Naturgeschichte des Erdballs und seiner Bewohner eine Darstellung der physischen Geographie Band 1 amp 2 Leipzig Spamer 1860 Die Steinkohlenbildung Sachsens bergmannisches Gutachten uber die Hoffichkeit der Berechtigungsfelder und die Bergbauunternehmung der Lichtensteiner Bergbaugesellschaft Frankfurt M Sauerlander 1861 Ueber Geradhorner und Donnerkeile ein Beitrag zur Kenntnis der Orthoceraten und Belemniten besonders der Belemnitellen Offenbach M Kohler amp Teller 1869 Die Schwemmsielfrage angesichts des Liernur schen Abfuhrverfahrens mit Saugsielen offenes Zeugnis fur die Wahrheit 2 verb Aufl Frankfurt M Verlag des Freien Deutschen Hochstifts 1873 Die Revaccination betreffend zum Berichte der Minderheit 1877 Die wissenschaftliche Losung der Wasserfrage mit Rucksicht auf die Versorgung der Stadte Vortrag eines neuen Quellenlehre gehalten in der Haupt Versammlung des Vereins Deutsches Ingenieure am 27 August 1877 zu Frankfurt a M Frankfurt M Verlag des Freien Deutschen Hochstifts 1892 Die Lichtstrahlen Allgemein verstandliche Begrundung eines bisher nur beilaufig behandelten wichtigen Abschnittes der physiologischen Optik Emden HornLiteratur BearbeitenAndreas W Daum Wissenschaftspopularisierung im 19 Jahrhundert Burgerliche Kultur naturwissenschaftliche Bildung und die deutsche Offentlichkeit 1848 1914 2 erg Aufl Oldenbourg Munchen 2002 ISBN 978 3 486 56551 5 Andreas W Daum Georg Heinrich Otto Volger in Neue Deutsche Biographie Fur die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften hrsg von Hans Christof Kraus Band 27 Vockerodt Wettiner Duncker amp Humblot 2020 S 86 87 Heinz Theile Erinnerung an Otto Volger zu seinem hundertsten Todestag am 18 Oktober 1997 Geschichtsverein Reichsdorf Sulzbach Sulzbach Ts Sulzbacher Geschichtsblatter Oktober 1997 ZDB ID 981525 9 Enthalt die Selbstdarstellung als Anlage zur Dissertation 1845 Andreas Hansert Burgerkultur und Kulturpolitik in Frankfurt am Main eine historisch soziologische Rekonstruktion In Studien zur Frankfurter Geschichte Ausgabe 33 W Kramer 1992 S 94 ff Fritz Adler Freies deutsches Hochstift Seine Geschichte Erster Teil 1859 1885 Frankfurt am Main 1959 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Otto Volger Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Otto Volger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Grabstein Otto Volgers auf dem Frankfurter Hauptfriedhof Volger Georg Heinrich Otto Hessische Biografie Stand 14 August 2022 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Einzelnachweise Bearbeiten Verzeichnis der hohen Beschutzer und der samtlichen Mitglieder des freien Deutschen Hochstiftes S 8 in Berichte des Freien Deutschen Hochstiftes zu Frankfurt am Main Band 5 Kumpf amp Reis 1864 Selbst verfasster Lebenslauf im Anhang seiner Dissertation Dissertatio inauguralis de agri luneburgici constitutione geognostica von 1845 Mitglieder der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Arzte 1857 Leopoldina a b Heinz Theile Erinnerung an Otto Volger zu seinem hundertsten Todestag am 18 Oktober 1997 S 6 Lageplan von Otto Volgers Grabstatte Gewann J 815 auf dem Frankfurter Hauptfriedhofs http www frankfurter hauptfriedhof de image volger01 txtNormdaten Person GND 117488739 lobid OGND AKS VIAF 13317303 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Volger OttoALTERNATIVNAMEN Volger Georg Heinrich Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Naturwissenschaftler Geologe Mineraloge und PolitikerGEBURTSDATUM 30 Januar 1822GEBURTSORT LuneburgSTERBEDATUM 18 Oktober 1897STERBEORT Sulzbach Taunus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Otto Volger amp oldid 234907340