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Norddeutsche Steingut AG war ein Hersteller von keramischen Wand und Bodenfliesen mit Hauptsitz in Bremen Steuler Fliesengruppe AGRechtsform AktiengesellschaftISIN DE0006770001Grundung 2 Oktober 1869Auflosung 2021Auflosungsgrund Ubernahme durch Steuler Fliesengruppe AGSitz Bremen Deutschland DeutschlandMitarbeiterzahl 550 2021 Umsatz 102 9 Mio Euro 2021 Branche Keramische IndustrieWebsite www steulerfliesengruppe deStand 31 Dezember 2021 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 19 Jahrhundert 1 2 20 Jahrhundert 1 3 21 Jahrhundert 1 4 Archiv 2 Produkte 2 1 Grohner Kalenderfliese 3 Tochtergesellschaften 4 Vorstande 5 Aufsichtsrate 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Grundungsbericht der Norddeutsche Steingut Actiengesellschaft nbsp Aktie uber 1000 Mark der AG Norddeutsche Steingutfabrik vom Mai 1899 nbsp Gebaude der Norddeutschen Steingut in Bremen Nord19 Jahrhundert Bearbeiten Am 2 Oktober 1869 wurde die Actiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik von Vegesacker und Bremer Kaufleuten mit einem Grundkapital von 125 000 Reichstalern gegrundet deren Aufgabe in der Herstellung von feinkeramischem Haushaltsgeschirr lag 1 Direkt an der Weser gelegen errichtete man im folgenden Jahr die Fabrikationsstatte die aufgrund der Transporteinschrankungen durch den Deutsch Franzosischen Krieg erst 1871 die Produktion in vollem Umfang aufnehmen konnte Der gute Absatz der Waren ermoglichte eine stete Steigerung der Produktion und die Errichtung energiesparender Mendheim Gasofen Ab 1879 senkten die feinkeramischen Betriebe der Rheinlande die Preise um den stagnierenden Markt durch verstarkten Reiz zum Ankauf zu beleben Zu dieser regionalen Konkurrenz kam die hohe englische Steingutfabrikation die im Uberangebot eine weitere Senkung der deutschen Inlandspreise nach sich zog Trotz der Preisabsprache mit anderen Firmen ab Fruhjahr 1883 war es der Actiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik in Grohn nicht moglich die Verluste voll abzufangen aus diesem Grund war sie gezwungen sich ab 1886 auf die gunstigere Herstellung von Leichtsteingut zum Export in Lander mit Gewichtszoll umzustellen Gegen Ende 1889 wurden neben Haushaltsgeschirr auch Wandfliesen im Nasspressverfahren hergestellt Hier konnte eine lebhafte Nachfrage verzeichnet werden Nach dem Wiederaufbau des abgebrannten Werks fuhrte man neue Produktionsverfahren ein die eine Trockenpressung der Fliesen vorsahen Durch das rationellere Verfahren konnte die Produktion von Wandfliesen auf 70 000 Stuck pro Woche gesteigert werden so dass das Unternehmen in der Lage war entscheidende Marktanteile zu gewinnen Mit der kompletten Produktionsumstellung auf Wandfliesen ab 1891 wurde nach zehn Jahren erstmals wieder eine Dividende in Hohe von 6 Prozent ausgeschuttet Die Senkung der Plattenstarke von 10 auf 6 mm hatte auf den Export der Ware einen nachhaltig positiven Einfluss da der Gewichtszoll bei erhohten Stuckzahlen gleich blieb So war es trotz hoher Zolle moglich den Absatz in die Exportgebiete zu steigern Wahrend man das Rohmaterial per Schiff aus England bezogen hatte stellte der mit 1902 alleinige Leiter Otto Freise ab 1904 die Rohstofflieferung auf Bahnfracht aus dem Rheinland um und erwarb daruber hinaus ein eigenes Sandlager in gunstiger Nahe zur Fabrikationsstatte 20 Jahrhundert Bearbeiten Ab dem 20 Jahrhundert begann auch bei der Fliese die Industrialisierung England ubernahm in Europa die fuhrende Rolle Druck und Vervielfaltigungsverfahren wurden erfunden und halfen Kosten zu senken Von nun an waren Fliesen fur jeden erschwinglich und es gehorte zum guten Ton Wohnraume mit Bildern zu schmucken Auch Kuchen und Bader wurden phantasievoll gestaltet Besonders Eingangshallen und Treppenhauser glanzten mit bunter Fliesenverlegung Die Norddeutsche Steingutfabrik produzierte eine Vielzahl dekorativer Jugendstilfliesen Das Unternehmen und sein Markenzeichen GROHN waren bereits damals uber die Grenzen hinaus ein Begriff Eine Auszeichnung mit der silbernen Medaille auf der Weltausstellung in St Louis USA in 1904 machte den Namen zu einem Qualitatsbegriff Die Grohner Wandplattenfabrik wurde von Vegesacker und Bremer Geschaftsleuten am 11 Januar 1906 in Lesum bei Bremen gegrundet Zur Fabrikation und fur den Verkauf von Steingut Wand und Fussbodenplatten wurde eine weitere Fabrikanlage in Schonebeck an der Bremen Vegesacker Eisenbahn errichtet die den Betrieb im Herbst 1907 aufnahm In den darauf folgenden Jahren wurde die Fabrik um einen Dampfkessel und eine Pulverisierungsanlage fur die Rohstoffe erweitert Um eine zusatzliche Steigerung der Produktion zu erreichen wurde der Biskuitofen vergrossert und man entschloss sich zum Bau einer zusatzlichen Ofenanlage nbsp Fabrikansicht Werk I um 1920Im Geschaftsjahr 1920 ging die Grohner Wandplattenfabrik vollig in den Besitz der Actiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik uber Unter der neuen Fuhrung konnte bis 1927 die wirtschaftliche Situation des Unternehmens verbessert werden wobei der gute Absatz ins Ausland die Lage wesentlich beeinflusste Infolge dieses Aufschwungs wurde 1930 eine neu entwickelte Tunnelofenanlage fur den Biskuitbrand der Fliesenscherben in Betrieb genommen Aufgrund der hohen Investitionen und der allgemein absinkenden Preise die unmittelbar mit dem Sturz des englischen Pfundes zusammenhingen wurde das Werk vom 18 Januar bis zum 15 Oktober 1932 stillgelegt Erst im 1933 war die Vollbeschaftigung wieder erreicht da sich die Arbeitsbeschaffungsmassnahmen der Reichsregierung auch auf den Baumarkt auswirkten Nach dem Zweiten Weltkrieg und zwar am 1 Januar 1958 wurde das Unternehmen ebenso wie die Steingutfabrik Witteburg und die Bremer Wandplattenfabrik von der alleinigen Gesellschafterin Norddeutsche Steingutfabrik Grohn ubernommen Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges lag auch die Actiengesellschaft Norddeutsche Steingutfabrik Grohn still und nahm erst um 1945 mit dem Abschluss notwendiger Umbaumassnahmen die Produktion feinkeramischer Waren wieder auf um dann 1948 nach der Wahrungsreform die Anlagen erneut fur die Herstellung von Wandfliesen umzurusten Wahrend das Tochterwerk II die Grohner Wandplattenfabrik und das Werk III die Bremer Wandplattenfabrik mbH in den Jahren 1948 und 1950 die Arbeit wieder aufnahmen musste das Werk IV die Steingutfabrik Witteburg AG 1949 nach der Umstellung auf Bodenfliesen durch die unrentable Produktion in den veralteten Anlagen 1953 stillgelegt werden Nach der Einfuhrung der 45 Stunden Woche im Mai 1957 wurden im Folgejahr die drei Tochtergesellschaften auf die alleinige Gesellschafterin umgewandelt In den 1980er Jahren wurde die gesamte Fertigung der Norddeutsche Steingutfabrik auf moderne Einbrand Schnellbrandtechnologie umgestellt Zeit und Energieverbrauch wurden dadurch drastisch gesenkt Weitere Vorteile lagen im geringeren Platzverbrauch und einer erhohten Flexibilitat 21 Jahrhundert Bearbeiten Die Norddeutsche Steingut AG exportierte in 45 Lander weltweit 2002 wurde die Firma NordCeram als 100 ige Tochter der Norddeutschen Steingut gegrundet Im Bremerhavener Fischereihafen direkt am seeschifftiefen Wasser entstand eine moderne Produktionsstatte fur Feinsteinzeug Bodenfliesen deren Anbindung an das Wasser die Schiene und die Autobahn gute logistische Voraussetzungen bot Am 23 August wurde mit dem ersten Schnellbrennofen die Produktion begonnen 2003 wurde der zweite und 2006 der dritte Ofen in Betrieb genommen Mit einer Leistung von zirka 5 8 Mio m Feinsteinzeug pro Jahr war Nord Ceram der grosste Bodenfliesenproduzent Deutschlands Mitte 2014 wurde die Produktion von Fliesen in Bremen Grohn eingestellt Andere Unternehmensbereiche wie Logistik Musterfertigung oder Unternehmenssteuerung verblieben am Standort in Grohn Gleichzeitig wurde in den Standort in Bremerhaven investiert 2 Im Januar 2021 veroffentlichte die Zeitung Weser Kurier einen Artikel uber den Verkauf des 10 Hektar grossen Grundstuck an zwei Projektentwickler Im Geschaftsjahr 2020 wurde im Geschaftsbericht ein Rekordminus von 8 7 Millionen Euro ausgewiesen das AG Konzernergebnis mit den Ergebnissen der anderen Gesellschaften sogar 11 8 Millionen Euro 1 2 Millionen Euro im Jahr 2019 2021 sollte die Veranderung einer Neuorganisation des Unternehmens abgeschlossen sein Geplant war dadurch ein Verlust von nur noch 0 8 bis 1 2 Millionen Euro und im Jahr 2022 erwartete der Vorstand Gewinne Die Prognose wurde aber bereits im September 2021 revidiert In der Hauptversammlung am 26 August 2021 wurde die Namensanderung in Steuler Fliesengruppe AG beschlossen Durch die Mehrheitsanteile der Familie Steuler erfullte die Abstimmung nur einen formalen Zweck Die von den seit 2020 eingesetzten Vorstanden eingeleitete Umstrukturierung fuhrte im November 2021 nach 152 Jahren zum Verschwinden des Bremer Traditionsunternehmens Nach einem positiven Geschaftsergebnis 2022 meldete das seit 2021 unter Steuler Fliesengruppe AG zusammengefuhrte Unternehmen Insolvenz in Eigenverwaltung am 4 Juli 2023 an Im September wurde bekanntgegeben dass das Werk Steuler Fliesen in Muhlacker geschlossen wird das Werk Nord Ceram in Bremerhaven von Metawolf AG weiterbetrieben werden soll und das Werk Leisnig sowie die gesamte Administration aus Bremen Grohn in die italienische Fliesengruppe Panaria ubergeht 3 nbsp Logo der NordCeramDie Norddeutsche Steingut AG war nach der Bremer Vulkan Werft 1893 1997 der Bremer Woll Kammerei AG 1883 2009 und der Bremer Tauwerk Fabrik 1793 1988 das letzte verbliebene grosse Industrieunternehmen in Bremen Nord Archiv Bearbeiten Die Chronik des Unternehmens wird vom Heimatmuseum Schloss Schonebeck erhalten Hier ist eine permanente Ausstellung zu sehen Produkte BearbeitenDas Angebot umfasste in den letzten Kollektionen Wandfliesen in den Formaten bis 40 120 cm sowie Feinsteinzeug bis 120 120 cm und Platten in 2 cm Starke Grohner Kalenderfliese Bearbeiten Die Kalenderfliese von Grohn wurde erstmals zum 100 jahrigen Bestehen 1968 1969 hergestellt und ab 1971 jahrlich neu aufgelegt Verschiedenen Designer gestalteten ab Mitte der 70er den reinen Kalender in Verbindung mit lokalen und Motiven des Zeitgeschehens Seit 1993 wurde der Vogel des Jahres abgebildet und die Kalenderfliese war langst nicht nur bei Kunden und Mitarbeitern zum begehrten Sammlerstuck geworden Die 45 und letzte Kalenderfliese wurde mit einem besonders aufwendigem Glasurmotiv produziert Besondere Motive 1969 100 Jahre Norddeutsche Steingut 1991 Deutsche Wiedervereinigung 2000 Musical Jekyll and Hyde 2009 40 Jahre Grohner Kalenderfliese 2014 Ahoi die letzte KalenderflieseTochtergesellschaften Bearbeiten1906 Grundung Grohner Wandfliesenfabrik 1920 Ubernahme der Steingutfabrik Witteburg in Farge die mit Unterbrechungen noch bis 1958 produzierte 1980 Ubernahme 88 der 1911 gegrundeten Steingutfabrik Engers in Neuwied 1985 wieder verkauft 1995 Grundung zusammen mit Steuler Fliesen die Fa Kerateam in Leisnig in Sachsen Kerateam war bis zur Umstrukturierung in die Steuler Fliesengruppe AG ein 50 ige Tochter der Norddeutschen Steingut 2002 Grundung Bremerhaven das Feinsteinzeugwerk NordCeram als 100 ige Tochtergesellschaft der Norddeutschen Steingut Die Fabrik wurde 2021 an die Steuler Fliesengruppe AG ubertragen Vorstande Bearbeiten1869 Maurermeister Albert Encke Bremen Vorsitzer 1869 Rentier Joh Friedrich Rust Bremen stellvertretender Vorsitzer 1869 Kaufmann Dietrich Friedrich Rabe Bremen 1869 Ernst Christian Weyhausen Bremen 1869 Oekonom Johann Wilhelm Smidt zur Dunge 1900 1950 Otto Freise 1922 1928 Paul Landwehr 1922 1934 Paul Freise 1922 1945 Karl Kroemer 1934 1960 Georg Kahler 1934 1945 Adolf Kunz 1948 1956 Hermann Andres 1949 1969 Erwin Korner 1958 1981 Bernhard Holke 1967 1976 Heinz Henze 1974 2004 Walter Krawitz 1980 2003 Arthur Mocker 2003 2017 Karl Heinz Fabel 2003 2020 Stefan Zeidler 2018 2021 Rudiger Grau Landshut 2020 2022 Alexander Lakos Munchen 2021 2022 Peter Wilson NurnbergAufsichtsrate Bearbeiten1869 Konsul Friedrich Albert Schumacher Architekt Below und Makler Johann Friedrich Lauts2020 Michael Steuler Hohr Grenzhausen Jurgen Grimm Taunusstein Stefan Vosskuhler Hohentengen Martin Steuler Monchengladbach und Arbeitnehmervertreter Emanuele Cicero Leisnig Tino Helm Hartha Literatur BearbeitenMichael Weisser Jugendstilfliesen Schmalfeldt Bremen 1978 ISBN 3 921749 04 2 S 57 65 mit zahlreichen Abbildungen und weiteren Literatur und Quellenangaben zur Firmengeschichte Weblinks BearbeitenHomepage der Firma Schloss Schonebeck Weser Kurier Verkauf Grundstuck Steuler Einstieg der italienischen Panaria Group 1200grad com Einzelnachweise Bearbeiten Hinweis Der notarielle Gesellschaftsvertrag datiert vom 2 Oktober 1869 und weist ein Grundkapital von 125 000 Reichstalern Kurant auf Jurgen Theiner Norddeutsche Steingut bleibt vorerst in Grohn In www weser kurier de 24 September 2014 abgerufen am 9 Marz 2018 baustoffmarkt online de Steuler Fliesengruppe findet zwei Kaufer 23 September 2023 abgerufen am 2 November 2023 53 17196 8 64367 Koordinaten 53 10 19 N 8 38 37 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Steuler Fliesengruppe amp oldid 238740510