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Der Begriff Micropayment bzw Mikrozahlung bezeichnet ein Zahlungsverfahren geringer Summen die vor allem beim Kauf von Paid Content also digitalen Gutern wie Musikstucken und Zeitungsartikeln 1 aber beispielsweise auch beim Kauf eines Brotchens anfallen Nach herrschender Meinung fallen unter Micropayment Betrage zwischen 0 01 und 5 00 Euro Daruber hinausgehende Summen werden entsprechend als Macropayments bezeichnet Diese Grenze wird allerdings in Praxis und Theorie nicht einheitlich verwendet Den unteren Micropayment Bereich bezeichnet man haufig auch als Kleinstbetrag Millipayment Nanopayment oder Picopayment Dieser Bereich umfasst beispielsweise die Festnetzentgelte in Deutschland die in Cent Bruchteilen abgerechnet werden Die Bedeutung micropaymentfahiger Zahlungssysteme erwuchs im Zuge zunehmender E Commerce Umsatze Anfang des 21 Jahrhunderts Mit dem Handel digitaler Guter entstanden ganz neue Geschaftsfelder Da nun digitale Guter mit sehr geringen Kosten uber das Internet verteilt werden konnten war vermehrt das Niedrigpreissegment angesprochen Nachrichten Echtzeit Borsenkurse Musik Downloads Online Spiele 2 und andere Inhaltsverzeichnis 1 Problematik 2 Geschichte 3 Systematisierung 3 1 Vorausbezahlte Systeme 3 1 1 eGeld 3 1 2 Bonuspunkte Rabattsysteme 3 1 3 Virtuelle Konten 3 2 Billing Inkasso Systeme 3 3 Mobilfunkbasierte Systeme 4 Anforderung an Micropaymentsysteme 5 Micropayment als Online Entertainment Geschaftsmodell 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseProblematik BearbeitenBei geringwertigen Gutern stellt die Wirtschaftlichkeit der Bezahlung ein zentrales Problem dar Herkommliche Verfahren wie Kreditkartenzahlung oder die Lastschrift sind ungeeignet da hier die Kosten fur die Zahlungsabwicklung oftmals den Warenwert ubersteigen Die Ausweichstrategie vieler Anbieter ein weitgehend kostenloses Angebot durch Werbung zu finanzieren ist vielfach nicht zielfuhrend Erstens wird die steigende Zahlungsbereitschaft der Kunden fur geringwertige digitale Guter und Dienstleistungen hierdurch nicht abgeschopft und zweitens stehen den weitestgehend festen Einnahmen durch die Werbung eventuell schwer kalkulierbare Ausgaben durch den Traffic den die Nachfrager verursachen gegenuber Insgesamt besteht somit scheinbar eine Zahlungssystemlucke Benotigt werden Verfahren mit denen niedrigpreisige Guter wirtschaftlich abgerechnet werden konnen Die Erfolgsaussichten von Micropayment Systemen werden allerdings insbesondere im angelsachsischen Raum kritisch diskutiert Gegner fuhren oftmals das Konstrukt der mentalen Transaktionskosten Lit Szabo 1996 an dem Kunden ist ab einer gewissen Preisuntergrenze bereits die Uberlegung ob ein Gut den hierfur verlangten Preis wert ist zu kostspielig Opportunitatskosten Die geistigen Kosten resultieren aus der Zeit die u a jeweils fur die Begutachtung der Eigenschaften des Gutes und fur die Entscheidungsfindung benotigt wird Muss nun eine Menge niedrigpreisiger Guter jeweils abgewogen werden so kann es sein dass die mentalen Kosten hierfur die Preise der Guter bereits ubersteigen Zur Reduzierung der mentalen Transaktionskosten wird auf bekannte Massnahmen wie Produktbundelung verwiesen also der Zusammenfassung mehrerer Produkte zu einem Paket Damit wird oftmals der Micropayment Bereich verlassen Geschichte BearbeitenMicropayments an sich sind nicht unbedingt ein Phanomen des 21 Jahrhunderts mit Bildschirmtext etwa war es in Deutschland in den 80er Jahren bereits moglich nach einem Pay per View oder Pay per Click Modell Betrage zwischen 0 01 und 9 99 DM pro Seite bzw bis zu 1 30 DM pro Minute abzurechnen Dennoch wurde das Thema erst Mitte der 1990er Jahre durch Start up Unternehmen wie DigiCash oder FirstVirtual die sich mit umfangreichen Feldtests als Pioniere an die Etablierung neuer unkonventioneller Zahlungssysteme heranwagten intensiv angegangen Die hohen Erwartungen und die anfangliche Euphorie mussten jedoch schnell der Ernuchterung weichen so scheiterten nachfolgende Pilotierungen von Banken schnell an mangelnder Nachfrage seitens der Kunden und Handler Dies war weniger auf einen mangelnden Bedarf als auf produktspezifische Unzulanglichkeiten zuruckzufuhren Die Liste derjenigen Systembetreiber die bis heute kamen und gingen ist lang und man kann sagen dass sich auch wenn sich hier und da allmahlich vielversprechende Tendenzen zeigen noch kein System vollends durchgesetzt hat Systematisierung BearbeitenViele der derzeit um Teilnehmer buhlenden Zahlungssysteme werben mit der Fahigkeit zur Abrechnung von Kleinbetragen Im Wesentlichen lassen sich diese Systeme in drei Typen unterscheiden Vorausbezahlte Systeme Billing Inkasso Systeme und Mobilfunkbasierte Systeme Vorausbezahlte Systeme Bearbeiten Bei der Nutzung vorausbezahlter Pre Paid Systeme ist der monetare Belastungszeitpunkt dem eigentlichen Kauf zeitlich vorgelagert Das Guthaben ist also quasi garantiert und es kann zum Kaufzeitpunkt von kostspieligen Liquiditatskontrollen und Kontozugriffen abgesehen werden Zu den vorausbezahlten Systemen zahlen eGeld Bonuspunkte Rabattsysteme und virtuelle Konten eGeld Bearbeiten Unter eGeld werden solche Systeme zusammengefasst die unter die Definition des im 1998 erschienenen Berichtes der Europaischen Zentralbank Lit Europaische Zentralbank S 7 und unter die E Geld Richtlinie 2009 110 EG Lit Europaische Union Art 1 Nr 3b fallen Damit handelt es sich bei eGeld um Produkte die in breitem Umfang fur Zahlungen an Unternehmen ausser an die ausgebende Stelle genutzt werden konnen Letzteres bedeutet dass etwa Ein Zweck Karten wie die Telefonkarte bei dem die systembetreibende Institution gleichzeitig der Geld Empfanger ist aus dieser Definition ausgeschlossen werden stattdessen soll eine bargeldahnliche breite Zahlungsmoglichkeit gegeben sein Es gibt Systeme auf Softwarebasis bei denen kunden und ggf handlerseitig eine Wallet Software installiert werden muss die die Funktionen einer elektronischen Geldborse wie Guthabenspeicherung und saldierung bereitstellt Weiterhin gehoren hardwarebasierte Losungen in Form von Smart Cards zu eGeld Hierbei werden die Funktionen der elektronischen Geldborse von einem Microchip bereitgestellt Eine besondere Variante des eGeldes sind verteilte auf Peer to Peer Verfahren basierende Systeme die Vorteile von Bargeld insbesondere dessen weitgehende Anonymitat und Uberweisungen kombinieren Eine inzwischen sehr bekannte Variante ist Bitcoin das basierend auf ausgefeilten Verschlusselungsverfahren vollig ohne zentrale Kontrolle funktioniert und mit freiwilligen Gebuhren von rund 0 0005 Bitcoins ca 0 3 US Cent Stand Jan 2012 pro Transaktion auskommt Jedoch eignet sich Bitcoin infolge des starken Wechselkursanstiegs 0 0005 Bitcoins entsprachen am 11 Januar 2021 17 US Dollar inzwischen nicht mehr fur Micropayments Bonuspunkte Rabattsysteme Bearbeiten Bei Bonuspunkte und Rabattsystemen handelt es sich um Geldsurrogate bei denen die Handler vorauszahlen Hierbei werden im Voraus beim Systembetreiber Bonuspunkte zu ihrem monetaren Gegenwert eingekauft die dann anschliessend an die Kunden weitergegeben werden konnen Letztere konnen mit den gesammelten Punkten Produkte aus dem Angebot der am System angebundenen Unternehmen erwerben sei es zu vergunstigten Konditionen oder vollstandig punktefinanziert Virtuelle Konten Bearbeiten Unter virtuellen Konten wird eine Reihe von heterogenen Systemen zusammengefasst Charakteristisch ist dass es sich nicht um eGeld im obigen Sinne handelt und dass ein bestimmtes Guthaben existiert welches sukzessive aufgebraucht werden kann Hierzu zahlen zum einen sogenannte Scratch Cards bei denen ein kartenidentifizierender Code freigerubbelt werden muss unter dessen Angabe anschliessend ein zugehoriges Guthaben verbraucht werden kann Das Guthaben ist nicht auf der Karte selbst gespeichert sondern auf einem Schattenkonto beim Systembetreiber Weiterhin fallen hierunter Onlinekonto basierte Verfahren bei denen zunachst ein Guthaben geschaffen bzw aufgeladen werden muss Anschliessend konnen z B per E Mail Werteinheiten zwischen Personen oder Kunden und Handlern ubertragen werden Billing Inkasso Systeme Bearbeiten Billing Inkasso Systeme senken die Kosten pro Transaktion dadurch dass zunachst eine Reihe von Einzelzahlungen kumuliert werden Billing die dann anschliessend periodisch in einem zweiten Schritt addiert mittels herkommlicher Zahlungsverfahren beglichen werden Als Inkassostellen treten neben den Banken auch haufig Telekommunikationsanbieter auf die Bezahlung kann dann direkt uber die Mobil Telefonrechnung erfolgen Mobilfunkbasierte Systeme Bearbeiten Mobilfunkbasierte Micropayment Systeme siehe Handypayment bilden eine Querschnittsfunktion Mittels mobiler Endgerate ermoglichen sie die ortsunabhangige Bezahlung durch die oben aufgefuhrten Systemtypen Neben der allgegenwartigen Zahlungsmoglichkeit sind auch der hohe Verbreitungsgrad von Mobiltelefonen die mit den Geraten verbundene Identifizierbarkeit der Kunden sowie die gunstigen Voraussetzungen der Mobilfunknetze hinsichtlich der Ubertragungssicherheit von Vorteil Beispiele sind Android Pay oder Apple Pay Anforderung an Micropaymentsysteme BearbeitenFolgende Anforderungen werden an die Vielzahl von Bezahlsystemen gestellt Anforderungen Kaufer Anforderungen Anbieter Hohe Sicherheit Hoher SicherheitsstandardAbsicherung im Schadensfall Verlasslichkeit Schutz vor MissbrauchKostenfreiheit Geringe TransaktionskostenStornomoglichkeit Minimierung der ZahlungsausfalleViele Akzeptanzstellen Hohe Verbreitung und Akzeptanz des SystemsBenutzerfreundlichkeit Einfache HandhabungWarenerhalt vor Zahlung Schnelligkeit des BezahlvorgangsAnonymitat Eindeutige Identifizierungunkomplizierte Software und Hardwareanforderungen kostengunstige Implementierung im UnternehmenMicropayment als Online Entertainment Geschaftsmodell BearbeitenIn den letzten Jahren hat sich unter den Schlagwortern Micropayment oder Micro Transactions innerhalb der Unterhaltungsindustrie vor allem im Bereich Musik und in der Branche der Computer und Videospiele ein System entwickelt welches dem Kunden den Zukauf von Einzelelementen fur bereits erworbene Produkte ermoglicht 3 Kleinstbetrage werden dafur aufgebracht MP3 Player mit Songs zu bestucken z B per iTunes oder Amazon oder besondere Gegenstande Kapitel Episoden und Vorteile in Spielen zu erwerben die andere Spieler auf normale Weise nicht erhalten konnen Der physikalische Produktionsaufwand steht dabei oft in ungleichem Verhaltnis zum potenziellen Gewinn da ein virtueller Gegenstand auch eine MP3 Datei schliesslich nur ein einziges Mal hergestellt werden muss aber davon ausgehend unendlich viele Kopien erstellt werden konnen Je nach Beliebtheit der jeweiligen Plattform kann der Absatz enorme Ertrage einbringen Das Grundprinzip versteht sich nach der Auffassung dass viele Kleinstbetrage zusammen durchaus lukrativ sein konnen wenn nur ein einmaliger Produktionsaufwand besteht Micropayment findet sich exemplarisch in den Geschaftsmodellen von virtuellen Welten wie Second Life in PC Gaming Vertriebsplattformen wie Steam Virtual Console fur Nintendo Wii oder Games for Windows und in Itemshops von MMORPGs wie World of Warcraft oder Runes of Magic Im Bezug auf Free to play Modelle sorgt das Micropayment erst fur die eigentliche Bezahlung des Dienstes Bei einem Free to play Modell handelt es sich um ein Marketingkonzept das vor allem bei Onlinespielen Einsatz findet Das Spiel kann hierbei grundsatzlich kostenlos uber das Internet bezogen und gespielt werden doch fur ein flussiges Voranschreiten muss der Spieler kleinere Vorteile Pakete oder eine besondere Spiel Wahrung erwerben um mit den fuhrenden und ebenfalls zahlenden Mitspielern gleichziehen zu konnen Kostenpflichtige Extra Inhalte werden dadurch oft mandatorisch fur die eigene Leistungsfahigkeit Je nach investierter Spielzeit und je nach Enthusiasmus konnen sich die Kleinstbetrage in Summe zu durchaus grosseren Betragen verdichten Als Gegensatz hierzu verwenden vor allem renommierte Spielehersteller ein Abo Modell welches ahnlich einer Flatrate einen hoheren festen Betrag in Rechnung stellt Dafur stehen dann aber auch samtliche Spielinhalte allen zur Verfugung Die Zahlungsmethoden sind einfach gehalten und funktionieren in der Regel uber ein Prepaid System per Kreditkarte oder Lastschriftverfahren Der Konsument erwirbt im Geschaft oder online eine Punktekarte die er fur den Erwerb innerhalb einer Vertriebsplattform einsetzen kann Nintendo verwendet fur das eigene Angebot beispielsweise sogenannte Wii Points Ein Wii Point entspricht dabei je nach Anbieter einem Betrag von ca EUR 0 01 Siehe auch BearbeitenSocial Payment Games as a Service Mikrotransaktionen im Umfeld von ComputerspielenLiteratur BearbeitenBreitschaft Markus Krabichler Thomas Stahl Ernst Wittmann Georg Sichere Zahlungsverfahren fur E Government In Bundesamt fur Sicherheit in der Informationstechnik Hrsg E Government Handbuch Bundesanzeiger Verlag 2004 Aktualisierte Version Mai 2005 ISBN 3 89817 180 9 144 Seiten 43 Abbildungen 32 Tabellen Studie als PDF Download vom BSI Memento vom 17 Januar 2012 im Internet Archive Marius Dannenberg Anja Ulrich E Payment und E Billing Elektronische Bezahlsysteme fur Mobilfunk und Internet Wiesbaden 2004 ISBN 3 409 12446 2 Karl Heinz Ketterer Karsten Stroborn Hrsg Handbuch ePayment Koln 2002 ISBN 3 87156 463 X Rene Teichmann Martin Nonnenmacher Joachim Henkel E Commerce und E Payment Rahmenbedingungen Infrastruktur Perspektiven Wiesbaden 2001 ISBN 3 409 11805 5 Europaische Union Hrsg Richtlinie 2000 46 EG uber die Aufnahme Ausubung und Beaufsichtigung der Tatigkeit von E Geld Instituten Brussel 2000 Richtlinie 2000 46 EG Friedrich Thiessen Hrsg Bezahlsysteme im Internet Frankfurt a M 1999 ISBN 3 7819 0642 6 Knud Bohle Ulrich Riehm Blutentraume uber Zahlungssysteminnovationen und Internet Handel in Deutschland o O 1999 URL PDF 907 kB Europaische Zentralbank Hrsg Report on electronic money o O 1998 URL Europaische Kommission Hrsg 97 489 EG Empfehlung zu den Geschaften die mit elektronischen Zahlungsinstrumenten getatigt werden Brussel 1997 Online Ralf Kronberger Zur Diskussion E Money statt Bargeld eine Utopie 2005 in Wirtschaftspolitische Blatter 2 02 Wien Osterreichischer Wirtschaftsverlag zum Herunterladen PDF Stahl Ernst Krabichler Thomas Breitschaft Markus Wittmann Georg Zahlungsabwicklung im Internet Bedeutung Status quo und zukunftige Herausforderungen Regensburg 2006 ISBN 3 937195 12 2 229 Seiten uber 80 Abbildungen Naheres zur Studie und Management Summary als PDF Nick Szabo The Mental Accounting Barrier to Micropayments o O 1996 URL Weblinks BearbeitenW3C Micro Payment Transfer Protocol MPTP Version 1 0 1995 Studie Zahlungsabwicklung im Internet Bedeutung Status quo und zukunftige Herausforderungen Sichere Zahlungsverfahren fur E Government E Government Handbuch PDF 1 1 MB Einzelnachweise Bearbeiten Zur Problematik Robert G Picard Micropayments im Online Journalismus Kostenfalle Einzelverkauf In Carta Blog fur Politik Medien und Okonomie 6 Oktober 2009 zuletzt abgerufen am 7 Oktober 2009 Vgl etwa das Geschaftsmodell Memento vom 31 Juli 2011 im Internet Archive des in diesem Bereich tatigen Unternehmens Gameforge auf gameforge de GameStar Dev 2 2008 ZDB ID 2205719 5 S 53 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Micropayment amp oldid 215418980