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Maximilian Albert Landerer 14 Januar 1810 in Maulbronn 13 April 1878 in Tubingen war wurttembergischer evangelischer Theologe Prof Maximilian Albert Landerer Fotografie von Friedrich Brandseph 1861 Inhaltsverzeichnis 1 Werdegang 2 Familie 3 Wirken 4 Werke 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksWerdegang BearbeitenDer Familienuberlieferung gemass von Jugend auf zum Geistlichen bestimmt durchlief Maximilian Albert Landerer mit dem Besuch des niederen und hoheren Seminars die gewohnliche Studienlaufbahn der wurttembergischen Theologen mit grossem Fleiss und treuer Gewissenhaftigkeit Er hatte 1824 als Schuler in Maulbronn acht von vierzehn Zeugnisnoten im Bereich Gering Mehr als mittelmassig und Mittelmassig aber er absolvierte seine Studien in Tubingen mit angeblich glanzenden Zeugnissen Er wurde von 1832 bis 1834 Amtsgehilfe seines Vaters Philipp Gottlieb Landerer Pfarrer in Walddorf Sein Bruder war Philipp Heinrich Landerer der Mediziner und Psychiater wurde Dieser grundete 1852 die bis heute bestehende Klinik im Christophsbad in Goppingen 1 Maximilian Albert Landerer wurde 1834 Repetent in Maulbronn und 1835 Repetent am Tubinger Stift Die vier Jahre eifrigen Lernens und Lehrens die er dort zubrachte wurden durch eine Reise nach Norddeutschland einschliesslich Berlin unterbrochen wo er mit Daniel Amadeus Neander August Twesten Henrich Steffens und anderen in Verbindung trat 1839 wurde er zum ersten Diakon Archidiakon in Goppingen ernannt 1840 wurde er nach der Resignation von Eduard Elwert zum ausserordentlichen Professor der Theologie und zum Fruhprediger nach Tubingen berufen Ruhig ohne viele Wandlungen und Wanderungen ist dort nun sein Leben verflossen in seltener Einfachheit das Bild eines echten schwabischen Gelehrten und Professorenlebens Einen Ruf nach Kiel 1843 lehnte er ab ebenso einen nach Gottingen 1862 Er hat Tubingen nicht mehr verlassen und wahrend Generationen von Studenten zu seinen Fussen sassen ruckte er vom Strom der Zeit und von seinen eigenen Verdiensten getragen allmahlich zu hoheren Stellen und Wurden vor 1842 wurde er Prasident des 8 kopfigen Komitees des von Georg Friedrich Muller gegrundeten Medizinischen Missions Instituts zu Tubingen 2 3 Dieses Institut stiess allerdings auf Ablehnung seitens der Basler Mission 2 1842 wurde Landerer Ordinarius 1860 erster Inspektor des theologischen Seminars Stiftes 1844 war er von der theologischen Fakultat in Konigsberg zum Doktor der Theologie honoris causa ernannt worden 1848 kooperierte er mit dem Mediziner Carl Heinrich Rosch 1807 1866 im Leitenden Ausschuss der Heil und Erziehungsanstalt fur kretine Kinder im ehemaligen Kloster Mariaberg Die Anstalt war von Carl Heinrich Rosch ins Leben gerufen worden 4 Seinem unermudlichen Wirken tat ein schwerer Sturz im Jahr 1875 Einhalt bei dem er sich eine Brustverletzung zuzog Von da an krankelte er 1877 nahm er seine Entlassung die zahlreichen Freunde und Schuler die aus allen Gegenden des engeren und weiteren Vaterlandes zum Universitatsjubilaum 1877 nach Tubingen eilten trafen ihn noch frisch und munter aber zunehmende Kranklichkeit vereitelte seinen Plan seine wissenschaftlichen Werke herauszugeben oder zur Herausgabe vorzubereiten Am 13 April 1878 machte eine Lungenblutung dem schwindenden Leben unerwartet ein Ende Er wurde auf dem Tubinger Stadtfriedhof bestattet nbsp GrabFamilie BearbeitenSeine erste Ehe mit Emilie geb Pistorius 1839 endete durch den Tod der jungen Frau nach wenigen Wochen Zum zweiten Male verheiratete er sich 1845 mit Emma geb Werner seiner Schwagerin und der Schwester seines Studiengenossen Gustav Werner Eine Tochter und drei Sohne uberlebten den Vater Wirken BearbeitenLanderer war ein Gelehrter im besten Sinne des Wortes Er galt als liebenswurdig human und zuvorkommend mit nimmermuder Freundlichkeit gegen die ihn umdrangende Studentenwelt Sein ethisch gelauterter Charakter druckte sich schon ausserlich in der seiner Achtung gebietenden Personlichkeit aus in den dunklen klugen Augen die wohlwollend und humoristisch zugleich unter der Brille hervorblitzten Eine Anekdote weiss zu berichten er habe einmal sein eigenes Exemplar seiner Dogmatik verlegt und einen Studenten gebeten ihm das seinige auszuleihen Dieser habe sich erst gestraubt weil er einige freche Anmerkungen hinzugefugt hatte dann aber wohl oder ubel nachgegeben Landerer aber habe sich damit aufs beste amusiert Still und anspruchslos wie sein Lebensweg war auch sein Wesen es haftete ihm etwas von der bekannten schwabischen Zuruckhaltung an Er hatte sich schwerlich an einer anderen deutschen Universitat heimisch gefuhlt wie er auch seine Ferienreisen nie weit uber die engere Heimat ausdehnte Seiner durchaus geraden und gerechten Natur war jedes blosse Scheinwesen zuwider Er berief sich nie auf seine umfassendste Gelehrsamkeit die sich nicht bloss auf die ihm nahe liegenden Disziplinen Theologie und Philosophie sondern auch auf Naturwissenschaften und Literatur erstreckte Ein Gehorleiden das schon im Knabenalter begann und im Alter zunahm und das den Verkehr mit ihm sehr erschwerte und auch storend auf seinen Vortrag als Lehrer und Prediger einwirkte machte ihn weder misstrauisch noch empfindlich In den Studentenjahren hat ihn dies Leiden von dem eigentlichen burschikosen Treiben zuruckgehalten aber die Freude des regen geselligen Verkehrs war ihm nicht bloss vergonnt sondern durch seinen nie versiegenden treffenden aber nicht boshaften Humor dessen pragnanteste Ausserungen als geflugelte Worte von Mund zu Mund gingen war er meistens der Mittelpunkt des Kreises Das Ideal eines akademischen Lehrers war er nicht Trotz eines eminenten Gedachtnisses das sich auch in einer grossartigen Personenkenntnis zeigte las er alle seine Vortrage vom Blatt ab Seine Stimme war keine angenehme und eine massvolle Beschrankung des Stoffes mit festem abschliessendem Resultat zu geben war ihm nicht moglich Einige seiner Veroffentlichungen sind bemerkenswert durch die feine Psychologie und den schonen Fluss der Sprache der im mundlichen Vortrag weniger hervortrat Es war eine tief gegrundete Eigentumlichkeit seines Wesens und auch seines Lehrens dass er sich in seiner Wissenschaft nie genug tun konnte dass er nie mit sich zufrieden war Er war in erster Linie Kritiker und die Nuchternheit Klarheit und objektive Begrundung seiner Kritik machte dieselbe ungemein wertvoll Ein Dialektiker der seines gleichen suchte fand er alle moglichen Grunde und Gegengrunde und wenn er in der grossartig angelegten Architektonik seiner Vorlesungen z B seiner Dogmatik lebhaft an die alten Scholastiker erinnerte so fehlte ihm dagegen das notwendige sichere Ende des systematischen Abschlusses Seine Vorlesungen die sich auf den weiten Umkreis von Dogmatik Dogmengeschichte Symbolik Religionsphilosophie Exegese des neuen Testaments und biblische Theologie des neuen Testamentes erstreckten waren eine Fundgrube des Wissens wirkten aber hauptsachlich anregend und zum eigenen Forschen reizend Wenn er auch nicht in dem Sinne eine Schule hinterliess wie Baur so war doch sein theologischer Einfluss auf die Studentenwelt auf die Generation der wurttembergischen Geistlichkeit deren Studienjahre zwischen 1850 und 1870 fielen ein stiller aber tiefer und sehr weitgehender Sein theologischer Standpunkt war der der Vermittlungstheologie da er seinem Wesen nach Kritiker und Eklektiker war Als er die Hochschule als Student betrat war dort die alte supranaturalistische Richtung am Erloschen die neuen Richtungen Schleiermacherscher und Hegelscher Theologie machten sich immer mehr geltend 1831 trat Ferdinand Christian Baur mit seiner kritischen Tatigkeit 1834 David Friedrich Strauss mit seinem Leben Jesu hervor All diese Faktoren machten ihren Einfluss auf den jungen fur das Kritische und Dialektische so empfanglichen Theologen geltend Thetisch und antithetisch hat er sich mit allen auseinandergesetzt und die Selbstandigkeit seines Standpunkts gewahrt Er war entschieden positiver Theologe in der vollen Anerkennung des Offenbarungsbegriffes und der Wunder der Sunde als einer Tat der menschlichen Freiheit Wenn Landerer von der Missachtung welche der Vermittlungstheologie von vielen Seiten entgegengebracht wird seinen redlichen Anteil zu tragen hatte und ausserhalb seines engeren Vaterlandes nie die Wertschatzung genoss die er verdiente so wurde ihm doch von unzahligen die naher auf ihn eingingen Dankbarkeit in hohem Masse gezollt Vieles von dem was er auf seinem Lehrstuhl zuerst ausgesprochen und gelehrt hat ist mundlich und schriftlich von Anderen als ihre eigene Weisheit preisgegeben worden Landerer war nicht schreibselig er hatte eine eigentumliche Scheu vor literarischen Veroffentlichungen und vor der Kritik das Bessere war auch hier der Feind des Guten Seine Bescheidenheit ging hier uber in einen Mangel an Selbstvertrauen wie er sich auch mannigfach imponieren liess wo man es nicht hatte erwarten sollen Werke Bearbeiten13 Artikel in Herzogs Realenzyklopadie 1 Auflage u a Kanon des Neuen Testaments Bd VII Melanchthon Bd IX Scholastische Theologie Bd XIII Tubinger Schule Bd XVI Das Verhaltnis von Gnade und Freiheit in der Aneignung des Heils In Jahrbucher fur deutsche Theologie Bd II Zur Dogmatik Zwei akademische Reden von Dr Maximilian Albert Landerer Gedachtnisrede auf Ferdinand Christian Baur 1860 herausgegeben von Weiss und Buder Tubingen 1879 Gedachtnisrede auf seinen Kollegen Oehler 1872 Neueste Dogmengeschichte von Semler bis auf die Gegenwart Vorlesungen von Landerer herausgegeben von P Zeller Heilbronn 1881 Predigten von Landerer In einer Auswahl herausgegeben von P Lang Heilbronn 1880 Einzelnachweise Bearbeiten Eberhard Zwink Johanneisches Christentum bei Gustav Werner S 8 a b Christoffer Hinrich Grundmann Das Medizinische Missions Institut zu Tubingen 1841 1848 In Bausteine zur Tubinger Universitatsgeschichte Folge 4 1989 S 35 90 Ablehnungsbrief Basler Mission hier zur Ganze abgedruckt Karin Engels Medizin und Mission Das Deutsche Institut fur arztliche Mission in Tubingen Arztliches Engagement in deutschen evangelischen Missionen vom Ende des 19 Jahrhunderts bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs Hier Der in Vergessenheit geratene deutsche Vorlaufer Das Medizinische Missions Institut zu Tubingen Inaugural Dissertation Ruprecht Karls Universitat Heidelberg akademischer Betreuer Wolfgang U Eckart Heidelberg 2018 S 21 f Otto Wurst Dr Karl Heinrich Rosch 1807 1866 Eine kurze Biographie Vortrag 6 Marz 1997 anlasslich einer Volkshochschulveranstaltung in Mariaberg publiziert anlasslich des 150 jahrigen Bestehens der Mariaberger Heime 20 Seiten sowie sechs AnlagenLiteratur BearbeitenTheodor Schott Landerer Maximilian Albert In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 17 Duncker amp Humblot Leipzig 1883 S 588 591 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Maximilian Albert Landerer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Normdaten Person GND 116672757 lobid OGND AKS VIAF 52447692 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Landerer Maximilian AlbertKURZBESCHREIBUNG deutscher evangelischer TheologeGEBURTSDATUM 14 Januar 1810GEBURTSORT MaulbronnSTERBEDATUM 13 April 1878STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Maximilian Albert Landerer amp oldid 218675460