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Mancur Lloyd Olson Jr 22 Januar 1932 in Grand Forks USA 19 Februar 1998 war ein amerikanischer Wirtschaftswissenschaftler der seine Werke interdisziplinar anlegte und auch die Entwicklung von Soziologie und Politikwissenschaft mitbestimmte Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 2 1 Logik des kollektiven Handelns 2 2 Aufstieg und Niedergang von Nationen 3 Literatur 3 1 Primarliteratur 3 2 Sekundarliteratur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenNach einem Abschluss an der North Dakota State University studierte Olson an der Universitat Oxford Volkswirtschaftslehre und promovierte 1963 an der Harvard University Seine erste Berufung als Assistenzprofessor bekam er von der Princeton University wo er bis 1967 tatig war Danach arbeitete er fur kurze Zeit im US amerikanischen Ministerium fur Gesundheit und Soziales 1969 ubernahm er einen Lehrstuhl fur Okonomie an der University of Maryland An dieser Universitat grundete er 1990 das Center on Institutional Reform and the Informal Sector IRIS dt Zentrum fur institutionelle Reform und Schattenwirtschaft Spater grundete er zusammen mit James M Buchanan unter anderem die Public Choice Society deren sechster Prasident er war Ausserdem bekleidete er die Amter des Prasidenten der Sektion fur Sozial und Wirtschaftswissenschaften der American Association for the Advancement of Science und das des Vizeprasidenten der American Economic Association Seit 1985 war er Mitglied der American Academy of Arts and Sciences Werk BearbeitenEr gilt als Vertreter der Theorie der rationalen Entscheidung rational choice theory und verwendete diese zur Analyse von kollektivem Handeln in Gruppen bis zu ganzen Nationen Logik des kollektiven Handelns Bearbeiten In seinem 1965 verfassten Werk Logik des kollektiven Handelns behandelt Olson die Probleme fur Gruppen wenn sich alle ihre Mitglieder rational im Sinne der Theorie der rationalen Entscheidung verhalten wurden Ausgangspunkt seiner Uberlegung ist eine Kritik einerseits des liberalen Pluralismus Bentleys und Trumans der vor allem in den 1950ern die politikwissenschaftliche Diskussion bestimmte und des Marxismus Beiden Ansatzen gemein ist das von Olson kritisierte Postulat dass bei der Bereitstellung von Kollektivgutern so lange keine Probleme auftreten wie die Mitglieder der Organisation ein gemeinsames Interesse an diesem Kollektivgut besitzen Olson zeigt nun auf dass diese Ubereinstimmung zwischen individueller und kollektiver Rationalitat nicht zwangslaufig gegeben ist sondern dass vielmehr die Bereitstellung von Kollektivgutern durch eine Gruppe prekar ist weil es fur einzelne Gruppenmitglieder rationaler sein kann nicht im Sinne der Gruppe zu handeln sondern den eigenen Nutzen zu maximieren Es ergeben sich dadurch Probleme der Organisation von Gruppen Dabei unterscheidet er ausgehend von der Gruppengrosse zwischen privilegierten Gruppen mittelgrossen Gruppen sowie latenten Gruppen wobei erst bei latenten Gruppen bei denen die Beitrage eines Mitglieds ob der Grosse der Gruppe nicht mehr wahrnehmbar sind rationales Handeln eine Rolle spielt In diesen latenten Gruppen ist das Problem des Trittbrettfahrens standig virulent und es mussen seitens der Organisation so genannte selektive Anreize positiver oder negativer Natur bereitgestellt werden um ein kollektives Handeln zu ermoglichen Bei Trittbrettfahrern free rider problem die ohne eigenen Beitrag einen Nutzen aus dem kollektiven Handeln anderer ziehen besteht kein Anreiz mehr sich an dem kollektiven Handeln zu beteiligen An diesem Punkt tritt die Anleihe Olsons bei der Theorie uber offentliche Guter zu Tage Voraussetzung fur das genannte Problem ist namlich dass wie bei offentlichen Gutern auch vom Konsum bzw Nutzen des kollektiven Gutes niemand ausgeschlossen werden kann non exclusivity wie zum Beispiel ein Leuchtturm Ein Reeder braucht nichts zur Unterhaltung des Leuchtturms beizutragen weil andere ihn aus ihrem Sicherheitsbedurfnis heraus auch ohne seinen Beitrag aufstellen wurden und er nicht vom Konsum ausgeschlossen werden kann Olson weist uberdies auf ein zweites Problem hin dessen Ursache mit der Gruppengrosse eng verbunden ist das so genannte trivial contribution problem Es ist dem Problem des Trittbrettfahrens sehr ahnlich weist aber noch starker auf die Gruppengrosse als Ursache von Problemen kollektiven Handelns hin Zusammengefasst konnen hierbei vier Hauptpunkte ermittelt werden Mit steigender Gruppengrosse nehmen die Auswirkungen der individuellen Beitragsverweigerung ab nimmt ebenfalls die Sichtbarkeit dieser Verweigerung ab kann der Nutzen fur den Einzelnen u U abnehmen und steigen die Organisationskosten 1 Angenommen mein eigener Beitrag macht aufgrund der hohen Zahl an Mitgliedern nur einen Bruchteil der notwendigen Mittel aus die eine Organisation zur Bereitstellung des offentlichen Gutes benotigt Dann habe ich wenig Anreiz diesen Beitrag weiterhin zu leisten weil er die Fahigkeit einer Organisation ihre Ziele zu erreichen nicht verbessern kann An dieser Stelle wird die Reichweite von Olsons Theorie deutlich die nicht nur verwendbare Aussagen fur die Volkswirtschaftslehre liefert sondern insbesondere die Analyse kollektiven Handelns in der Politik stutzen kann In Bezug auf Organisationen im politischen Geschehen kann das kollektive Gut dabei verschiedene Formen annehmen solange es den Mitgliedern der Organisation zutraglich ist Das konnte zum Beispiel fur einen Verband fur Autofahrer Bsp ADAC die Durchsetzung einer Senkung der Kfz Steuer darstellen oder die erreichte Lohnerhohung der Gewerkschaft fur ihre Gewerkschaftsmitglieder Dabei konnen theoretische Fragestellungen wie folgt lauten Warum sollte ich Mitglied einer Partei oder Gewerkschaft mit vielen Mitgliedern werden in der meine Interessen untergehen Warum sollte ich Mitglied in einem Verband sein wenn dieser auch ohne meinen Beitrag Vorteile fur mich erringt Abstrakter kann durch die Theorie auch folgende Fragestellung aufkommen Warum sollte ich wahlen gehen wenn nur in Ausnahmefallen gerade meine Stimme den Ausschlag dafur gibt welche Partei in die Regierung kommt Ausschlaggebend ist Olson zufolge nicht der Wille unmittelbar zu einem offentlichen Gut beizutragen sondern vielmehr der Anreiz dies mittelbar zu tun Damit wird es zu einer Frage institutioneller Arrangements ob sich Gruppenmitglieder durch selektive Anreize veranlasst sehen im gemeinsamen Gruppeninteresse zu handeln Insofern ist Olsons gruppentheoretisches Paradoxon dass rationale Akteure gerade aufgrund ihrer individuellen Rationalitat ein gemeinsames Gruppeninteresse nur mit Hilfe der Anreizwirkungen institutioneller Arrangements in sozial erwunschter Weise verfolgen konnen das direkte Analogon zum klassischen Theorem der unsichtbaren Hand 2 Olson untersucht anhand der vorgestellten Systematik Gewerkschaften in den USA Fachzeitschriften fur Medizin sowie die Farm Buros der amerikanischen Landwirtschaft Am Ende geht er auf die Gesellschaftstheorie von Karl Marx ein und zeigt dass sich die Interessengruppen von Proletariat und Bourgeoisie bei Marx nicht nach rationalen Kriterien die Marx unterstellte verbunden und gemeinsam handeln werden Olson identifiziert jedoch einige Faktoren die die Bereitstellung eines Kollektivguts durch eine Interessengruppe wahrscheinlicher machen 3 Je weniger Individuen ein Interesse an einem Kollektivgut teilen desto wahrscheinlicher ist die Bereitstellung Hat eine grosse Gruppe Zugang zu selektiven Anreizen wird die Bereitstellung wahrscheinlicher Dabei unterscheidet er zwischen sozialen selektiven Anreizen Mitwirkung an der Bereitstellung durch sozialen Druck v a in kleinen Gruppen oder foderativen Gruppen positiven selektiven Anreizen Vorteile durch das Mitwirken an der Bereitstellung und negativen selektiven Anreizen Nachteile durch eine Verweigerung der Hilfe zur Bereitstellung In homogenen Gruppen ist die Bereitstellung wahrscheinlicher als in heterogenen Gruppen Aufstieg und Niedergang von Nationen Bearbeiten Das Werk 1982 veroffentlicht entwickelt eine okonomische Theorie des Zusammenhangs zwischen Organisationsgrad der Interessenverbande und der Rate des Wirtschaftswachstums einer Volkswirtschaft Der Autor grenzt sich von der klassisch liberalen Laissez faire Ideologie ab dass jene Regierung am besten ist die am wenigsten regiert Keineswegs wurden die Markte jedes Problem allein losen wenn die Regierung sie nur in Ruhe lasst dtsch Ausgabe S 233 Aufgrund der Eigeninteressen der Interessengruppen wirkten diese nicht zwangslaufig im Sinne eines angenommenen Gemeinwohls des Staates Olson entwickelt ausgehend von den in Logik kollektiven Handelns entwickelten Thesen uber die Organisation von Interessen neun Folgerungen anhand derer er einen negativen Zusammenhang des Einflusses von Interessengruppen auf die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes ableitet 3 Die neun Folgerungen lauten im Einzelnen 4 Es wird keine Lander geben die eine symmetrische Organisation aller Gruppen mit einem gemeinsamen Interesse erlangen und die dabei durch umfassende Verhandlungen optimale Ergebnisse erzielen Stabile Gesellschaften mit unveranderten Grenzen neigen dazu im Laufe der Zeit mehr Kollusionen und Organisationen fur kollektives Handeln zu akkumulieren Mitglieder von kleinen Gruppen haben vergleichsweise grosse Organisationsmacht fur kollektives Handeln dieses Missverhaltnis verringert sich mit der Zeit in stabilen Gesellschaften aber es verschwindet nicht Im Ergebnis vermindern Sonderinteressengruppen und Kollusionen die Effizienz und das Gesamteinkommen der Gesellschaften in denen sie wirken und sie machen das politische Leben zwietrachtiger Umfassende Organisationen haben einen Anreiz die Gesellschaft in der sie wirken aufbluhen zu lassen und einen Anreiz Einkommen an ihre Mitglieder mit moglichst geringen sozialen Kosten umzuverteilen und damit aufzuhoren wenn der umverteilte Betrag im Verhaltnis zu den sozialen Kosten der Umverteilung nicht erheblich ist Verteilungskoalitionen treffen Entscheidungen langsamer als die Individuen und Unternehmen die sie umfassen sie neigen dazu uberfullte Tagesordnungen und Verhandlungstische zu haben und setzen haufiger Preise als Mengen fest Verteilungskoalitionen verringern die Fahigkeit einer Gesellschaft neue Technologien anzunehmen und eine Reallokation von Ressourcen als Antwort auf sich verandernde Bedingungen vorzunehmen und damit verringern sie die Rate des okonomischen Wachstums Verteilungskoalitionen sind exklusiv sobald sie gross genug sind um erfolgreich zu sein und sie versuchen die Unterschiedlichkeit der Einkommen und Werte ihrer Mitgliedschaft zu begrenzen Die Zunahme von Verteilungskoalitionen erhoht die Komplexitat der Regulierung die Bedeutung des Staates und die Komplexitat von Ubereinkommen und sie andert die Richtung der sozialen Evolution Literatur BearbeitenPrimarliteratur Bearbeiten Literatur von und uber Mancur Olson im Katalog der Deutschen NationalbibliothekDie Logik des kollektiven Handelns Kollektivguter und die Theorie der Gruppen 5 Aufl Mohr Siebeck Tubingen 2004 Originalausgabe The Logic of Collective Action Public Goods and the Theory of Groups 1965 ISBN 3 16 148504 1 Aufstieg und Niedergang von Nationen okonom Wachstum Stagflation u soziale Starrheit engl Originaltitel The Rise and Decline of Nations 1982 Mohr Tubingen 1985 ISBN 3 16 944810 2 Umfassende Okonomie Mohr Tubingen 1991 ISBN 3 16 345460 7 Macht und Wohlstand kommunistischen und kapitalistischen Diktaturen entwachsen Ubers von Gerd Fleischmann Mohr Siebeck Tubingen 2002 Engl Originaltitel Power and prosperity ISBN 3 16 147536 4 Siehe auch Neue Politische Okonomie Utilitarismus Sekundarliteratur Bearbeiten Russell Hardin Collective Action Johns Hopkins University Press Baltimore 1982 Ingo Pies Theoretische Grundlagen demokratischer Wirtschafts und Gesellschaftspolitik Der Beitrag Mancur Olsons In ders Martin Leschke Hrsg Mancur Olsons Logik kollektiven Handelns Mohr Siebeck Tubingen 1997 S 1 26 Klaus Schubert Hrsg Leistungen und Grenzen politisch okonomischer Theorie eine kritische Bestandsaufnahme zu Mancur Olson Wiss Buchges Darmstadt 1992 ISBN 3 534 11361 6 Berndt Keller Interessenorganisation und Interessenvermittlung Die Grenzen eines neoklassischen Institutionalismus in Olsons Rise and Decline of Nations Kolner Zeitschrift fur Soziologie und Sozialpsychologie 43 3 1990 S 502 524 Dehling Jochen Schubert Klaus Okonomische Theorien der Politik VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2011Weblinks BearbeitenJorg Faust Warum sind manche Lander arm und andere reich Die Rolle von Institutionen und Good Governance In E Z Entwicklung und Zusammenarbeit Heft 10 2002 S 277 280 Einzelnachweise Bearbeiten Dehling Jochen Schubert Klaus Okonomische Theorien der Politik VS Verlag fur Sozialwissenschaften Wiesbaden 2011 Pies 1997 S 7 a b Gero Muller Zur politischen Okonomie des Lobbyismus Eine Uberprufung der Aussagen von Mancur Olson Universitat der Bundeswehr Munchen Fakultat fur Staats und Sozialwissenschaften Munchen 2009 Mancur Olson Aufstieg und Niedergang von Nationen Okonomisches Wachstum Stagflation und soziale Starrheit 2 Auflage J C B Mohr Paul Siebeck Tubingen 1999 Normdaten Person GND 11858989X lobid OGND AKS LCCN n50025276 NDL 00451766 VIAF 108503985 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Olson MancurALTERNATIVNAMEN Olson Mancur Lloyd vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG US amerikanischer WirtschaftswissenschaftlerGEBURTSDATUM 22 Januar 1932GEBURTSORT Grand ForksSTERBEDATUM 19 Februar 1998 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Mancur Olson amp oldid 227784940