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Die Meinerzhagener antifaschistische Widerstandsgruppe war eine deutsche Gruppe von antifaschistischen Arbeitern die in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus ging und deren Mitglieder hingerichtet wurden Die Widerstandsgruppe bestand aus den in Meinerzhagen geborenen Fritz Muller 13 Juli 1895 oder 1897 im Ortsteil Wiebelsaat Friedrich Wilhelm Kessler 4 Oktober 1902 im Ortsteil Valbert Jakob Junglas 28 Oktober 1882 in Burgen Mosel und Ernst Hollweg 16 Marz 1895 in Borlinghausen sowie vier namentlich nicht bekannten sowjetischen Zwangsarbeiterinnen Der Tod der acht Antifaschisten gilt als Endphaseverbrechen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Aufarbeitungsbemuhungen 3 Siehe auch 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenMuller Junglas Kessler Hollweg und die Zwangsarbeiterinnen waren bei dem kriegswichtigen Rustungsbetrieb der Otto Fuchs Werke in Meinerzhagen im Sauerland beschaftigt Die Fuchs Werke lieferten unter anderem Teile der Junkers Kriegsflugzeuge Die Aktionen der Meinerzhagener Widerstandsgruppe zielten auf die Verkurzung des Krieges durch Bestreikung oder versteckte Sabotage der Kriegsproduktion sowie Aufforderungen zur Desertion vor dem Volkssturm im Rahmen des zu diesem Zweck gebildeten Freikorps Sauerland Dabei spielte die Solidaritat mit den uberwiegend sowjetischen Haftlingen des firmeneigenen Zwangsarbeiterlagers der Otto Fuchs Werke eine wichtige Rolle Bei einer Stadtbevolkerung von rund 5 000 Einwohnerinnen und Einwohnern lebten 1 700 deportierte sogenannte fremdvolkische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Meinerzhagen 2 Im gesamten Markischen Kreis waren es zwischen 15 000 und 20 000 3 Einige Uberlebende wie die ukrainische Zwangsarbeiterin Ljuba Leontjewna Meleschko berichteten nach dem Ende des Kalten Krieges als endlich Entschadigung angestrebt wurde uber die furchtbaren Zustande in der Fabrik mit Kinderarbeit unentgeltlichen Zehnstundenschichten und standiger Bewachung Zugleich gab es ihrem Bericht zufolge immer wieder Widerstandshandlungen im Lager die harte Bestrafungsaktionen zur Folge hatte zum Beispiel gegen eine junge Arbeiterin die eine rote Flagge heraushangte und dabei etwas schrie 4 Begunstigt wurden die Widerstandsaktionen der Gruppe durch die Bombardierung der Fuchs Werke durch die Alliierten am 19 Marz 1945 bei der auch zwei sechs und siebenjahrige Zwangsarbeiterkinder getotet wurden 5 und die Angst vor dem sinnlosen Tod im Krieg Die Widerstandsgruppe wurde nach Angaben von Peter Faecke in den letzten Kriegswochen des Zweiten Weltkriegs durch eine Denunziation des Blockleiters Julich enttarnt 6 Es existieren jedoch auch Berichte von Augenzeugen bzw Zeitgenossen wonach es der Meinerzhagener Amtsoberinspektor Fritz Sinderhauf war der die deutschen Arbeiter und die vier sowjetischen Zwangsarbeiterinnen beim Fuchs schen Vertrauensmann bei der Gestapo Kommissar Hermann Bolte denunzierte 7 Im Luftschutzkeller der Otto Fuchs Werke wurde die Gruppe am 29 Marz 1945 Grundonnerstag wahrscheinlich unter Folter verhort Kessler schnitt sich wahrend des Verhors die Pulsadern auf Im Anschluss wurden der schwer verletzte Kessler und die sieben anderen Mitglieder der Gruppe mit einem LKW von der Gestapo verschleppt Am 21 April 1945 wurden die acht Meinerzhagener Widerstandskampfer in Bittermark zusammen mit mehreren Hundert anderen westfalischen Opfern der Kriegsendphaseverbrechen tot aufgefunden Die Hande der Toten waren mit Stacheldraht auf den Rucken gefesselt und sie wiesen wie Kessler einen oder mehrere Genickschusse auf 8 Ungeklart ist bis heute ob der Ludenscheider KPD Stadtverordnete Alex Uesseler 11 Mai 1900 in Solingen der nach seiner Inhaftierung im KZ Borgermoor in Meinerzhagen wieder Arbeit gefunden hatte und ebenfalls im Rombergpark ermordet wurde auch zur Meinerzhagener Widerstandsgruppe gehorte 9 Des Widerstands dieser Gruppierung wird gemeinsam mit anderen mit dem Mahnmal Bittermark gedacht Aufarbeitungsbemuhungen BearbeitenGegen Hermann Bolte der die Zwangsarbeiterlager in der Ludenscheider Umgebung uberwacht hatte neben dem Fuchs Lager in Meinerzhagen u a auch das Arbeitserziehungslager Hunswinkel wurden von Seiten der Besatzungsbehorden nach dem Krieg Ermittlungen angestellt in denen es insbesondere um die Ermordung der Widerstandsgruppe und der sowjetischen Zwangsarbeiterinnen ging Uber die Ermittlungsakte verfugt heute u a das Internationale Rombergparkkomitee in Dortmund Von Hans Joachim Fuchs wurde Bolte entlastet Bolte sei stets bemuht geblieben die ihm gestellten Aufgaben in grosszugiger und menschlich gerechter Weise zu erfullen Kein einziger Fremdarbeiter habe sich uber Bolte beschwert Bolte selbst behauptete dass er vom Zwangsarbeiterprogramm der Nazis nichts gewusst habe Ungeachtet der heute dokumentierten menschenverachtenden Zustande in den Zwangsarbeiterlagern im Markischen Sauerland bekundete er er habe nur Fremdarbeiter betreut die froh gewesen seien im Reich zu sein Bolte blieb bis 1947 interniert konnte aber nach Zahlung einer Geldstrafe bis Ende der 1950er Jahre im Polizeidienst tatig bleiben Seither blieb unter den Bedingungen des Kalten Krieges die Geschichte ruhen 10 In der zweiten Halfte der 1990er Jahre bemuhten sich schliesslich lokale Organisationen und uberregionale Historiker um die Aufarbeitung der Meinerzhagener Widerstandsgruppe und des Zwangsarbeiterlagers das direkt neben den Otto Fuchs Werken in der Nahe des heute stillgelegten Bahnhofs lag und in dem standig 850 Zwangsarbeiter inhaftiert waren 11 Die regionalen Medien Meinerzhagener Zeitung und Westfalische Rundschau griffen diese Bemuhungen 1995 auf Im selben Jahr kam es auch zur Errichtung eines Strassenschildes Platz der acht Opfer des 29 Marz 1945 in der Nahe der Fuchs Werke Dieses wurde allerdings bald von Unbekannten entfernt Im Kontext der Debatte zur Entschadigung der noch lebenden Zwangsarbeiter ging der Fall 1999 2000 noch einmal durch die regionalen und uberregionalen Medien Die IG Metall berichtete im Jahr 2000 in ihrer Mitgliederzeitschrift metall dass die Otto Fuchs Metallwerke zum Kreis derjenigen Unternehmen gehorten die sich weigerten sich an dem Entschadigungsfonds zu beteiligen 12 In diesem Zusammenhang wurde thematisiert dass die Angehorigen der Meinerzhagener Widerstandsgruppe weder von den Fuchs Werken noch von der Stadt Meinerzhagen jemals entschadigt worden waren und sind Auf Initiative des um Aufarbeitung bemuhten Stadtarchivs und der Initiative Stolpersteine erinnert seit 2014 ein Denkmal auf dem Meinerzhagener judischen Friedhof an die zwischen 1939 und 1945 nach Deutschland verschleppten Menschen und dort begrabene 26 russische und polnische Zwangsarbeitsopfer 13 Eine juristische Aufarbeitung der Meinerzhagener Widerstandsgruppe und ihres Endes hat indes bis heute nicht stattgefunden Fritz Sinderhauf der nach 1945 oberster Beamter der Stadt wurde starb um 1970 Hans Joachim Fuchs im Jahre 1992 Die luckenlose historische Aufarbeitung hangt nach Einschatzung von Ulrich Sander von der Bereitschaft der Otto Fuchs Metallwerke ab ihre Archive zu offnen 14 Siehe auch BearbeitenNS ZwangsarbeitLiteratur BearbeitenPeter Faecke Das Kowalski Projekt Ed Koln Koln 2001 ISBN 3 8311 1924 4 Ulrich Sander Mord im Rombergpark Grafit Dortmund 1993 ISBN 3 89425 900 0 Ulrich Sander Morderisches Finale NS Verbrechen bei Kriegsende Papy Rossa Koln 2008 ISBN 978 3 89438 388 6 Weblinks BearbeitenVereinigung der Verfolgten des Naziregimes Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten Landesvereinigung NRWEinzelnachweise Bearbeiten Artikel des VVN BDA Memento vom 2 April 2015 im Internet Archive Stolpersteine Meinerzhagen Ansprache am neuen Denkmal 8 Mai 2014 Markischer Kreis Dokumentation zur Geschichte der Zwangsarbeit im Markischen Kreis 4 November 2014 Ljuba Leontjewna Meleschko Bericht 16 Juli 2004 Stolpersteine Meinerzhagen Gedenken der Opfer 8 Mai 2014 Peter Faecke Flug ins Leben S 231ff auf Google Books Ulrich Sander Die Medien und die Sklaven Memento vom 14 April 2014 im Internet Archive 14 April 2000 Peter Faecke Flug ins Leben S 231 ff auf Google Books Inhaltsgleich in Ulrich Sander Mord im Rombergpark S 53f Armin Schulte Alex Uesseler Biografischer Abriss Memento vom 3 April 2015 im Internet Archive anlasslich der Stolpersteinverlegung in der Melanchtonstrasse 33 in Solingen Ulrich Sander Ein Heimatverein kummert sich um fruhere Mitbewohner Gedanken zur Erforschung der Zwangsarbeit in der Provinz Zwangsarbeit Dokumentation zur Geschichte der Zwangsarbeit im Markischen Kreis Markischer Kreis Kulturamt Kreisarchiv Bismarckstr 15 58762 Altena Marz 2001 Redaktion Ulrich Biroth vgl auch den Bericht der Zwangsarbeiterin Ljuba Leontjewna Meleschko in dem auch von Widerstandsaktionen der Zwangsarbeiter berichtet wird sowie ferner Stadtarchiv Meinerzhagen 2001 denn das sind die schwersten Seiten meines Lebens die mir in jungen Jahren zugestossen sind Ehemalige Zwangsarbeiterinnen berichten von ihrer Zeit in Meinerzhagen metall 2 2000 Stolpersteine Meinerzhagen Ansprache am neuen Denkmal Ulrich Sander Die Medien und die Sklaven Memento vom 14 April 2014 im Internet Archive 14 April 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Meinerzhagener antifaschistische Widerstandsgruppe amp oldid 239431847