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Als Olitat Plur Olitaten bezeichnete man ein wohlriechendes Ol eine wohlriechende Essenz oder Salbe und dergleichen Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Olitatenhandel 3 Museen und Sonstiges 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft BearbeitenDer Begriff bezeichnet ein Oldestillat oder ein Stoffgemisch von oliger Konsistenz 1 Er stammt aus dem spatmittelalterlichen Apothekenwesen und leitet sich vom lateinischen oleitas bzw oliditas ab 2 Zur Wortbildung aus dem Stamm Oleum Ol und dem Suffix itas vgl Stolz 3 Damals bezeichnete man alles als Olitat was das einfache Volk als Naturheilmittel verwendete weil es sich arztlichen Beistand nicht leisten konnte oder weil Arzte derartige Mittel z B Aloe oder Opium nicht verschreiben wollten 4 Gleichbedeutend sind auch volkstumliche Wortschopfungen mit Balsam und gebrannte Wasser 5 Olitatenhandel Bearbeiten nbsp FlaschenetikettenDer Handel mit Olitaten hatte seinen Ursprung im furstlich schwarzburgischen Amt Konigsee Der Landstrich in Nachbarschaft zu Oberweissbach und der thuringischen Glasmacherregion um Lauscha lag im 17 Jahrhundert am Schnittpunkt mehrerer Landesgrenzen am Rennsteig und im Schwarzatal Erst die Verwendung von Miniaturflaschen erlaubte den Handel und sicheren Transport der Flussigkeiten uber grosse Entfernungen zudem waren diese Behaltnisse den bereits gebrauchlichen Apothekerflaschchen nachempfunden 5 Hierfur zeigte sich ein dunkles aus Sand aus einem Steinbruch auf dem Sandberg bei Steinheid gewonnenes Waldglas als besonders geeignet weil sich in diesen Flaschchen die fluchtigen atherischen Inhaltsstoffe langer erhielten da dieses Glas UV Strahlung absorbiert Die Behaltnisse fur die Olitatenhandler wurden in den Glashutten Lauscha Schmalenbuche und ab 1707 in Ernstthal hergestellt und als sich die gleiche Eigenschaft bei einem Sandstein bei Schmiedefeld zeigte in der 1768 begrundeten Glashutte Sophienthal im Schlagetal bei Reichmannsdorf Der Uberlieferung zufolge verdanke man dem schwarzen Monch einem Mitte des 16 Jahrhunderts in der Region lebenden Franziskaner die Grundrezeptur fur verschiedene Krauter und Salbenzubereitungen Das Wissen um die aus Wacholderbeeren Waldhonig und Naturharzen angesetzten Praparate wurde dann von Kohlern und Harzscharrern bewahrt die damit ihr geringes Einkommen aufzubessern wussten Die Herstellung erfolgte meist fur den Eigenbedarf Als Begrunder des Olitatenhandels gilt der Oberweissbacher Apotheker Johann Georg Mylius eigentlich Moller um 1680 der mit Unterstutzung seiner Gehilfen Anders und Hans Walther zunachst einen staatlich legitimierten Handel im dunn besiedelten Schwarzburger Oberland aufbaute Ein enger Verwandter von Mylius war in dieser Zeit Pfarrer in Oberweissbach und konnte mit den Geldspenden das kirchliche Gemeindeleben durch mildtatige Stiftungen beleben Nach dem Tod des Johann Georg Mylius gelangten die bereits in Massen fabrizierten Olitaten durch herumziehende Handler die wegen ihrer Transportbehaltnisse auch Buckelapotheker genannt wurden in die Grossstadte des Reiches Ein oberweissbacher Sattler ersetzte das unhandliche holzerne Reff durch einen bequemer zu tragenden ledernen Ranzen wovon sich der regional umgangssprachliche Begriff die Raanz fur die Gegend um Oberweissbach ableitete Mitte des 18 Jahrhunderts hatte das Amt Konigsee mehr als 350 registrierte Olitatenhandler 6 Jeder Olitatenhandler musste einen vom Amtsschreiber in Konigsee gesiegelten Legitimationsbrief als Ausweis bei sich fuhren um Nachahmer und Betrug zu verhindern Die Balsammacher und Laboranten aus Oberweissbach Konigsee und anderen Orten dieser Gegend bekannt als die Konigseer wanderten mit ihren Buckelapotheken bis in die Schweiz nach Holland und nach Polen Die Absatzgebiete erweiterten sich bestandig der hochste Profit war in den hollandischen Handelsstadten Amsterdam und Haarlem zu erzielen wo sich Seeleute und Reisende um die Wunderheilmittel rissen 6 Mit dem schnell verdienten Geld geriet das soziale Gefuge in der Oberweissbacher Region ab 1832 Amt Oberweissbach aus den Fugen Die Pfarrer und Arzte bemerkten eine enorme Zunahme an Trunksucht und Syphilis bei ihren Gemeindemitgliedern und stellten den zuvor noch loblich geforderten Olitatenhandel an den Pranger Zudem wurde die Apotheker und Arzteschaft durch den unerwarteten Erfolg der Pfuscher emport 6 Der bis in das 19 Jahrhundert hinein betriebene Olitatenhandel gilt als typisch fur Thuringen und ist einzigartig in Deutschland Zum Ruckgang des Olitatenhandels fuhrte ein striktes Ein und Durchreiseverbot in verschiedene norddeutsche Staatsgebiete 4 5 7 Neben dem Vertrieb von Glaswaren und Porzellan aus dem Thuringer Wald ging auch der Olitatenhandel trotz behordlicher Verbote unter der Hand weiter Das Krankenkassengesetz von 1884 setzte dem Gewerbe sein Ende 8 Museen und Sonstiges BearbeitenDas Museum fur Thuringer Volkskunde Erfurt besitzt in seiner Schausammlung mehrere originale Buckelapotheken Ein Krauter und Olitatenmuseum gibt es in Schmiedefeld 9 Eine Auswahl von Olitatenflaschchen befinden sich in der Ausstellung des Europaischen Flakonglasmuseums in Kleinttau am Rennsteig In den 1960er Jahren wurde der Begriff Olitaten aus dem Duden gestrichen er musste als weniger gebrauchlicher Begriff einer Reihe von neu aufgenommenen Wortern weichen 10 Seit dem 18 Januar 2000 ist der Begriff Olitaten als Wortmarke fur Seifen und andere Drogeriewaren sowie fur verschiedene pharmazeutische und veterinarmedizinische Erzeugnisse beim DPMA eingetragen Rechteinhaber ist der ehemalige Burgermeister von Konigsee Jens A SprengerLiteratur BearbeitenAugust Elsasser Das Kirchspiel Oberweissbach im Wandel der Zeiten Ein Ruckblick zur 150 Wiederkehr des Tages der Einweihung der Kirche zu Oberweissbach mit kurzer Chronik der Kirchspielorte Oberweissbach Cursdorf Deesbach Lichtenhain und Leibis Oberweissbach 1929 OCLC 572997183 Berthold Rein Die Olitatenhandler auf dem Thuringer Walde In Die deutsche Glocke Sonderbeilage der Wernigeroder Zeitung 1927 Nr 6 S 5 6 Weblinks BearbeitenThuringer Krautergarten Olitatenland Abgerufen am 24 Januar 2015 Einzelnachweise Bearbeiten Hermann Kopp Geschichte der Chemie Digitalisiert von books google com 1845 S 175 abgerufen am 8 Marz 2009 Olitat In Jacob und Wilhelm Grimm Worterbuch der Deutschen Sprache Band 13 1889 Peter Stolz Handbuch zur lateinischen Sprache des Mittelalters Band II Bedeutungswandel und Wortbildung 2000 ISBN 3 406 45836 X 50 a b Karl Emil Franzos Etwas uber die Laboranten In Herbert Weisshuhn Hrsg Aus Anhalt und Thuringen Rutten und Loening Berlin 1991 ISBN 3 352 00400 5 a b c August Elsasser Oberweissbach und der Olitatenhandel In Monatsblatter fur wanderfrohe Nachbarn Band 2 Nr 4 November 1925 S 106 114 a b c August Elsasser Das Kirchspiel Oberweissbach im Wandel der Zeiten Oberweissbach 1929 Olitatenhandel religio de abgerufen am 8 Marz 2009 Gunther Hoppe Jurgen John Historischer Fuhrer Statten und Denkmale der Geschichte in den Bezirken Erfurt Gera Suhl Urania Verlag Leipzig 1978 S 167 Eckart Roloff Karin Henke Wendt Kostproben zu Krautern und einem ratselvollen Begriff Krauter und Olitatenmuseum Beim Giftmischer In Besuchen Sie Ihren Arzt oder Apotheker Eine Tour durch Deutschlands Museen fur Medizin und Pharmazie Band 2 Suddeutschland S 232 233 Verlag S Hirzel Stuttgart 2015 ISBN 978 3 7776 2511 9 Warum sind Olitaten seit 1960 nicht mehr im Duden MDR 1 Radio Thuringen online 12 Mai 2005 archiviert vom Original am 11 Marz 2009 abgerufen am 6 Oktober 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Olitat amp oldid 211846679