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Muqatil ibn Sulaiman arabisch مقاتل بن سليمان gestorben 767 war ein islamischer Traditionsgelehrter Koranexeget und Theologe der einen der ersten Korankommentare erstellt hat aber wegen seiner angeblich extrem anthropomorphistischen Gottesauffassung und seiner Anleihen bei den Ahl al kitab Christen und Juden bei den spateren muslimischen Gelehrten in nicht besonders gutem Ruf stand Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Wirkungsgeschichte 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMuqatil wurde in Balch geboren und verbrachte die fruhe Zeit seines Lebens in Chorasan Er soll in einem freundschaftlichen Verhaltnis zu Salim ibn Ahwaz al Mazini gestanden haben dem Kommandanten des letzten umayyadischen Statthalters in Chorasan Naṣr b Sayyar Einige Biographen erwahnen dass er in der Moschee von Marw einen theologischen Schlagabtausch mit Dschahm ibn Safwan uber die Attribute Gottes hatte Nach der Machtergreifung der Abbasiden wanderte Muqatil in den Irak aus Zunachst liess er sich in Basra nieder dann verbrachte er einige Zeit in der neu gegrundeten Hauptstadt Bagdad Verschiedene Berichte zeigen ihn als Gesprachspartner des abbasidischen Kalifen al Mansur Kurz vor seinem Tod kehrte er nach Basra zuruck Werke BearbeitenIn den letzten Jahren hat besonders Muqatils grosser Tafsir der zwischen 1979 und 1988 in funf Banden in Kairo veroffentlicht wurde 1 das Interesse der Wissenschaft auf sich gezogen weil er einer der fruhesten erhaltenen muslimischen Korankommentare uberhaupt ist Ein Unterschied zu den meisten spateren Korankommentaren besteht darin dass Muqatil bei der Interpretation der verschiedenen Stellen nicht den Dissens der Gelehrten uber die Auslegung dieser Stellen referiert sondern immer nur seine eigene Interpretation vortragt 2 John Wansbrough charakterisierte Muqatils Art der Korankommentierung als haggadische Exegese weil sie den Koran mit zahlreichen narrativen Elementen anreichert und in eine fortlaufende Geschichte verwandelt 3 Josef van Ess sieht Muqatil bei seiner Anreicherung des Korantextes mit phantastisch legendenhaften Elementen in der Tradition der chorasanischen Geschichtenerzahler quṣṣaṣ 4 Ein weiteres Charakteristikum von Muqatils Tafsir ist dass er nichts unerklart lasst Alle im Koran genannten Personen Personengruppen und Tiere mogen die Angaben dazu auch noch so vage sein werden von ihm mit Namen versehen So weiss er zum Beispiel zu berichten dass die Ameise die in Sure 27 18 zu Salomo spricht eigentlich al Dscharmi hiess 5 Viele dieser Identifikationen haben lange nachgewirkt So hat zum Beispiel seine Erklarung dass al Chidr mit Elischa identisch ist uber Jahrhunderte im persischen und turkischen Sprachbereich das Bild von Chidr gepragt 6 Muqatils grosser Tafsir ist sowohl in Chorasan als auch in Bagdad weitergegeben worden Dem Kairiner Druck liegt eine westliche Rezension zugrunde Daneben gab es noch eine ostliche Rezension die nur durch Zitate in dem spateren Korankommentar von ath Thaʿlabi st 1036 uberliefert ist 7 Mehmet Akif Koc hat 2008 diese beiden Rezensionen miteinander verglichen Neben dem grossen Tafsir gibt es noch zwei andere koranexegetische Werke die von Muqatil uberliefert sind der Tafsir ḫamsimiʾat aya Erklarung der 500 Koranverse und das Kitab Wuǧuh al Qurʾan Buch der Aspekte des Korans Wirkungsgeschichte BearbeitenSpatere Haresiographen wie Abu l Hasan al Aschʿari sagten Muqatil einen extremen Anthropomorphismus nach Er habe sich Gott ganz wie einen Menschen vorgestellt aus Fleisch und Blut mit Haaren Knochen inneren Organen und konkreten Korpermassen 8 Sirry der Muqatils Korankommentar unter diesem Gesichtspunkt untersucht hat kommt zu dem Ergebnis dass von anthromorphistischen Auffassungen dort keine Spur zu finden ist Er vermutet dass die Legende von Muqatils Anthropomorphismus im Zusammenhang mit den Berichten uber seine Auseinandersetzung mit Dschahm ibn Safwan entstanden ist Da Dschahm als Exponent eines extrem abstrakten Gottesbildes galt wurde Muqatil umgekehrt eine extrem anthropomorphistische Auffassung zugeschrieben 9 Ab dem spaten Mittelalter nahm man daruber hinaus daran Anstoss dass Muqatil in seinem Tafsir auf Isra iliyat zuruckgriff also auf Uberlieferungen die von Christen und Juden stammten Dies wurde als einer der grossten Mangel dieses Werkes betrachtet 10 Literatur BearbeitenJosef van Ess Theologie und Gesellschaft im 2 und 3 Jahrhundert Hidschra Eine Geschichte des religiosen Denkens im fruhen Islam Band II Berlin New York 1992 S 516 528 Regula Forster Methoden arabischer Qur anexegese Muqatil ibn Sulayman at Ṭabari und ʿAbdurrazzaq al Qashani zu Q 53 1 18 in I P Michel and H Weder eds Sinnvermittlung Studien zur Geschichte von Exegese und Hermeneutik Zurich 2000 S 385 443 C Gilliot Muqatil Grand Exegete Traditionniste et Theologien Maudit in Journal Asiatique 279 1991 39 92 Mehmet Akif Koc A Comparison of the References to Muqatil b Sulayman 150 767 in the Exegesis of Tha labi 427 1036 with Muqatil s own Exegesis in Journal of Semitic Studies 53 2008 69 101 M Plessner A Rippin Art Muḳatil ibn Sulayman in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd VII S 508b 509a Mun im Sirry Muqatil b Sulayman and Anthropomorphism in Studia Islamica nouvelle edition new series 3 2012 51 82 Digitalisat K Versteegh Grammar and Exegesis the Origins of Kufan Grammar and the Tafsir Muqatil in Der Islam 67 1990 206 242 Einzelnachweise Bearbeiten Ein Beiruter Reprint ist hier als Digitalisat abrufbar Vgl Forster 397 Vgl Sirry 60 Vgl van Ess 518 Vgl Sirry 61 Vgl dazu Patrick Franke Begegnung mit Khidr Quellenstudien zum Imaginaren im traditionellen Islam Beirut Stuttgart 2000 S 152 55 Vgl van Ess 518 520 Vgl van Ess 529 und Sirry 76 Vgl Sirry 80 Vgl Sirry 62 Normdaten Person GND 101185533X lobid OGND AKS LCCN n83175347 VIAF 22130480 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muqatil ibn SulaimanKURZBESCHREIBUNG KoranexegetGEBURTSDATUM 7 Jahrhundert oder 8 JahrhundertGEBURTSORT BalchSTERBEDATUM 767 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muqatil ibn Sulaiman amp oldid 185222164