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Die Marburger Zeitung war eine deutschsprachige Zeitung die von 1862 bis 1945 in Maribor deutsch Marburg an der Drau im Kaisertum Osterreich der osterreichisch ungarischen Monarchie und spater im Konigreich Jugoslawien erschienen ist Das deutschnationale Blatt bestimmte uber nahezu seinen gesamten Erscheinungsverlauf die deutschsprachige Presselandschaft der Untersteiermark Ursprunglich als unpolitisches uberparteiliches Lokalblatt fur Marburg und Umgebung gegrundet wurde sie vor allem seit den 1880er Jahren zum Organ des untersteirischen Deutschtums und widersetzte sich den austroslawistischen Bestrebungen der Slowenen Mit der kompromisslosen und teils radikalen Ausrichtung der Zeitung war jedoch ein nicht geringer Teil der grosstenteils deutschsprachigen Marburger Bevolkerung unzufrieden was in den 1900er Jahren zur Grundung einiger Konkurrenzblatter fuhrte darunter die Marburger unabhangige Zeitung Marburger Nachrichten 1904 05 Marburger Presse 1906 07 und die Untersteirische Volkszeitung 1909 1918 1 in denen auch politische Differenzen unter den ansassigen Deutschen ausgetragen wurden Dennoch konnte sie ihre fuhrende Stellung behaupten Nach Grundung des jugoslawischen Staates wurde die Zeitung 1919 von slowenischen Herausgebern ubernommen und passte ihren Diskurs dementsprechend an Sie setzte sich fur eine Integration der deutschen Kultur ein wandte sich jedoch zugleich gegen ihre Marginalisierung und Assimilation In den 1930er Jahren wurde die Marburger Zeitung immer starker zum Sprachrohr nationalsozialistischer Propaganda Als letzte verbliebene deutschsprachige Zeitung stellte sie ihr Erscheinen am 8 Mai 1945 ein 2 Marburger ZeitungTitelseite der Marburger Zeitung vom 17 Marz 1900Beschreibung deutschsprachige TageszeitungHauptsitz MariborErstausgabe 30 Marz 1862Einstellung 8 Mai 1945Erscheinungsweise anfangs zwei bis dreimal wochentlich taglich 1870 fur vier Monate dreimal wochentlich 1870 1889 zweimal wochentlich 1898 90 dreimal wochentlich bis 1914 danach taglichVerkaufte Auflage 600 800 1901 1800 1904 05 ExemplareHerausgeber Eduard Janschitz 1862 1882 Leopold Kralik 1882 1917 Artikelarchiv 1866 1918 1920 1930 1932 1936 1938 1939 1941 1945ZDB 1167808 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Profil 3 Wirkung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnders als in Ljubljana deutsch Laibach wo 1707 das erste Wochenblatt gegrundet worden war existierte im mehrheitlich von Deutschen bewohnten Marburg zwar seit 1795 eine Druckerei lange Zeit jedoch keine Presse Die erstmalige Grundung einer Lokalzeitung mit dem Correspondenten fur Untersteiermark im Jahr 1862 der spater zur Marburger Zeitung umbenannt wurde muss aus zwei Perspektiven betrachtet werden Zum einen erfuhr ab den 1860er Jahren auch in Mittel und Sudosteuropa das Zeitungswesen allgemein einen Aufschwung zum anderen setzte der Prozess der sich wechselseitig potenzierenden nationalen Ausdifferenzierung in der Region verstarkt ein der sich nicht zuletzt auch in der Presse manifestierte Hinzu kam die innen und aussenpolitische Krise der Habsburgermonarchie die zu burgerlichen Stellungnahmen und ausgereifterer politischer Meinungsbildung im Vielvolkerstaat fuhrte 2 Die politische Situation in Marburg dessen Bevolkerung zu etwa 75 deutschsprachig war unterschied sich dabei grundsatzlich nicht von derjenigen der anderen mehrheitlich deutschen Stadte Celje deutsch Cilli oder Ptuj deutsch Pettau in der Untersteiermark Die slowenischen Eliten sahen ab den 1860er Jahren nicht nur das politische System sondern auch die deutschsprachige Kultur als retardierendes Moment auf dem Weg zur slowenischen Nationsbildung Die deutschsprachigen Bewohner der Region wollten dagegen im Wesentlichen das bestehende System bewahren das ihrer Ethnie eine herausgehobene Stellung garantierte Um Einfluss auf die Meinungsbildung und politische Entwicklung rivalisierten dabei sowohl slowenischnationale Zeitungen in deutscher Sprache wie beispielsweise die Sudsteirische Post Marburg 1881 1900 3 als auch slowenischsprachige Blatter die deutsche Interessen vertraten Zu nennen sind unter letzteren vor allem Slobodni Slovenec Der freie Slowene 1870 1871 eine von Eduard Janschitz dem Herausgeber der Marburger Zeitung gedruckte Zeitschrift die mangels Lesern bald ihr Erscheinen einstellte als auch Stajerski kmet Svetovalec kmetom v politicnih in gospodarskih zadevah Der steirische Bauer Ein Ratgeber fur Bauern in politischen und wirtschaftlichen Fragen 1894 1895 oder das Pettauer Blatt Stajerc Der Steirer 1900 1918 Der Erfolg dieser deutschnationalen Blatter bei den Slowenen war teilweise sehr gering am geringsten unter der Bevolkerung im ruralen Raum Ab 1883 erschienen erstmals mehr slowenischsprachige Zeitungen als deutsche 2 Profil BearbeitenDie erste Seite brachte meist einen Leitartikel zu tagespolitischen Themen die zweite und dritte politische Nachrichten aus dem In und Ausland Lokal und Provinznachrichten Artikel zu wirtschaftlichen Themen sowie verschiedene Korrespondentenberichte daneben Berichte zu kulturellen Angelegenheiten zum Theaterleben und ein Feuilleton Es erschienen auch Artikel zur Geschichte der Stadt Marburg Hatte sich die Zeitung im ersten Jahr ihres Erscheinens einer politischen Stellungnahme noch enthalten und vielmehr uber Tatigkeiten und Wirken der untersteirischen Gemeindeausschusse sowie der gemeinnutzigen Einrichtungen berichtet so widmete sie sich ab 1863 unter dem Leitspruch Gleiches Recht fur alle auch der politischen Berichterstattung im deutschnationalen Sinne Sie hielt dabei allen Foderalismusbestrebungen in der Habsburger Monarchie zum Trotz am Status quo fest und polemisierte gegen die Slowenen 1 in deren Forderungen sie eine Gefahrdung des jahrhundertealten Besitzstandes der Deutschen und eine Slowenisierung des Landes sah wie etwa am Kampf um das Slowenische Gymnasium von Cilli 1895 deutlich wird Eine annahernd foderalistische Position in Bezug auf die eigene Ethnie nahm die Zeitung schliesslich mit Auflosung der Habsburger Monarchie und der Inkorporierung der deutschsprachigen Bewohner der Region in den jugoslawischen Staat ein Die Ubernahme nationalsozialistischen Gedankenguts ist letztlich eher wenig uberraschend angesichts der Tradition der Zeitung sowie des empfindlichen Drucks den die Behorden des jugoslawischen Staates insbesondere in den Jahren der Konigsdiktatur ab 1929 als die Zeitung bis 1941 in Mariborer Zeitung umbenannt wurde auf die Redaktion ausgeubt hatten 2 Wirkung BearbeitenTrotz der nicht von allen Marburger Deutschen geteilten politischen Position der Zeitung setzte sich diese nicht nur im deutschen Festungsdreieck des geschlossenen deutschen Sprachraums der Stadte Marburg Cilli und Pettau sondern auch gegen vergleichbare Laibacher Blatter durch und war zum Zeitpunkt ihrer Einstellung am 8 Mai 1945 die einzige verbliebene deutschsprachige Zeitung der Region Das 83 jahrige Erscheinen wurde nicht nur durch das solide journalistische Niveau moglich sondern auch dadurch dass die Zeitung zu einem nicht unbedeutenden Identitatsfaktor ihrer Leser wurde Sie profitierte dabei von der Ausdunnung der deutschsprachigen Presselandschaft und dem starken Aufschwung slowenischer Periodika vor allem ab den 1880er Jahren In dieser publizistischen und politischen Situation bediente die Marburger Zeitung den Bedarf der deutschsprachigen Bevolkerung an einer Zeitung die fur ihre nationalen und kulturellen Belange eintrat und entfaltete hiermit eine bedeutende Wirkung 2 Und so wird die Marburger Zeitung den einzigen Ehrgeiz darin suchen ein entschieden deutschnationales Blatt zu sein Sie wird fur das deutsche Volkstum mit aller Kraft und Begeisterung eintreten und in der Starkung und Erhohung des deutschen Stammesbewusstseins ihre vornehmste Aufgabe erblicken Sie wird daher alle Versuche die deutschnationale Stromung zu stauen rucksichtslos bekampfen mogen dieselben von slavischen Gegnern oder von scheinbar befreundeter Seite ausgehen Einladung zum Bezuge Marburger Zeitung vom 28 Dezember 1887 Literatur BearbeitenBercic Brank Tiskastvo na Slovenskem Das Druckereiwesen im slowenischen Raum Ljubljana 1968 S 97 106 162 176 382 Birk Matjaz Deutsche und slowenische Erinnerungskultur im Spiegel der Mariborer Periodika aus der Zeit nach dem Zerfall der Donaumonarchie In Karoly Csuri Hg Massenfeste ritualisierte Offentlichkeiten in der mittelosteuropaischen Moderne Budapester Studien zur Literaturwissenschaft Bd 14 Frankfurt am Main u a 2009 S 224 231 ders Nemet es szloven emlekezeskultura a maribori periodikumok tukreben az Osztrak Magyar monarchia szethullasa utan Deutsche und slowenische Erinnerungskultur im Spiegel der Marburger Periodika nach dem Zerfall der Donaumonarchie In Tomegek es unnepek A nyilvanossag ritusai a kozep europai modernsegben Hg von Karoly Csuri Magdonla Orosz Zoltan Szendi Budapest 2009 S 243 252 ders Urekar Anja Zum Bild der slowenischen Literatur und Kultur in der Marburger Zeitung in den drei Dekaden 1862 1890 und daruber hinaus In Vlad Obad Hg Regionalpresse Osterreich Ungarns und die urbane Kultur Studienreihe Osterreich Bibliothek Wien 2007 S 85 113 Kramberger Petra Deutschsprachige Presselandschaft in der untersteirischen Stadt Marburg an der Drau Maribor 1862 1900 In Spiegelungen 6 2011 60 H 3 S 264 276 dies Nemsko casopisje v Mariboru v 19 stoletju Das deutsche Zeitungswesen in Maribor im 19 Jahrhundert In Kronika Nr 1 Jg 53 2005 S 37 52 Peternel Marija Mojca Anton Korosec in Marburger Zeitung Anton Korosec und die Marburger Zeitung In Casopis za zgodovino in narodopisje Review for history and ethnography Jg 77 2006 Nr 42 S 171 179 Reithofer Angelika Historische Umbruche im Spiegel der Presse am Beispiel von Marburger Zeitung und Grazer Tagblatt vom September 1918 bis zum Marburger Bluttag ein Vergleich Angelika Reithofer 1994 Riecke Jorg Theobald Tina Hgg Deutschsprachige Zeitungen im ostlichen Europa Ein Katalog Bremen 2019 S 543 545 Rihtaric Ivan Marburger Zeitung und Parlamentswahlen in Slowenien Steiermark 1886 bis 1901 In Magazin fur Geschichte und Ethnographie 63 1992 Nr 2 S 317 334 ders Marburger Zeitung in nadomestne drzavnozborske volitve v mariborskem volilnem okraju l 1905 Die Marburger Zeitung und die Nachwahl im Wahlkreis Maribor im Jahr 1905 In Casopis za zgodovino in narodpisje Review for history and ethnography 73 2002 Nr 38 S 125 152 Weber Albert Bibliographie deutschsprachiger Periodika aus dem ostlichen Europa Teil 1 Zeitungen und Zeitschriften Regensburg 2013 S 1014 Online Publikation Zigon Tanja Deutschsprachige Presse in der Untersteiermark in Karnten in Gorz und Triest In Berichte und Forschungen Jahrbuch des Bundesinstituts fur Kultur und Geschichte der Deutschen im ostlichen Europa Bd 13 Munchen 2005 S 155 205 dies Nemsko casopisje na Slovenskem Deutsche Zeitungen im slowenischen Raum Ljubljana 2001 S 69f Zizek Aleksander Slovenci Vindisarji Spodnjestajerci in banditi vloga Stajerske domovinske zveze in tiska casnikov Stajerski gospodar in Marburger Zeitung pri indoktrinaciji spodnjestajerskega prebivalstva Slowenen Vindischer Untersteirer und Banditen Die Rolle des Steirischen Patriotischen Verbandes und der Presse der Zeitungen Steirischer Meister und Marburger Zeitung bei der Indoktrination der untersteirischen Bevolkerung In Histriae Acta 15 2007 Nr 2 S 747 768 Weblinks BearbeitenDigitalisat auf difmoe eu und anno onb ac at Kurzbeschreibung mit zahlreichen bibliographischen Angaben auf ios regensburg deEinzelnachweise Bearbeiten a b Riecke Theobald Hgg Deutschsprachige Zeitungen im ostlichen Europa S 545 a b c d e Digitalisierte Zeitungen IOS Regensburg Abgerufen am 25 Juli 2023 Digitalisiert von ANNO Abgerufen am 21 Juli 2021 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Marburger Zeitung amp oldid 235800555