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Marco Antonio Yon Sosa genannt El Chino Der Chinese ca 1940 in Guatemala keine naheren Angaben bekannt 18 Mai 1970 im Grenzgebiet Mexiko und Guatemala war ein guatemaltekischer Berufsoffizier und Guerillafuhrer Er war von 1962 bis 1970 Fuhrer der linken Guerillagruppierung Movimiento Guerrillero Alejandro de Leon die vermutlich bereits 1963 in Movimiento Revolucionario 13 de Noviembre MR 13 umbenannt wurde Zu seinen politischen Vorbildern gehorte ursprunglich der ehemalige Prasident Oberst Jacobo Arbenz Guzman der 1954 durch die CIA in der Operation PBSUCCESS gesturzt worden war Mitte der 1960er Jahre galt Yon neben Luis Augusto Turcios Lima 1941 1966 als einer der einflussreichsten Guerillafuhrer Lateinamerikas Er fiel nach offiziellen mexikanischen Angaben bei einem Grenzubertritt in einem Gefecht mit der mexikanischen Armee bzw Grenzpolizei am 18 Mai 1970 Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft und Ausbildung Der Militarputsch vom 13 November 1960 2 Die Grundung der MR 13 3 Die Grundung der Fuerzas Armadas Rebeldes FAR 4 Die Spaltung der FAR 5 Das Ende 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseHerkunft und Ausbildung Der Militarputsch vom 13 November 1960 BearbeitenYon war der Sohn eines chinesischen Handlers und einer Guatemaltekin Uber seine Jugend und Schulzeit ist bislang nichts bekannt Er trat offenbar um 1958 in die guatemaltekische Armee Ejercito de Guatemala ein und erhielt eine Ausbildung als Ranger in der Escuela de las Americas School of the Americas in Fort Gulick in der Panamakanalzone Am 13 November 1960 putschte eine militarische Geheimorganisation die Compania del Nino Jesus Jesuskind Gesellschaft gegen die Regierung des Prasidenten General Miguel Ydigoras Fuentes mit dem Ziel durch die Beseitigung der Regierung die US amerikanische Unterstutzung von exilkubanischen Gruppen die mit Hilfe der CIA in Guatemala ausgebildet wurden und sich auf die Operation Mongoose vorbereiteten zu unterbinden Ihre Basis war Retalhuleo wo sich auch ein Flugplatz fur die geplante Invasion in der Schweinebucht befand Die Putschisten sahen in der Duldung dieser Aktivitaten einen Verrat sowohl nationaler als auch lateinamerikanischer Interessen Angeblich waren an den Putschplanungen bis zu 120 Offiziere beteiligt doch hatte offenbar der militarische Geheimdienst G 2 zumindest teilweise Kenntnis von dem Putsch erhalten woraufhin nur noch gut 45 der ursprunglich involvierten Rebellen an dem Unternehmen teilnahmen Es wurde angefuhrt von Hauptmann Arturo Chur del Cid in der Festung Matamoros Oberst Rafael Sesam Pereira in Zacapa und Oberst Eduardo Llerena Muller in Puerto Barrios Der Putsch wurde nach drei Tagen durch den Landwirtschaftsminister Oberst Enrique Peralta Azurdia mit Hilfe von Panzern und der Luftwaffe niedergeschlagen Obwohl US Prasident Dwight Eisenhower bereits auf Ydigoras Anforderung einen Flugzeugtrager in Richtung Guatemala gesandt hatte brauchte dieser nicht mehr einzugreifen An dem Unternehmen das ausser dem Ziel die Unterstutzung der exilkubanischen Gruppen zu beenden keine weiteren politischen Forderungen verfolgte waren neben dem subteniente Leutnant Yon auch die Leutnants Luis Augusto Turcios Lima und Alejandro de Leon Aragon beteiligt die eine Ranger Ausbildung in Fort Benning Georgia absolviert hatten Wie zahlreiche Mitbeteiligte fluchteten sie nach dem Ende des Putsches nach El Salvador und Honduras Ydigoras verkundete bald darauf eine Amnestie die von den meisten Putschisten angenommen wurde jedoch nicht von Yon Turcios und Leon Die Grundung der MR 13 BearbeitenOffenbar im Fruhjahr 1961 kehrten Yon Turcios und Leon nach Guatemala zuruck und nahmen Kontakt zur Kommunistischen Partei Guatemalas der Partido Guatemalteco de Trabajo PGT auf Diese verfugte jedoch lediglich in der Hauptstadt Guatemala Stadt uber einen gewissen Anhang in der Arbeiterschaft und Intellektuellenzirkeln bei der breiten Masse der Landbevolkerung besass sie keinerlei Einfluss Zu diesem Zeitpunkt sahen die Ex Offiziere in der PGT aber offenbar lediglich eine zivile Unterstutzung ihres ursprunglichen Ziels durch eine Militarerhebung die Regierung Ydigoras zu sturzen Eine Radikalisierung Yons und Turcios trat ein nachdem Leon bei einem dieser Sondierungstreffen von der Polizei verhaftet und in der Haft ermordet worden war Die von Yon und Turcios gegrundete Guerillabewegung trug daher ursprunglich auch seinen Namen Movimiento Guerrillero Alejandro de Leon wurde jedoch bereits 1962 oder 1963 in Movimiento Revolucionario 13 de Noviembre MR 13 umbenannt wobei der Name an den Putsch vom 13 November 1960 erinnern sollte Offenbar ab 1963 orientierten sich Yon und Turcios an einem castristischen Konzept und der Fokus Theorie Che Guevaras Die Bedingungen fur eine zweite Revolution in Lateinamerika nach kubanischem Muster schienen in Guatemala auch nach Beobachtungen auslandischer Analysten so gut gegeben wie in keinem anderen Land Zentral und Sudamerikas Extreme Armut und wirtschaftliche Ruckstandigkeit ungleiche Bildungschancen und eine Militardiktatur Dabei wurde jedoch ubersehen dass die breite Masse vor allem der indigenen Landbevolkerung faktisch jeden politischen Kontakt zur mestizischen Mittel und Oberschicht gleich welcher politischer Ausrichtung ablehnte Die Grundung der Fuerzas Armadas Rebeldes FAR BearbeitenAm 6 Februar 1962 nahm die MR 13 unter Yons Fuhrung in drei Abteilungen im Nordosten Guatemalas den Guerillakampf in den Regionen Zacapa El Progreso und Izabal auf sein Stellvertreter war Turcios Die Anzahl der Guerilleros konnte auch seinerzeit nur geschatzt werden Lamberg vermutet dass in der MR 13 nie mehr als 60 Kombattanten gleichzeitig operierten Die erste Kampfphase dauerte offenbar nur wenige Wochen dann kehrte die Guerilla u a dezimiert durch Desertionen in die Hauptstadt zuruck und beteiligte sich an studentischen Protesten Yons strategisches Ziel hatte offenbar darin bestanden sympathisierende Kreise des Militars zu einem erneuten Putsch zu bewegen und die Regierung zu Fall zu bringen Die studentischen Unruhen an denen auch die PGT beteiligt war bildeten den Kern fur eine Neuauflage der Guerilla die sich nun aber von vornherein durch Spaltungstendenzen auszeichnen sollte vor allem zwischen einem orthodox marxistischen Flugel unter Turcios und einem trotzkistischen unter Yon Schon im Marz 1962 hatten sich drei Guerillagruppen gebildet Der Movimiento Revolucionario 20 de Octubre MR 20 der PGT unter Fuhrung von Oberst Paz Tejada der Movimiento Revolucionario 12 de Octubre der studentischen Gruppierung AEU und die Reste der MR 13 Die beiden erstgenannten Gruppen wurden bereits im Marz von der Armee aufgerieben Lamberg vermutet dass die Beteiligung der PGT an der Guerilla immer nur taktischer Natur war um im Fall eines Sturzes von Ydigoras in einer Regierungsjunta Vertreter einer eigenen Guerilla entsenden zu konnen Von September bis Dezember 1962 hielt sich Yon nach eigenen Angaben ein weiterer Beleg dafur ist bislang nicht bekannt mit einer MR 13 Delegation in Havanna auf Ob dies zutrifft oder nicht ist insofern irrelevant als dass aus den Resten der drei Bewegungen nun die Fuerzas Armadas Rebeldes FAR gegrundet wurden die in drei Zonen operierte Zone 1 Frente Alaric Bennett in der Region Izabal unter Yon selbst Zone 2 Frente de la Granadilla in der Region Zacapa Chicimula unter den ehemaligen Offizieren Luis Trejo Esquivel und Bernal Hernandez Zone 3 Frente Guerrillero Edgar Ibarra FGEI sudwestlich vom Izabal See unter Turcios Offenbar wurden die Operationen gegen Armee und Polizei erst Ende des Jahres 1963 aufgenommen Inzwischen hatte sich jedoch die innenpolitische Lage verscharft da eine rechtsextreme Offiziersgruppe um Oberst Enrique Peralta Azurdia Ydigoras im Marz 1963 gesturzt hatte Die Spaltung der FAR BearbeitenSoweit bekannt setzte Ende 1963 eine Spaltung der FAR in zwei Tendenzen ein eine mehr oder weniger orthodox marxistische um Turcios und die PGT und eine trotzkistische unter Yon Eine Schlusselrolle scheint dabei der ehemalige PGT Funktionar Carlos Manuel Pellecer gespielt zu haben der einen Kontakt mexikanischer Trotzkisten zu Yon herstellte Wahrend Turcios und die PGT eine sogenannte nationaldemokratische Losung bevorzugten bei der zuerst die Herrschaft einer progressiven Bourgeoisie angestrebt wurde und die Guerilla einen rein politischen Zweck erfullte propagierten Yon und seine mexikanischen Berater eine sozialistische Revolution deren Trager die Bauern und nicht die Guerilla sein sollten Die Spaltung war Anfang 1965 abgeschlossen Ab diesem Zeitpunkt operierte Yons nun in MR 13 Frente Guerrillero Alejandro de Leon umbenannte Gruppe unabhangig von der FAR Sein Stellvertreter der ehemalige Oberstleutnant Augusto Vicen Loarca kam bereits im Juli 1965 unter nicht naher bekannten Umstanden ums Leben Das wichtigste Ergebnis der Spaltung war eine allgemeine Schwachung der Guerilla in Guatemala Die Taktik der neuen MR 13 bestand hauptsachlich aus terroristischen Aktionen in der Hauptstadt wahrend die landlichen Gebiete offenbar als Ruckzugsraum benutzt wurden Tatsachlich gelang es der MR 13 nicht ansatzweise die bauerliche Bevolkerung fur einen Kampf gegen die Regierung zu mobilisieren Ihre Aktivitaten beschrankten sich daher von 1965 bis 1967 68 auf zum Teil spektakulare Uberfalle in der Hauptstadt bei denen bis Ende 1967 gut 200 000 Quetzales der Quetzal entsprach seinerzeit einem US Dollar erbeutet worden sein sollen Die trotzkistische Tendenz der MR 13 als Ursache fur die Spaltung der guatemaltekischen Guerilla wurde von Fidel Castro auf der Conferencia Tricontinental in Havanna im Januar 1966 nach Lamberg ausfuhrlich und in streng orthodoxer Stilistik kritisiert Im April wurden die Trotzkisten aus der MR 13 ausgeschlossen allerdings nicht aus ideologischen Grunden Sie hatten erbeutete Gelder unterschlagen und ihrer Organisation in Mexiko zur Verfugung gestellt Ein wesentlicher Grund fur das Ende der MR 13 und der FAR war das Ausschlagen eines Amnestieangebots durch die neue burgerliche Regierung von Prasident Julio Cesar Mendez Montenegro Die guatemaltekische Armee inzwischen durch US amerikanische Special Forces Green Berets ausgebildet und teilweise direkt unterstutzt fuhrten Anti Guerilla Operationen durch die mit so genannten acciones civico militares gekoppelt waren die der Verbesserung der landlichen Infrastruktur dienen sollten um die Landbevolkerung fur die Regierung zu gewinnen oder zumindest zu neutralisieren In zwei Offensiven im Oktober 1966 und im Februar 1967 wurde die landliche Guerilla von den Regierungstruppen praktisch zerschlagen Sie scheint zu keinem Zeitpunkt mehr als 600 aktive Mitglieder gehabt zu haben Durch den Ruckzug von MR 13 und FAR in die Hauptstadt verscharfte sich die innenpolitische Auseinandersetzung Neben Armee und Polizei wurden rechte Todesschwadronen tatig wie der MANO Movimiento de Accion Nacionalista Organizado der Polizei zugeordnet die NOA Nueva Organizacion Anticomunista der Armee zugeordnet die ASA Asociacion Anticomunista die OES Organizacion del Ejercito Secreta und der CADEG Consejo Anticomunista de Guatemala Sie dehnten den sogenannten weissen Terror auch auf liberale und linke burgerliche Politiker aus auch ermordeten sie im Januar 1968 die ehemalige Schonheitskonigin Guatemalas Rogelia Cruz die mit der Guerilla sympathisiert hatte Bereits 1966 war eine Nichte Yons Kris Yon Cerna von der Armee der Polizei oder einer Todesschwadron ermordet worden Das Ende BearbeitenYons Aufenthalt in den Jahren 1968 bis 1970 ist unbekannt Nach Lamberg tauchte er nach einer erneuten Grossoffensive des Militars wahrend des Ausnahmezustands von September bis November 1968 unter Spatestens zu diesem Zeitpunkt scheint sich auch die MR 13 aufgelost zu haben oder bestand nur noch nominell weiter Durch mexikanische Presseberichte vom Mai 1970 wurde bekannt dass Yon bei einem Feuergefecht am 18 Mai an der mexikanischen Grenze zu Guatemala umgekommen war Diese Version erschien schon Lamberg 1972 zweifelhaft Yon Sosa schien mit seiner Gruppe schon seit langerer Zeit in Mexiko Zuflucht genommen zu haben Wieso er in ein Gefecht mit mexikanischen Truppen verwickelt wurde anstatt sich ihnen gegebenenfalls zu ergeben ist nicht klargeworden 1 In seiner 1998 veroffentlichten Autobiographie schildert Julio Cesar Macias alias Cesar Montes der nach dem Tod Turcios 1966 sein Nachfolger in der FAR war eine abweichende Version von Yons Tod Danach wurde Yon beim Grenzubertritt nach Mexiko in der Nahe von Ixcan von einem Fidel Raxacoj Xitumul alias Socorro Sical und einem Enrique Cahueque begleitet Sie wurden angeblich von einem Bauern denunziert der sich eine Belohnung verdienen wollte von einer Einheit der mexikanischen Armee unter einem General Casillas festgenommen und von einem Hauptmann Varquera durchsucht und verhort wobei Yon um politisches Asyl gebeten habe Bei der Durchsuchung von Yon fanden die Mexikaner 50 000 und ermordeten Yon und seine Begleiter sowie den Denunzianten als Zeugen um das Geld an sich zu nehmen Casillas arrangierte ein Schein Gefecht um Spuren zu verwischen Ein Militararzt habe jedoch an den Leichnamen keine Spuren einer Gefechtshandlung wie Abschurfungen oder eine verschmutzte Kleidung feststellen konnen Die Leichen seien nach Tuxtla Gutierrez verbracht und in einem anonymen Grab beigesetzt worden Literatur BearbeitenFritz Rene Allemann Macht und Ohnmacht der Guerilla R Piper amp Co Munchen 1974 ISBN 3 492 02006 2 Jean Larteguy Guerillas oder der vierte Tod des Che Guevara Bertelsmann Gutersloh 1968 Richard Gott Guerrilla Movements in Latin America Doubleday amp Co Garden City NY 1971 Julio Cesar Macias Mi Camino La Guerrilla La apasionante autobiografia del legendario combatiente centroamericano Cesar Montes Presentacion de Carlos Montemayor D F Mexiko 1998 Robert F Lamberg Die Guerilla in Lateinamerika Theorie und Praxis eines revolutionaren Modells Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1972 ISBN 3 423 04116 1 Robert H Holden Armies without nations Public violence and state formation in Central America 1821 1960 Oxford 2004 ISBN 0 19 516120 3 M A Yon Sosa Breves apuntes historicos del Movimiento Revolucionario 13 de Noviembre In Pensamiento critico Nr 15 April 1968 Weblinks BearbeitenJean Larteguy Guerillas oder der vierte Tod des Che Guevara Bertelsmann Gutersloh 1968 Auszugsweise vorabgedruckt Auch Christus hatte zum Gewehr gegriffen Che Guevara und Revolution in Lateinamerika In Der Spiegel Nr 31 v 29 Juli 1968 Fortsetzung In Nr 32 vom 5 August 1968 Foto von Yon Sosa Aufnahmeort und datum unbekannt vermutlich ca 1964 Foto von Turcios Lima Aufnahmeort und datum unbekannt vermutlich ca 1964 Einzelnachweise Bearbeiten Lamberg Die Guerilla in Lateinamerika S 90 Anmerkung 102 PersonendatenNAME Sosa Marco Antonio YonALTERNATIVNAMEN El Chino Pseudonym KURZBESCHREIBUNG guatemaltekischer Berufsoffizier und GuerillafuhrerGEBURTSDATUM um 1940GEBURTSORT GuatemalaSTERBEDATUM 18 Mai 1970STERBEORT Grenzgebiet Mexiko und Guatemala Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marco Antonio Yon Sosa amp oldid 222452051