Ein Ochsenziemer (regional auch Ochsenpesel, Ochsenfiesl, Farrenschwanz, Parreschwanz, Hagenschwanz, Stierennerv oder – im alemannischen Sprachraum [Schweiz, Elsass, Baden] – Farreziemer, Munifisel, Rinderzäch) ist eine Schlagwaffe, die aus einem gedörrten und verdrillten Stierpenis hergestellt wird. Er hat eine fertige Länge von 80 bis 100 cm, ist sehr elastisch und verhältnismäßig schwer. Das Wort geht auf mittelhochdeutsch zim(b)ere zurück, das seinerseits aus französisch cimier ‚Schwanz, männliches Glied, Fleischstück unmittelbar beim Schwanz des Hirsches‘ entlehnt ist.
Verwendung als Schlagwerkzeug Bearbeiten
Der Ochsenziemer wurde früher zur Bestrafung von Menschen und Tieren bzw. zum Viehtreiben eingesetzt, findet heute allerdings kaum noch Verwendung in dieser Funktion. Bei Pferderennen wie dem Palio di Siena wird er aber weiterhin eingesetzt. Manche Wirte halten auch heute noch einen Ochsenziemer zur Selbstverteidigung griffbereit, um sich z. B. gegen betrunkene Randalierer wehren zu können.
Die Wirkung des Schlags ist erheblich und kann starke Verletzungen hervorrufen. Ochsenziemer wurden unter anderem im KZ Dachau und im KZ Mauthausen dazu verwendet, Häftlinge zu misshandeln.
Verwendung als Futtermittel Bearbeiten
Heute werden sie fast nur noch als Futtermittel für Hunde hergestellt, das vorrangig als Kauspielzeug zur Beschäftigung des Hundes dient.
Wie die meisten harten Kauspielzeuge eignet sich der Ochsenziemer auch zur eigenständigen Zahnreinigung des Hundes. Der Geruch eines angekauten Ochsenziemers wird von den meisten Menschen jedoch als unangenehm empfunden, so dass sich immer mehr synthetisch hergestellte geruchlose Kaufuttermittel zur selbständigen Zahnreinigung für Hunde durchsetzen.
Andere Verwendungen Bearbeiten
- Auf Plätten, traditionellen Holzschiffen im Salzkammergut, wird mit einem Ochsenziemer das seitlich angebrachte Antriebsruder mit dem Schiff elastisch verbunden.
- Als Farrenschwanz bzw. Munifisel findet der Ochsenziemer Verwendung bei verschiedenen Narrenfiguren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht. Er wird unter anderem von der Figur des Bändele und des Welschkornnarro zusammen mit einer Schweinsblase getragen.
Namensübertragung Bearbeiten
Gelegentlich wurden auch Holzstöcke zum Viehtreiben Ochsenziemer genannt, insbesondere wenn sie durch entsprechende handwerkliche Bearbeitung auch im Aussehen ihren Vorbildern nahekamen (siehe nebenstehende Abbildung).
Weblinks Bearbeiten
- „Herstellen von Ochsenziemern“ (1968) – Film von Elfriede Lies aus der Sammlung des Bundesinstituts für den Wissenschaftlichen Film (ÖWF) im Onlinearchiv der Österreichischen Mediathek
- Ochsenziemer – Kauvergnügen für den Hund. In: Tiere-online. Abgerufen am 5. Januar 2022.
- Jürg-Peter Lienhard: Ein Elsässer ist kein Waggis! Abgerufen am 5. Januar 2022.
Einzelnachweise Bearbeiten
- Siehe Schweizerisches Idiotikon unter den genannten Stichwörtern, wo weitere Synonyme (Digitalisat).
- Vgl. Pierer, Eintrag Ochsenziemer
- Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 25. Auflage, bearbeitet von Elmar Seebold. De Gruyter, Berlin/Boston 2011, S. 655.
- Wormser Zeitung Wirt schwang früher schon mal den Ochsenziemer
- Verein für sozial- und politikwissenschaftliche Studien e. V. (Impressum): Der Mord an Ernst Jakob Goldmann (PDF; 1,6 MB), 7 S., aufgerufen am 17. Oktober 2008
- Website der Narrenzunft Zell am Harmersbach