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Die Schwetzinger Orangerie ist ein Teil des Gartens des Schwetzinger Schlosses Mit ihrer Anlage und dem Bau der dazugehorigen Gebaude wurde 1718 unter dem pfalzischen Kurfursten Karl Philipp begonnen Dessen Nachfolger Karl Theodor liess die Arbeiten weiter fortfuhren und brachte das Projekt zum Abschluss Blick auf das sudliche Zirkelhaus der ehemaligen Schwetzinger Orangerie Inhaltsverzeichnis 1 Die alte Orangerie 2 Die Zirkelhauser 3 Die neue Orangerie 4 Literatur 5 WeblinksDie alte Orangerie Bearbeiten nbsp Plan zur Grundstucksenteignung von 1748 bis 1760 Bildmitte alte OrangerieZu Beginn des 18 Jahrhunderts konnte der Bedarf an Raumlichkeiten fur hofische Festivitaten in Schwetzingen nicht annahernd gedeckt werden Eine Orangerie mit grossem Festsaal sollte hier Abhilfe schaffen So hatte es jedenfalls Kurfurst Karl Philipp entschieden der 1716 die Nachfolge des uberwiegend in Dusseldorf residierenden Kurfursten Johann Wilhelm angetreten hatte Als das Orangeriegebaude 1718 begonnen wurde war seine gut zehn Jahre dauernde Bauzeit nicht vorhersehbar Fehlende Mittel verzogerten den Baufortschritt Erst im Jahre 1722 war das Gebaude im Rohbau fertiggestellt Der grosse Saal des Mitteltraktes nahm die ganze Tiefe des Gebaudes ein Die Kreissegmente der beiden Flugel und deren Eckpavillons schlossen die Anlage zum Garten hin ab Nach Westen begrenzten zwei kleine Vorbauten den Mittelsaal Dazwischen lag eine Terrasse von der man uber wenige Stufen in den tiefer liegenden Aussenbereich gelangen konnte Ein Altan der zum Garten hin vorsprang lag uber dem Hauptsaal Die Aussenhaut des Gebaudes war den Aufzeichnungen nach mit Hausteinlisenen gegliedert ansonsten aber verputzt Die Raume waren mit Stuckdecken und hollandischen Fliesen ausgestattet Alle Raume konnten beheizt werden Als Architekt wird der seit 1719 angestellte Alessandro Galli da Bibiena genannt Das Orangeriehaus wurde 1728 fertiggestellt Schaden die schon wahrend der Bauzeit aufgetreten waren wurden nur provisorisch beseitigt so dass der Verfall des Gebaudes vorbestimmt schien Kurfurst Karl Theodor der 1742 die Nachfolge Karl Philipps angetreten hatte gestattete schliesslich einen teilweisen Abbruch der alten Orangerie um neue Gartenplane realisieren zu konnen die mit dem Bau des nordlichen Zirkelhauses als Orangerie im Jahre 1748 ihren Anfang nahmen Nach der Fertigstellung des sudlichen Zirkelhauses im Jahre 1755 wurde die Anlage der alten Orangerie dann endgultig beseitigt Es muss eine umfangreiche Sammlung von Zitronen und Orangenbaumen gegeben haben wurden doch 1681 aus Mannheim und 1724 aus Dusseldorf jeweils eine grosse Anzahl uberstellt Detaillierte Aufzeichnungen gibt es zur Umsetzung der Dusseldorfer Orangerie nach Schwetzingen Danach wurden 447 Orangenbaume und 313 andere Kubelpflanzen per Schiff auf dem Rhein bis Ketsch transportiert was Kosten von 750 Gulden verursachte Nach dem Tode des Schwetzinger Oberhofgartners Johann Betting 1747 erhielt Jean Baptiste Mourian seine Stelle Am 20 Juni 1747 listete Mourian die Schwetzinger Bestande auf Die Zirkelhauser Bearbeiten nbsp Vogelperspektive von geplantem Schloss und ZirkelhausernMit dem Bau des nordlichen Zirkelhauses nach Planen da Bibienas wurde im Jahre 1748 begonnen Guillaume d Hauberat im selben Jahr Nachfolger Bibienas fuhrte die Arbeiten mit seinem Baumeister Franz Wilhelm Rabaliatti zugig weiter so dass der Bau im Fruhjahr 1750 bereits vollendet war Wichtig fur den Betrieb als Orangerie waren die Heizung und Schattiermoglichkeiten So wurden 15 eiserne Ofen und geolte Papierfenster als Sonnenschutz besorgt Wahrend die Lage des ersten Orangerieflugels eine kunftige Ausdehnung des neuen Schwetzinger Lustgartens ermoglichte war die Platzierung des zweiten Orangerieflugels von der Lage und Ausdehnung eines projektierten Schlossneubaus abhangig Als dieses Vorhaben aufgegeben wurde kamen der seit 1752 in Schwetzingen tatige Hofgartner Johann Ludwig Petri und Rabaliatti uberein den zweiten Orangeriebau sudlich des Schlosses symmetrisch zum ersten anzuordnen nbsp Ausfuhrungsplan fur das sudliche ZirkelhausDa die Fensterfront der Hauptfassade nach Nordwesten ausgerichtet werden musste versah man zur besseren Raumbelichtung die Ruckwand mit einigen Fenstern Im Gegensatz zum nordlichen Zirkelbau dessen Raumlichkeiten uberwiegend der Uberwinterung der Kubelpflanzen dienten und somit einfach ausgestattet waren wurden im sudlichen Zirkel bis 1755 zwei reich ausgeschmuckte Festsale eingerichtet Uber den Pflanzenbestand wurde am 27 November 1756 vermerkt dass die Orangerie vermindert werden musste da grosser Uberfluss an Baumen bestand Die Bestande von Granatapfel und Lorbeerbaumen sowie Oleanderpflanzen wurde stark reduziert Waren die Zirkelhauser zunachst der Orangerie dem Theatermagazin und der Hofgesellschaft vorbehalten anderte sich die Nutzung schon zu Beginn der grossherzoglich badischen Zeit So wurde 1816 das nordliche Zirkelhaus als Reitschule genutzt Wahrend des Krieges 1870 71 dienten beide Zirkelhauser als Reservelazarett fur deutsche und franzosische Kriegsverwundete Spater richtete die judische Gemeinde im nordlichen Zirkelhaus eine Synagoge ein Nach dem Zweiten Weltkrieg erfolgte im Zuge von Sanierungsmassnahmen eine Nutzung der Zirkelhauser als Veranstaltungsraume Die neue Orangerie Bearbeiten nbsp Entwurf zum Schlossgarten mit Jagdpark von Nicolas de Pigage 1762 neue Orangerie und Orangerieplatz am rechten Rand nbsp Die heutige OrangerieAufgrund erhohten Bedarfs an Uberwinterungsraumen und Stellplatzen fur Kubelpflanzen zu deren sommerlichen Prasentation gab Kurfurst Carl Theodor im Jahre 1761 seinem Oberbaudirektor Nicolas de Pigage den Auftrag zur Planung und zum Bau eines weiteren Orangeriegebaudes Zwei Glashauser sollten mit diesem kombiniert werden Bereits im Winter 1762 63 wurde die Orangerie in Betrieb genommen Im Fruhjahr 1762 wurde der Bau des zur Bevorratung von Regenwasser gedachten Kanals vollendet dessen letzte Brucken erst im Jahr 1776 fertiggestellt wurden 1777 wurde der Orangeriegarten mit Steinvasen von Johann Matthaus van den Branden ausgeschmuckt Die Fertigstellung des ostlichen Glashauses lasst sich auf 1770 datieren wahrend die Errichtung des westseitigen Glashauses aufgrund mangelnder Mittel nicht zur Ausfuhrung kam Das als reiner Zweckbau konzipierte Gebaude ist mit seiner fast raumhohen Fensterfront nach Suden ausgerichtet was die Belichtung der Raume und die Aufnahme der Sonnenwarme optimal begunstigt Holzklappladen dienten als Kalteschutz und zur optionalen Beschattung Beheizung und Fenster fur die Querluftung waren an der Ruckwand vorgesehen West und Ostflugel dienten der Uberwinterung der Gewachse wahrend der Mittelbau der Aufzucht und Kultur von jungen Zitruspflanzen diente Die Inbetriebnahme der neuen Orangerie hatte auch eine Neuordnung samtlicher kurfurstlicher Orangerien zur Folge So wurden 1762 die besten Bestande der Mannheimer Orangerie nach Schloss Benrath geschafft die schlechteren nach Schwetzingen um sie von hier aus zu veraussern Schliesslich wurden 1774 samtliche Orangeriekubel von Dusseldorf per Schiff nach Ketsch und von dort nach Schwetzingen transportiert 1792 wurde Friedrich Ludwig Sckell zum Hofgartner ernannt und mit der Betreuung der Schwetzinger Orangerie beauftragt Fur das Jahr 1795 wurden noch 1050 Kubelpflanzen aufgefuhrt Der personelle und zeitliche Betriebsaufwand wurde wie folgt beschrieben Fur das Verpflanzen von jahrlich 140 bis 150 Baumen acht Mann uber vier bis sechs Wochen Um die Pflanzen an einem Tag zu begiessen waren 24 Mann erforderlich Zwei Gartner waren standig mit Beschneiden und Saubern der Pflanzen beschaftigt Das Aus und Einraumen der Kubelpflanzen dauerte jeweils funf Tage wobei 36 Mann und zwolf Pferde im Einsatz waren Das Anbinden Anordnen und Ausrichten der Kubelpflanzen bedeutete fur sechs Mann zehn Tage Arbeit Die Kurzungen des Gartenetats im Jahre 1800 hatten auch Einsparungen beim Orangeriebetrieb zur Folge Der Bestand wurde auf 600 Pflanzen reduziert kurze Zeit spater auf die schonsten und besten Baume beschrankt und schliesslich ging es nur noch um eine gefallige Besetzung des Orangerieplatzes nbsp Orangerie und OrangerieplatzUm 1820 beschrieb Johann Michael Zeyher den Orangerieplatz Demnach standen dort 630 Orangen Lorbeer Granatapfelbaume sowie Myrtenstraucher und einige Baume anderer Arten Die mit einem f gekennzeichneten Vierecke siehe Bild links wurden mit Stauden und einjahrigen Zierpflanzen bestellt Der den Orangerieplatz einfassende Kanal wurde mit Wasserpflanzen versehen und diente neben der Nutzung als Regenwasserreservoir auch zum Schutz vor Diebstahl Im Jahr 1762 wurde hier auch eine kleine holzerne Sternwarte zur Beobachtung des Sonnendurchgangs des Merkur errichtet Um 1900 sind Umnutzungen und damit verbundene raumliche Veranderungen des Orangeriegebaudes aber auch seines Umfeldes zu beobachten So wurde im Mittelbau eine Garten und Kochschule fur junge Madchen eingerichtet welche nach dem Ersten Weltkrieg wieder aufgelost wurde Die ebenfalls Anfang des 20 Jahrhunderts errichteten Behelfsbauten der Schlossgartnerei hielten sich bis 1975 Sie erwiesen sich ebenso als Fremdkorper in einer sonst homogenen Gartenlandschaft wie der zur gartnerischen Anzuchtflache abgewertete Orangeriegarten Erst ein Gartnereineubau in der Sudostecke des Schwetzinger Gartens ermoglichte die Wiederherstellung der Platzsituation in der Grundstruktur von 1767 Nur wenige alte Granatapfelbaume Lorbeerbaume und Palmen uberlebten weitgehend schutzlos die Frostnachte im Februar 1945 nachdem infolge von Kriegseinwirkungen Teile des Daches und die Fenster des ostlichen Orangerieflugels zerstort worden waren Die jahrzehntelange Vernachlassigung und Fehlnutzung des Orangeriegebaudes als Werkstatt Maschinenhalle und Lagerhaus machte seine umfassende Sanierung unaufschiebbar Nachdem 1996 alle hier untergebrachten Betriebseinrichtungen in das neue Werkstattgebaude auf dem Gartnereigelande umgesetzt worden waren konnte gezielt an der kunftigen Nutzung und Ausstattung gearbeitet werden Dabei wurde auf grosstmogliche Schonung der Originalsubstanz geachtet So blieb im Sinne historischer Vorgaben im Ostflugel der Orangerie und im dort angebauten Glashaus Platz fur die Uberwinterung des recht beachtlichen Bestandes an Kubelpflanzen Im Westflugel wurden dagegen die originalen Gartenfiguren witterungsgeschutzt zu einem Lapidarium aufgestellt Literatur BearbeitenWiltrud Heber Die Arbeiten des Nicolas de Pigage in den ehemals kurpfalzischen Residenzen Mannheim und Schwetzingen Worms 1986 Kurt Martin Die Kunstdenkmaler Badens Stadt Schwetzingen Karlsruhe 1933 Rudolf Sillib Schloss und Garten in Schwetzingen Heidelberg 1907 Arnold Tschira Orangerien und Gewachshauser Berlin 1939 Johann Michael Zeyher Georg Christian Roemer Beschreibung der Gartenanlagen zu Schwetzingen Mannheim um 1820 Weblinks BearbeitenInformationen zum Schwetzinger Schlosspark Monumente im Bild Neue Orangerie49 385972222222 8 5658333333333 Koordinaten 49 23 9 5 N 8 33 57 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Orangerie Schwetzingen amp oldid 234435425