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Das Oortminimum war eine Periode geringer Sonnenaktivitat im Zeitraum 1010 bis 1140 1 mit enger Definition 1040 bis 1080 Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Einfuhrung 3 Beschreibung 4 Parameter 5 Klimatische Auswirkungen 6 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDas Minimum der solaren Aktivitat ist nach dem niederlandischen Astronomen Jan Hendrik Oort benannt Einfuhrung Bearbeiten nbsp Die Sonnenaktivitat der letzten 2000 JahreRekonstruktionen der Sonnenaktivitat fur das gesamte Holozan zeigen dass die Sonne in den letzten 10 000 Jahren rund 70 in einem Normalzustand verbrachte der durch mittlere Aktivitat gekennzeichnet ist 15 bis 20 des Zeitraumes fallen auf Minima mit geringer und die restlichen 10 bis 15 auf Maxima mit sehr hoher Aktivitat Hieraus lasst sich erkennen dass die Sonne sich unregelmassig verhalt und der Verlauf ihrer Aktivitat nicht durch quasi periodische Prozesse beschrieben werden kann Grosse Minima wie beispielsweise das Maunderminimum des spaten 17 Jahrhunderts sind typische solare Phanomene Im Holozan konnten bisher insgesamt 27 solcher Minima identifiziert werden Ihr zeitliches Auftreten ist nicht periodisch sondern legt vielmehr einen chaotischen Verlauf nahe Sie sind in Clustern angeordnet die durch eine 2000 bis 2500 jahrige Ruhepause voneinander getrennt sind Es gibt zwei Arten von grossen Minima kurzzeitige Minima des Maunder Typs und langerfristige Minima des Sporer Typs Der zeitliche Verlauf dieser Minima kann bis zu einem gewissen Grad von modernen stochastisch angetriebenen Dynamomodellen reproduziert werden es gibt aber hierbei noch einige ungeloste Probleme Die Sonnenaktivitat nach 1940 war aussergewohnlich hoch und entspricht einem grossen Maximum ein typisches aber dennoch recht selten und unregelmassig auftretendes Ereignis im Verhalten der Sonne Dieses Maximum ging jetzt nach dem Sonnenzyklus 23 zu Ende Im Gegensatz zu grossen Minima ahneln die Maxima einem unregelmassigen Poisson Prozess 2 Beschreibung Bearbeiten nbsp 14C als Indikator der Sonnenaktivitat der letzten 1100 Jahre Das Oortminimum ein langerer Zeitraum unterdurchschnittlicher solarer Aktivitat ein Minimum des Maunder Typs liegt kurz vor Beginn des eigentlichen Mittelalterlichen Maximums das zwischen 1150 und 1300 alternativ auch etwas fruher zwischen 1100 und 1250 Bestand hatte Es folgt auf ein im Intervall 920 bis 1020 gelegenes kleineres Maximum das von einigen Autoren bereits mit in das Mittelalterliche Maximum einbezogen wird Da der Zeitraum lange vor der Beobachtung von Sonnenflecken liegt lasst sich das Minimum nur indirekt durch Proxydaten wie den 14C Gehalt in Baumringen oder den 10Be Gehalt in Eisbohrkernen nachweisen Die gemessene Amplitude des Minimums betragt rund 10 d 14C so finden beispielsweise Usoskin und Kollegen 2008 fur das Oortminimum eine von 15 bis 5 d 14C reichende Amplitude 3 Umgerechnet auf die rekonstruierte Anzahl der Sonnenflecken entspricht diese Amplitude einer Variation von 5 bis 30 Sonnenflecken fur 14C als Vergleich die Amplitude der Sonnenflecken fur den vorletzten Zyklus 23 betrug 120 4 und 7 bis 40 fur 10Be 5 Parameter BearbeitenAnomalie Zeitraum Sonnenfleckenanzahl rekonstruiert RadioflussdichteW m x nm Sonnenwindkm sOortminimum 1090 1140 24 00 20 00 82 70 32 10 406 00 15 00Mittelalterliches Maximum 1140 1200 53 00 38 30 112 40 55 20 428 00 28 70Wolfminimum 1300 1386 0 46 1 87 58 50 9 60 388 30 1 40Sporerminimum 1410 1515 0 06 0 59 58 09 8 20 388 00 0 40Maunderminimum 1641 1715 3 56 8 72 61 70 17 60 390 70 6 50Daltonminimum 1790 1825 26 10 23 40 84 80 36 10 407 60 17 60Modernes Maximum 1900 1999 57 54 36 45 117 10 53 20 431 10 27 40 6 Klimatische Auswirkungen BearbeitenDas Oortminimum durfte fur das Weltklima generell eine leichte Abkuhlung mit sich gebracht haben Es stellt somit eine Unterbrechung der relativ warmen Temperaturen des Mittelalterlichen Maximums dar Im Vergleich zu den drei nach dem Mittelalterlichen Maximum folgenden Minima Wolfminimum Sporerminimum und Maunderminimum ist es aber deutlich schwacher Dies zeigt sich bereits an der erhohten Sonnenfleckenanzahl und an den Parametern Radioflussdichte und Sonnenwindstarke die beide ebenfalls hoher liegen 6 So betragt die solare Radioflussdichte bei einer Wellenlange von 10 7 Zentimeter fur das Oortminimum 82 70 32 10 fur das Mittelalterliche Maximum 112 40 55 20 und fur das heutige Maximum 117 10 53 60 Einheit in Watt Quadratmeter x Nanometer der Sonnenwind belauft sich fur das Oortminimum auf 406 00 15 00 fur das Mittelalterliche Maximum auf 428 00 28 70 und fur das heutige Maximum auf 431 10 27 40 Einheit in Kilometer Sekunde Das heutige Maximum ubertrifft somit sogar noch das Mittelalterliche Maximum an Intensitat Das Oortminimum ahnelt seinerseits jedoch viel mehr dem zwischen 1790 und 1825 gelegenen Daltonminimum das nahezu identische Parameter aufweist 84 80 36 10 und 407 60 17 60 Die anderen drei Minima haben wesentlich tiefere Werte und sind daher klimatisch auch starker ausgepragt deutlichere Abkuhlung 6 In Europa bemerken Guiot und Kollegen 2010 fur den Zeitraum 1030 bis 1070 einen Abkuhlungstrend in Nord und Osteuropa 7 Fur den Zeitraum des Oortminimums sind keine riesigen Vulkanausbruche bekannt eine Eruption bei 1030 erreichte einen Klimaantrieb durch Aerosoleintrag von 5 Watt Quadratmeter der Rest sind kleinere Ausbruche mit lt 3 Watt Quadratmeter Die Eruption von 1030 stammt moglicherweise vom Atna der zwischen 950 und 1062 in eine Phase voluminoser Vulkantatigkeit getreten war mit Ausbruchen um 1000 1020 1030 und 1062 8 Um das Jahr 1000 ist ferner ein Ausbruch mit Calderaeinsturz am Ceboruco in Mexiko datiert worden 9 Dieser Ausbruch wird von Nelson 1980 auch etwas spater 1020 bzw 1030 angesetzt 10 Einzelnachweise Bearbeiten Damon P E u a Secular Variation of D14C during the medieval solar Maximum a proposal report Proceedings of the 16th International 14C Conference In W G Moock und J van der Plicht Hrsg Radiocarbon Vol 40 Nr 1 1998 S 343 350 Usoskin Ilya G A history of solar activity over millenia In Living Reviews in Solar Physics Band 10 1 2013 doi 10 12942 lrsp 2013 1 Usoskin Ilya G u a A millenium scale sunspot number reconstruction evidence for an unusually active sun since the 1940 s In APS 123 QED 2008 Solanki S K und Krivova N A Solar Irradiance Variations From Current Measurements to Long Term Estimates In Solar Physics Band 224 2004 S 197 208 Usoskin I G Solanki S K Schussler M Mursula K und Alanko K Millennium Scale Sunspot Number Reconstruction Evidence for an Unusually Active Sun since the 1940s In Phys Rev Lett Band 91 211101 2003 a b c Rigozo N R u a Reconstruction of Wolf sunspot numbers on the basis of spectral characteristics and estimates of associated radio flux and solar wind parameters for the last millenium In Solar Physics Band 203 2001 S 179 191 Guiot J Corona C und ESCARSEL members Growing season temperatures in Europe and climate forcings over the past 1400 years In PLoS ONE 5 4 e9972 2010 doi 10 1371 journal pone 0009972 Tanguy J C u a Mount Etna eruptions of the last 2750 years revised chronology and location through archeomagnetic and 226Ra 230Th dating In Bulletin of Volcanology 2007 doi 10 1007 S00445 007 0121 X Browne B L und Gardner J E The nature and timing of caldera collapse as indicated by accidental fragments from the AD 1000 eruption of Volcan Ceboruco Mexico In Journal of Volcanology and Geothermal Research Band 130 2004 S 93 105 doi 10 1016 S03777 0273 03 00283 X Nelson S A The geology and petrology of Volcan Ceboruco Nayarit Mexico In Geol Soc America Bull 91 II 1980 S 2290 2431 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Oortminimum amp oldid 239324722