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Meisterschwanden Erlenholzli bezeichnet einen archaologischen Fundplatz in Meisterschwanden im Schweizer Kanton Aargau Er liegt ungefahr 80 m vom Ufer des Hallwilersees entfernt Es handelt sich dabei um eine Seeufersiedlung auch Pfahlbauerdorf oder Palafitte genannt 1 aus der Jungsteinzeit 4 bis 3 Jt v Chr Die Fundstelle ist nicht als Welterbe ausgewiesen aber als assoziierte Fundstelle des UNESCO Welterbes Prahistorische Pfahlbauten um die Alpen anerkannt und geschutzt 2 Unterwasseraufnahme 1996 Erosionskante mit herausgebrochenem Kulturschichtblock Inhaltsverzeichnis 1 Entdeckung und Erforschung 2 Fundmaterial und Datierung 3 Der Siedlungstyp Seeufersiedlung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseEntdeckung und Erforschung BearbeitenDer Siedlungsplatz wurde vermutlich 1911 entdeckt als der Hallwilersee einen ausserordentlich tiefen Wasserstand aufwies Ein damals sichtbares Pfahlfeld zeichnete sich ungefahr 80 m vom Ufer entfernt als Untiefe im Wasser ab Die ungefahre Siedlungsausdehnung soll 85 m 25 m betragen haben Es wurden 1911 zahlreiche Funde aus Keramik Knochen und Stein geborgen Diese weisen den Siedlungsplatz als jungsteinzeitlich aus 3 4 5 Ab 1920 untersuchte Reinhold Bosch die Fundstelle eingehender So offnete er einige Sondierlocher Gemass einer Profilskizze Boschs lag unter einer dunnen Sandschicht eine 10 bis 50 cm dicke Schilftorfschicht die zahlreiches Fundmaterial barg Darunter folgte eine uber 4 m dicke Seekreide Schicht ohne weitere Kulturschichten Wahrend einer Periode der Sammlertatigkeit in den Jahren 1970 bis 1985 wurde bei verschiedenen Tauchgangen weiteres Fundmaterial zusammengetragen Sammlung Schambock 3 4 Seit 1996 werden die Reste der Siedlung im Auftrag der Kantonsarchaologie Aargau regelmassig von Forschungstauchern kontrolliert Einige Funde werden heute 2019 im Museum Burghalde in Lenzburg ausgestellt 2 nbsp Plan aus dem Jahr 1921 von Reinhold Bosch nbsp Bodenschichtung Bosch 1921Fundmaterial und Datierung Bearbeiten nbsp Mit Einstichen verziertes Keramikgefass aus der JungsteinzeitDas Fundmaterial stammt grosstenteils aus den drei Sammlerperioden ab 1911 ab 1920 und ab 1970 als Lesefunde ohne genauer dokumentierten Fundkontext Der Hauptteil besteht aus einigen hundert oft kleinfragmentierten Keramikscherben Artefakten und Abfallmaterial aus Silex und Knochen einer grosseren Anzahl von Steinbeilklingen wenigen Hirschgeweih Artefakten und ein paar Holzobjekten wie Schopfer Loffel und einem Pfeilbogenfragment 3 4 Laut Othmar Wey macht das Fundmaterial nicht gerade einen homogenen Eindruck Eine prazise Datierung ist deshalb nicht moglich Grundsatzlich halt Wey das Erlenholzli ab der spaten Cortaillod Kultur bis in die Zeit der Horgener Kultur fur besiedelt Letztere ist fur Wey dominierend vertreten 4 Die jungsteinzeitliche Seeufersiedlung stammt somit aus der Zeit zwischen 3900 und 2400 v Chr 2 Daruber hinaus fand man auch Artefakte die in diesem Gebiet kaum zu erwarten waren Dazu gehoren ein Fragment einer sogenannten Streitaxt mit flachem Nacken und eine Schussel mit einem Einstichmuster aus horizontalen und wellenformigen Linien Parallelen dazu finden sich in der Pfyner Kultur der Ostschweiz 4 Der Siedlungstyp Seeufersiedlung Bearbeiten Hauptartikel Pfahlbau Bei Seeufersiedlungen handelt es sich um archaologisch besonders wertvolle Fundstellen da im Feuchtbodenmilieu Hinterlassenschaften aus organischem Material erhalten bleiben beispielsweise Bauholzer und organische Abfalle die z B bei Zubereitung und Verzehr von Nahrung entstehen siehe Erhaltungsbedingungen fur organisches Material Die Holzbauten lassen sich mittels Dendrochronologie besonders gut datieren 6 Allerdings sind die Kulturschichten sehr empfindlich und durch verschiedene menschliche und naturliche Einflusse bedroht 7 Der Siedlungstyp der Seeufersiedlung tauchte in der fruhen Jungsteinzeit um 4500 v Chr auf und verschwand am Ende der Bronzezeit um 850 800 v Chr Er war an Seeufern und in Moorgebieten beiderseits der Alpen verbreitet Die grosste Anzahl fand sich im Schweizer Mittelland Es handelt sich bei den jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Siedlungsresten um Dorfer die von den ersten Ackerbauern und Viehzuchtern in dieser Region errichtet wurden siehe Neolithische Revolution 7 Ein Hauptgrund warum die jungsteinzeitlichen und bronzezeitlichen Bauern ihre Dorfer auf trocken gefallenen Strandplatten von Seen oder Moorgebieten errichteten durfte die Suche nach einer dauerhaften Wasserstelle in Zeiten relativer Trockenheit gewesen sein Ausserdem durfte der weiche kaum bewachsene Baugrund ein Anreiz gewesen sein da er es erlaubte Holzpfahle in den Boden zu rammen die Dach und Wande der Hauser trugen 8 Stieg der Seespiegel infolge einer Klimaverschlechterung an wurde die uberschwemmte Siedlung aufgegeben bzw in ein hoher gelegenes Gebiet verlegt Die Kulturschicht und die organischen Reste wurden dann durch das Wasser und den Schlick konserviert 7 Siehe auch BearbeitenBeinwil am See Agelmoos Seengen Riesi Meisterschwanden Seerose Liste der Kulturguter in MeisterschwandenLiteratur BearbeitenArchaologische Berichte Anzeiger fur Schweizerische Altertumskunde Neue Folge Pfahlbaufunde im Hallwylersee Band 13 1911 S 303 Online Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft fur Urgeschichte Band 4 1911 S 53 55 Online Band 5 1912 S 106 107 Online Band 13 1921 S 34 35 Online Band 15 1923 S 50 51 Online Band 16 1924 S 38 39 Online Band 17 1925 S 37 Online Band 18 1926 S 42 Online Band 19 1927 S 41 42 Online Band 20 1928 S 27 Online Band 21 1929 S 43 44 Online Band 22 1930 S 29 Online Mitteilungen der Antiquarischen Gesellschaft in Zurich Band 29 1921 1924 Heft 4 Artikel Pfahlbauten Zehnter Bericht S 218 Online Weiterfuhrende Literatur Marion Itten Die Horgener Kultur Monographien zur Ur und Fruhgeschichte der Schweiz Band 17 Basel 1970 insb S 18 36 75 und Taf 6 12 13 Othmar Wey Seeufersiedlungen am Hallwiler und Baldeggersee In Markus Honeisen et al Hg Die ersten Bauern Pfahlbaufunde Europas Forschungsberichte zur Ausstellung im Schweizerischen Landesmuseum und zum Erlebnispark Ausstellung Pfahlbauland Zurich Band 1 Schweiz Schweizerisches Landesmuseum Zurich 1990 S 286 Othmar Wey Die Cortaillod Kultur in der Zentralschweiz Studien anhand der Keramik und des Hirschgeweihmaterials Kantonsarchaologie Luzern 2001 insb S 118 119 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Meisterschwanden Erlenholzli Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gemeinde Meisterschwanden Geschichte abgerufen am 22 Juli 2019 Gemeinde Meisterschwanden Pfahlbauten abgerufen am 24 Juli 2019 Felix Muller Meisterschwanden In Historisches Lexikon der Schweiz 23 Oktober 2008 Einzelnachweise Bearbeiten Corboud Schaeren Die Pfahlbauten der Schweiz a b c Gemeinde Meisterschwanden Pfahlbauten a b c Wey Die Cortaillod Kultur in der Zentralschweiz 2001 S 118 119 a b c d e Wey Seeufersiedlungen am Hallwiler und Baldeggersee 1990 S 286 Jahresbericht der Schweizerischen Gesellschaft fur Urgeschichte 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