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Die Neue Linke Nuova Sinistra NL NS war eine parteiunabhangige Wahlliste aus dem Umfeld der 68er Bewegung in Sudtirol die sich 1978 auf Betreiben des spateren Spitzenexponenten der Grunen Fraktion im Europaischen Parlament Alexander Langer formiert hat Sie war von 1978 bis 1983 im Sudtiroler Landtag und dadurch gleichzeitig im Regionalrat Trentino Sudtirol vertreten Neue Linke Nuova SinistraParteiobmann Alexander Langer Spitzenkandidat Grundung 1978Auflosung 1983Landtagsmandate 1 35 1978 83 Kammerabgeordnete 0 630 1978 83 Senatoren 0 315 1978 83 Ausrichtung interethnisch antielitarWerbeinserat fur einen Wahlkampfauftritt Marco Pannellas fur die Neue Linke anlasslich der Sudtiroler Landtagswahlen 1978 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Inhaltliche Schwerpunkte 3 Literatur 4 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie NL NS entstand wenige Monate vor den Sudtiroler Landtagswahlen 1978 infolge eines Grundungsaufrufs in der Sudtiroler Volkszeitung Die von Alexander Langer lancierte Initiative nahm wesentlich Bezug auf den tragischen Tod des Literaten Norbert Conrad Kaser der im August 1978 im Alter von 31 Jahren als sozialer und politischer Aussenseiter verstorben war Das Projekt der Listengrundung erreichte in kurzer Zeit eine relative Breitenwirkung da sich im Verlauf der 1970er Jahre Sudtiroler der 68er Generation bereits im ausserparlamentarischen Raum organisiert hatten Das einigende Moment bildeten die Versuche der Sudtiroler HochschulerInnenschaft des Sudtiroler Kulturzentrums und der regionalen Ableger staatsweit agierender Gruppen wie Lotta Continua und Democrazia Proletaria in Sudtirol bestehende Trennungslinien zwischen deutsch italienisch und ladinischsprachigen Bevolkerungsteilen zu uberwinden Die Landtagsliste der NL NS umfasste zehn deutsch und 17 italienischsprachige parteiunabhangige Kandidaten Damit war sie die erste und bis dato einzige politische Oppositionsbewegung in Sudtirol die weder als Abspaltung der dominanten Sudtiroler Volkspartei SVP entstanden war noch als Ableger einer staatsweiten italienischen Partei fungierte Gleichwohl wurde der Wahlkampf der NL NS vom italienischen Partito Radicale rund um den Burgerrechtler und damaligen Parlamentsabgeordneten Marco Pannella finanziell unterstutzt Die NL NS erreichte 3 65 Prozent der Wahlerstimmen und fur ihren Spitzenkandidaten Alexander Langer eines der insgesamt 34 Landtagsmandate Eine fur 1981 geplante Mandatsrotation zu Gunsten des italienischsprachigen Listenexponenten Luigi Costalbano erfolgte mit mehrmonatiger Verzogerung und stand am Beginn sich abzeichnender politischer Divergenzen Wahrend Costalbano mit Ende der Legislaturperiode 1983 aus der Landespolitik ausschied erweiterte Alexander Langer die Mehrheitsstromung innerhalb der NL NS fur einen zweiten Wahlantritt inhaltlich und personell zur Alternativen Liste fur das andere Sudtirol ALFAS die sich gegen Ende der 1980er Jahre als grun alternative Liste langfristig in der regionalen Parteienlandschaft behaupten konnte Inhaltliche Schwerpunkte BearbeitenDie NL NS verstand sich ursprunglich als antielitare Protestbewegung gegen die praktizierte politische Kultur der langjahrigen regionalen Regierungskoalitionen zwischen Sudtiroler Volkspartei SVP und Democrazia Cristiana DC Sie inspirierte sich wesentlich an der sogenannten Neuen Linken aus dem bundesdeutschen Raum sowie an den italienischen Arbeiter Studenten und Burgerrechtsbewegungen sozialistischer wie links katholischer Pragung In den Jahren der Umsetzung des Zweiten Sudtiroler Autonomiestatuts ab 1972 artikulierte sie konstruktive Kritik an der Autonomiepolitik der SVP welche die klassischen Linksparteien besonders die Kommunistische Partei Italiens KPI vermissen liessen 1 Anlasslich der gesamtstaatlichen Volkszahlung im Jahr 1981 und der damit verbundenen Einfuhrung des ethnischen Proporzes formulierte die NL NS wesentliche Kritikpunkte an der institutionellen Trennung der Sprachgruppen die mit der Verabschiedung des Zweiten Autonomiestatuts fur Sudtirol im Jahr 1972 verfassungsrechtlich verankert worden waren Das von Alexander Langer gepragte Kulturverstandnis der Interethnizitat regte als Alternative eine starkere Zusammenarbeit uber die Sprachgrenzen hinweg an und propagierte in diesem Sinn eine juridische Weiterentwicklung der Autonomie Sudtirols vom sprachgruppenbasierten Minderheitenschutz in Richtung einer zivilgesellschaftlich getragenen regionalen Selbstverwaltung Die Kritik der NL NS am ethnischen Proporz begrundete ein zentrales Identifikationsmoment der alternativen Bewegung in Sudtirol trat nach dem Tod Alexander Langers Mitte der 1990er Jahre innerhalb der Sudtiroler Grunen zu Gunsten okologischer Themen jedoch stark in den Hintergrund Die umfassende Proporz Debatte die weitgehend von den Argumenten Langers angeregt und spater von verschiedenen sozialen Gruppen weitergetragen worden war fuhrte Jahrzehnte spater zu einer leichten Lockerung der ursprunglich eingefuhrten Rechtsbestimmungen Literatur BearbeitenJoachim Gatterer rote milben im gefieder Sozialdemokratische kommunistische und grun alternative Parteipolitik in Sudtirol StudienVerlag Innsbruck Wien Bozen 2009 ISBN 978 3 7065 4648 5 Marina Rizzo Neue Linke Nuova Sinistra Un movimento interetnico in Sudtirolo Diplomarbeit Universitat Bologna 1987 88 Einzelnachweise Bearbeiten Joachim Gatterer Alles geben nichts erwarten Die Kommunistische Partei Italiens in der Provinz Ein Beitrag zur transregionalen Zeitgeschichtsschreibung in Sudtirol In Hannes Obermair u a Hrsg Regionale Zivilgesellschaft in Bewegung Festschrift fur Hans Heiss Folio Verlag Wien Bozen 2012 S 301 324 ISBN 978 3 85256 618 4 Bezug S 317 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neue Linke Nuova Sinistra amp oldid 215213255