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Die Norge war ein 1881 unter dem Namen Pieter de Coninck in Dienst gestelltes Dampfschiff das ursprunglich einer belgischen Reederei gehorte aber 1889 an die danische Thingvalla Linie verkauft und in Norge umbenannt wurde Sie transportierte Passagiere und Fracht von Kopenhagen uber Oslo nach New York Am 28 Juni 1904 lief die Norge auf die Untiefe Hasselwood Rock in der Nahe der Felsinsel Rockall im Nordatlantik und sank 1 von den 795 Menschen an Bord kamen 625 nach anderer Darstellung 635 ums Leben Der Untergang der Norge war die bis dahin grosste Schifffahrtskatastrophe auf dem Nordatlantik und wurde erst 1912 von der Titanic ubertroffen Ausserdem gilt sie als eines der schwersten Schiffsunglucke in der Geschichte der Auswanderung des fruhen 20 Jahrhunderts Norge SchiffsdatenFlagge Danemark Danemarkandere Schiffsnamen Pieter de Coninck 1881 1889 Schiffstyp PassagierschiffHeimathafen KopenhagenReederei Det Forenede Dampskibs SelskabBauwerft Alexander Stephen and Sons GlasgowBaunummer 252Stapellauf 11 Juni 1881Indienststellung 25 Juni 1881Verbleib 28 Juni 1904 gesunkenSchiffsmasse und BesatzungLange 115 5 m Lua Breite 11 6 mTiefgang max 9 7 mVermessung 3 359 BRT 2 445 NRTMaschinenanlageMaschine Zweizylindrige DampfmaschinenMaschinen leistung 1 400 PS 1 030 kW Hochst geschwindigkeit 10 kn 19 km h Propeller 1TransportkapazitatenZugelassene Passagierzahl I Klasse 50II Klasse 150III Klasse 900 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Untergang 2 1 Auf dem Weg nach Rockall 2 2 Kollision und Untergang 2 3 Rettung 3 Danische Untersuchung 4 Widerhall in der Presse 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Norge wurde von dem belgischen Unternehmen Theodore C Engels amp Co aus Antwerpen in Auftrag gegeben und von der schottischen Werft Alexander Stephen and Sons am Fluss Clyde gebaut Sie lief unter dem Namen Pieter de Coninck vom Stapel ihr Heimathafen war Antwerpen Sie verfugte uber zwei aus Stahl gebaute Decks sechs Schotts und einen doppelten Boden Sie konnte insgesamt 1100 Passagiere in drei Preisklassen aufnehmen wobei der Schwerpunkt auf der Dritten Klasse mit einer Kapazitat von 900 Personen lag Am 18 Juni 1881 wurde das fertige Schiff der White Cross Line einer belgischen Reederei mit Sitz in Antwerpen ubergeben Eine Woche spater am 25 Juni 1881 lief das Schiff in Glasgow zu seiner Jungfernfahrt nach New York aus nbsp Zeichnung von Antonio Jacobsen 1896 1889 wurde die Pieter de Coninck von der danischen Schifffahrtsgesellschaft Dampskibs Selskabet Thingvalla besser bekannt als Thingvalla Linie gekauft und in Norge umbenannt Die Thingvalla Line war 1880 gegrundet worden und hatte ihren Hauptsitz in Kopenhagen Um die Jahrhundertwende war sie eine der dominierenden Reedereien was die Auswanderungswelle von Skandinavien in die Vereinigten Staaten anging Die Pieter de Coninck wurde noch im selben Jahr umgebaut und auf der Route Stettin Kopenhagen Oslo Kristiansand New York eingesetzt In den folgenden Jahren kam es wiederholt zu Unfallen Am 3 Januar 1890 lief das Schiff vor Oslo in dichtem Nebel auf Grund Es gab keine Todesopfer zu beklagen aber das Schiff schlug leck und die Passagiere mussten auf zwei andere Schiffe verteilt werden Ab dem 13 Januar fanden in Goteborg die Reparaturarbeiten am Rumpf des Dampfers statt Am 2 August desselben Jahres kollidierte die Pieter de Coninck im Hafen von New York mit der Advance Am 20 August 1898 kam es zum ersten todlichen Zwischenfall als die Pieter de Coninck an der Neufundlandbank das Fischerboot Coquette rammte und versenkte wobei 16 der 25 Fischer an Bord ums Leben kamen 1898 wechselte das Schiff erneut seinen Besitzer als die Thingvalla Line von der danischen Reederei Det Forenede Dampskibs Selskab DFDS ubernommen wurde und die neue Unterabteilung Scandinavian American Line formte Die Norge transportierte nun Passagiere von Kopenhagen via Oslo nach New York Untergang BearbeitenAuf dem Weg nach Rockall Bearbeiten Am Mittwoch dem 22 Juni 1904 lief der Dampfer in Kopenhagen zu einer weiteren Uberfahrt nach New York aus Das Kommando hatte Kapitan Valdemar Johannes Gundel 1864 1931 der die Norge bereits seit 1901 befehligte An Bord befanden sich 68 Besatzungsmitglieder und 405 Passagiere darunter 134 Kinder Zwei Tage spater am 24 Juni erreichte die Norge den Hafen von Oslo wo 232 weitere Passagiere an Bord kamen Am selben Tag lief sie in Kristiansand ein wo 90 Reisende zustiegen Hier fand auch eine Sicherheitsinspektion durch norwegische Behorden statt Eine Rettungsubung wurde allerdings wahrend der gesamten Reise nicht durchgefuhrt Es befanden sich nun insgesamt 795 Personen auf dem Schiff neben den 68 Mannschaftsmitgliedern 727 Passagiere darunter 200 Kinder unter 12 Jahren und 23 Sauglinge Der grosste Teil der Passagiere stammte aus Skandinavien und Russland es gab aber auch vereinzelte Deutsche Briten und Amerikaner darunter Nach dem Ablegen von Kristiansand dampfte die Norge in nordwestlicher Richtung auf Pentland Firth zu eine Meerenge zwischen dem schottischen Festland und den Orkney Inseln Der eigentliche Kurs ware die nordliche Umschiffung der Felseninsel Rockall gewesen aber Kapitan Gundel entschied sich fur einen sudlicheren Kurs Er hatte dies in der Vergangenheit bereits ofter getan und sah darin keine Gefahr Er ging davon aus dass man bei gutem Wetter und ruhiger See auftauchende Klippen rechtzeitig bemerken wurde und sie umgehen konne Zudem wollte er die Felseninsel rechtzeitig zur Morgendammerung passieren sodass die Passagiere sie beim Fruhstuck in der aufgehenden Sonne sehen konnten Daher hielt die Norge ab dem Abend des 27 Juni mit Hochstgeschwindigkeit auf Rockall zu Kapitan Gundel hatte jedoch nicht die in jener Nacht herrschende starke Stromung berucksichtigt Sie brachte die Norge auf einen Kurs der 23 Meilen nordlich von dem lag den der Kapitan eigentlich nehmen wollte Am fruhen Morgen des 28 Juni entschied sich Gundel fur einen Kurswechsel nach Suden konnte aber aufgrund des wolkenverhangenen Himmels und starkem Nebel seine Position nicht exakt bestimmen Als er sich sicher war dass er sudlich genug fuhr um nicht auf die Felsen zu laufen liess er erneut einen westlichen Kurs einschlagen Kollision und Untergang Bearbeiten Eine Viertelstunde nach der letzten Kursanderung um 07 45 Uhr am 28 Juni 1904 prallte die Norge auf das zu Rockall gehorende Felsenriff Hasselwood Rock 1 und lief auf Grund 57 35 58 N 13 41 19 W 57 599444 13 688611 Koordinaten 57 35 58 N 13 41 19 W Da sich das Schiff mit den Wellen bewegte ging die Schiffsfuhrung davon aus dass man nicht auf dem Riff festsass sondern es nur gestreift hatte Gundel befahl volle Kraft zuruck um sein Schiff von den Felsen wegzubekommen aber es nutzte nichts mehr Der leck geschlagene Dampfer war so schwer beschadigt dass sich sofort an mehreren Stellen Seewasser in den Schiffsrumpf ergoss und er Schlagseite bekam Gundel befahl das Herablassen der Rettungsboote von denen es nicht genug fur alle an Bord gab Auf dem sinkenden Schiff herrschten katastrophale Zustande Das Bootsdeck war in Sekundenschnelle mit panischen Passagieren uberfullt die nach Schwimmwesten suchten und zu den Booten sturmten Viele von ihnen trugen nur Nachthemden oder waren halbnackt Da viele Boote von den Massen gesturmt wurden bevor sie uberhaupt zum Herablassen fertig waren setzten die Offiziere Pistolen ein um die Menschen in Schach zu halten Ein Rettungsboot sank nach dem Zuwasserlassen weil es vollkommen uberfullt war ein anderes kenterte nach dem Aufschlag auf das Wasser Ein weiteres hing noch vollbesetzt in den Davits als die Norge unterging und warf seine Insassen in die See 20 Minuten nach dem Zusammenstoss sank die Norge mit hunderten Menschen an Bord Nach dem Untergang des Schiffs breitete sich ein grosser Teppich aus Leichen Schwimmern Trummern und geborstenen Rettungsbooten uber der Untergangsstelle aus Nur funf der acht Boote waren erfolgreich vom Schiff freigekommen Kapitan Valdemar Gundel blieb bis zuletzt auf der Brucke und wurde nach dem Untergang von einem der Boote aus dem Wasser gezogen und gerettet Rettung Bearbeiten Die funf Rettungsboote trieben weit auseinander und wurden teilweise erst Tage spater gefunden Die sparlich bekleideten Menschen mussten Regenfalle und schwere See uberstehen und hatten kaum Wasser oder Proviant an Bord Mehrere Passagiere in den Booten starben in den Tagen auf See bevor Rettung eintraf Boot Nr 3 mit 28 Menschen an Bord wurde bereits am 29 Juni von dem britischen Trawler Salvia geborgen die Uberlebenden wurden in die englische Hafenstadt Grimsby gebracht Die 71 Menschen in Nr 1 darunter der Kapitan wurden von dem deutschen Dampfschiff Energie am 3 Juli gefunden und nach Stornoway auf den Ausseren Hebriden gebracht Am selben Tag wurde Nr 8 das fur 23 Menschen konstruiert war mit 35 Uberlebenden an Bord von dem Frachtdampfer Cervona der britischen Cairn Line entdeckt die die Insassen ebenfalls nach Stornoway brachte Am fruhen Morgen des 4 Juli entdeckte das schottische Fischerboot Largo Bay die 17 Schiffbruchigen in Boot Nr 5 und brachte sie nach Aberdeen Der Schoner Olga Pauline brachte 19 Personen aus Boot Nr 4 am 5 Juli zu den Faroer Inseln Von den insgesamt 795 Menschen an Bord der Norge kamen 625 ums Leben 170 Personen wurden gerettet davon waren 146 Passagiere und 24 Mitglieder der Mannschaft Es uberlebten 117 Manner 16 Frauen und 37 Kinder Vor allen Dingen Norwegen und Danemark waren von der Tragodie betroffen da der grosste Teil der Passagiere von dort stammte Es handelte sich um das bis dahin schwerste Schiffsungluck auf dem Nordatlantik Unter den Geretteten befand sich auch der 18 jahrige Herman Wildenvey der spater einer der bekanntesten norwegischen Lyriker des 20 Jahrhunderts wurde Das Ungluck verarbeitete er in seiner 1937 erschienenen Autobiographie Vingehesten og verden Mein Pegasus und die Welt Danische Untersuchung BearbeitenWahrend die Passagiere ihre Reise in die USA fortsetzten wurden die uberlebenden Besatzungsmitglieder der Norge nach Kopenhagen gebracht Das danische Seefahrtsgericht unter Vorsitz von Gerichtsprasident J N A Madvig wollte sie anhoren und herausfinden wie es zu dem Ungluck gekommen war Der Seemann Carl Mathiesen traf als erstes Mannschaftsmitglied am 7 Juli in Kopenhagen ein Madvig befragte ihn noch am selben Tag unter vier Augen in einer nichtoffentlichen Sitzung Die Gerichtsberater Admiral Bruun und Kapitan Torm waren erst ab der zweiten Anhorung am 10 Juli dabei Madvig entschied sich den gesamten Prozess nichtoffentlich durchzufuhren um die Presse auszuschliessen die Reederei zu schutzen und einen Skandal zu vermeiden Somit lag die gesamte Untersuchung in seiner Hand die Presse war auf die Gerichtsprotokolle angewiesen Da 224 norwegische Staatsburger bei dem Ungluck ums Leben gekommen waren sandte das norwegische Ministerium fur Schifffahrt und Navigation unter der Leitung von Magnus Andersen einen Fragenkatalog an das danische Gericht Die offiziellen Anhorungen und Untersuchungen wurden schliesslich vom danischen Justizministerium durchgefuhrt und zogen sich uber mehrere Jahre hin Man kam zu dem Ergebnis dass eine nutzlose Mannschaft und sehr viel Pech zu dem Ungluck gefuhrt bzw dazu beigetragen haben Der Kapitan und seine Besatzung wurden als Hauptverantwortliche genannt Folgende Punkte fuhrte das Gericht als Fehlentscheidungen und Unglucksursachen an Die Entscheidung Rockall sudlich zu passieren Diese Strecke war gefahrlicher als der nordliche Kurs zudem verkehrten sudlich von Rockall viele Schiffe in ostlicher Richtung Somit bestand das Risiko einer Kollision mit einem anderen Schiff Die Stromungen im Pentland Firth die als sehr stark bekannt waren wurden nicht bedacht Die Entscheidung dicht an Rockall vorbeizudampfen um es den Passagieren zu zeigen Das Gericht bezeichnete es als Russisches Roulette mit dem Leben von 800 Menschen Die Durchfuhrung einer Vier Strich Peilung in einem Seegebiet mit starken Stromungen Die Schiffsleitung hatte wissen mussen dass eine solche Art der Standortbestimmung in Gewassern mit Stromungen nicht durchfuhrbar ist Das Versaumnis die Besatzung ausreichend auf eventuelle Notsituationen vorzubereiten Es hatte keine Notfall oder Rettungsubungen gegeben und die Crewmitglieder waren nicht mit den Sicherheitsausrustungen auf dem Schiff vertraut Auch die Reederei DFDS und die Dampfschifffahrt im Allgemeinen wurden angeprangert DFDS wurde vorgeworfen mehr an ihrem Profit als am Wohlergehen der Passagiere interessiert zu sein und daher nur das Notigste an Rettungsmitteln auf dem Schiff installiert zu haben Zudem hatte die Reederei nicht aus vorhergehenden vergleichbaren Unfallen gelernt Seefahrtsexperten forderten daruber hinaus eine Uberarbeitung und Verbesserung der zu oberflachlichen Sicherheitsregelungen auf Passagierschiffen Widerhall in der Presse BearbeitenDie Vorgange um den Untergang der Norge insbesondere die Vorwurfe gegen Kapitan und Besatzung riefen vor allem in den New Yorker Zeitungen ein lebhaftes Echo hervor da die Nachricht mitten in die Ermittlungen gegen die Eigner des Raddampfers General Slocum hinein platzte dessen Brand uber 1000 Menschen das Leben gekostet hatte Literatur BearbeitenEdward T O Donnel Der Ausflug Fischer Frankfurt am Main 2007 ISBN 3 596 17449 X Per Kristian Sebak Titanic s Predecessor The S S Norge Disaster of 1904 Seaward Publishing 2004 ISBN 82 996779 0 4 englisch Liv Marit Haakenstad Utvandringen 1825 1930 Orion Forlag 2008 ISBN 978 82 458 0848 3 norwegisch Weblinks BearbeitenWebsite der Norge Die Geschichte der Norge Memento vom 31 Mai 2019 im Internet Archive Die Norge in der Clydebuilt Ships Database Memento vom 20 Januar 2016 im Internet Archive Die Norge in der Online Datenbank Norway Heritage Kurzer Eintrag in Maritime Quest Zusammenfassung des Untergangs Memento vom 14 Juni 2011 im Internet Archive Illustrierter Bericht auf einer norwegischen Internetseite Informationen zur Reederei in The Ships ListEinzelnachweise Bearbeiten a b Severin Carrell Rockall a timeline In The Guardian Guardian News amp Media Limited 28 Mai 2013 abgerufen am 19 April 2015 englisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Norge Schiff 1881 amp oldid 231795057