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Dieser Artikel behandelt das Thema O Neill Kolonien Fur das ebenfalls nach Gerard K O Neill benannte Weltraumsiedlungskonzept siehe O Neill Zylinder O Neill Kolonien sind hypothetische Weltraumkolonien die vom Physiker Gerard K O Neill vorgeschlagen wurden Es wurden drei Konzepte gestaltet die auf einer Hohlkugel der Bernal Sphare aufbauenden Entwurfe Island One und Island Two sowie Island Three in Form von zwei Zylindern die dadurch als O Neill Zylinder benannt wurden NASA Illustration zweier O Neill Zylinder Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufbau 3 Umsetzung 4 Standort 5 Leben in der O Neill Kolonie 6 Realisierbarkeit 7 In den Medien 8 Literatur 9 Siehe auch 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenLange Zeit schien die Erschliessung des Sonnensystems nur uber die Schritte Raumstation Mondbasis und Planetenbesiedlung moglich Das anderte sich als der Physiker Gerard K O Neill von der Universitat Princeton die Frage ob die Besiedlung anderer Himmelskorper wirklich die beste Methode fur die Erschliessung des Sonnensystems sei mit Nein beantwortete Dieser Uberlegungsansatz bildete den Grundstein fur Plane uber kunstliche Welten im All die spater unter dem Namen O Neill Kolonien bekannt werden sollten O Neill und seine Anhanger entwarfen auf verschiedenen Konferenzen Kolonien unterschiedlicher Form und Grosse die alle eins gemeinsam hatten ihre Loslosung von einem naturlichen Himmelskorper Anders als normale Raumstationen sollten sie jedoch auch nicht einfach nur einen Ausgangspunkt fur Forschung und Raumfahrt darstellen sondern einen echten Lebensraum ahnlich einer Stadt bilden 1975 grundeten die Ingenieure Keith Henson und Carolyn Meinel die L5 Society um die Entwurfe O Neills bekannter zu machen 1976 veroffentlichte O Neill das Buch The High Frontier Human Colonies in Space in dem er seine Projekte popularwissenschaftlich vorstellte Neu waren O Neills Ideen allerdings nicht Hermann Oberth Vater der Weltraumfahrt hatte bereits 1954 in seinem Buch Menschen im Weltraum Neue Projekte fur Raketen und Raumfahrt interstellare Reisen durchs All mit riesigen Wohnwalzen beschrieben An eine Hohlkugel als Lebensraum dachte der Physiker John Desmond Bernal sogar bereits im Jahre 1929 Aufbau BearbeitenDie Vorstellungen bezuglich der Grosse dieser Stationen waren in den Studien gigantisch angefangen bei einem Entwurf mit einer Bernal Sphare fur 10 000 Bewohner der Island One bis hin zu einem Zylinder von 30 km Lange und 6 5 km Durchmesser fur Millionen von Menschen auf denen Island Three aufbaute 1 Die Kolonien sollten ihren Bewohnern eine dauerhafte Heimat bieten Deshalb ist es auch nicht verwunderlich dass in der grosszugigen Konstruktion neben landwirtschaftlichen Nutzflachen auch Parks Seen und Hauser eingeplant waren Die Kolonien sollten vor allem riesige Fensterflachen besitzen durch die dann mit Hilfe ebenso grosser Spiegel das Sonnenlicht in das Innere der Kugel oder des Zylinders gelenkt werden wurde Damit ein dauerhaftes Leben im Weltall uberhaupt moglich ist muss eine kunstliche Gravitation geschaffen werden Diese sollte durch Rotation jeder Kolonie erreicht werden Ein Mantel aus Mondgestein sollte zudem den notwendigen Schutz vor der im Weltraum gefahrlichen Sonnenstrahlung gewahrleisten Umsetzung BearbeitenAufgrund ihrer gigantischen Ausdehnung war es klar dass der Aufbau der Kolonie nur von einer Basis im Weltraum aus moglich sein wurde Auf diese Weise wurde der ausserst kostspielige Transport der Materialien von der Erde aus zum Weltraum grosstenteils umgangen werden Die fur den Bau benotigten Rohstoffe sollten vom Mond kommen da dieser Transport aufgrund der viel geringeren Anziehungskraft des Mondes erheblich gunstiger ware Im Konstruktionsatelier sollten die Rohstoffe dann weiterverarbeitet und zusammen mit anderen gelieferten Bauteilen zu den ersten kleinen Habitaten zusammengefugt werden Diese Habitate sollten den Ausgangspunkt fur den weiteren Ausbau der Kolonie bilden Eine dann fertiggestellte Kolonie sollte wiederum als Basis fur die Herstellung einer weiteren dienen sodass sich in absehbarer Zeit eine Vielzahl dieser kunstlichen Inseln im All befanden Standort BearbeitenFur seine Kolonien hat sich O Neill einen besonderen Standort ausgesucht die Gleichgewichts Librations oder Lagrange Punkte L4 und L5 die sich auf der Erdbahn 60 vor bzw hinter der Erde befinden Die Kolonien hielten dann auch ohne regelmassige Lagekorrektur einen konstanten Abstand von je 150 Millionen Kilometer zur Erde und zur Sonne Wichtiges Element in der Planung der O Neill Kolonien war die Versorgung mit Rohstoffen vom Mond aus zum einen als Ausgangsprodukt fur die Herstellung von Bauteilen zum anderen aber auch fur den erwahnten Mantel aus Mondgestein der vor der Sonnenstrahlung schutzen sollte Hierzu so war die Idee konnte auf dem Mond ein sogenannter Massenbeschleuniger errichtet werden Er wurde die benotigten Rohstoffe zum Bauplatz der Kolonien schleudern Leben in der O Neill Kolonie Bearbeiten nbsp Das Innere einer O Neill KolonieDas Leben in den O Neill Kolonien ist von Autarkie gekennzeichnet Die Bewohner sollen sich mit allen lebensnotwendigen Dingen selbst versorgen konnen Zur Nahrungsversorgung werden Mais Sojabohnen und Luzernefelder auf der mittleren Ebene angelegt Die Wasserversorgung erfolgt aus kunstlich angelegten Teichen auf der obersten Ebene So kann es auch optimal zur Bewasserung der Felder verwendet werden Mit dem Rest des Wassers konnten dann die Nutztiere versorgt werden deren Stalle sich auf der untersten Terrasse befanden Ausgehend von einer Bewohnerzahl von 10 000 Kolonisten konnten dort etwa 60 000 Huhner 30 000 Kaninchen und eine betrachtliche Anzahl von Rindern gehalten werden Anschliessend wurde das Wasser in einer Aufbereitungsanlage gereinigt und dem Kreislauf erneut zugefuhrt werden So ware eine gesunde Mischdiat moglich die die Bewohner jeden Tag mit etwa 2400 Kilokalorien versorgen wurde Die Felder und Parks hatten zudem die Aufgabe einen Grossteil des Kohlendioxids aus der Luft aufzunehmen und Sauerstoff sowie Wasserdampf freizusetzen Den restlichen Bedarf musste dann die Hochtechnologie leisten Die in den landwirtschaftlichen Gebieten entstehende Feuchtigkeit konnte uber Lufttrockneranlagen kondensiert werden und so den Trinkwasservorrat erganzen Ein komplexes Verfahren mit dem Namen Nassoxidation wurde die Abwasser aus der Landwirtschaft und den Haushalten durch Druck und Erhitzen reinigen Bei diesem Prozess wurde Kohlendioxid freigesetzt welches wiederum zur Forderung des Pflanzenwachstums eingesetzt werden konnte Die festen Ruckstande des Abfalls konnten zu Viehfutter und Kunstdunger weiterverarbeitet werden Die Bewohner der Kolonie konnten ihren Lebensunterhalt als Bergbauleute auf dem Mond oder als Wissenschaftler und Techniker auf Weltraumstationen verdienen Haupttatigkeitsfeld ware aber wohl der Bau von Energiesatelliten die als dichter Ring die Erde umgaben Realisierbarkeit BearbeitenEs wurde von den Machern die Meinung verbreitet dass ein Umzug der Menschheit ins All in nicht allzu ferner Zukunft vonstattengehen konnte Manche sahen die erste Kolonie bereits um die Jahrtausendwende den Weltraum bevolkern Diese Euphorie wurde von der Tatsache unterstutzt dass die benotigten Techniken bereits vorhanden oder in der Entwicklung waren Der Optimismus ging sogar so weit dass O Neill und seine Mitarbeiter bereits erste Kostenabschatzungen und Zeitplane fur ein Aussiedlerprogramm vorlegten Sie gingen in den 1970ern von Kosten in Hohe von 100 Milliarden Dollar verteilt auf 20 Jahre aus eine Summe die im Jahre 2020 ca 500 Milliarden Dollar entspricht Zum Vergleich Die Errichtung der Internationalen Raumstation ISS hat inflationsbereinigt etwa 100 Milliarden Dollar gekostet Nach genauer Prufung und kritischer Analyse ist man heutzutage jedoch der Auffassung dass die von O Neill gedachte Grossenordnung mit heutigen Moglichkeiten noch lange nicht zu verwirklichen sei Um uberhaupt mit dem Bau einer ersten Station beginnen zu konnen mussten tausende Tonnen Material ins Weltall zur Errichtung einer Konstruktionsbasis und auf den Mond zur Errichtung des Massenbeschleunigers gebracht werden Vom Mond aus mussten viele Millionen Tonnen Rohstoffe abgebaut und zum Konstruktionsatelier gebracht werden Allein fur die Abschirmung gegen die Sonnenstrahlung wurden laut damaligen Planen 10 Millionen Tonnen Mondgestein benotigt werden So geht man heutzutage davon aus dass die tatsachlichen Kosten mindestens um das Hundertfache wenn nicht gar das Tausendfache hoher waren als von O Neill vermutet Die ersten Kostenberechnungen hat O Neill durchgefuhrt als das Space Shuttle noch im Planungszustand war und niedrige Transportkosten in Aussicht stellte die tatsachlichen Kosten fur einen Start des Space Shuttles stiegen jedoch auf nahezu das Hundertfache dessen was ursprunglich angenommen wurde Die Chancen fur eine Realisierbarkeit macht eine einfache Uberschlagsrechnung deutlich Bei der oben erwahnten Grosse der Kolonie hatte alleine die Luft im Inneren eine Masse von ca 1 2 Milliarden Tonnen normalen Atmospharendruck vorausgesetzt In den Medien BearbeitenChristopher Nolan zeigt in seinem Science Fiction Film Interstellar 2014 O Neill Kolonien die sich in einer Umlaufbahn um den Saturn befinden Sie dienen als Zufluchtsort einer dezimierten Menschheit und als Ausgangspunkt fur die erneute Kolonisierung bewohnbarer Planeten nachdem die Erde durch eine globale Durrekatastrophe unbewohnbar geworden ist Das Gewichtsproblem wurde im Film gelost indem die Stationen bereits auf der Erde unterirdisch fertiggestellt und nach Entdeckung der Quantengravitation durch Manipulation der Erdanziehung samt Menschen und Nutzlast an Bord in den Weltraum gehoben wurden Nolan arbeitete mit dem Physiker Kip Thorne zusammen und legte in seinem Werk grossen Wert darauf dass das Gezeigte nicht im direkten Widerspruch zu den Erkenntnissen der theoretischen Physik steht Im japanischen Science Fiction Franchise Gundam ist der Weltraum mithilfe von O Neill Kolonien an den Lagrangepunkten um die Erde besiedelt worden Diese unabhangigen Kolonien fuhren mitunter Krieg gegen die Erde wobei auch die Kolonien selbst als Waffen eingesetzt werden Literatur BearbeitenGerard K O Neill The High Frontier Human Colonies in Space William Morrow amp Company 1977 ISBN 0 688 03133 1 Hermann Oberth Menschen im Weltraum Neue Projekte fur Raketen und Raumfahrt Dusseldorf 1954 Siehe auch BearbeitenBernal Sphare Stanford TorusWeblinks BearbeitenSpace Colony Art from the 1970s O Neill type colony daviddarling infoEinzelnachweise Bearbeiten Albert A Harrison Spacefaring the human dimension Univ of Calif Press Berkeley 2001 ISBN 0 520 23677 7 S 228 Google Bucher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title O Neill Kolonien amp oldid 235583598