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Microdictyon ist eine Gattung der Lobopoden einer Gruppe ausgestorbener Wurmer mit Beinen ahnlich den rezenten Stummelfussern die am Meeresboden der Ozeane im unteren und mittleren Kambrium lebte Zuerst wurde die Gattung nur anhand der aus Phosphat bestehenden siebartigen Sklerite gefunden die Bestandteil der sog Small Shelly Fauna sind 1995 wurden mit der Art Microdictyon sinicum aus der unterkambrischen Chengjiang Faunengemeinschaft vollstandig erhaltene Tiere beschrieben MicrodictyonMicrodictyon sinicum im Museum ChengjiangZeitliches AuftretenKambriumFundorteEurasien China Sibirien Europa Australien NordamerikaSystematikGewebetiere Eumetazoa BilateriaUrmunder Protostomia Hautungstiere Ecdysozoa Lobopoden Lobopodia MicrodictyonWissenschaftlicher NameMicrodictyonBengtson Matthews amp Missarzhevsky 1991 Inhaltsverzeichnis 1 Microdictyon sinicum 2 Lebensweise 3 Andere Arten 4 Phylogenie 5 Einzelnachweise 6 WeblinksMicrodictyon sinicum BearbeitenMicrodictyon sinicum 1 ist ein gegliedertes wurmartiges Tier mit an den erhaltenen Exemplaren etwa 10 bis 77 Millimeter Korperlange Der zylindrische Rumpf trug vorn einen unvollkommen abgesetzten langgestreckt rundlichen glatten Kopf mit einer einfachen Mundoffnung ohne erkennbare Auswuchse oder Mundwerkzeuge dieser erreicht etwa 15 bis 25 Prozent der Gesamtlange des Tiers Der Rumpf war undeutlich in neun Abschnitte gegliedert die ausserdem in flachere Ringel Annuli unterteilt sind Jeder der Abschnitt tragt seitlich lateral auf jeder Seite eine sklerotisierte Platte Ausserdem trug er unterhalb ventral der Platten jeweils ein lang gestrecktes ungegliedertes Beinpaar mit Ausnahme des letzten Abschnitts der zwei solche Beinpaare besass die jeweils vor und hinter der Platte sassen also insgesamt zehn Paare Die flexiblen langen und dunnen Beine waren auf der Bauchseite des zylindrischen Korpers mit etwa kreisformigem Querschnitt so angeordnet dass sie etwa drei Viertel des Rumpfdurchmessers auseinander standen Dies lasst schliessen dass das Tier wohl auf ihnen gelaufen ist und sich nicht etwa seitlich vorwarts stemmte Die Lange der Beine nahm von vorn nach hinten etwas ab die langeren vorderen drei Beinpaare erreichten etwa 16 Prozent der Lange des Tiers Nur an wenigen Exemplaren ist erkennbar dass jedes Bein am Ende ein Paar kleine gekrummte Krallen trug Im Rumpfinneren ist ein einfacher durchgehender Darm als dunkles mit Sediment gefulltes Band erkennbar manchmal existieren weitere Spuren die als Langskanale unbekannter Funktion gedeutet werden Das Hinterende des Rumpf endet in einem sehr kurzen etwas nach unten gerichteten Schwanzchen von kaum einem Millimeter Lange Die neun Paar Sklerite waren nach aussen gewolbte Platten Teilweise verformte Exemplare lassen erkennen dass sie trotzt der dunklen Farbung nicht durchgangig mineralisiert waren Sie lassen ein sechseckiges Wabenmuster erkennen wobei im Zentrum jeder dieser Zellen ein runder Kanal sitzt Auf den Ecken der Maschen sitzt jeweils ein kurzer dornartiger Fortsatz Die Form der Platten war entlang der Korperlangsachse etwas verschieden das erste Paar langgestreckt elliptisch die folgenden uber rund und eiformig bis zu abgerundet quadratisch Anhand der ersten Funde bestand zunachst Unsicherheit uber das Vorder und Hinterende der Tiere 2 Die oberflachliche Ahnlichkeit der Sklerite mit einem Facettenauge liess zeitweilig die Deutung aufkommen das Tier hatte neun uber den Rumpf verteilte Augenpaare besessen dies gilt heute aber als klar widerlegt 3 Lebensweise BearbeitenMicrodictyon sinicum war vermutlich ein benthischer am Meeresboden lebender Organismus Zahlreiche Exemplare wurden in raumlichem Zusammenhang mit Fossilien von Eldonia oder nahe verwandten Gattungen gefunden so dass die Theorie verbreitet ist sie hatten moglicherweise aufsitzend epizoisch auf diesen gelebt moglicherweise auch nur als Jungtier Eldonia war ein moglicherweise frei schwimmender pelagischer moglicherweise bodenlebender benthischer weichhautiger in Aufsicht runder glockenformiger Organismus bei dem im Inneren radial angeordnete sackartige Strukturen erkennbar sind Viele besitzen eine Struktur die als moglicher Lophophor gedeutet wird Die Zuordnung von Eldonia zu einem rezenten Tierstamm ist umstritten 4 5 Zur moglichen Ernahrung von Microdictyon gibt es verschiedene Theorien er wurde als moglicher saprophager Organismus oder als mikrophager Partikelfresser gedeutet 2 Andere Arten BearbeitenVon Microdictyon liegen abseits der chinesischen Funde nur Funde isolierter Sklerite vor Diese phosphatisierten Strukturen werden gewohnlich gewonnen in dem Kalkstein mit Salzsaure aufgelost wird wodurch die unloslichen Sklerite freigelegt werden Sie gehoren zu einer weltweit verbreiteten Ansammlungen isolierter sklerit ahnlicher Strukturen bei denen in vielen Fallen der dazugehorige Organismus selbst unbekannt ist sie werden etwas salopp als Small Shelly Fauna zusammengefasst und sind typisch vor allem fur die erste Serie des Kambriums Terreneuvium fruher Tommotium 6 Microdictyon ist in der zweiten Serie des Kambrium dem Atdabanium nach der russischen Nomenklatur noch ebenso haufig Microdictyon effusum wurde sogar als mogliches Leitfossil fur deren Beginn vorgeschlagen 7 In der sudwestchinesischen Kaili Formation erreicht sie noch den bereits zum Mittelkambrium gerechneten Anfang der dritten Serie Der Name Microdictyon von altgriechisch dictyon Netz bezieht sich auf die netz oder siebartige Struktur dieser Sklerite Aus China liegen Funde von partiell auf der flachen Seite miteinander verschmolzenen Skleriten vor bei denen ein grosserer Sklerit einem etwas kleineren aufsitzt Diese werden als Uberreste eines Individuums gedeutet dass gerade seine Hautung durchmachte Dies ist ein direkter Nachweis von Hautung bei den Lobopoden 8 Microdictyon ist neben Onychodictyon die einzige Gattung bei der sich isoliert gefundene Sklerite einem Lobopoden Organismus zuordnen lassen Fossile Funde von Microdictyon Skleriten sind in Gesteinen des unteren und mittleren Kambrium recht weit verbreitet Anhand der Form der Sklerite ihrer Grosse und der Form der aufsitzenden Dornchen wurden folgende Arten beschrieben 1 9 Microdictyon effusum Bengtson Matthews amp Missarzhevsky 1991 Kasachstan Sibirien England Schweden Microdictyon rhomboidale Bengtson Matthews amp Missarzhevsky 1986 Kasachstan und Sekwi Formation Mackenzie Mountains Kanada Microdictyon robisoni Bengtson Matthews amp Missarzhevsky 1986 Utah USA Microdictyon tenuiporatum Bengtson Matthews amp Missarzhevsky 1986 Sibirien Microdictyon sphaeroides Hinz 1987 Shropshire England Microdictyon depressum Bengtson 1990 Sud Australien Microdictyon chinense Hao et Shu 1987 China und Sibirien Microdictyon jinshaense Zhang amp Aldridge 2007 China und Australien 10 Microdictyon rozanovi Demidenko 2006 Sibirien 9 Microdictyon fuchengense Li et Zhu 2001 ChinaEs liegen daruber hinaus weitere Funde teilweise nur von zerbrochenen Skleriten vor die nur der Gattung aber keiner Art zugewiesen wurden zum Beispiel aus Danemark und der Turkei Funde die keiner Art zugewiesen worden liegen etwa auch aus der chinesischen mittelkambrischen Kaili Fauna vor 11 Die Zuordnung von Skleriten zu Arten wird teilweise generell kritisch gesehen da die intraspezifische und ontogenetische Variabilitat nur unzureichend verstanden ware 12 Phylogenie BearbeitenUber die Verwandtschaftsverhaltnisse innerhalb der Lobopoden existieren zahlreiche unterschiedliche Hypothesen Es wurde vorgeschlagen dass die Lobopoden paraphyletisch sein konnten Microdictyon gehore dieser Theorie zufolge in eine Klade die auch die rezenten Onychophora Stummelfusser einschliessen wurde 13 Einzelnachweise Bearbeiten a b Chen Jun Yuan Zhou Gui Qing Lars Ramskold 1995 The Cambrian Lobopodian Microdictyon sinicum Bulletin of National Museum of Natural Science 5 1 93 a b Xian guang Hou Richard Aldridge Jan Bergstrom David J Siveter Derek Siveter Xiang Hong Feng The Cambrian Fossils of Chengjiang China The Flowering of Early Animal Life John Wiley amp Sons 2008 ISBN 978 0 470 99994 3 auf Seite 90 91 Xiaoya Ma Xianguang Hou Richard J Aldridge David J Siveter Derek J Siveter Sarah E Gabbott Mark A Purnell Andrew R Parker Gregory D Edgecombe 2012 Morphology of Cambrian lobopodian eyes from the Chengjiang Lagerstatte and their evolutionary significance Arthropod Structure amp Development 41 495 504 doi 10 1016 j asd 2012 03 002 Chen Jun Yuan Zhu Mao Yan Zhou Gui Qing 1995 The Early Cambrian medusiform metazoan Eldonia from the Chengjiang Lagerstatte Acata Palaeontologica Polonica 40 3 213 244 Xian guang Hou Richard Aldridge Jan Bergstrom David J Siveter Derek Siveter Xiang Hong Feng The Cambrian Fossils of Chengjiang China The Flowering of Early Animal Life John Wiley amp Sons 2008 ISBN 978 0 470 99994 3 auf Seite 200 201 Stefan Bengtson 2004 Early Skeletal Fossils In Lipps J H und Waggoner B M editors Neoproterozoic Cambrian Biological Revolutions Paleontological Society Papers 10 67 78 S Peng L E Babcock R A Cooper The Cambrian Period Chapter 19 in Felix M Gradstein James G Ogg Mark Schmitz Gabi Ogg editors The Geologic Time Scale Elsevier 2012 doi 10 1016 B978 0 444 59425 9 00019 6 Jean Bernard Caron Martin R Smith Thomas H P Harvey 2013 Beyond the Burgess Shale Cambrian microfossils track the rise and fall of hallucigeniid lobopodians Proceedings of the Royal Society B 280 20131613 doi 10 1098 rspb 2013 1613 a b Yu E Demidenko 2006 New Cambrian lobopods and chaetognaths of the Siberian Platform Paleontological Journal 40 3 234 243 doi 10 1134 S0031030106030026 Xi Guang Zhang Richard J Aldridge 2007 Development and Diversification of Trunk Plates of the Lower Cambrian Lobopodians Paleontology 50 2 401 415 doi 10 1111 j 1475 4983 2006 00634 x Zhao Yuanlong Zhu Maoyan Loren E Babcock Yuan Jinliang Ronald L Parsley Peng Jin Yang Xinglian Wang Yue 2005 Kaili Biota A Taphonomic Window on Diversification of Metazoans from the basal Middle Cambrian Guizhou China Acta Geologica Sinica 79 6 751 765 Timothy P Topper Glenn A Brock Christian B Skovsted John R Paterson 2011 Microdictyon plates from the lower Cambrian Ajax Limestone of South Australia Implications for species taxonomy and diversity Alcheringa 35 3 427 443 doi 10 1080 03115518 2011 533972 Ma XiaoYa Hou XianGuang David Baines 2010 Phylogeny and evolutionary significance of vermiform animals from the Early Cambrian Chengjiang Lagerstatte Science China Earth Sciences 53 1774 1783 doi 10 1007 s11430 010 4084 yWeblinks Bearbeiten nbsp Commons Lobopodia Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Microdictyon sinicum A Lobopodian from Chengjiang The Virtual Fossil Museum by Roger Perkins abgerufen am 12 Januar 2016 Aodhan Butler Fossil Focus The place of small shelly fossils in the Cambrian explosion and the origin of Animals Paleontology online Volume 5 Article 7 Page 1 14 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Microdictyon amp oldid 210323960