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Neben uns die Sintflut Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis ist ein soziologisch zeitdiagnostisches Buch von Stephan Lessenich das 2016 bei Hanser Berlin in Munchen erschien 1 Darin wird thematisiert dass es den Menschen in den Wohlstandsgesellschaften gut geht weil es den meisten Menschen im globalen Suden schlecht geht Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseInhalt BearbeitenDas Buch enthalt funf Kapitel deren Uberschriften nicht unbedingt dem akademischen Usus entsprechen sondern eher journalistisch wirken 2 Im ersten Kapitel Neben uns die Sintflut 3 erinnert Lessenich an eine Umweltkatastrophe in Brasilien und erortert anschliessend exemplarisch die Folgen des massiven Rohstoffbedarfs der westlichen Wirtschaftssysteme Er befindet Wer von unserem Wohlstand hierzulande redet durfte von dem damit verbundenen verwobenen ja ursachlich zusammenhangenden Noten anderer Menschen andernorts nicht schweigen Genau das aber ist es was ununterbrochen geschieht 4 Das Leben der einen auf Kosten der anderen solle mit dem Buch auf den Begriff gebracht werden Dieser Begriff laute Externalisierung und bezeichne den Vorgang bei dem etwas aus dem Inneren nach aussen verlagert wird 5 Dieses Struktur und Prozessmuster habe sich mit dem Globalisierungsschub der 1990er Jahre radikalisiert Das Kapitel endet mit dem Satz Die Sintflut ist schon da gleich neben uns 6 Im zweiten Kapitel Externalisierung Soziale Ungleichheit relational gesehen 7 referiert der Autor die Positionen von Klassikern der Politischen Okonomie Adam Smith David Ricardo und Karl Marx sowie der Weltsystem Theorie zur Externalisierungsgesellschaft beruft sich dann aber besonders auf den Soziologen C Wright Mills der bereits auf die Korrespondenz von Uber und Unterentwicklung aufmerksam gemacht habe Anschliessend pladiert er fur die Soziologisierung des Problems ubertragt Bourdieus Habituskonzept auf die weltgesellschaftlichen Verhaltnisse und nimmt psychoanalytische Begriffe wie Abspaltung Verdrangung und Abwehr zur Hilfe um den Schleier des Nicht wissen Wollens zu luften 8 Es gebe keine gesellschaftlichen Aussenverhaltnisse mehr auch wenn man sie auf den Inseln der Sicherheit der Stabilitat und des Wohlstands immer wieder von neuem zu konstituieren suche Nur vor diesem Hintergrund liessen sich die protektionistischen repressiven rassistischen Reaktionsweisen verstehen die Deutschlands Konfrontation mit den Folgen der eigenen Externalisierungspraxis gegenwartig 2016 hervorrufe von der parteiubergreifenden herbeigefuhrten Entleerung des Asylrechts bis zu den fast schon taglich brennende Fluchtlingsheimen als im Wortsinne ruckwartsgewandte Versuche die Zeichen der Zeit zu leugnen und die Realitaten der Weltgesellschaft auch weiterhin zu ignorieren 9 Zu Beginn des dritten Kapitels Leben und sterben lassen Externalisierung als ungleicher Tausch 10 erinnert Lessenich an Kants Kategorischen Imperativ der ein Grundprinzip der Aufklarung sei in der Externalisierungsgesellschaft aber in pervertierter Form gelte Was du nicht willst was man dir tu das fug halt einem anderen zu 11 Die Ausbeutung des globalen Sudens um des Konsums im Norden willen wird am Beispiel der Sojaproduktion der Palmolproduktion und der Garnelenzucht drastisch dargestellt Ausserdem wird auf das globale okologische Paradoxon 12 verwiesen dass der globale Norden trotz seines grosseren okologischen Fussabdrucks eine geringere Umweltbelastung verzeichnet als die Lander des Sudens Im vierten Kapitel Drinnen gegen draussen Externalisierung als Mobilitatsmonopol 13 prasentiert der Verfasser das Mobilitatsmonopol der Staatsangehorigen der reichen Lander Reisefreiheit sei fur sie eine Selbstverstandlichkeit nicht jedoch fur Angehorige von Staaten wie dem Iran Fur sie gelte fast uberall Visumpflicht Fur Fluchtlinge seien die Grenzen dicht obwohl ihre Fluchtgrunde meist Folge der Externalisierung seien Lessenich nennt das ein global gespaltenen Mobilitatsregime 14 Zur Verdeutlichung zitiert er Zygmunt Bauman fur Profite zu reisen wird befodert zum Uberleben zu reisen wird verurteilt 15 Im abschliessenden funften Kapitel Wir mussen reden Wegdenken war gestern 16 macht Lessenich den systembedingte Wachstumszwang fur das Ausmass der Ungleichheit im globalen Massstab verantwortlich Hinzu kamen Gleichgultigkeit und Ignoranz jedes einzelnen was er als imperialen Provinzialismus bezeichnet die Macht sich uber die Folgen seines Handelns nicht nur keine Rechnschaft ablegen sondern diese nicht einmal zur Kenntnis nehmen zu mussen das Recht auf Nichtwissen fur sich in Anspruch nehmen zu konnen 17 Zu fordern sei eine doppelte Umverteilung im nationalgesellschaftlichen wie im weltgesellschaftlichen Massstab von oben nach unten und von innen nach aussen 18 Rezeption BearbeitenCornelius Pollmer bemangelt in der Suddeutschen Zeitung dass das Buch nicht uberzeugend genug sei um Menschen wachzurutteln die sich des Nord Sud Gefalles noch nicht hinreichend bewusst seien und dass es die bereits Bekehrten mit der blossen Bestatigung ihrer Erkenntnis alleine lasse 19 Georg Auernheimer dagegen nennt es in seiner socialnet Rezension ein Buch das alle lesen sollten die lesen konnen Besonders empfohlen sei es SUV Fahrern Liebhabern der Karibik oder der Strande von Bali und den grossen Karnivoren unter uns 20 Fur Isabell Fannrich Deutschlandfunk ist das Buch soziologische Analyse und moralischer Appell zugleich Es lege den Finger in die Wunde indem es daran erinnert dass der Reichtum einer Minderheit nicht allein ihrem Fleiss oder einer produktiven Wirtschaft zuzuschreiben sei sondern massgeblich der strategischen Position in der Weltwirtschaft 21 Barbara Kuchler Frankfurter Allgemeine Zeitung sieht in dem Buch einen Aufschrei angereichert um Analyse nicht andersherum Eingestreut sei eine Art feindosierter unaggressiver Rest Marxismus Lessenich wolle die Systemfrage stellen und einen Systemwechsel anregen auch wenn er nicht sagen konne wie dieser aussehen soll Das Buch ziele vorrangig auf Bewusstseinsbildung und Anstoss einer Debatte Zu vielen im Buch nur angetippten Fragen wurde man gerne mehr lesen 22 Barbara Streidl die tageszeitung schreibt dass Stephan Lessenich mit seinem Buch den Kuschelkurs beendet Er wolle dass wir endlich Verantwortung ubernehmen fur unser Kaufen und Verbrauchen das globale Folgen hat Er spreche aus was viele nicht horen wollen 23 Weblinks BearbeitenRezensionsnotizen zu Neben uns die Sintflut bei Perlentaucher Diverse Rezensionsnotizen zum Buch bei bucher deEinzelnachweise Bearbeiten Stephan Lessenich Neben uns die Sintflut Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis Hanser Berlin 2016 ISBN 978 3 446 25295 0 So Georg Auernheimer in seiner socialnet Rezension vom 26 Oktober 2016 Angaben zum Inhalt des Buches beruhen wenn nicht anders belegt auf dieser Rezension Stephan Lessenich Neben uns die Sintflut Die Externalisierungsgesellschaft und ihr Preis Hanser Berlin 2016 S 9 30 weitere Nachweise aus dem Buch bestehen lediglich aus der Seitenangabe S 17 S 24 S 30 kursive Hervorhebung im Original S 31 76 S 63 ff S 76 S 77 124 S 81 S 96 f S 125 170 S 136 S 164 S 171 199 S 181 S 195 Cornelius Pollmer In Schieflage Stephan Lessenich beschreibt globale Ursachen von Reichtum und Elend Doch was aus seiner Analyse folgen soll bleibt leider offen In Suddeutsche Zeitung 17 Oktober 2016 Georg Auernheimer socialnet Rezension vom 26 Oktober 2016 Isabell Fannrich Unser Reichtum und die Armut der anderen In Deutschlandfunk 21 November 2016 Barbara Kuchler Uber die Verhaltnisse der anderen leben Coffee to go or not to go das sollte hier die Frage sein Der Soziologe Stephan Lessenich liest der Uberflussgesellschaft die Leviten In Frankfurter Allgemeine Zeitung 26 November 2016 ohne Bezahlschranke online zuganglich bei buecher de Barbara Streidl Wer den Preis zahlt Dir geht s gut weil es anderen schlechtgeht Soziologe Stephan Lessenich klagt in Neben uns die Sintflut das soziale Versagen an In die tageszeitung 28 Februar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neben uns die Sintflut amp oldid 230566269