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Als Neues Haus wurde das Wohnhaus des Hofmeisters des Klosters Urspring Franz Xaver Schalch in der Stadt Schelklingen im Alb Donau Kreis in Baden Wurttemberg bezeichnet Neues Haus 2014 Sudansicht Inhaltsverzeichnis 1 Lage und historische Bedeutung 2 Geschichte 3 Heutiger Zustand 4 Heutige Nutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLage und historische Bedeutung Bearbeiten nbsp Neues Haus vor 1914 SudansichtDas Neue Haus erbaut in den Jahren vor 1717 ist eines der wenigen Barockgebaude in Schelklingen welches in Zusammenhang mit der Bautatigkeit des Klosters Urspring und dem Einfluss der Familien der im Kloster untergebrachten adligen Nonnen steht Als eines von drei Barockhausern in Schelklingen ist es architekturgeschichtlich und historisch das Bedeutendste So wurde es bereits nach der Fertigstellung wegen seiner Schonheit und fur Schelklingen ungewohnlichen Prachtentfaltung von der Schelklinger Bevolkerung als besonders kostbar betrachtet im Gegensatz zu den sonstigen armlichen Schelklinger Behausungen Das Haus bildet ein Eckhaus zwischen Bemmelbergergasse ehemals Lange Strasse und Stadtschreibereigasse Die Traufseite ist der Bemmelbergergasse bzw dem Platz beim Hinteren Brunnen zugewendet Die Giebelseite liegt an der Stadtschreibereigasse Der Hof war ehemals mit einer hohen Mauer versehen Im Hofraum stand bis 1920 eine grosse Scheuer Geschichte BearbeitenDas Neue Haus war das Privatwohnhaus des Hofmeisters des Klosters Urspring Franz Xaver Schalch um 1680 1730 1 aus Landsberg am Lech 2 nbsp Wappen des Franz Xaver Schalch von 1717 in der kassettierten Felderdecke des sudwestlichen Wohnraums im ersten Stockwerk des Neuen HausesMan nimmt an dass das Gebaude um 1717 fertiggestellt wurde da das Schalchsche Wappen auf der kassettierten Felderdecke im Sudwestzimmer des ersten Stocks diese Jahreszahl tragt 3 Der Hofmeister Franz Xaver Schalch fuhrte Wappen und Siegel Das Familienwappen wurde am 28 August 1663 einem Wilhelm Schalch verliehen Dieser war Schreiber im Kollegium der Jesuiten in Munchen Jesuitengymnasium und im Markt Miesbach in Oberbayern geboren Der Wappenbrief wurde durch Hieronimus Storz Hofkanzler des bayerischen Kurfursten in Munchen mit Privileg Kaiser Leopolds I von Habsburg verliehen Wilhelm Schalch musste rechnerisch ein Grossvater Franz Xaver Schalchs gewesen sein 4 Das Neue Haus war das Privatwohnhaus Schalchs und war anfanglich kein urspringisches Amtshaus Bereits zu Schalchs Lebzeiten begann ein heftiger Streit zwischen ihm und der Stadt Schelklingen 5 welcher sich bis auf das Jahr 1715 urkundlich zuruckverfolgen lasst die Zeit des Baus des Hauses Dieser Bau scheint ein Dorn im Auge des Schelklinger Burgermeisters und der Schelklinger Bevolkerung gewesen zu sein Die Schelklinger warfen dem Hofmeister vor er habe sein Burgerrecht in Schelklingen ausgeweitet indem er zusatzlich zum Bau des Hauses sub titulo civis unter dem Rechtstitel eines Burgers Guter angeschafft und vermehrt habe um schlussendlich seine samtlichen Guter dem Gotteshaus Urspring in die Hande zu spielen 6 Weiter wurde argumentiert das kostbare Haus wurde sich zur armen Stadt Schelklingen fast gar nicht schicken 7 Nach Schalchs Tod im Jahre 1730 heiratete seine Witwe im selben Jahr den neuen Hofmeister Franz Albrecht Jehle Der Streit mit der Stadt ging anschliessend weiter 8 Denn Jehle verkaufte am 5 Juli 1734 samtliche von seiner Frau angeheirateten Guter sowie das Neue Haus an das Kloster Urspring fur 8 000 fl nbsp Madonna von Anselm Storr OSB 1702 mit originaler Farbfassung welche sich in den Madonnennische uber dem Hauseingang des Neuen Hauses befandSchelklingen legte bei der vorgesetzten Behorde Protest ein welcher aber wirkungslos blieb Die Motive beider Parteien lagen darin begrundet dass das Kloster Urspring innerhalb der Klostermauern zu wenig Raum zur Unterbringung aller seiner Bediensteten hatte und auf Hauser in Schelklingen angewiesen war Die Urspringer Vorstadt mit ihren vier Hausern reichte schon im Spatmittelalter nicht mehr aus um die Kaplane der Familienaltare der Klosterkirche unterzubringen Schelklingen dagegen war bestrebt die wirtschaftliche Ubermacht des Klosters und seinen Einfluss im Stadtchen zu begrenzen Durch den Ubergang des Neuen Hauses und des dazugehorigen grossen Besitzes an Ackern und Feldern an das Kloster wurde die Strategie der Stadt den Besitz des Klosters in der Stadt zu begrenzen ins Gegenteil verkehrt Am 26 Marz 1783 verkaufte das Kloster Urspring das Neue Haus zusammen mit dem Rennhof 9 an den Schelklinger Lehensherrn Graf Franz Ludwig Schenk von Castell zu Oberdischingen 10 Dieser wunschte das Neue Haus anstelle des Bemelberger Schlossle als Lehenshaus von den vorderosterreichischen Behorden anerkannt zu bekommen Er machte in seiner Eingabe den Vorschlag das Oberamt Altdorf 11 solle die beiden Hauser besichtigen lassen 12 Hierzu wurden zwei Ehinger Maurermeister beauftragt die uber den eingenommenen Augenschein am 12 Marz 1783 berichteten und eine Bauaufnahme erstellten Freiburg stimmte am 5 Juli 1783 zu das Neue Haus anstatt des bislang zum Lehen gehorigen Bemelberger Schlossle ins Lehen aufzunehmen 13 In dem Gutachten wurden die Vorzuge des Neuen Hauses gegenuber dem Bemelberger Schlossle und die damit einhergehende Aufwertung des Lehens durch den Tausch hervorgehoben Das Neue Haus sei aus Stein erbaut bequemer ausgestattet und ausserdem erheblich wertvoller als das aus Holz erbaute Bemelberger Schlossle 14 Das Neue Haus wurde mit 1 947 fl veranschlagt das Bemelberger Schlossle dagegen nur mit 534 fl Das Haus wurde im Laufe der Zeit wegen seiner Pracht und seiner barocken Modernitat das Neue Haus genannt Im Laufe der Jahrzehnte ging dieser Name im kollektiven Gedachtnis der Schelklinger Bevolkerung allerdings verloren Spater wurde es nach dem jeweiligen Besitzer bezeichnet so z B in den Kunst und Altertumsdenkmalern des Konigreichs Wurttemberg nach dem damaligen Besitzer Muhleysenhaus 15 Heutiger Zustand BearbeitenSpatere Baumassnahmen haben an dem 1783 und vor 1914 noch weitgehend originalen Baubestand vieles verandert Gegenuber dem ursprunglichen Zustand hat das Haus viel von seinem ehemaligen Glanz verloren Fehlgeleitete Modernisierungsmassnahmen wohl erst in den 1960er Jahren haben den Barockcharakter des Hauses verblassen lassen allerdings ohne die wesentliche Substanz zu zerstoren Die durch verschiedene Putzformen wie auch farblich reich gegliederte Fassade wurde vollig verandert die eisernen Fenstergitter im Erdgeschoss entfernt die Hausture wie auch die gesamte Inneneinrichtung modernisiert Der 1920 16 noch vorhandene Stadel im Hof wurde nach 1920 wohl erst in den 1960er Jahren abgebrochen ebenso die Nord und Westmauer Das zweiflugelige Hoftor aus Holzbrettern welches bis zur Hohe der Hofmauer reichte ca 4 Meter Hohe wurde bereits vor Juli 1978 durch ein niederes eisernes Gitter ersetzt Die Pforte neben dem Hoftor ist schon seit langem vermauert und wurde 1982 zufallig bei Strassenarbeiten in der Stadtschreibereistrasse durch Herunterschlagen des Putzes aufgedeckt Heutige Nutzung BearbeitenDas Gebaude ist bis heute im Wesentlichen baulich erhalten Es befindet sich in Privatbesitz und wird als Wohnhaus genutzt Das Gebaude steht unter Denkmalschutz und wurde in die Liste der Schelklinger Baudenkmale eingetragen Literatur BearbeitenImmo Eberl Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 1806 Aussenbeziehungen Konventsleben Grundbesitz Stuttgart Muller und Graff 1978a Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Bd 13 Immo Eberl Regesten zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen 1127 1806 Stuttgart Muller und Graff 1978b Schriften zur sudwestdeutschen Landeskunde Bd 14 RBU Immo Eberl unter Mitarbeit von Irmgard Simon und Franz Rothenbacher Bearb Die Familien und Personenstandsfalle in den Pfarreien Stadt Schelklingen und Kloster Urspring 1602 1621 1657 1692 1875 2 Auflage Mannheim Rothenbacher 2012 Volltext PDF 7 0 MB Heinrich Gunter Geschichte der Stadt Schelklingen bis 1806 Stuttgart und Berlin W Kohlhammer 1939 Eduard von Paulus und Eugen Gradmann Die Kunst und Altertumsdenkmale im Konigreich Wurttemberg Im Auftrag des Koniglichen Ministeriums des Kirchen und Schulwesens hrsg von Inventar 4 Bd Donaukreis 1 Bd Oberamter Biberach Blaubeuren Ehingen Justingen Bearb von Julius Baum Hans Klaiber und Bertold Pfeiffer Paul Neff Verlag Max Schreiber Esslingen a N 1914 Franz Rothenbacher Zur Baugeschichte der Stadt Schelklingen In Stadt Schelklingen Hrsg Schelklingen Geschichte und Leben einer Stadt Ulm Suddeutsche Verlagsanstalt 1984 S 109 112 Franz Rothenbacher Bearb Hauserbuch der Stadt Schelklingen Band 2 Hausertabellen 2 Auflage Mannheim Rothenbacher Schelklingen Stadtarchiv 2015 Volltext PDF 16 MB Weblinks Bearbeiten1783 wurde eine Bauaufnahme des Gebaudes zusammen mit dem Bemelberger Schlossle durchgefuhrt weil Graf Franz Ludwig Schenk von Castell 1736 1821 das zum Lehen Schelklingen gehorige Bemelberger Schlossle gegen das Neue Haus welch letzteres ihm viel vorteilhafter erschien vertauschen wollte Bild 1 zeigt den Grundriss des Erdgeschosses und des ersten Stockwerks des Neuen Hauses Bild 4 zeigt die Seitenansicht der Traufseite mit Eingang in der Bemmelbergergasse und des Giebels samt Hofmauer und Scheuer in der Stadtschreibereistrasse 1 Einzelnachweise Bearbeiten Der Familienname Schalch oder Schalk leitet sich von althochdeutsch scalk bzw mittelhochdeutsch schalc Knecht Unfreier Sklave ab Eberl 1978a 350f und ebd Anm 108 u 112 Nach Gunter 1939 239 soll Schalch d A Hofmeister in Urspring bereits im Jahre 1722 verstorben sein Paulus und Gradmann 1914 431f gesamter Bd 111f Oberamt Blaubeuren Der originale Wappenbrief befindet sich heute im Hauptstaatsarchiv Munchen Signatur ADELS UND WAPPENBRIEFE 315 Stadtarchiv Schelklingen Bestand A 6 A 42 43 A 48 A 59 Stadtarchiv Schelklingen A 59 Stadtarchiv Schelklingen A 59 Stadtarchiv Schelklingen A 59 Der Rennhof war der Wohnhof des Adelsgeschlechts der Renner von Allmendingen in Schelklingen Schlossgasse 5 heute in Besitz der Familie Tonnier RBU Nr 930 Gunter 1939 81f Heute Stadt Weingarten Wurttemberg HStA Stgt B 57 Bu 1 Graf Franz Ludwig Schenk von Castell an das Oberamt Altdorf HStA Stgt B 82 Bu 107 vgl dagegen Gunter 1939 82 wonach der Hausertausch nicht zustande gekommen sein soll Hier wird wissentlich oder unwissentlich die Unwahrheit gesagt vielleicht um den Gegensatz der beiden Hauser drastischer darzustellen Die Aussenmauern des Bemelberger Schlossle bestehen keineswegs aus Fachwerk sondern aus Stein Paulus und Gradmann 1914 431f gesamter Bd 111f Oberamt Blaubeuren Rothenbacher 2015 313 Hausnummer 82 48 376222222222 9 7319166666667 Koordinaten 48 22 34 4 N 9 43 54 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neues Haus Schelklingen amp oldid 241995474