www.wikidata.de-de.nina.az
Misopogon griechisch fur Barthasser ist der Titel einer Satire die der romische Kaiser Julian 361 363 zwischen Mitte Januar und Mitte Februar 363 in Antiochia am Orontes als Reaktion auf Spottverse bei den Neujahrsfesten von 363 schrieb Die Schrift ist in griechischer Sprache verfasst Die Satire besteht einerseits aus Teilen die von selbstironischer Distanziertheit gepragt sind andererseits aus gehassigen Ausfallen gegenuber den Burgern von Antiochia deren moralische Verkommenheit Julian geisselt Die ironisch distanzierten Abschnitte und die direkt angriffslustigen Abschnitte lassen sich jedoch nicht fein sauberlich voneinander trennen somit sind Spekulationen uber eine Genese aus zwei Texten oder eine nachtragliche Edition unbegrundet Portrat des Autors auf einer Munze aus Antiochia 360 363Inhaltsverzeichnis 1 Inhalt 2 Rezeption 2 1 Rezeption in der Antike 2 2 Moderne Rezeption 3 Uberlieferungsgeschichte 4 Ausgaben 5 Literatur 6 WeblinksInhalt BearbeitenDas Werk Misopogon deutsch der Barthasser oder Bartfeind wurde als Reaktion Julians auf das Verhalten der Bevolkerung Antiochias gegenuber dem Kaiser verfasst Das Verhaltnis zwischen der Bevolkerung Antiochias und Julian war von Beginn an gespannt Antiochia war bereits stark christianisiert dennoch war die Bevolkerung offentlichen Vergnugungen sehr zugetan Der Kaiser wiederum hing den alten Gotterkulten an trat aber gleichzeitig fast asketisch und mit einem Philosophenbart auf Als der Kaiser nach einem Brand im Apollonheiligtum der Vorstadt Daphne vorschnell Christen zur Verantwortung zog kam es zum offenen Bruch Die Antiochener ubergossen den Kaiser formlich mit Spott worauf dieser gereizt reagierte und sich in dem Werk Misopogon selbst des Hasses auf seinen Bart bezichtigte In ihm tummelte sich Ungeziefer und er musse stets aufpassen sich wahrend des Essens nicht den Bart abzubeissen Mit der teils von feiner Selbstironie teils aber auch von beissendem Spott gepragten Satire beabsichtigt Julian die Verachtlichmachung der seiner Ansicht nach moralisch verdorbenen Bevolkerung von Antiochia die er zuvor vergeblich fur sich zu gewinnen versucht hatte Das Werk wurde offenbar kurz nach der Schrift Caesares in grosser Eile verfasst die Gedankenfuhrung ist oft ungeordnet Anschliessend brach Julian zum Perserfeldzug auf und verstarb am 26 Juni 363 aufgrund einer in der Schlacht erlittenen Verwundung Siehe auch Julian und Hungersnot in Antiochia 362 363 zum historischen KontextRezeption Bearbeiten nbsp Dieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Rezeption in der Antike Bearbeiten Der Misopogon wurde in der Antike unterschiedlich beurteilt Uber seine Verbreitung zu Lebzeiten Julians ist nichts bekannt das Werk wurde nach Johannes Malalas vor dem Palast auf der Elefanteninsel im Orontes offentlich angeschlagen Aus der Zeit nach Julians Tod finden wir grundsatzliche Ablehnung durch Gregor von Nazianz tendenzielle Ablehnung durch Libanios und begeisterte Zustimmung durch Zosimos ebenfalls positiv stehen die Kirchenhistoriker Sokrates und Sozomenos dem Werk gegenuber Moderne Rezeption Bearbeiten Uber die Qualitat des schriftstellerischen Schaffens Julians auch des Misopogon wird unterschiedlich geurteilt Gerade in seinen Briefen offenbart jede Seite dass Julians Naturell das beengende Kostum einer kunstlichen Sprache nicht duldete S ein impulsives Temperament mach t viele seiner Briefe zu wahren Mustern eines individuellen Stils Marion Giebel geht auf den Misopogon und die Kaisersatire nur oberflachlich ein und gibt kein Qualitatsurteil ab Bernhard Kytzler meint Julian habe als Literat von Rang ebenso Anspruch auf Interesse wie als historische Erscheinung beziehungsweise als Romanfigur Seine Satze sind literarisches Erbe eines Kaisers den als Autor zu kennen nicht weniger wertvoll ist denn als Gestalt einer Zeitenwende Joseph Bidez behauptet laborieux et applique Julien voulut briller dans des genres pour lesquels il n etait pas doue La nature ne l avait fait ni philosophe ni poete ni vulgarisateur Il s evertua cependant a faire croire que les Muses ne lui avaient rien refuse Lange Zeit unklar und auch in der heutigen Forschung noch nicht eindeutig geklart waren Zielpublikum und Intention des Texts Die Beantwortung beider Fragen hangt eng zusammen Die Intention wird von den franzosischen Philologen Christian Lacombrade und Jacques Fontaine die beide Werke Julians herausgaben einfach angegeben Der Text sei das Psychogramm seines Autors und drucke die Frustration aus die Julian nach seinem siebenmonatigen Aufenthalt in Antiochia befallen habe Diese Antwort scheint auf der Hand zu liegen ist die Satire doch ein merkwurdiger Text solche Selbstvorwurfe eines Kaisers waren und sind einmalig Fur die Vertreter dieser Deutungsweise ist das Publikum naturgemass nicht relevant Hans Ulrich Wiemer steht dem jedoch kritisch gegenuber Diese Deutung verkenne dass es sich um ein offentliches Schreiben eines Kaisers handle Man musse also als erstes nach der politischen Funktion fragen Eine zweite Deutungsart nennt Wiemer propagandistisch Die Vertreter dieser Lesart darunter Glanville Downey behaupten die Satire sei ein Beweisstuck fur eine Werbekampagne des Kaisers die den Misserfolg in Antiochia der Verkommenheit der dort ansassigen Bevolkerung zuschreiben will Damit ist auch das intendierte Publikum klar alle anderen ausser den Antiochenern die verachtlich gemacht werden sollen Eine dritte Lesart die Maud W Gleason vertritt sieht den Text in erster Linie als Kommunikationsmittel Mithilfe der Satire tausche sich der Kaiser mit der Bevolkerung Antiochias aus erwidere deren Spottverse angemessen und konne zu angemessener Zeit immer noch mit grosserer Harte auf die Verspottung reagieren oder aber die ganze Sache auf sich beruhen lassen Damit ist das Publikum hauptsachlich die Burgerschaft Antiochias jedoch mit der beabsichtigten Mitleserschaft weiterer Stadte etwa der mit Antiochia verfeindeten Wiemer sieht diese Lesart als grossen Fortschritt gegenuber den beiden vorher beschriebenen kritisiert jedoch die bei Gleason fehlende Auseinandersetzung mit den Vertretern der propagandistischen Deutungsweise Selbst verzichtet Wiemer auf eine Zuordnung zu einer der drei Gruppen obwohl mit klaren Sympathien fur Gleason fuhrt jedoch nach einer langeren Analyse des Aufbaus des Werks einige der fruher geausserten Gedanken weiter und gelangt zu der Ansicht dass die Schrift eben eine missgluckte Kommunikation mit der Bevolkerung darstelle da sie viel zu komplex voller literarischer Anspielungen und somit unverstandlich sei Damit ist eine propagandistische Sichtweise vollig unmoglich und die Variante Psychogramm des Autors wieder naher geruckt jedoch nicht im ursprunglichen Sinn sondern dahingehend dass Julian daran scheitere sich literarisch anspruchsvoll zu verwirklichen und gleichzeitig die Wurde eines Kaisers zu wahren Uberlieferungsgeschichte Bearbeiten nbsp Uberlieferungsgeschichten der Werke JuliansBei V handelt es sich um die wichtigste und beste Handschrift den Leydener Codex Vossianus aus dem 12 13 Jahrhundert Pc ist die Handschrift Parisinus 2964 aus dem 15 Jahrhundert Bei Mb handelt es sich um Handschriften aus dem 15 Jahrhundert bei F um solche aus dem 16 Jahrhundert E und F sind Abschriften desselben Codex aber nicht von Mb Aug stammt aus dem 12 13 Jahrhundert M aus dem 15 Jahrhundert Bav aus dem 16 Jahrhundert Ausgaben BearbeitenChristian Lacombrade Julianus empereur romain dit l apostate Œuvres completes Les Belles Lettres Paris 1964 Friedhelm L Muller Ubersetzer und Herausgeber Die beiden Satiren des Kaisers Julian Apostata Franz Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 07394 9 Palingenesia Monographien und Texte zur klassischen Altertumswissenschaft Band 66 Carlo Prato Dina Micalella Misopogon Giuliano Imperatore Edizione critica traduzione e commento Edizioni dell Ateneo amp Bizzarri Rom 1979 Carlo Prato Jacques Fontaine Arnaldo Marcone Hrsg Alla madre degli dei e altri discorsi Giuliano Apostata 3 Aufl Fondazione Lorenzo Valla Mondadori Rom Mailand 1987 ISBN 88 04 28801 9 Literatur BearbeitenMarion Giebel Kaiser Julian Apostata Die Wiederkehr der alten Gotter Artemis und Winkler Zurich 2002 Maud W Gleason Festive Satire Julian s Misopogon and the New Year at Antioch In The Journal of Roman Studies Vol 76 1986 S 106 119 Bernhard Kytzler et al Kleine Enzyklopadie der antiken Autoren Insel Frankfurt am Main und Leipzig 1992 Arnoldo Marcone Un panegirico rovesciato In Revue d Etudes Augustiniennes et Patristiques Vol 30 1984 S 226 239 Hans Ulrich Wiemer Ein Kaiser verspottet sich selbst Literarische Form und historische Bedeutung von Kaiser Julians Misopogon In Peter Kneissl Volker Losemann Hrsg Imperium Romanum Festschrift Karl Christ Franz Steiner Stuttgart 1998 ISBN 3 515 06929 1 S 733 755 Weblinks BearbeitenDes Kaiser Julians zwo Spottschriften die Casars und Misopogon griechisch nebst einer deutschen Uebersetzung und mit Anmerkungen versehen von Hermann Jacob Lasius Greifswald A F Rose 1770 googlebooks Des Kaisers Julianus Caesaren und Bartfeind ubersetzt von Christian Nathanael von Osiander und H Reichardt Stuttgart J B Metzler sche Verlagsbuchhandlung 1856 Englische Ubersetzung des Misopogon aus der Loeb Classical Library nbsp Wikisource Misopogon Quellen und Volltexte englisch Normdaten Werk GND 4519687 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Misopogon amp oldid 236537997