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Die Niedersachsische Heimschule Iburg war ein Internats Gymnasium des Landes Niedersachsen in Bad Iburg Landkreis Osnabruck Die Heimschule befand sich im Schloss Iburg Foto von 2008 Im Rittersaal fanden Kaminabende Konzerte und Lesungen stattIm Gebaudeteil der ehemaligen Hofapotheke dessen Fachwerk damals verputzt war wohnten die InternatsschulerinnenEs bestand von 1948 bis 1971 Unterrichtsraume und Internat befanden sich in der Doppelanlage von Schloss und Benediktinerabtei Iburg die mit Ausnahme der ehemaligen Klosterkirche St Clemens und der Evangelisch lutherischen Schlosskirche dem Land Niedersachsen gehort Die Schule war ein Gymnasium in Kurzform GiK Das Aufbaugymnasium begann mit der siebten Klasse und schloss nach dem 13 Schuljahr mit dem Abitur ab Erste und zweite Fremdsprache waren Englisch und Franzosisch Latein war Wahlfach Besondere Schwerpunkte setzte die Heimschule in musische Bildung und Sport Der Madrigalchor und der Singkreis waren die erfolgreichsten Chore der Schule Sie traten bei uberregionalen Veranstaltungen sowie im Ausland auf Als koedukatives Gymnasium seit 1948 unterschied sich die Heimschule von den offentlichen und privaten Gymnasien im benachbarten Osnabruck wo es bis in die spaten 1960er Jahre ausschliesslich Jungen oder Madchengymnasien gab Das padagogische Konzept basierte auf der Jugendbewegung und der Reformpadagogik insbesondere auf den Grundsatzen von Hermann Lietz Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 SA Sportschule Deutsche Heimschule Schloss Iburg 2 Niedersachsische Heimschule 3 Grundungszeit 4 Tagesablauf 5 Heimordnung 6 1968 bis 1971 7 Sonstiges 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenSA Sportschule Deutsche Heimschule Schloss Iburg Bearbeiten Bereits vor der Grundung der Heimschule durch das Land Niedersachsen war das Schloss Iburg Sitz von zwei Schulen gewesen Von 1934 bis 1939 betrieb die Sturmabteilung der NSDAP darin eine SA Sportschule Mit der Deutschen Heimschule Schloss Iburg die ihren Betrieb im Herbst 1942 aufnahm erhielt der damalige Flecken Iburg die erste Oberschule Die Heimschule die von der Bevolkerung als SS Heimschule bezeichnet wurde bestand bis zum 10 April 1945 Niedersachsische Heimschule BearbeitenNach Ende des Zweiten Weltkriegs war die Schulsituation im Flachenland Niedersachsen katastrophal Schulen waren zerstort worden die vorhandenen uberfullt Im sudlichen Landkreis Osnabruck gab es kein Gymnasium mehr Das Land beabsichtigte mit der Einrichtung von Heimschulen insbesondere den begabten Kindern von Fluchtlingen und Vertriebenen eine angemessene Schulausbildung zu ermoglichen Bereits am 6 August 1948 verfugte der Niedersachsische Kultusminister Adolf Grimme die Wiedereroffnung der Heimschulen in Bederkesa und Iburg zum Beginn des Winterhalbjahres 1948 Weitere Heimschulen in Bad Harzburg Helmstedt und Wolfenbuttel kamen hinzu zuletzt 1966 in Esens Zum Leiter der Heimschule in Iburg wurde Lorenz Heiny ernannt der sie mit Ausnahme der Zeit von 1953 bis 1957 fuhrte als er Direktor des Gymnasiums Carolinum in Osnabruck war Bis 1953 war Heiny zugleich Heimleiter Heiny hatte von 1945 bis 1948 die Stadtische Oberschule fur Jungen in Hildesheim geleitet Heiny unterrichtete Deutsch und Geschichte Auch seine Frau Hanna Heiny war von 1948 bis 1953 als Technische Lehrerin an der Heimschule tatig Insgesamt hatte die Schule in der Zeit ihres Bestehens mehr als hundert Lehrer 407 Schuler bestanden zwischen 1952 und 1971 das Abitur an der Schule Ein grosser Teil der Abiturienten ergriff den Lehrerberuf darunter Harry Jahns aus dem Abiturientenjahrgang 1954 der ab 1970 an der Heimschule Musik und Englisch unterrichtete und 1975 die Schlosskonzerte im Rittersaal begrundete Grundungszeit BearbeitenAm 27 Oktober 1948 wurde der Unterricht aufgenommen Das Kollegium bestand anfangs aus zehn Lehrern zu denen von 1948 bis 1950 Albrecht Heise gehorte der Deutsch und Englisch lehrte 37 Internatsschuler und 30 externe Schulerinnen und Schuler wurden unterrichtet 1949 kamen die ersten elf Internatsschulerinnen hinzu die den Gebaudeteil der ehemaligen Hofapotheke bezogen In den ersten Jahren waren 45 Prozent der Heimschuler Halb oder Vollwaisen Das Schloss Iburg war 1948 in einem baulich schlechten Zustand Viele Raume hatten keine Zentralheizung in Schlafraumen waren bis zu sechs Internatsschuler untergebracht Geduscht wurde anfangs einmal wochentlich sonnabends in einem Raum neben der Waschkuche wobei das Duschen darin bestand sich mit einem Strahl kalten Wassers abzuspritzen Die Schuler halfen beim Renovieren und Ausbauen der Raume mit und legten einen ehemaligen Holz und Schuttabladeplatz unterhalb der nordlichen Schlossbergseite als Sportplatz an Die Arbeiten wurden Pfingsten 1949 begonnen der erste Bauabschnitt war 1951 abgeschlossen 1954 wurde der Sportplatz wiederum unter Beteiligung der Schuler erweitert 1955 hatte die Schule alle Klassenstufen Die Zahl der Schuler war auf 229 gestiegen Im Internat lebten 98 Jungen und 41 Madchen 40 externe Schuler und 40 externe Schulerinnen besuchten die Heimschule Bis 1968 schwankten diese Zahlen nur gering Tagesablauf Bearbeiten nbsp In der ersten grossen Pause gehorte fur die Jungen der Lauf um den Charlottensee zum PflichtprogrammDer Tagesablauf der Internatsschuler war genau geregelt Um 6 30 Uhr wurden sie geweckt um 7 Uhr versammelten sich alle Schuler um Instruktionen fur den Tag entgegenzunehmen Nach dem Fruhstuck das mit einem Gebet eingeleitet wurde trafen sich die Schuler auch die Externen zum Morgensingen der Unterricht begann um 8 05 Uhr Die erste grosse Pause von 9 30 Uhr bis 9 45 Uhr wurde zum Morgenlauf genutzt die Teilnahme war fur alle Schuler verpflichtend Der Weg fuhrte vom Burgberg hinab und um den Charlottensee Die Schulerinnen waren zur Teilnahme an der Gymnastik im Ulmenhof verpflichtet Nach Unterrichtsende um 13 Uhr gab es um 13 10 Uhr eine Mittagsrunde der Internatsschuler Dabei wurde Post ausgegeben Arbeitseinsatze wurden angewiesen Fehlverhalten getadelt und teilweise mit Strafarbeitsdiensten geahndet Nach dem Mittagsgebet und Mittagessen galt von 14 Uhr bis 14 30 Uhr eine strikte Ruhezeit Die Zeit bis 16 Uhr stand Arbeitsgemeinschaften und fur Tatigkeiten in den Gilden zur Verfugung Aufgabe der Gilden war es beispielsweise den Sportplatz zu bauen und zu betreuen Es gab daneben die Gartnergilde die Burgbergilde die Kohlegilde die Kohle fur die Ofen zu verteilen hatte die Tischlergilde die Drechslergilde die Malergilde und die Topfergilde die in den Kellergewolben untergebracht war Um 16 05 Uhr gab es den Nachmittagskaffee Schulische Hausaufgaben wurden zwischen 16 15 Uhr und 18 50 Uhr erledigt Um 19 Uhr wurde nach einem Gebet das Abendessen eingenommen Die Abende dienten dem Heimleben mit wechselnden Veranstaltungen wie Diskussions oder Lesestunden etwa im Rittersaal des Schlosses Die Nachtruhe wurde um 21 30 Uhr von Blechblasern angekundigt Die Internatsschuler waren in Gruppen organisiert die von einem Erzieher und einem Schuler als Mentor geleitet wurden Daneben gab es die Ritterrunde in die jeweils am Grundungstag der Schule dem 27 Oktober neue Mitglieder gewahlt wurden Als besondere Auszeichnung erhielten Lehrer und Schuler bis 1969 das Ritterabzeichen als Brosche oder Anstecknadel Das Ritterabzeichen zeigte eine Blaue Blume in einem funfspeichigen Rad Die Auszeichnung konnte auch wieder entzogen werden Heimordnung BearbeitenDas Leben im Heim war in einer strengen Heimordnung geregelt die im Lauf des Bestehens des Internats modifiziert wurde In der Heimordnung von 1958 hiess es Wir unterwerfen uns der Heimordnung nicht als einem Zwang der unser Leben einengt sondern als einem Gesetz das fur die Ordnung unseres Lebens in der Heimgemeinschaft notwendig ist 1 Prazise Vorschriften gab es fur die Korperpflege die Einhaltung von Sauberkeit Die Schuhe werden taglich vor dem Abendessen geputzt die Stubenordnung Wir schliessen unsere Schranke grundsatzlich nicht ab das Verhalten im Heim Wir grussen im Heim und draussen hoflich und freundlich oder Die Hande gehoren nicht in die Taschen Erwachsenen offnet man die Turen und lasst ihnen den Vortritt Tischordnung und Tischsitten Toilettenbenutzung Auf den Toiletten wird nicht gesprochen Benutzung von Radio und Elektrogeraten Den Heimschulern sind elektrische Gerate aller Art verboten Nur den Schulern der Klasse 13 ist die Benutzung eines Tauchsieders gestattet Das Schulradio wird nur mit Erlaubnis des aufsichtsfuhrenden Erziehers freigegeben Die Erlaubnis zum Fernsehen wird von Fall zu Fall durch den Heimleiter erteilt 2 Kartenspiele selbst der Besitz von Spielkarten waren untersagt Wochenend und Sonntagsurlaube waren reglementiert So wurden Eltern oder Verwandtenbesuche in der Regel nur einmal im Vierteljahr erlaubt Dazu musste die Erlaubnis mittels eines Laufzettels eingeholt werden Die Regeln fur Heimfahrten wurden 1967 gelockert und Wochenendfahrten in den Unterrichtsmonaten einmal monatlich erlaubt Zum Schwimmen durften die Internatsschuler das Iburger Freibad aufsuchen jedoch am Tag hochstens eineinhalb Stunden lang auch am Sonntag dessen Nachmittag den Heimschulern zur freien Verfugung stand Wer gegen die Bestimmungen der Heimordnung verstiess hatte mit sofortiger Entlassung zu rechnen Auch Liebeleien zwischen Schulerinnen und Schulern fuhrten zum Schulverweis 1968 bis 1971 BearbeitenDie politischen und gesellschaftlichen Anderungen ausgehend von der 68er Bewegung wirkten sich auch auf das Leben in der Heimschule aus Traditionen wie der Morgenlauf wurden in Frage gestellt das Morgensingen abgeschafft Veranderungen konnte Schulleiter Lorenz Heiny nicht aufhalten Ehemalige Schuler sprachen von einem fast tragischen Kampf gegen den neu heraufziehenden Zeitgeist den er entschieden ablehnte und dem weitgehend verstandnislos gegenuberstand 3 Die ersten Abiturjahrgange hatten das strenge Regiment des Schulleiters noch akzeptiert fur sie war wichtiger gewesen als Kinder von Fluchtlingen zum Teil als Waisen oder Halbwaisen uberhaupt die Moglichkeit des Besuchs einer hoheren Schule zu haben Eine Schulerin des Abiturjahrgangs 1955 sprach im Ruckblick gar von einer Rettung aus sonst schwierigen hauslichen und schulischen Verhaltnissen die ihr die Heimschule bot 4 In der zweiten Halfte der 1960er Jahre zeichnete sich das Ende der Heimschule ab Die einzugig gefuhrte Heimschule bot lediglich Platz fur sieben Klassenraume und war damit nicht fur grossere Schulerzahlen gerustet Die Schule wurde stufenweise in die Tragerschaft des Landkreises Osnabruck uberfuhrt das Internat durfte keine Neulinge mehr aufnehmen 1971 wurde der Bau des Gymnasiums im Schulzentrum an der Bielefelder Strasse in Bad Iburg begonnen Ostern 1972 erhielten noch 19 Heimschuler das Abitur Im selben Jahr erhielt das Gymnasium Bad Iburg seinen Namen Es beruft sich in seiner Geschichte auf die Heimschule 5 Das Schloss diente weiterhin Ausbildungszwecken Von 1973 bis 2004 war es Sitz einer Ausbildungsstatte der Polizeischule des Landes Niedersachsen Sonstiges BearbeitenZu den ehemaligen Lehrern gehorte 1962 bis 1970 der spatere Prasident der Musikhochschule Hannover Peter Becker Literatur BearbeitenVolker Paul Gerhard Vollbrecht Red Die Niedersachsische Heimschule Iburg 1948 1971 Verein fur Orts und Heimatkunde Bad Iburg Hrsg Bad Iburg 2006 Elke Schafer Ute Ocasek Furg Musica die ganz lieblich Kunst Liederbuch der Heimschule Iburg Bad Iburg Januar 2010 Einzelnachweise Bearbeiten Volker Paul Gerhard Vollbrecht Red Die Niedersachsische Heimschule Iburg 1948 1971 S 49 Volker Paul Gerhard Vollbrecht Red Die Niedersachsische Heimschule Iburg 1948 1971 S 52 Reinhard Beermann Abi Jahrgang 1970 Externer In Volker Paul Gerhard Vollbrecht Red Die Niedersachsische Heimschule Iburg 1948 1971 S 124 Volker Paul Gerhard Vollbrecht Red Die Niedersachsische Heimschule Iburg 1948 1971 S 110 Geschichte des Gymnasiums Bad Iburg Memento vom 17 November 2011 im Internet Archive 52 157916666667 8 0418055555556 Koordinaten 52 9 28 5 N 8 2 30 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Niedersachsische Heimschule Iburg amp oldid 207390478