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Nachzehrer ist die im deutschen Volksglauben ubliche Bezeichnung fur einen Wiederganger oder Untoten der den Vampiren sehr nah verwandt ist und mit ihnen eine Reihe wesentlicher Eigenschaften teilt Im Gegensatz zu einer lange Zeit verbreiteten Auffassung in der Volkskunde beschrankt sich das Verbreitungsgebiet des Nachzehrers keineswegs auf die teilweise slawisch gepragten Gebiete im Osten und Nordosten Deutschlands sondern er war auch im Westen bis ins Rheinland verbreitet Dort wurden beim Auflassen alter Friedhofe in der Eifel Skelette entdeckt die mit dem Gesicht nach unten lagen ein eindeutiges Zeichen fur die Bestattung einer Leiche die fur gefahrlich gehalten wurde Inhaltsverzeichnis 1 Elemente des Volksglaubens 2 Ursprung des Nachzehrerglaubens 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseElemente des Volksglaubens BearbeitenDie Sagen und mundlichen Uberlieferungen beschreiben den Nachzehrer wie folgt Im Gegensatz zum Vampir der sein Grab verlassen musse liege oder sitze der Nachzehrer unter der Erde und sauge den Lebenden meistens seinen Hinterbliebenen oder den Bewohnern seines Dorfes die Lebenskraft ab Bei dieser Vorstellung ist zu berucksichtigen dass auch die meisten traditionellen Berichte uber Vampirattacken gar nicht vom Blutsaugen sprechen sondern eher diffus vom Wurgen oder Schwachen des Opfers Der Nachzehrer vollbringe sein unheilvolles Werk indem er durch den offenen Mund sein Opfer ruft oder durch das offene bose Auge eine telepathische Verbindung mit ihm aufnehme Haufig kaue er an seinem Leichentuch oder sogar an seinen Armen herum bis alles weggenagt sei Solange er noch kaue sturben die Menschen entweder an Auszehrung oder an einer Seuche Wer durch das Wirken eines Nachzehrers starb wurde allerdings nicht selber zum Untoten Um einen potentiellen Nachzehrer wirkungsvoll zu bannen mussten schon vor der Beisetzung entsprechende Massnahmen ergriffen werden Keinesfalls durften Augen oder Mund offen bleiben weswegen man dem Toten die Augen schliessen musste ohne dabei in diese zu schauen weil dann schon der telepathische Kontakt zwischen dem Nachzehrer und einem kunftigen Opfer hergestellt worden ware Keinesfalls durfte der Mund des Toten mit dem Leichentuch oder einem anderen Stuck Stoff in Beruhrung kommen Oft wurden die Leichen gefesselt teilweise auch nur symbolisch etwa mit einem Rosenkranz um die Handgelenke Oft wurden bannende Metallgegenstande Scheren Nagel Messer auf die Brust des Toten gelegt Haufig schutteten die Hinterbliebenen auch getrocknete Hulsenfruchte oder Kieselsteine in den Sarg Der Untote musste so lautete der Volksglaube diese erst zahlen bevor er mit seinem unheilvollen Treiben beginnen konnte Da er aber vom Teufel beseelt war konnte er nie uber zwei Erbsen oder Steine hinaus kommen weil er die geheiligte Zahl drei Symbol der Dreifaltigkeit nicht aussprechen durfte Wenn man dennoch eine vom Nachzehrer ausgehende Schadigung zu konstatieren meinte konnte das Grab geoffnet werden Dann erfolgten die aus dem sudosteuropaischen Vampirglauben bekannten Massnahmen wie Kopfen Herzausschneiden und Pfahlen Ursprung des Nachzehrerglaubens Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Moglicherweise ist die Vorstellung vom Nachzehrer aus einem primitiveren Vampirglauben entstanden Selbst in Rumanien und Serbien der Heimat des klassischen Vampirs trifft man die Vorstellung vom Nachzehrer an der im Grab sitze oder liege und den Lebenden die Lebenskraft absauge und gleichzeitig Epidemien verbreite Daher findet sich in der Literatur haufig auch die Annahme dass der Nachzehrerglaube erst am Ende des Mittelalters im Zusammenhang mit den Pestzugen entstanden sei Mit derselben Berechtigung kann man aber auch annehmen dass im 14 und 15 Jahrhundert also im Zeitalter der Grossen Pest vermehrt uber Graboffnungen und Hinrichtungen von verdachtigen Leichen berichtet wurde weil diesen nun nicht mehr nur eine generelle Fahigkeit zum Schadigen der Lebenden zugesprochen wurde sondern man in ihnen ganz speziell die Verursacher der verheerenden Seuche sah Mit der Ausdehnung der osterreichischen Militargrenze im 18 Jahrhundert ruckte der damals besonders auf dem Balkan von Slawonien bis zur Bukowina verbreitete Aberglaube an Nachzehrer und Wiederganger in den Fokus der westeuropaischen Offentlichkeit 1 Literatur BearbeitenAugustin Calmet Gelehrte Verhandlung der Materie von den Erscheinungen der Geister und der Vampire in Ungarn und Mahren Bearbeitet und mit Anmerkungen versehen von Abraham und Irina Silberschmidt Edition Roter Drache Rudolstadt 2007 ISBN 978 3 939459 03 3 Angelika Franz Daniel Nosler Gekopft und gepfahlt Archaologen auf der Jagd nach den Untoten Konrad Theiss Verlag Darmstadt 2016 ISBN 978 3 806233 80 3 Peter Kremer Draculas Vettern Auf der Suche nach den Spuren des Vampirglaubens in Deutschland Selbstverlag Duren 2006 Nikolaus Kyll Die Bestattung der Toten mit dem Gesicht nach unten Zu einer Sonderform des Begrabnisses im Trierer Land In Trierer Zeitschrift fur Kunst und Geschichte Band 27 1964 S 168 183 Karin Lambrecht Wiederganger und Vampire in Ostmitteleuropa Posthume Verbrennung statt Hexenverfolgung In Jahrbuch fur deutsche und osteuropaische Volkskunde Band 37 1994 ISSN 0949 3409 S 49 77 Peter Neu Der Nachzehrer Ein Beitrag zu Totenbrauchtum und Totenkult in der Eifel im 17 Jahrhundert In Rheinisch westfalische Zeitschrift fur Volkskunde Band 30 31 1985 1986 ISSN 0556 8218 S 225 227 Michael Ranft Tractat von dem Kauen und Schmatzen der Todten in Grabern Worin die wahre Beschaffenheit derer Hungarischen Vampyrs und Blut Sauger gezeigt Auch alle von dieser Materie bissher zum Vorschein gekommene Schrifften recensiret werden Teubner Leipzig 1734 Nachdruck Ubooks Diedorf 2006 ISBN 3 86608 015 8 Digitalisat der Originalausgabe Gabor Rychlak Teuflische Totengraber Pestzauber und Nachzehrerabwehr in sachsischen Hexenprozessen In Sachsische Heimatblatter 68 2022 S 102 112 Thomas Schurmann Der Nachzehrerglauben in Mitteleuropa Schriftenreihe der Kommission fur Ostdeutsche Volkskunde in der Deutschen Gesellschaft fur Volkskunde e V Bd 51 Elwert Marburg 1990 ISBN 3 7708 0938 6 Wolfgang Schwerdt Vampire Wiederganger und Untote Auf der Spur der lebenden Toten Kleine Kulturgeschichten Vergangenheitsverlag Berlin 2011 ISBN 978 3 940621 39 9 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Nachzehrer Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Annett Stulzebach Vampir und Wiedergangererscheinungen aus volkskundlicher und archaologischer Sicht In Concilium medii aevi Bd 1 1998 ISSN 1437 9058 S 97 121 PDF Datei 376 kB Einzelnachweise Bearbeiten Jutta Nowosadtko Der Vampyrus Serviensis und sein Habitat Impressionen von der osterreichischen Militargrenze Hrsg Universitat Potsdam S 152 ff uni potsdam de PDF abgerufen am 28 Juli 2023 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Nachzehrer amp oldid 238838610