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Markenbewusstsein bezeichnet das subjektive Bevorzugen von Markenprodukten durch den Konsumenten gegenuber markenlosen Waren Mit dem Erwerb eines Markenartikels kauft der Kunde nicht nur einen Gebrauchs oder Verbrauchsgegenstand sondern zusatzlich einen ideellen Gegenstand namlich ein Versprechen das an die Markierung Marke der Ware geknupft ist ein Versprechen bezuglich der Eigenschaften des Produktes Diese Markeneigenschaften werben um die Sympathie oder sogar um die Solidaritat und Identifikation des Kunden Erscheint das Versprechen dem Kunden als relevant fur seine Kaufentscheidung und nach ersten eigenen Erfahrungen als nicht nur leeres Versprechen kann tatsachlich Sympathie entstehen Daraus entwickelt sich oft eine grosse Markentreue und ein ausgepragtes Markenbewusstsein des Kunden Markenbewusstsein tritt in sehr unterschiedlicher Art und Weise in Erscheinung sowohl was den Grad als auch was die Art der Auspragung betrifft Es kann sich ausser in Markentreue auch in Markenvertrauen Identifikation mit der Marke in Verehrung der Marke in Sammelleidenschaft usw aussern In gesteigerter bzw ubersteigerter Form kann das zu Phanomenen wie Markenfans und Warenfetischismus fuhren im Extremfall mit suchtartigem Charakter Im Bereich der Kleidung ist Markenbewusstsein oft besonders ausgepragt in sehr unterschiedlichen Formen Hier wird auch die Problematik von Markenbewusstsein besonders unter Jugendlichen immer wieder besonders stark thematisiert In diesem Zusammenhang ist auch immer wieder von Markenterror die Rede damit ist ein gesellschaftlicher Erwartungsdruck auf den einzelnen z B in Schulklassen gemeint der bis zum Psychoterror reichen kann Deswegen wird z T sogar die Einfuhrung von Schuluniformen vorgeschlagen Das hier problematisierte Markenbewusstsein ist in der Regel eine spezielle Art namlich Marken als Prestigeobjekt zu tragen und sich damit vor anderen zu profilieren Imponierverhalten entweder indem man einen hohen allgemeinen Mindeststandard bezuglich des Preisniveaus erwartet mithalten wollen indem man mit extrem teuren Designer Stucken untereinander Wettbewerb betreibt sich uberbieten wollen oder indem bekannte Marken Logos demonstrativ zur Schau gestellt werden Inhaltsverzeichnis 1 Qualitatsmarken und Billigmarken 2 Imagemarken 3 Prestigemarken 3 1 Der gute Name und Sich einen Namen machen 4 Markenskepsis und Konsumkritik 5 Konsumorientierter Lebensstil und Designermarken 6 Literatur 7 EinzelnachweiseQualitatsmarken und Billigmarken BearbeitenViele Marken stehen fur ein Versprechen bezuglich gleich bleibend hoher Qualitat der entsprechenden Produkte Der Kunde der die Erfahrung gemacht hat dass man sich auf dieses Versprechen verlassen kann wird von der Uberprufung der Qualitat bei jedem neuen Einkauf entlastet Manche Marken insbesondere Handelsmarken stehen auch fur ein Versprechen hinsichtlich des gunstigen Preises Der Kunde der mehrfach die Erfahrung gemacht hat vergleichbare Produkte anderer Marken selten preiswerter zu erhalten entwickelt auch hier ein Vertrauen zu der Marke In beiden Fallen entwickelt der Kunde nicht selten eine grosse Markentreue Imagemarken BearbeitenJede Marke erzeugt einen Ruf ein Bild eine Vorstellung ein Image bzgl der mit ihr verbundenen Eigenschaften Haufig bezieht sich dieses Image auf die Qualitaten des Produkts bzgl Verarbeitung Haltbarkeit Materialwahl Pflegeleichtigkeit etc Haufig wird allerdings ganz bewusst ein Image als eine Art Aura um das Produkt erzeugt die nicht am unmittelbaren Produkt selbst ablesbar ist deren Glaubwurdigkeit daher mehr vom Vertrauen des Kunden abhangt Diese Images betreffen oft Eigenschaften des Hersteller oder Handelsbetriebs wie Okologiebewusstsein soziales Engagement eine bestimmte Unternehmenskultur oder ein Engagement fur eine bestimmte Art von Kultur oder Subkultur bzw das Propagieren eines Lebensstils und der engagierte Einsatz dafur Diese Werte werden uber Werbung und Unternehmenskommunikation versucht glaubwurdig zu vermitteln Mit linguistischen Methoden kann untersucht werden wie erfolgreich solche Kommunikationsmassnahmen sind da sich in der alltagssprachlichen Verwendung von Markennamen teilweise andere Bedeutungen konstituieren als von den Markenproduzenten intendiert wird 1 Das tatsachliche Image von bestimmten Marken ist daher auch von den Markenproduktverwendern und nicht nur von den Markenproduzenten abhangig Unternehmen die sog Lifestyle Produkte anbieten versuchen ihre Produkte so zu gestalten dass sie auch von ihrer Formgebung her ein Ausdruck des Lebensgefuhls der anvisierten Zielgruppe sind Die Marken stehen fur ein bestimmtes Lebensgefuhl das durch das Unternehmen gefordert oder initiiert wird Die Marke entwirft und propagiert als Kern ihrer Markenidentitat ein bestimmtes Lebensgefuhl Je grosser die Schnittmenge mit dem tatsachlichen oder angestrebten Lebensgefuhl des Kunden ist und je attraktiver und glaubwurdiger es dem Kunden erscheint desto grosser ist die Identifikation mit dem Entwurf dieser Marke Authentizitat und Credibility sind dabei hohe Werte Besonders bei Lebensstilen subkultureller Gruppen legt der subkulturelle Kunde haufig sehr viel Wert darauf dass die Sache der Szene Ziele Ideale etc dem Anbieter tatsachlich ein Herzensanliegen ist Marken fur die das zutrifft prasentieren in ihrer Selbstdarstellung den Geist der jeweiligen Szene d h das Lebensgefuhl die Inhalte und die asthetischen Ausdrucksformen dieser Szene Als besonders glaubwurdig gelten dann oft solche Marken die die Ideale der eigenen Szene uber den eigenen Profit stellen und nur massigen wirtschaftlichen Erfolg haben Markenprodukte solcher Anbieter konnen sich zu Szeneklassikern und Kultobjekten entwickeln Andererseits gibt es Produkte bestimmter Hersteller die von sich aus eine solche Faszination ausuben und sich durch deutliche Alleinstellungsmerkmale von anderen Anbietern unterscheiden so dass sich ohne Zutun des Unternehmens ein regelrechter Kult um sie entwickelt und sie zu Kult und Sammelobjekten werden und ein eigenes Lebensgefuhl erzeugen ohne dass das Unternehmen das ursprunglich intendierte Beispiel Harley Davidson Das trifft insbesondere auf Produkte zu die fur eine bestimmte Szene unverzichtbar sind Beispiel Snowboards Motorrader Prestigemarken BearbeitenIn Bevolkerungskreisen die ihren Status in der Gesellschaft oder sogar ihren personlichen Wert uber ihren materiellen Wohlstand und ihren wirtschaftlichen Erfolg definieren konnen Marken insbesondere teure Marken zu Statussymbolen und Prestigeobjekten werden Teure Marken sind geeignet den eigenen wirtschaftlichen Erfolg sowie einen luxuriosen Lebensstil oder zumindest die Illusion davon vor sich und anderen zu zelebrieren Wahrend es in bestimmten Bevolkerungskreisen regelrecht tabu ist mit materiellen Werten zu prahlen und zu protzen wird in anderen Milieus das Imponieren geradezu inszeniert und zum Sport gemacht das Sich Aufmotzen Pimping und das genussvolle Posieren Posing mit teuren Luxusartikeln teurer Marken auf die zum Teil mit auffalligen Markenlogos verwiesen wird Diese Tendenz ist gerade im Bereich von Kleidung zu beobachten Dahinter steckt sicherlich oft auch der Respekt vor den Menschen die es geschafft haben wirtschaftlich erfolgreich zu sein sowie die Faszination vor ihrem Lebensstil durch die Menschen die es noch nicht geschafft haben Ein Beispiel dafur sind Teile der Hip Hop Kultur Im HipHop wird aus vielem ein Wettbewerb ein Battle gemacht so auch z T um das prestigetrachtigste Outfit Andere HipHopper lehnen das aber strikt ab und sprechen vom Ausverkauf der Szene Manchmal hat das demonstrative Zur Schau Stellen von Marken aber sicherlich auch romantischere Grunde dahinter kann auch die Sehnsucht stecken der eigenen armseligen Welt zu entfliehen in eine glamourosere vermeintlicher bessere Welt ohne materielle Sorgen indem man in Versatzstucken aus der Welt der Schonen und Reichen schwelgt und sich selbst vermeintlich in diese Welt befordert Der gute Name und Sich einen Namen machen Bearbeiten In diesem Zusammenhang spielt der prestigetrachtige und glamourose Ruf eines Markennamens eine wesentliche Rolle Die Namen von teuren Luxusmarken werden demonstrativ hervorgehoben und zur Schau gestellt um seine materielle Potenz sich und anderen zu demonstrieren oder sich selbst zumindest die Illusion von Uberfluss zu geben In der Hip Hop Szene spielt der Name noch eine weitere Rolle Da eines der vier elementaren Genres der Hip Hop Kultur im Writing Graffiti besteht haben Hip Hopper einen besonderen Bezug zum geschriebenen Wort insbesondere zum Eigennamen Der Mythos des Writings besteht darin sich einen Namen zu machen also sich durch die an Wande und Objekte angebrachten Namenszuge Bekanntheit und Anerkennung zu erwerben und dadurch u U sogar gesellschaftlichen Aufstieg zu erreichen Wer das erreicht verdiene Respekt Deshalb gehort ein Kult um Namen oft zur Hip Hop Kultur Wer diesen Weg geschafft hat wird von anderen als Idol oder Vorbild verehrt Erfolgreiche Hip Hopper inszenieren ihren eigenen Namen nicht selten als eigenstandige Marken gerade im Bereich Kleidung die dann naturlich auch hier als wirkungsvolle Schriftzuge in Erscheinung treten und von ihren Fans getragen werden Markenskepsis und Konsumkritik BearbeitenIn den Protestbewegungen und Jugendkulturen der 60er und 70er Jahre 68er Okologiebewegung Alternativbewegung usw entwickelten sich grosse Vorbehalte gegen den Status quo der westlichen Konsumgesellschaft Ausgehend von einer grundsatzlichen Kapitalismuskritik von sozialen bzw okologischen Folgen und kulturkritischer Ansatzen z B aus dem Umfeld von Theodor W Adorno oder von Guy Debord standen diese Bewegungen auch den grossen Marken der Industrie sehr skeptisch gegenuber Gerade die erfolgreichen auf dem Weltmarkt prasenten Markenunternehmen gerieten immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik Kai Uwe Hellmann beispielsweise referenziert die Etablierung des Markenbewusstseins als Fortsetzung des von Karl Marx beschriebenen Warenfetisches 2 Stattdessen galt teils ein einfaches verantwortungsbewusstes Leben der Einkauf okologischer Produkte aus Fairem Handel bei kleinen Handwerkern und in kleinen Laden als politisch korrekt Dennoch entstanden auch gegenkulturelle Marken wie z B Greenpeace Diese Tendenz zu Markenskepsis wirkt in weiten Kreisen der Bevolkerung bis heute fort gerade in gebildeten Bevolkerungskreisen Konsumorientierter Lebensstil und Designermarken BearbeitenAls Gegenreaktion zu diesen Bewegungen entstanden Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre hedonistischere und narzisstischere Bewegungen die sich von diesen weltverbessernden Zielen distanzierten Popper und Yuppies zelebrieren stattdessen Asthetik und Luxus Genuss und Konsum Karriere und wirtschaftlichen Erfolg Sie entwickelten ein ausgepragtes Bewusstsein fur gut gestaltete Produkte Damit verbunden war eine hohe Wertschatzung fur Marken hochwertiger und hoch kultivierter Produkte insbesondere fur Designermarken Die Folgen sind Statusmarken und Markenstatus Markenfans mit Markenkult und Kultmarken Literatur BearbeitenWertz Marcus Der Einfluss von Markensymbolen auf die Rezeption und Interpretation sozialer Situationen Magisterarbeit Marburg 2005 PDF LinkEinzelnachweise Bearbeiten Inga E Kastens Linguistische Markenfuhrung Die Sprache der Marken Aufbau Umsetzung und Wirkungspotenziale eines handlungsorientierten Markenfuhrungsansatzes Munster 2008 Kai Uwe Hellmann Fetische des Konsums Zur Soziologie der Marke VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2011 ISBN 978 3 531 16933 0 S 298 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Markenbewusstsein amp oldid 201605102