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Das Moorgut Karlshof ist ein ehemaliges Gut in Westerstede der Kreisstadt des Landkreises Ammerland im Nordwesten Niedersachsens Der Karlshof befindet sich am Rande des Fintlandsmoores Heute existieren noch das ehemalige Verwalterhaus die grosse Vierstander Scheune und die ehemalige Motormuhle Die Motormuhle um 1900 erbaut zahlt zu den altesten Eisenbetonbauten Deutschlands und ist deshalb seit 2011 ein Einzeldenkmal Die Bauten des Moorgutes Karlshof bilden seit 2011 ein Denkmalensemble 1 2 Einzeldenkmal Motormuhle Karlshof im Denkmalensemble mit ScheuneVerwalterhaus Scheune Muhlenlager und ehemalige MotormuhleScheune und ehemalige MotormuhleDurch den vom Karlshof aus betriebenen Torfabbau eines 418 Hektar grossen Moores konnte die Region zwischen Apen Bad Zwischenahn und Westerstede nach 1933 besiedelt werden Daraus entwickelte sich in den Folgejahren die Ortschaft Karlshof 3 Geschichtlich ist der Karlshof durch die Nutzung als Ziviles Arbeitslager durch die Anwesenheit der Reichsarbeitsdienste und als Kriegsgefangenenlager von Bedeutung fur das historische Gedenken 4 5 Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte 2 1 Erste Abtorfungs und Kultivierungsmassnahmen 2 2 Entstehung des Moorgutes Carlshof 2 3 Das Moorgut Karlshof 2 3 1 Bauten 2 3 2 Ankauf des Moorgutes durch das Siedlungsamt Oldenburg 2 3 3 Moorgut Karlshof Keimzelle der Moorkolonie Karlshof 2 3 4 Zivilarbeiterlager Kriegsgefangenenlager und Strafgefangenenlager VII Esterwegen 2 3 5 Nutzung seit 1945 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLage BearbeitenDer Karlshof wurde auf einem Sandhugel im Moor errichtet und grenzt nordlich an das heute renaturierte Fintlandsmoor ein Naturschutzgebiet in Niedersachsen Dieses Resthochmoor mit einer Flache von 141 Hektar pragen kleinteilig strukturierte Flachen mesophilen Grunlands Moorbirkenwalder landwirtschaftlich genutzten Flachen und wiedervernasste Torfstiche Das NSG ist Bestandteil des FFH Gebietes 236 Fintlandsmoor Danikhorster Moor Nordlich des Karlshof findet sich das Wochenendgebiet Karlshof mit einem Badesee Der Ortsteil Karlshof bildet den sudlichen Abschluss der Stadt Westerstede Zu erreichen ist der Karlshof uber den Bahnhof Westerstede Ocholt der drei Kilometer entfernt liegt Er ist uber die Bushaltestelle Karlshof an den offentlichen Personennahverkehr angebunden Geschichte BearbeitenErste Abtorfungs und Kultivierungsmassnahmen Bearbeiten nbsp Moorgut Karlshof 1934Mit einer planmassigen Abtorfung des Fintlandsmoores wurde 1877 begonnen Zunachst erfolgte die Grundung und Entwicklung eines Torfwerkes und spater parallel dazu der Aufbau eines Moorgutes im Findlandsmoor Zwei Ingenieure Meche aus Bremen und Sander aus Kleinheere bei Hildesheim kauften 1877 vom Grossherzoglichen Oldenburgischen Staatsministerium 110 Hektar Moorflachen zum Preis von 375 Mark je Hektar auf dem Gebiet des heutigen Stadtteils Westerstede Karlshof Mit einer von ihnen erfundenen Maschine hatten sie die Moglichkeit Brenntorf in grosseren Mengen zu gewinnen Auf Pontons montiert und somit schwimmfahig konnte diese Maschine einem Bagger ahnlich in dem noch nicht entwasserten Hochmoor eingesetzt werden Um damit moglichst grosse Flachen abtorfen zu konnen wurden die Torfputten in denen der Bagger schwamm maanderartig angelegt Der gewonnene Torf wurde in grossen Schuppen getrocknet und dann an die Oldenburgische Eisenbahn die weitestgehend mit Torffeuerung fuhr verkauft Fur den Transport des Torfes baute das Werk eine circa 3 km lange Schmalspurbahn zum Bahnhof des heutigen Westerstede Ocholt Die Torfloren wurden von Pferden gezogen 1879 wurde die Flache des Torfwerkes noch um 25 Hektar vergrossert 1880 ergab sich durch einen sehr nassen Sommer ein Einbruch beim Abbau Die Rander der Putten sackten ein und der Torf trocknete in den Schuppen nicht Die Pachtungen wurden daraufhin 1881 gekundigt und 76 Hektar des Landbesitzes an den Staat zuruckgegeben 34 Hektar blieben im Eigentum des Torfwerkes Als die Oldenburgische Eisenbahn die Torfbefeuerung durch Kohle ersetzte war dem Torfwerk die Existenzgrundlage entzogen 1884 verkauften die Inhaber das Torfwerk an den Bremer Kaufmann Carl Vellguth 6 7 8 Entstehung des Moorgutes Carlshof Bearbeiten nbsp Scheune Moorgut Karlshof mit Pferdebahn 1923Carl Vellguth kaufte die verbliebenen 34 ha Hochmoor fur 200 Mark je Hektar gleichzeitig pachtete er noch 65 ha Hochmoor fur den Torfabbau hinzu Auf diesen Flachen fuhrte er zwar das Torfwerk weiter als Haupterwerbszweig jedoch grundete er auf dem bereits abgetorften Land ein Moorgut das von der Bevolkerung Carlshof genannt wurde 1892 vergrosserte er seinen Besitz auf 57 ha davon kultivierte er 30 ha hauptsachlich als Weideland Das Moorgut entwickelte sich stetig das Torfwerk verlor seine Bedeutung die Schulden und Zinslast stieg 9 1893 stellte Carl Vellguth den Torfabbau ein und betrieb ausschliesslich das Moorgut Der Grunlandbetrieb wurde auf Ackerbau mit einer Sonderform der Moorkultivierung erweitert Das abgegrabene Hochmoor circa 10 ha bedeckte er mit Kleierde die er vom Jadebusen mit der Bahn und der Schmalspurbahn zum Karlshof transportieren liess Die enormen Kosten brachten das Gut in Zahlungsschwierigkeiten so dass 1897 das Konkursverfahren eroffnet werden musste 10 Das Moorgut Karlshof Bearbeiten 1897 schatzte man den Wert der landwirtschaftlichen Betriebe auf 68 580 Mark das Torfwerk mit Inventar auf 33 100 Mark 11 Der Staat Oldenburg kaufte 1897 das Moorgut fur 40 000 Mark und nahm es durch die Landeskulturfonds in Selbstverwaltung 12 Anlasslich dieser Ubernahme wurde die erste Karte des Gutes erstellt 13 1898 verkaufte wiederum der Staat Oldenburg das Gut mit 63 52 ha Land einschliesslich der Feldbahn fur 40 000 Mark an Jean Balthazar 27 August 1857 in Koln 1926 in Wiesbaden einem Kaufmann aus Bonn der es erheblich ausbaute Seine Erben besassen das Gut nach 1926 bis 1932 verwalteten es aber nicht selbst Durch Zukaufe von den Gemeinden Westerstede und Apen wuchs das Anwesen zu einer Grosse von 418 ha Langjahriger Verwalter des Moorgutes war Jaspers Bauten Bearbeiten nbsp Moorgut Karlshof 2011 nbsp Scheune des Karlshof als Vierstanderhaus errichtetJean Balthazar errichtete 1900 neue Gebaude in Eisenbeton einer damals innovativen Bauweise Die oberen Geschosse wurden aus Fachwerk und Ziegelmauerwerk errichtet auf denen ein flaches Satteldach liegt Die Motormuhle mit den direkt angrenzenden Lagerhallen wurde in einer Skelettbauweise in Eisenbeton erstellt Boden Decken und Keller wurden ebenfalls aus Eisenbeton gefertigt Die Scheune ein zweigeschossiger Ziegelbau ist als Vierstanderhaus errichtet Sie weist eine Lange von 23 30 m und eine Breite von 16 m bei einer Hohe von circa 10 m auf Wie die ehemalige Motormuhle tragt die Scheune ein flaches Satteldach mit der Besonderheit eines Dachuberstandes von 4 m an einer Langsseite In diese Scheune konnten die Erntewagen mit Ernte mittels Seilzugen in die erste Etage gehoben werden Die Decke wurde in Eisenbeton auf massiven Holzstutzen errichtet Ein grosser Teil der ehemaligen Gebaude wurde zwischen 1980 und 1985 abgerissen Fundamente sind noch auffindbar Die Scheune steht heute noch unverandert Ankauf des Moorgutes durch das Siedlungsamt Oldenburg Bearbeiten 1930 bot Albert August Balthazar einer der Sohne von Jean Balthazar das Moorgut dem Siedlungsamt Oldenburg fur 250 000 Mark zum Kauf an Aus der Siedlungsakte S 3 2Ia 2 des Siedlungsamtes Oldenburg geht hervor dass das Siedlungsamt den Kauf ablehnte da zu wenig gutes Ackerland vorhanden war In den nachsten beiden Jahren veranderte sich folgendes Es erhohten sich die Antrage der Siedlungswilligen der Kaufpreis sank auf 125 000 Mark eine neue Moglichkeit der grossflachigen Abtorfung ergab sich durch das neu gegrundete Torfwerk Strenge und der Reichsarbeitsdienst fuhrte Entwasserungs und Umkuhlungsarbeiten der unkultivierten Flachen durch Das Siedlungsamt Oldenburg kaufte schliesslich 1932 das Moorgut einschliesslich der Feldbahn fur 125 000 Mark Die 418 ha Land verteilten sich auf 210 ha Kulturland teils Acker teils Weiden 199 ha unkultiviertes Moor 9 ha Wege und Gebaudeflachen Bereits im Fruhjahr begann die Aufteilung und Vergabe der Kolonate an die Siedler Moorgut Karlshof Keimzelle der Moorkolonie Karlshof Bearbeiten nbsp Moorgut Karlshof 1934In den zur Besiedlung vorgesehenen Moorgebieten des Karlshofs ubernahm der Staat nach einem vorliegenden Kolonieplan den Ausbau der Hauptvorfluter der Kolonatsgrenzgraben den Ausbau des Wege und Strassennetzes und stellte ein Schulgelande zur Verfugung Der Grund und Boden wurde den Siedlern weitgehend unkultiviert ubergeben Allerdings bekamen die Kolonisten finanzielle Unterstutzung durch Meliroationsdarlehen und Kultivierungsbeihilfen 14 Vor der Vergabe der Parzellen wurde vom Moorgut Karlshof aus Arbeiten zur Melioration durchgefuhrt Dazu zog das Siedlungsamt den freiwillige Arbeitsdienst und den Reichsarbeitsdienst heran Zunachst mussten Moorflachen mit geringem Torfstand von den Arbeitsdiensten gekuhlt werden um weitere Ackerflachen zu schaffen Von 1933 bis 1938 wurden so 76 ha Moorflachen von etwa 150 Mannern im Arbeitsdienst 1 bis 1 5 m tief gekuhlt 15 Die Stromversorgung die bis 1933 durch eine Kraftanlage auf dem Moorgut Karlshof gewahrleistet war erfolgte ab 1934 uber die Hochspannungsleitung von Wiesmoor nach Cloppenburg mit einer Schaltzentrale im Moorgut Karlshof Von dort wurden spater die einzelnen Siedler mit Strom versorgt 16 Nach dem Siedlungsplan legte man 1934 in zwei Schritten 35 Kolonate auf 319 ha ab davon 22 als Vollbauernhofe mit circa 12 ha damals die wirtschaftlichste Grosse Die ubrigen 13 Stellen richtete man auf eine Grosse von 2 bis 7 ha ein Diese waren als Nebenerwerbsstellen fur die Heuerleute des Moorgutes Karlshof gedacht Spater sollten sie vergrossert werden Nach Aussage der noch lebenden Siedler lehnten die Kolonisten den von der Siedlungsgesellschaft vorgeschlagenen Ortsnamen Neuwiek fur die neu gegrundete Siedlung ab und bestanden auf dem Namen Karlshof 17 Zivilarbeiterlager Kriegsgefangenenlager und Strafgefangenenlager VII Esterwegen Bearbeiten nbsp Arbeitslager Karlshof 1934Das Stadtarchiv Westerstede Ocholt trug 1985 folgende Daten und Fakten aus den Unterlagen die sich im Archiv befanden zusammen Seit 1940 wurde in massiven Gebauden polnische Zivilarbeiterinnen und arbeiter zum Teil mit Kindern untergebracht die bei der Fa Strenge Ocholt zur Torfgewinnung im Moor eingesetzt wurden Dazu wurden 30 franzosische und belgische Kriegsgefangene einquartiert die zum Strassenbau in der Bauerschaft Karlshof herangezogen wurden Spater verrichteten sie auch landwirtschaftliche Arbeiten auf dem Gut Am 21 Mai 1942 kamen zu bereits eingetroffenen circa 50 russischen Kriegsgefangenen noch 65 russische und ukrainische Zivilarbeiter Manner und Frauen hinzu die in Barackenlagern untergebracht wurden Von Wachmannschaften der Wehrmacht die zum Teil in der Region beheimatet waren wurden sie zur Arbeit im Moor oder in der Landwirtschaft gefuhrt und auch wieder zuruckgebracht 25 Strafgefangene wurden aus dem KZ Esterwegen zum Karlshof uberstellt Sie arbeiteten ebenfalls im Moor bei der Torfgewinnung Ferner waren zehn franzosische Strafgefangene inhaftiert die nicht zur Arbeit eingesetzt wurden Kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen wurden die Gefangenen die noch im Lager waren nach Neuenburg Kreis Friesland zu einem Sammelplatz gebracht Die Barackenlager wurden abgebrochen 18 Nutzung seit 1945 Bearbeiten nbsp Moorgut Karlshof Parkansicht 2011Schon 1941 erwarb Georg Oltmanns sen einen Teil des Restgutes mit 26 ha Land Die Bauten von Jean Balthazar erbaut blieben auch nach 1945 im Besitz der Siedlungsgesellschaft und wurden zum Abriss freigestellt Anfang der 1950er Jahre erwarb Oltmanns jedoch diese Gebaude zur Viehhaltung Ein grosser Teil dieser Gebaude wurde zwischen 1980 und 1985 abgerissen Die Motormuhle aus Eisenbeton war jedoch mit den damaligen Moglichkeiten nicht klein zu kriegen Die 4 Stander Scheune blieb erhalten 1985 wurde das Anwesen wieder geteilt Dietmar Bosold kaufte und sanierte das ehemalige Motormuhlengebaude und die Scheune mit 1 2 ha Land fur private und gewerbliche Zwecke Das Verwalterhaus der ehemalige Hof von Carl Vellguth 1876 77 erbaut blieb im Besitz von Oltmanns Norbert Marten und Christel Mandos Feldmann erwarben 2011 den Teil des Anwesens aus dem Besitz von Bosold Motormuhle Scheune 1 2 ha Wald Garten und Grunflache liessen es unter Denkmalschutz stellen und planen nun dort die Geschichte des Karlshofs durch kulturelle Erinnerungen und Kunstaktivitaten wieder neu zu beleben Weblinks BearbeitenHomepage Kultur Kunst Karlshof KK K Einzelnachweise Bearbeiten Behrens Dietrich Angaben uber die Entstehung der Kolonie Karlshof Oldenburg 1958 S 6 Verzeichnis der Kulturdenkmale Niedersachsisches Landesamt fur Denkmalpflege Informationsseiten der Stadt Westerstede Memento des Originals vom 25 September 2011 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www westerstede de Das nationalsozialistische Lagersystem Herausgegeben von Martin Weinmann mit Beitragen von Anne Kaiser und Ursula Krause Schmitt Frankfurt am Main Zweitausendeins 3 Auflage 1999 Liste der Unternehmen die im Nationalsozialismus von der Zwangsarbeit profitiert haben Memento vom 21 Januar 2012 im Internet Archive PDF 1 5 MB mit vorangestellter englischer Zusammenfassung abgerufen am 26 Juli 2017 Semesterarbeit von H H Rode Ocholt S 14 15 Behrens Dietrich Angaben uber die Entstehung der Kolonie Karlshof Oldenburg 1958 S 6 Angaben und Archive des ehemaligen Torfwerkes Strenge Ocholt Behrens Dietrich Angaben uber die Entstehung der Kolonie Karlshof S 7 Semesterarbeit von H H Rode Ocholt S 16 Behrens Dietrich Angaben uber die Entstehung der Kolonie Karlshof S 10 Grossherzogliches Oldenburgisches Staatsministerium Department des Inneren Akte VI 136 1Rb Anlage 1 Grossherzogliches Oldenburgisches Staatsministerium Department des Inneren Akte VI 136 1Rb Anlage 1 Anhang Tantzen Richard 75 Jahre Siedlungsamt Oldenburg in Neues Archiv fur Niedersachsen Heft 10 12 Hannover 1954 S 267 Behrens Dietrich Angaben uber die Entstehung der Kolonie Karlshof Oldenburg 1958 S 11 Siedlungsamt Siedlungsakte Karlshof AZ S 3 3IIa4 Semesterarbeit von H H Rode Oldenburg 1967 Ocholt S 16 Stadtarchiv Westerstede Ocholt53 176868 7 874429 Koordinaten 53 10 36 7 N 7 52 27 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Moorgut Karlshof amp oldid 210289446