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Marie Fortunee Lafarge Januar 1816 in Paris 1 2 als Marie Fortunee Cappelle 7 September 1852 3 war eine franzosische Giftmorderin Der Prozess gegen Marie Lafarge die beschuldigt wurde ihren Mann Charles Lafarge mittels Arsenik vergiftet zu haben wurde zum weltweit ersten Gerichtsverfahren mit einem Urteil auf der Grundlage eines toxikologisch chemischen Beweises 4 Das Gerichtsverfahren spaltete Frankreich in zwei Lager in die Lafargisten und die Anti Lafargisten Marie Lafarge wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt das Urteil wurde jedoch von Konig Louis Philippe I in eine lebenslange Gefangnisstrafe umgewandelt Noch einige Jahre nach der Verurteilung erschienen Streitschriften und Bucher in denen Anhanger beider Lager leidenschaftlich fur ihre Sache eintraten 5 Die 1841 erstmals erschienene Autobiografie Lafarges wurde zu einem Bestseller Marie Lafarge Lithographie von Gabriel Decker um 1850 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Kindheit und Jugend 1 2 Die Ehe mit Charles Lafarge 1 3 Die Erkrankung und der Tod Charles Lafarges 1 4 Ermittlungen und Beweisaufnahme 1 5 Der erste Prozess 1 6 Der zweite Prozess 1 7 Gefangnishaft und Tod 2 Verfilmungen 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKindheit und Jugend Bearbeiten Marie Cappelle wurde als Tochter eines Obersten und dessen Frau geboren Beide Elternteile starben fruh so dass Cappelle bei Pflegeeltern in Paris aufwuchs Cappelle besuchte gute Schulen und freundete sich so mit vielen Kindern des Adels und des Geldadels an Einige Zeit nach dem Schulabschluss begleitete sie eine Schulfreundin die mit dem Vicomte de Leautaud verheiratet war auf deren Schloss Wahrend Cappelles Aufenthalt dort verschwand der Schmuck der Freundin spurlos Der Vicomte de Leautaud verstandigte die Surete deren Ermittler zu dem Ergebnis kamen dass einzig Cappelle den Schmuck entwendet haben konne Der Vicomte hielt diesen Verdacht jedoch fur so unwahrscheinlich dass er eine Verhaftung Cappelles verhinderte und sie nach Paris zuruckkehren liess Die Ehe mit Charles Lafarge Bearbeiten In Paris wurde Cappelle von ihren Pflegeeltern mit der Nachricht empfangen dass sich ein wohlhabender Brautigam fur sie gefunden habe Charles Lafarge hatte die Familie uber eine Heiratsvermittlerin gefunden und behauptete nicht nur eine Eisengiesserei zu betreiben sondern sowohl wohlhabend als auch Schlossbesitzer zu sein Cappelle stimmte einer sofortigen Heirat zu Sie folgte ihrem Ehemann nach der Heirat am 10 August 1839 auf dessen Anwesen Lafarge war allerdings weder wohlhabend noch besass er ein Schloss Er lebte in einem alten heruntergekommenen Gebaude des ehemaligen Kartauserklosters Le Glandier in Beyssac im Departement Correze das nur notdurftig zum Wohnen hergerichtet war und hatte erdruckende Schulden angehauft Die Eisengiesserei war stillgelegt und nicht produktionsfahig Marie Lafarge war entsetzt uber diese Umstande und beschwor ihren Mann in einem Brief sie sofort wieder freizugeben sonst wurde sie sich mit Arsenik toten Sie habe das Gift bei sich 6 Lafarge war allerdings nicht bereit die Ehe sofort wieder aufzulosen Um sie zu beschwichtigen beschaffte er ein Reitpferd und Dienerschaft Marie Lafarge schrieb in den folgenden Wochen begeisterte Briefe an Freunde und Verwandte und berichtete von dem Gluck das sie in Le Glandier gefunden habe Sie vermachte ihrem Mann einen kleinen Teil ihres Vermogens und schrieb ihm Empfehlungsbriefe mit denen er sich im Dezember 1839 auf den Weg nach Paris machte um beim Patentamt uber eine Abfindung fur seine Erfindungen zu verhandeln 7 Kurz bevor Lafarge abreiste vermachte sie ihm plotzlich ihr ganzes Vermogen verlangte aber als Gegenleistung dass er ihr das gesamte Anwesen die Eisengiesserei und die Patente an einigen seiner Erfindungen vermache Er erfullte diesen Wunsch verfasste aber noch ein zweites Testament in dem er seine Mutter als Alleinerbin einsetzte Wahrend Charles Lafarge in Paris weilte schrieb ihm seine Frau liebevolle Briefe sandte ihm ihr Portrat und kundigte an ihm kleine Weihnachtskuchen von der Art wie auch sie sie essen wurde zu schicken Am 16 Dezember wurde das Geback in Le Glandier abgeschickt Zwei Tage spater erhielt Lafarge das Paket Es enthielt allerdings nicht wie angekundigt mehrere kleine Kuchen sondern nur einen grossen Lafarge ass ein Stuck und bekam kurze Zeit spater starke Krampfe und musste erbrechen Er wurde von einer starken Gliederschwache befallen und verbrachte einen vollen Tag im Bett Lafarge suchte keinen Arzt auf da Brechdurchfalle zu jener Zeit alltaglich waren und warf den anscheinend verdorbenen Kuchen weg Die Erkrankung und der Tod Charles Lafarges Bearbeiten nbsp Le Glandier um 1840 das Todesjahr von Charles LafargeAm 3 Januar 1840 kehrte Charles Lafarge noch sichtlich geschwacht nach Le Glandier zuruck Er hatte 28 000 Franc aufgebracht die ihn in die Lage versetzten die dringendsten Schulden zu begleichen Marie Lafarge servierte ihm Wildbret und Truffel Kurze Zeit nach dem Essen befiel Lafarge erneut die Pariser Krankheit In der Nacht wurde der Hausarzt Dr Bardou zu Hilfe gerufen Er diagnostizierte Cholera und schopfte keinen Verdacht als ihn Marie Lafarge bei dieser Gelegenheit um ein Rezept uber vier Gran Arsenik bat Sie wolle die Rattenplage in Le Glandier damit bekampfen erklarte sie Dr Bardou da die Ratten des Nachts die Ruhe des Kranken storten 8 Am Tag darauf verschlechterte sich Lafarges Zustand Er hatte Wadenkrampfe und sehr starken Durst Alle Mitglieder des Haushalts und viele Verwandte versammelten sich um sein Bett Marie Lafarge reichte ihrem Gatten Getranke und Medikamente unter anderem ein weisses Pulver aus der Malachitdose die sie immer bei sich trug Sie erklarte es handele sich dabei um Gummi arabicum Am 10 Januar ging es Lafarge so schlecht dass ein zweiter Arzt Dr Massenat herbeigerufen wurde Er diagnostizierte ebenfalls Cholera und verschrieb in Milch geschlagene Eier Marie Lafarge mischte dieses Getrank und gab unter den Augen der Malerin Anna Brun die ebenfalls dem Haushalt angehorte ein weisses Pulver hinzu Auf Nachfragen von Brun erklarte sie es handele sich um Orangenblutenzucker Etwas spater fand Brun das Glas von dem Charles Lafarge kaum getrunken hatte und sah weisse Flocken auf der Milch schwimmen Aus einem Verdacht heraus zeigte sie das Glas Dr Bardou Dieser probierte die Milch und empfand einen brennenden Geschmack Den erklarte sich der Arzt damit dass etwas Kalk von der Decke in das Glas gebroselt sei Brun gab sich nicht mit dieser Erklarung zufrieden und schloss das Glas mit der Eiermilch in einem Schrank ein 9 Ebenso verfuhr Anna Brun mit den Resten einer Brotsuppe in die Marie Lafarge ebenfalls das Pulver aus der Malachitdose geruhrt hatte Brun teilte ihren Verdacht der Mutter und den Schwestern Lafarges mit Einer der Diener berichtete Mme Lafarge habe am 5 Januar den Gartner und am 8 Januar ihn selbst zur Apotheke nach Lubersac geschickt um Arsen zu kaufen Mit den Anschuldigungen der Familie konfrontiert liess Marie Lafarge den Gartner holen der bestatigte das Gift von ihr erhalten zu haben um daraus eine Paste zur Bekampfung der Rattenplage herzustellen Dies habe er getan und Koder ausgelegt Am Tag darauf am 13 Januar fand Lafarges Schwester Amena einen weissen Bodensatz in einem Glas Zuckerwasser In der darauffolgenden Nacht wurde ein dritter Arzt hinzugezogen Dr Lespinasse erklarte Lafarge sei mit Arsen vergiftet worden allerdings sei es zu spat etwas zu unternehmen Wenige Stunden spater in den fruhen Morgenstunden des 14 Januar 1840 starb Charles Lafarge Noch am selben Tag ubersandte Marie Lafarge das Testament ihres Mannes ohne zu wissen dass es ungultig war an einen Notar Eine Cousine des Verstorbenen ein junges Madchen namens Emma entwendete wahrend einer Unterhaltung mit ihr die Malachitdose mit dem weissen Pulver Die Familie benachrichtigte umgehend die Gendarmerie und den Friedensrichter von Brive Monsieur Moran Ermittlungen und Beweisaufnahme Bearbeiten Moran kam in Begleitung von drei Gendarmen nach Le Glandier Er horte sich die Anschuldigungen der Familie an und sammelte die Beweisstucke ein die von Anna Brun verwahrt worden waren Er legte die Glaser mit der Eiermilch und dem Zuckerwasser die Reste der Brotsuppe und eine Probe des Erbrochenen von Charles Lafarge in einen Korb und liess sich vom Gartner die Reste des Arsens aushandigen Der Gartner sagte aus dass er nicht erst am 5 Januar Arsenik erhalten habe sondern schon Mitte Dezember Die von ihm hergestellte Paste wurde allerdings von den Ratten gemieden die Koder lagen noch uberall unberuhrt herum Moran liess daraufhin auch die Koder konfiszieren und den Apotheker von Lubersac Monsieur Essartier vernehmen Dieser sagte aus Mme Lafarge habe am 12 Dezember 1839 und am 2 Januar 1840 grossere Mengen Arsenik gekauft Moran liess daraufhin die drei behandelnden Arzte zur Vernehmung bitten Am 16 Januar bekamen die Doktoren Bardou Massenat und Lespinasse von Moran den Auftrag Lafarges Leiche zu obduzieren Sie zogen noch Dr D Albay hinzu einen uber gute Chemiekenntnisse verfugenden Kollegen Moran erklarte er habe gehort dass es den Professoren Devergie und Mathieu Orfila in Paris gelungen sei Arsen in Leichen nachzuweisen und fragte ob die vier Arzte das auch konnten Alle vier mochten ihre Unkenntnis wohl nicht eingestehen und bejahten diese Frage 10 Am 22 Januar lag der Bericht der Obduktion vor Die Arzte hatten nur den Magen Lafarges entnommen und den Rest des Korpers zur Bestattung freigegeben Weiter untersuchten die Arzte die Substanzen die Moran auf Le Glandier konfisziert hatte 1832 hatte James Marsh die nach ihm benannte Marshsche Probe erfunden mit der man Arsen sicher nachweisen konnte Die obduzierenden Arzte hatten allerdings von dieser Entdeckung noch nichts gehort und untersuchten mit den Methoden mit denen sich unter anderem Samuel Hahnemann am Nachweis des Arsens versucht hatte Die Arzte kamen zu dem Ergebnis dass die konfiszierten Speisen und Getranke grosse Mengen Arsen enthielten der Mageninhalt Lafarges aber zu wenig Arsen um es genau zu bestimmen Die Rattenkoder und das Pulver das der Gartner ausgehandigt hatte enthielten zur Uberraschung aller Beteiligten uberhaupt kein Arsen es war Natron 11 Am 24 Januar wurde der Inhalt der Malachitdose untersucht auch dort wurde Arsen gefunden Der erste Prozess Bearbeiten Marie Lafarge wurde daraufhin am 25 Januar verhaftet und zusammen mit ihrer Dienerin Clementine in das Gefangnis von Brive gebracht Am folgenden Tag erschienen in den grossen franzosischen Zeitungen die ersten Berichte uber die Giftmorderin von Le Glandier Lafarges Pflegeeltern engagierten daraufhin einen der bekanntesten Advokaten aus Paris Maitre Paillet Dieser ubernahm zusammen mit vier Assistenten darunter der spater beruhmte Maitre Charles Alexandre Lachaud 1818 1882 die Verteidigung Marie Lafarges Im Zuge der Zeitungsberichte erinnerte sich der Vicomte de Leautaud an den verschwundenen Schmuck seiner Frau und liess eine Hausdurchsuchung in Le Glandier durchfuhren die den Schmuck zu Tage forderte Lafarge gab zu diesen Schmuck zu besitzen Sie sollte ihn im Auftrag der Comtesse de Leautaud zu Geld machen da diese von einem Liebhaber erpresst werde Diese Geschichte stellte sich jedoch als unwahr heraus Noch wahrend der Beweissuche fur den Giftmordprozess wurde Marie Lafarge wegen des Diebstahls vor Gericht gestellt Sie beteuerte so uberzeugend ihre Unschuld dass sich einige Zeitungen auf ihre Seite schlugen und die Comtesse de Leautaud als die tatsachlich Schuldige bezeichneten Lafarge wurde wegen Diebstahls zu zwei Jahren Gefangnis verurteilt Der zweite Prozess Bearbeiten nbsp Der Toxikologe Mathieu OrfilaDer erste Prozess und die folgende Verurteilung hatten den Fall europaweit bekannt gemacht Der zweite Prozess fand in Tulle statt Bereits Wochen vor dem Verhandlungsbeginn waren alle Ubernachtungsmoglichkeiten in Tulle und Umgebung ausgebucht Aus ganz Europa reisten Journalisten an Am 3 September 1840 begann die Verhandlung gegen Marie Lafarge mit der Verlesung der Anklageschrift durch den Staatsanwalt Decous Maitre Paillet der Verteidiger Lafarges vertrat zu dieser Zeit zufallig in einem anderen Prozess den Toxikologen und Rechtsmediziner Mathieu Orfila und ersuchte diesen um Rat Der Toxikologe galt zu dieser Zeit als Spezialist auf seinem Gebiet und war bereits mehrmals als Gutachter vor Gericht tatig gewesen Orfila sah sich die Ermittlungsakten an und schrieb fur Paillet ein Gutachten aus dem die Unfahigkeit der obduzierenden Arzte und deren Unkenntnis uber den Nachweis von Arsen deutlich hervorging Am Nachmittag des ersten Verhandlungstages wurden die obduzierenden Arzte Massenat und D Albay in den Zeugenstand gerufen Sie erklarten wie man Charles Lafarges Leichnam obduziert und den Mageninhalt untersucht hatte Auf Nachfrage Paillets erklarten beide sie hatten noch nie von James Marsh oder der Marshschen Probe gehort Paillet verlas daraufhin Orfilas Gutachten und verlangte Orfila vor Gericht zu horen Die Anklage lehnte das ab es seien bereits neue Gutachter bestellt die nochmals Untersuchungen vornehmen sollten Dabei handelte es sich um die beiden Apotheker Dubois Vater und Sohn und den Chemiker Dupuytren aus Limoges Bardou Massenat Lespinasse und D Albay hatten zwar von der ersten Obduktion Proben zuruckbehalten aber nicht beschriftet und sahen sich daher ausserstande zu erkennen welches Gefass bereits untersuchtes Material enthielt und welches noch nicht untersuchte Proben Die Proben waren nur mit etwas Papier abgedeckt der Magen des Opfers hatte bereits einige Tage vor den Untersuchungen vollig unverpackt in einer Schublade im Schreibtisch eines Gerichtsschreibers gelegen 12 13 Am 5 September erschienen die Herren Dubois und Dupuytren wieder vor Gericht und ubergaben als erstes eine Kiste mit der Halfte des Untersuchungsmaterials zur Verwahrung Der altere Dubois erstattete daraufhin Bericht uber die Untersuchung des Magens und des Mageninhalts des Leichnams Er erklarte die Marshsche Probe und verschwieg dabei dass er und seine Kollegen den dazu notigen Apparat das erste Mal zusammengebaut und benutzt hatten 14 Dubois prasentierte schliesslich das Ergebnis In den Proben sei nicht die kleinste Spur Arsen nachweisbar Daraufhin verwickelte der Anklager der mittlerweile auch Orfilas Schriften gelesen hatte die bisher untersuchenden Arzte in einen fachlichen Streit der in der Anordnung endete dass Lafarges Uberreste exhumiert werden mussen um in anderen Organen speziell der Leber nach Arsen zu suchen Dies sollte durch alle sieben bisher Beteiligten geschehen Der Verteidiger Paillet versuchte dies zu verhindern scheiterte aber Die Arzte der Chemiker und die beiden Apotheker begaben sich nach Le Glandier wahrend sich das Gericht mit der Frage beschaftigte wie der vergiftete Kuchen in das Paket fur Charles Lafarge gekommen war und warum sich Arsenik in der Malachitdose befand Marie Lafarge beteuerte ihre Unschuld und deutete an dass man ihr den Mord anhangen wolle wollte aber keine Namen nennen um niemandem das Leid zuzufugen das sie jetzt ertragen musse Die sieben Gutachter hatten mittlerweile ebenfalls alle Werke Orfilas gelesen und legten samtliche Proben in saubere Gefasse entnahmen Friedhofserde zum Vergleich und kehrten am 9 September in den Gerichtssaal zuruck Es wurden Teile der Leber der Milz des Darmes und des Gehirns untersucht Die Marshsche Probe zeigte dass sich in keinem untersuchten Bereich des Leichnams Arsenik befand Der Anklager Decous erwiderte darauf wie man sich das gefundene Arsenik in den Getranken und Speisen sowie in der Malachitdose erklaren wolle wenn der Leichnam kein Arsenik enthielt Er verlangte die fraglichen Beweisstucke mit Hilfe des Marshschen Apparates erneut zu untersuchen Maitre Paille seines Sieges vollig sicher stimmte zu Am Nachmittag trat das Gericht wieder zusammen Der Apotheker Dubois der altere betrat den Zeugenstand und erklarte man habe in allen Speisen und Getranken sowie der Malachitdose Arsenik gefunden alleine die untersuchte Eiermilch enthalte soviel Arsenik dass man wenigstens zehn Personen damit vergiften konnte 15 Der Staatsanwalt Decous bestand nun darauf den Experten Orfila vor Gericht zu horen Paillet der das bereits am ersten Prozesstag gefordert hatte konnte das schlecht ablehnen Der Toxikologe erreichte Tulle am 13 September und verlangte dass alle bisherigen Gutachter Zeuge seiner Untersuchungen sein sollten Er liess sich das zuruckbehaltene Material und die Reagenzien vom Gericht ubergeben und fuhrte die Experimente sogleich in einem Nebensaal des Justizgebaudes durch Die Turen wurden verschlossen und bewacht Orfilas Experimente dauerten die ganze Nacht an Am Nachmittag des 14 Septembers trat er in den Zeugenstand Der Toxikologe erklarte er werde beweisen dass der Korper Lafarges Arsenik enthalte Weiter werde er beweisen dass das im Leichnam gefundene Gift weder aus der Friedhofserde stamme noch dem Arsen entspreche das sich von Natur aus im menschlichen Korper befindet Er referierte daruber dass man die ersten Untersuchungen mit veralteten Methoden durchgefuhrt habe und bei den zweiten Untersuchungen der hochempfindliche Marshsche Apparat nicht richtig benutzt worden sei Er fuhrte aus dass die Friedhofserde keinerlei Arsen enthalte und dass sich Arsen im menschlichen Korper nur in den Knochen befinde nicht aber im Magen Darm in der Milz oder der Leber und auch nicht im Gehirn Paillet hielt ein verzweifeltes Pladoyer wahrend es vor dem Gerichtsgebaude zu lautstarken Protesten der Lafargisten kam Am 19 September fiel das Urteil Mme Lafarge wurde zu lebenslanger Zwangsarbeit 16 verurteilt das Urteil wurde jedoch von Konig Louis Philippe I in eine lebenslangliche Gefangnisstrafe umgewandelt Gefangnishaft und Tod Bearbeiten Im Oktober 1841 wurde Lafarge in das Gefangnis Montpellier uberfuhrt in dem sie zehn Jahre verbrachte Im ersten Jahr ihres Gefangnisaufenthaltes schrieb sie ihre Memoiren die 1841 erschienen 1851 wurde sie schwer lungenkrank vermutlich war es Tuberkulose entlassen und starb wenige Monate spater im Jahr 1852 Sie wurde auf dem Friedhof in Ornolac Ussat les Bains im Departement Ariege beigesetzt die Grabstatte ist noch erhalten 17 Nach dem Tode Marie Lafarges blickte ein Rechtsanwalt namens Monsieur Bac der als Assistent Paillets am Prozess beteiligt und lange Zeit von ihrer Unschuld uberzeugt war auf die Affare Lafarge zuruck Bac erklarte dass wenn man so schlecht uber Marie Lafarge denke wie man nur konne man noch nicht schlecht genug uber sie denken wurde 5 nbsp Marie Lafarge auf dem Einband ihrer 1841 bei Carey amp Hart in Philadelphia erschienenen MemoirenVerfilmungen BearbeitenDer Prozess um Marie Lafarge wurde 1938 als L Affaire Lafarge unter der Regie von Pierre Chenal verfilmt Pierre Renoir spielte die Rolle des Charles Lafarge Marcelle Chantal ubernahm den Part der Marie Lafarge 1975 produzierte das Fernsehen der DDR unter der Regie von P Deutsch einen Fernsehfilm unter dem Titel Sensationsprozess Marie Lafarge Wolf Kaiser Gunter Schubert und Ulrike Hanke Hansch gehorten zu den Darstellern Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Marie Lafarge Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Der Prozess bei Visible Proofs englisch Das ehemalige Kartauserkloster Le Glandier franzosisch Literatur BearbeitenMarie Lafarge Denkwurdigkeiten der Marie Cappelle verwitwete Lafarge Von ihr selbst geschrieben 2 Bande Brockhaus amp Avenarius Leipzig 1841 Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder In Das Jahrhundert der Detektive Band 3 Droemer Knaur Munchen 1972 ISBN 3 426 03164 7 Hans Pfeiffer Die Sprache der Toten ungeklarte Todesfalle auf dem Seziertisch Heyne Munchen 1997 ISBN 3 453 13064 2 Lizenz des Militzke Verlags Leipzig 1993 1 uberarbeitete Auflage 2003 ISBN 3 86189 047 X Lucienne Netter Hrsg Heinrich Heine Sakularausgabe In Stiftung Weimarer Klassik Centre National de la Recherche Scientifique Hrsg Werke Briefwechsel Lebenszeugnisse Band 10 11 Teilband 2 Pariser Berichte 1840 1848 Lutezia Berichte uber Politik Kunst und Werke Briefwechsel Lebenszeugnisse Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 3 05 001023 1 S 100 ff Laure Adler L amour a l arsenic Histoire de Marie Lafarge Denoel Paris 1985 ISBN 2 207 23179 8 Einzelnachweise Bearbeiten Bibliotheque historique 1840 bnf fr abgerufen am 7 Februar 2022 Etat civil reconstitue XVIe 1859 gt Fichiers de l etat civil reconstitue Stadt Paris S 14 abgerufen am 7 Februar 2022 franzosisch Naissances V3E N 388 Louis 1867 1948 Auteur du texte Andre Madame Lafarge voleuse de diamants par Louis Andre Le vrai Claude Gueux 1914 bnf fr abgerufen am 7 Februar 2022 Rolf Giebelmann Gifte der Gottinnen Gattinnen und Gaunerinnen S 4 PDF 6 Seiten 1 MB aufgerufen am 20 November 2012 a b Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 40 Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 10 Hans Pfeiffer Die Sprache der Toten Heyne Verlag 1997 S 172 Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 12 Jurgen Thorwald schreibt Anna Brun habe dieses Gesprach mit Bardou gefuhrt im Buch von Hans Pfeiffer war es die Mutter Lafarges Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 15f Auch hier widersprechen sich die verwendeten Quellen Thorwald schreibt die Koder enthielten Natriumhydrogencarbonat Pfeiffer spricht von Ammoniak Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 31 Hans Pfeiffer Die Sprache der Toten Heyne Verlag 1997 S 176 Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 33 Jurgen Thorwald Handbuch fur Giftmorder Knaur Verlag 1972 S 37 Einige Quellen sprechen von Tod durch den Strang andere von lebenslanglicher Zwangsarbeit landrucimetieres fr abgerufen am 13 Oktober 2011 nbsp Dieser Artikel wurde am 1 Dezember 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Normdaten Person GND 117573566 lobid OGND AKS LCCN n85183090 VIAF 9856058 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Lafarge MarieALTERNATIVNAMEN Lafarge Marie Fortunee vollstandiger Name Cappelle Marie Fortunee Geburtsname KURZBESCHREIBUNG franzosische GiftmorderinGEBURTSDATUM Januar 1816GEBURTSORT ParisSTERBEDATUM 7 September 1852 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marie Lafarge amp oldid 230278654