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Das Minoritenkloster in Neersen bestand als Kloster der Minoriten von 1658 bis zur Sakularisation 1802 Inhaltsverzeichnis 1 Grundung 2 Ordenstatigkeit 3 Guardiane des Klosters 4 Auflosung 5 Nachnutzung 6 Literatur 7 EinzelnachweiseGrundung BearbeitenIm Jahre 1652 beschlossen der Freiherr von Neersen Adrian Wilhelm von Viermund und seine Ehefrau Johanna von Bongardt unweit ihrer Burg Neersen eine Kirche zu errichten In Johannas Familie hatten kirchliche Stiftungen Tradition Eine verbindliche Urkunde hieruber stellten die beiden am 25 Marz 1652 aus und der Bau wurde um 1655 begonnen Noch bevor die Bauarbeiten an der Kirche vollendet waren starb Johanna worauf Adrian Wilhelm beschloss ausser der Kirche auch ein Kloster in Neersen errichten zu lassen und beide dem Orden der Minoriten zu ubergeben Im August 1657 erteilte das Provinzkapitel der Minoriten in Bonn seine Zustimmung und mit Urkunde vom 7 Mai 1658 wurden Kloster und Kirche den Minoriten ubergeben Erster Guardian des Klosters war Pater Anton Tormollen erster Vikar war Pater Johannes Otterstadt Am 20 Dezember 1658 erteilte auch der Kolner Erzbischof Maximilian Heinrich von Bayern seine Zustimmung zur Klostergrundung und erteilte den Ordensbrudern zudem die Erlaubnis in seinem weltlichen Gebiet Bauholz fur den Bau des Klosters zu sammeln Im Jahre 1679 war der Klosterkomplex bereits seit einiger Zeit fertiggestellt Die Kirche wurde am 17 Juni 1671 vom Kolner Weihbischof Petrus von Walenburg Maria Empfangnis geweiht Adrian Wilhelm hatte die Kirche auch als Begrabnisstatte fur seine Familie bestimmt und liess dort zu diesem Zwecke eine Gruft errichten Nachdem er 1681 gestorben war war er der erste der dort beigesetzt wurde Ordenstatigkeit BearbeitenIm Kloster lebten durchschnittlich 17 Minoriten Sie betreuten Kirche und Kloster und entfalteten gottesdienstliche und seelsorgerische Tatigkeiten die uber den Bereich des Ortes weit hinausgingen In der zweiten Halfte des 17 Jahrhunderts entwickelten sie auch einen lebhaften Handel mit Vieh Wein und Lebensmitteln Der erste Markt in Neersen der Halbfasten oder Schuppenmarkt wurde vom Kloster bestritten Mitte des 18 Jahrhunderts wurde eine Erweiterung von Kirche und Kloster erwogen da sich mittlerweile der Ort Neersen vergrossert hatte und viele aus den umliegenden Orten die Gottesdienste hier besuchten Zwischen 1749 und 1766 wurden die Kirche und das Kloster bis zur Hauptstrasse vorgezogen Guardiane des Klosters BearbeitenAus der letzten Zeit des Klosters sind folgende Guardiane namentlich bekannt um 1730 Fortunatus Decker 1 1769 Friedrich Lersch 1770 1772 Athanasius Obladen 1775 1778 Friedrich Lersch erneut 1778 1781 Nazarius Engels 1781 1784 Urban Reder 1784 1787 Timotheus Jansen 1787 1790 Theodoret Eisen 1793 1796 Cunibert Vossen 1796 1802 Leopold EggerathAuflosung Bearbeiten1794 war Neersen im Rahmen des Ersten Koalitionskrieges von franzosischen Revolutionstruppen besetzt worden Es wurde bekannt dass die franzosische Besatzungsregierung Sakularisation betrieb das heisst viele Kloster und Kirchen aufloste und deren Besitztumer einzog Um die Neersener Kirche zu erhalten erwirkte der letzte Guardian des Klosters Leopold Eggerath dass am 18 September 1798 Neersen von der Mutterpfarre Anrath getrennt und zu einer eigenstandigen Pfarre erhoben wurde Die Klosterkirche wurde neue Pfarrkirche und Eggerath erster Pastor der neuen Pfarre Die ubrigen Ordensmitglieder konnten zunachst im Kloster verbleiben einige von ihnen verliessen nach und nach Neersen um andernorts Seelsorgestellen zu ubernehmen Die franzosische Regierung loste im Rahmen der Sakularisation das Kloster 1802 offiziell auf und zog das Klostergebaude und die dazugehorigen Landereien ein Auch die 1654 61 erbaute und am 21 Dezember 1771 vom Erzbischof dem Orden ubereignete Wallfahrtskapelle Klein Jerusalem bei Neersen wurde eingezogen und geschlossen Von den damals noch 11 verbliebenen Brudern blieb neben Pastor Eggerath nur Pater Tobias Flamme als Vikar in Neersen Damit endete die fast 150 Jahre wahrende Tatigkeit des Minoritenordens in Neersen Nachnutzung Bearbeiten1803 als auch die Pfarre Neersen wieder aufgelost werden sollte unternahm Eggerath einen merkwurdigen Schachzug Er stellte die zuvor Maria Empfangnis geweihte Kirche unter das Patronat des Heiligen Napoleon und berichtete daruber an Kaiser Napoleon Bonapartes damalige Gattin Josephine Diese Widmung einer Kirche ist in Deutschland einzigartig und eigentlich deshalb absurd weil es keinen Heiligen Napoleon gegeben hat Eggerath erreichte mit dieser Schmeichelei aber nicht nur dass die Pfarre Neersen weiter bestehen durfte sondern ausserdem dass die Klostergebaude und dazugehorigen Liegenschaften zuruckgegeben wurden Ob die Ruckgabe an die damalige Kirchen oder Zivilgemeinde erfolgte war anscheinend schon damals unklar jedenfalls kam es bald zu Streitigkeiten zu diesem Aspekt Der Versuch die Pfarrkirche daruber hinaus zur Kantonkirche zu erheben blieb aber erfolglos Erst 1856 wurde die Kirche wieder von St Napoleon in St Maria Empfangnis umgewidmet Die ehemaligen Klostergebaude wurden fortan teils zu kirchlichen teils zu weltlichen Zwecken genutzt In einem Teil waren Pfarr und Vikariewohnung sowie eine katholische Schule untergebracht im anderen befanden sich Burgermeisteramt Post und das Spritzenhaus der Feuerwehr 1960 wurden die baufalligen Klostergebaude sowie das Hauptschiff der zu klein gewordenen Pfarrkirche abgerissen An ihrer Stelle wurde die neue Pfarrkirche errichtet Der Chor der alten Kirche mit dem fur die Minoritenkirche charakteristischen Dachreiter blieb erhalten und wurde mit der neuen Kirche verbunden Zur Erinnerung an das einstige Minoritenkloster in Neersen heisst die Strasse an der sich das Kloster befand heute Minoritenplatz Literatur BearbeitenKonrad Eubel Geschichte der Kolnischen Minoriten Ordensprovinz J amp W Boisseree Koln 1906 S 159 ff Peter Vander Minoritenkloster und Pfarre Neersen Der Oberkreisdirektor des Landkreises Kempen Krefeld Krefeld Kempen 1958 Schriftenreihe des Landkreises Kempen Krefeld 4 ZDB ID 401348 7 Einzelnachweise Bearbeiten Johann Peter Lentzen Franz Verres Geschichte der Herrlichkeit Neersen und Anrath Lentzen Fischeln 1883 S 295 51 251711 6 477811 Koordinaten 51 15 6 2 N 6 28 40 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoritenkloster Neersen amp oldid 235247616