www.wikidata.de-de.nina.az
Die Minoische Villa von Amnissos griechisch Minwikh epaylh Amnisoy Minoiki epavli Amnisou auch Villa der Lilien Epaylh twn Krinwn genannt bezeichnet eine archaologische Ausgrabungsstatte im zentralen Norden der griechischen Insel Kreta Sie befindet sich in der Gemeinde Chersonisos des Regionalbezirks Iraklio ungefahr sieben Kilometer ostlich der Inselhauptstadt Iraklio Der Gattungsbegriff Minoische Villa umschreibt einen Gebaudetyp der weitgehend auf die Neupalastzeit der minoischen Kultur beschrankt ist 1 Villa der Lilien Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Geschichte und Beschreibung 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLage Bearbeiten nbsp Hinweisschild am StrassenrandDie Uberreste der Minoischen Villa von Amnissos auch Amnisos befinden sich am Osthang des 32 Meter hohen Hugels Paliochora Palioxwra in etwa 130 Metern Entfernung von der Nordkuste Kretas am Agaischen Meer Der Hugel liegt in einer Kustenebene die im Suden und Osten von Hohenzugen im Westen durch den Fluss Karteros Karteros und im Norden vom 1 8 Kilometer langen Sandstrand entlang des Meeres begrenzt wird Da der Fluss Karteros im Altertum Amnissos hiess wird die Kustenebene heute Ebene von Amnissos genannt Die Kustenlinie der Agais bildet hier eine kleine Bucht mit der ungefahr 360 Meter vor dem Strand aufragenden nur etwa 80 50 Meter grossen Felseninsel Monocharako Monoxarako Geschichte und Beschreibung BearbeitenAmnissos ist auf mehreren Tontafeln mit Linearschrift B aus dem 5 4 Kilometer entfernten Knossos als a mi ni so 𐀀𐀖𐀛𐀰 belegt 2 Auf einer Liste aus dem Totentempel Amenophis III im alten Agypten erscheint der Ort als ʿa m ni sa jʿ m n i s3 was auf seine grosse Bedeutung in dieser Zeit weist Amnissos gilt als einer der Hafen des sudwestlich gelegenen Knossos Vom mindestens 200 000 m grossen Siedlungsgebiet sind bisher 5200 m archaologisch erschlossen Einige Schatzungen beziffern die Einwohnerzahl des minoischen Amnissos auf etwa 10 000 Menschen Ungefahr 750 Meter sudlich der Minoischen Villa befindet sich die Hohle der Eileithyia ein uberregionaler Kultort von der minoischen bis in die griechische Zeit 3 Homer erwahnte die Bucht von Amnissos in der Odyssee 19 188 4 Strabon den Hafenort und den Tempel der Eileithyia in seiner Geographika 10 4 8 5 nbsp Nordwestansicht der Villa Erste Ausgrabungen in der Ebene von Amnissos fanden 1932 bis 1934 unter der Leitung von Spyridon Marinatos statt Die dabei entdeckte Minoischen Villa liegt im ostlichen Bereich der Kustenebene Da angrenzende Bereiche nicht ergraben wurden konnten der raumliche Kontext des Gebaudes und dessen Funktion aus den archaologischen Befunden nicht erschlossen werden An der Nordostseite des Paliochora Hugels nordwestlich der Villa wurden lediglich ein Brunnenhaus aus minoischer Zeit und ein rechteckiges Gebaude unklarer Funktion freigelegt An der Nordwestseite des Hugels stand in der Antike das Heiligtum des Zeus Thenatas Dieser scheint auf minoischen Strukturen erbaut worden zu sein deren Funktion ebenfalls nicht nachvollziehbar ist 6 Wahrend der Nachgrabungen von 1983 bis 1985 unter der Leitung von Jorg Schafer wurden die im Zweiten Weltkrieg beschadigten Uberreste der Minoischen Villa restauriert Die Ausgrabungsstatte ist mit einem Zaun umgeben und der Offentlichkeit nicht zuganglich Auf Grund der geringen Ausmasse 24 Meter in Ost West und 21 5 Meter in Nord Sud Richtung ist sie von aussen gut einsehbar Die Villa bestand aus mehr als zehn Raumen im Erdgeschoss die teilweise unterschiedlichen Epochen der minoischen Kultur zugeordnet werden Das Gebaude wurde wahrscheinlich in der mittelminoischen Phase MM III erbaut nach schweren Schaden moglicherweise durch ein Erdbeben am Ende von MM III B partiell wiedererrichtet und am Ende der spatminoischen Phase SM I A wiederum durch ein mogliches Erdbeben begleitet von einem Brand endgultig zerstort 7 nbsp Eingangsbereich der Villa nbsp Lustrationsbecken im NordostenDurch den Standort der Villa am Fuss des ostlichen Hangs des Hugels Paliochora sind die westlichen Teile des Gebaudes deren Mauern unter hoheren Erdschichten lagen besser erhalten Fur die Errichtung war der Untergrund begradigt worden Das kleinteilige und verwinkelte Bauwerk besass reprasentativ gestaltete Aussenmauern einen gepflasterten Eingangsbereich mit zwei Saulen im Westen einen Polythyronsaal im Norden mit vorgelagertem Hof der mit Schieferplatten ausgelegt war sowie ein unter das Bodenniveau abgesenktes Lustrationsbecken im Nordosten Der Treppenschacht im Suden und die Fullschicht des Zerstorungshorizonts weisen auf ein oberes zweites Stockwerk Beim Wiederaufbau in MM III B wurde ein weiterer Treppenschacht in einem Raum im Sudosten des Gebaudes hinzugefugt 8 Nach den Zerstorungen am Ende von MM III B gab es Um und Anbauten teilweise mittels des Baumaterials der ersten Phase die auf eine Nutzungsanderung des Gebaudes hindeuten Der palatiale Reprasentationsbau wurde in verschiedene Wohn und Arbeitseinheiten unterteilt Neben dem zusatzlichen Treppenschacht entstanden im Sudwesten vor der Eingangsfassade weitere Raume sowie eine Hangstutzmauer Im Inneren der Villa gab es Veranderungen durch Einziehen von Mauerteilen und den Einbau einer irdenen Feuerstelle im Raum hinter dem westlichen Eingang Im Gegensatz zur ersten Bauphase unter Nutzung von rechteckigen Quadersteinen aus Kalkstein wurden beim Wiederaufbau fast ausschliesslich einfache Bruchsteine verwendet 9 nbsp Lilienfresko nbsp Minzenfresko Die bedeutendsten Funde der Villa stellen Freskenfragmente dar die sich im Schutt um die nordliche Saulenbasis des Eingangsbereiches angesammelt hatten Sie waren im oberen Stockwerk bei der Zerstorung des Gebaudes von den Wanden geplatzt und bei Einbruch des Fussbodens an der nordlichen Saule in die Vorhalle des Eingangs im Erdgeschoss gefallen Der Archaologe Veit Sturmer nahm an dass sich die von Spyridon Marinatos 1932 gefundenen Fresken an den Wanden einer nach Westen offenen korridorartigen Loggia befanden Die floralen Abbildungen wurden zu drei verschiedenen Motiven rekonstruiert dem Lilienfresko dem Minzenfresko und dem Papyrusfresko Nach Ersterem wird das minoische Gebaude auch Villa der Lilien genannt Die erganzten Hohen betragen 180 cm Lilienfresko bis 230 cm Minzenfresko Als Farben wurden Weiss Grun und Rot verwendet beim Papyrusfresko auch Orange und Blau Eine Besonderheit bilden die mit weissem Feinputz ausgefullten vorher aus dem noch feuchten Umgebungsputz herausgeschnittenen Umrisse der Lilien 10 Stilistisch vergleichbar sind die Fresken mit den Darstellungen in Akrotiri auf Santorin der Raumumgreifenden Fruhlingslandschaft mit Schwalben Raum D2 im Sektor Delta und dem Papyrus oder den Dunen Trichternarzissen im Vestibul Raum 1 im Haus der Damen Eine ahnliche Darstellung weisser Lilien befindet sich auf einem Gefass aus Knossos das von Fritz Schachermeyr 1964 wie auch Veit Sturmer 1992 in MM III eingeordnet wurde Die Fresken entstanden somit wahrscheinlich in der ersten Bauphase der Villa von Amnissos in MM III wohingegen die im Gebaude gefundene Keramik ausschliesslich der zweiten Phase in SM I A zugeordnet wird in der die Funktion der Raume von einer reprasentativen in eine Wohn und Arbeitsnutzung ubergegangen war Die Keramikfragmente gefunden im sudostlichen Raum neben dem spater eingebauten Treppenschacht und im Durchgang vom Eingangsbereich zu den nordwestlichen Raumen waren teils unbemalt teils rotlich bemalt sowie mit Resten von Horizontalstreifen Spiralen Grasern und Bandern versehen Ein rekonstruierter Pithos weist eine Hohe von 30 cm auf Insgesamt bedingt die Fundarmut innerhalb und im Umfeld der Villa einen gewissen Unsicherheitsfaktor bei der chronologischen Einordnung des Gebaudes 11 Ausgrabungsstatte nbsp Korridor und sudostlicher Raum nbsp Anbauten der zweiten Bauphase aus SM I A nbsp Nordwestliche Raume mit Quadersteinen nbsp Polythyronsaal im Norden der Villa Literatur BearbeitenBogdan Rutkowski Das Siedlungswesen von Amnissos in Neolithikum und Bronzezeit In Opuscula Atheniensia Band 15 CWK Gleerup Lund 1984 S 147 153 Veit Sturmer Die Villa der Lilien In Jorg Schafer Hrsg Amnisos Nach den archaologischen historischen und epigraphischen Zeugnissen des Altertums und der Neuzeit Gebr Mann Berlin 1992 ISBN 978 3 7861 1607 3 Costas Davaras Fuhrer zu den Altertumern Kretas Eptalofos Athen 2003 ISBN 960 8360 02 1 S 7 10 online Einzelnachweise Bearbeiten Sabine Westerburg Eberl Minoische Villen in der Neupalastzeit auf Kreta In Harald Siebenmorgen Hrsg Im Labyrinth des Minos Kreta die erste europaische Hochkultur Ausstellung des Badischen Landesmuseums 27 1 bis 29 4 2001 Karlsruhe Schloss Biering amp Brinkmann Munchen 2000 ISBN 3 930609 26 6 S 87 archiv ub uni heidelberg de PDF 1 6 MB a mi ni so minoan deaditerranean com abgerufen am 22 Oktober 2018 englisch Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 3 4 online abgerufen am 22 Oktober 2018 Homer Odyssee 19 Gesang gottwein de abgerufen am 22 Oktober 2018 Strabon Erdbeschreibung Ubersetzt und durch Anmerkungen erlautert von Dr A Forbiger Hoffmann sche Verlags Buchhandlung Stuttgart 1857 S 146 Textarchiv Internet Archive Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 7 8 Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 8 13 Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 7 11 Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 13 15 Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 17 22 Felix Hahn Die Villa der Lilien Ein minoisches Gebaude in Amnisos auf Kreta Bachelorarbeit Bachelor Master Publishing Hamburg 2013 ISBN 978 3 95549 067 6 S 16 24 26 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Minoische Villa von Amnissos Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Amnissos Amnisos 3 In Digital Crete Archaeological Atlas of Crete Foundation for Research and Technology Hellas FORTH Institute for Mediterranean Studies abgerufen am 24 Dezember 2018 englisch Amnisos Ministerium fur Kultur und Sport Griechenland 2012 abgerufen am 22 Oktober 2018 griechisch Ian Swindale Amnisos Minoan Crete 20 Mai 2016 abgerufen am 22 Oktober 2018 englisch Monika Zacher Amnissos minoer net 6 Dezember 2015 abgerufen am 22 Oktober 2018 Alexandros Roniotis Amnissos CretanBeaches abgerufen am 22 Oktober 2018 35 331305555556 25 207138888889 Koordinaten 35 19 52 7 N 25 12 25 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Minoische Villa von Amnissos amp oldid 229213071