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Ein Transduktor oder Magnetverstarker ist ein elektromagnetisches Bauteil zur Steuerung von Wechselstromen durch Gleichstrome mittels Vormagnetisierung des Magnetkernes einer Drossel Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip und Aufbau 2 Betriebsarten 2 1 Geringe Aussteuerung Kleinsignalbetrieb 2 2 Hohe Aussteuerung Grosssignalbetrieb 3 Gegentaktschaltung 4 Anwendung 5 Literatur 6 EinzelnachweisePrinzip und Aufbau BearbeitenDer meist luftspaltfreie Magnetkern besteht aus einem Werkstoff mit stark nichtlinearer hysteresearmer Magnetisierungskennlinie Fur niedrige Frequenzen ist das ein Eisenkern bei hohen Frequenzen werden Ferrite oder nanokristalline Legierungen verwendet 1 Die Magnetisierung erfolgt durch zwei Spulen von denen eine den zu steuernden Wechselstrom fuhrt Diese Spule ist die steuerbare Drossel Die zweite Wicklung fuhrt den Steuergleichstrom zumindest jedoch einen Strom mit grossem Gleichanteil nbsp Bild 1 Prinzipschaltung eines Transduktors rechts ist der Gleichstrom SteuerkreisDas Kernvolumen im Wechselstromkreis wird durch den Gleichstrom vormagnetisiert wodurch seine relative Permeabilitat variiert wird Das kann bis zur Sattigung eines Teiles des Volumens oder des gesamten Volumens gehen So verliert die Drossel ihren hochpermeablen Kern teilweise oder ganz und damit einen Grossteil ihrer Induktivitat Gleich und Wechselstromwicklung werden oft so angeordnet dass keine Wechselspannung in die Steuerwicklung transformiert wird Das kann durch zwei gleichartige entsprechend verschaltete Transduktoren oder einen dreischenkligen Kern geschehen dessen Wicklungen entsprechend verschaltet sind siehe Abschnitt Gegentaktschaltung Wird Wechselspannung in die Steuerwicklung induziert kann diese direkt zur Steuerung verwendet werden indem man sie so gleichrichtet dass ein Gleichstrom in der Wicklung entsteht Solche Transduktorschaltungen konnen mit lediglich einem veranderlichen Widerstand gesteuert werden eine Gleichspannungsquelle ist nicht erforderlich Betriebsarten BearbeitenEs sind zwei Betriebsarten moglich Im Bereich kleiner Wechselstrome kleine Aussteuerung kann die magnetische Kennlinie im Arbeitspunkt als linear angesehen werden Der Steuergleichstrom dient in diesem Fall zur Verschiebung des Arbeitspunktes In dieser Betriebsart stellt der Transduktor wechselstromseitig eine Spule mit elektrisch veranderbarer Induktivitat dar und dient z B der Amplitudenregelung Der Wechselstrom ist sinusformig Die zweite Betriebsart grosse Aussteuerung treibt den Kern weit in die Sattigung und dient der Leistungssteuerung Der Wechselstrom kann in diesem Fall stark von der Sinusform abweichen Geringe Aussteuerung Kleinsignalbetrieb Bearbeiten Die rechts dargestellte Schaltung ist dafur ein typisches Beispiel Die auf der Wechselstromseite der Drossel wirksame Induktivitat L u1 di1 wird durch Verandern der Vormagnetisierung des zugehorigen nichtlinearen magnetischen Kerns verandert Hierzu wird die zweite Wicklung durch einen in seiner Grosse veranderlichen Steuergleichstrom i2 durchflossen Im Bereich kleiner Steuerstrome ergibt sich die grosste Induktivitat die abnimmt je starker der Steuerstrom den Arbeitspunkt des magnetischen Kreises in Richtung Sattigung verschiebt Durch die Anderung der Induktivitat andert sich im Wechselstromkreis der Scheinwiderstand der Drossel Auf diese Weise wird auch die Leistung im Wirkwiderstand R verandert Ohne Steuerstrom ist die Leistung klein fur maximalen Steuerstrom strebt die Leistung im Widerstand gegen uw R Wegen der Voraussetzung der Linearitat ist die Leistungsverstarkung eines solchen Transduktors P gesteuert P Steuerung in der Regel unter 1 nbsp Bild 2 Magnetisierungskennlinie stark vereinfacht Hohe Aussteuerung Grosssignalbetrieb Bearbeiten nbsp Bild 3 Zeitliche Verlaufe der Spannungen in der Schaltung Bild 1Um grossere Spannungen und Leistungen steuern zu konnen muss der Grosssignalbetrieb vorgesehen werden Um in diesem Fall die Funktion der Schaltung zu erklaren soll die einfachste Schaltung benutzt und die Randbedingungen stark vereinfacht werden So sollen die Wechselstromanteile von i2 die auf Grund der transformierten Spannungen auftreten und Verluste erzeugen durch eine sehr grosse Induktivitat auf vernachlassigbare Werte verringert und damit i2 nahezu ein Gleichstrom werden Zur Vereinfachung soll weiter die abgebildete abstrakte Magnetisierungskennlinie in Bild 2 gelten Auch sollen ausser dem eingezeichneten Lastwiderstand keine parasitaren ohmschen Komponenten vorhanden sein Um den periodischen Betrieb sofort zu erreichen beginnt man die Betrachtung nach der hochsten Sattigung bzw dem hochsten Strom Im Kennlinienpunkt 1 ist der Laststrom i1 gleich null Die Magnetisierung erfolgt nur durch i2 Im Punkt 2 kommt der Kern aus der Sattigung und der Strom i1 ist negativ und fast so gross wie i2 Wegen der beginnenden Entsattigung tritt Spannung an den Wicklungen auf Sie ergibt sich zu u1 uw R i1 Wegen der anliegenden Spannung fallt der Strom leicht weiter ins Negative Er erreicht seinen negativsten Wert bei Punkt 3 an dem wegen des Nulldurchgangs der Spannung u1 sich auch die Richtung der Flussanderung umkehrt Durch die positive Spannung wird der Kern wieder bis zur Sattigung Punkt 2 magnetisiert Wegen der Sattigung wird die volle Generatorspannung an die Last geschaltet Daraus ergibt sich der fliessende Strom i1 uw R Dabei wird Punkt 1 uberlaufen und wird im nachsten Stromnulldurchgang wieder erreicht Der Vorgang wiederholt sich Gegentaktschaltung Bearbeiten nbsp Bild 4 Gegentaktschaltung nbsp Bild 5 MagnetisierungkennlinieSchaltet man zwei Anordnungen gemass Bild 1 wechselstromseitig parallel und lasst den Steuerstrom durch die zwei Sekundarwicklungen in unterschiedlicher Richtung fliessen so wirkt der Steuerstrom in den Teiltransduktoren phasenversetzt Die in den Gleichstromkreis induzierten Spannungen kompensieren sich Fur kleine Aussteuerung bleiben die Strome und Spannungen nahezu sinusformig Wegen der Parallelschaltung verdoppelt sich der mogliche Laststrom und wegen der Kompensation der induzierten Wechselspannung verringern sich die Verluste im Gleichstromkreis deutlich Fur den Grosssignalbetrieb muss eine erneute Betrachtung der Vorgange angestellt werden da der Uberlagerungssatz wegen der ausgenutzten magnetischen Nichtlinearitaten nicht gilt Dazu wird von der in Bild 4 dargestellten Schaltung und der zugehorigen Bepfeilung ausgegangen Fur die Bilder wurde der Punkt 4 der Magnetisierungskennlinie in Bild 5 als Wirkung des Steuerstromes i2 IS und das Windungszahlverhaltnis gleich 1 gewahlt nbsp Bild 6 Zeitliche Verlaufe von Stromen und Spannungen der Schaltung in Bild 4Im Ursprung der Magnetisierungkennlinie ist der Laststrom gleich null und die Strome ia und ib mussen gerade so gross wie die Steuergleichstrome sein aber diesen entgegenwirken Bei gleichem Wickelsinn und der Bepfeilung nach Bild 4 ist also ia i2 und ib i2 Fur den Gesamtstrom gilt i1 ia ib 0 Im Punkt 4 ist ia 0 und ib 2 i2 i1 Mit dem Einsetzen der Sattigung fur die Wicklung a wird an beiden Wicklungen die Wechselspannung null und der Strom i1 wird von der Last an der die Netzspannung anliegt begrenzt Die Wicklungsstrome sind ia i1 IS i2 und ib IS i2 Wird der Lastrom rein ohmsch im Nulldurchgang der Spannung zu null kommt der betreffende Kern aus der Sattigung Wahrend der negativen Spannungshalbschwingung werden die Kerne ruckmagnetisiert In dieser Zeit ist der Laststrom null und die Strome ia und ib gehen auf die Werte im Ursprung der Magnetisierungskennlinie zuruck Anschliessend wird in der gleichen Weise ihr negative Ast durchlaufen Die wesentlichen zeitlichen Verlaufe sind in Bild 6 dargestellt Bezuglich der Verluste ist die Gegentaktschaltung deutlich gunstiger als Schaltung nach Bild 1 weil sich die in den Gleichstromkreis induzierten Wechselspannungen kompensieren und weil wie aus den Bildern 2 und 5 hervorgeht ein relativ kleinerer Steuerstrom benotigt wird Man kann auch noch einen weiteren Vorteil nutzen wenn man die Leistungswicklungen antiparallel schaltet und den Steuerstrom im gleichen Sinn durch die Wicklungen fliessen lasst In diesem Fall lassen sich die Steuerwicklungen zu einer zusammenfassen Der Aufbau einer solchen Anordnung ist in Bild 7 schematisch dargestellt Der Eisenkorper hat in diesem Fall drei Schenkel Es ergibt sich in der vereinfachten Theorie keine nennenswerte Materialersparnis da die Steuerwicklung in diesem Fall den doppelten Eisenquerschnitt umschliessen muss Bei Berucksichtigung der in der Praxis auftretenden Eisen und Kupferverluste wird die Materialersparnis grosser nbsp Bild 7 Schematische Darstellung fur die Wicklungsanordnung eines TransduktorsDie Strom und Spannungsverlaufe und die Steuerfunktion der Gegentaktschaltung entsprechen denen eines Wechselstromstellers Leistungselektronik mit Phasenanschnittsteuerung Da dieser billiger im Wirkungsgrad besser und auch leichter und kleiner ist hat er den Transduktor als Steuergerat fur Wechselstrome abgelost Anwendung BearbeitenTransduktoren sind fast vollstandig durch die Halbleitertechnik verdrangt worden es gibt jedoch noch einzelne Anwendungen wo es auf hohe Robustheit und Zuverlassigkeit ankommt Transduktoren sind langlebig und bei Uberspannungen und Kurzschluss im Gegensatz zu Halbleiterschaltungen kaum gefahrdet In der Vergangenheit 1930er bis 1960er Jahre war der netzfrequente Transduktor eine gebrauchliche Losung zur Steuerung beispielsweise von Kinobeleuchtungen Er benotigte keine bewegten Teile wie ein Stelltransformator und ist verschleissfrei Rohrenmonitore und fernseher besassen zur Kissenentzerrung teilweise Transduktoren die die Zeilenamplitude regelten 2 Schaltnetzteile enthielten besonders in den 1990er Jahren teilweise Transduktorregelungen auf der Sekundarseite 3 Auch Audioverstarker wurden mit Transduktoren realisiert 4 Messwandler fur Gleichstrom konnen ebenfalls nach dem Prinzip der Transduktoren gebaut werden 5 Eine weitere Anwendung findet sich im Bereich von Elektrolysen Hier kommen Gleichrichtertransformatoren mit Transduktoren in der unterspannungsseitigen Ableitung zum Einsatz die Diodengleichrichter speisen Die Transduktoren werden fur die Feinregelung des Ausgangsstroms verwendet Die Grobregelung erfolgt mittels Stufenschalter der Transformatoren Eine Besonderheit ist die Pungs Drossel nach Leo Pungs benannt die zur Amplitudenmodulation diente Sie war entsprechend Bild 7 aufgebaut und arbeitet bei der Sendefrequenz 6 Sie arbeitete direkt am Senderausgang auf den abgestimmten Antennen Schwingkreis Die oben dargestellten zeitlichen Verlaufe der Ausgangsspannung konnen daher nicht auf diese Anwendung ubertragen werden Literatur BearbeitenWalter Schilling Transduktortechnik Theorie und Anwendung steuerbarer Drosseln Verlag R Oldenbourg Munchen 1960 Fritz Kummel Regel Transduktoren Theorie und Anwendungen in der Regelungstechnik Springer Verlag 456 Seiten Berlin Gottingen Heidelberg 1961 eingeschrankte Vorschau in der Google BuchsucheEinzelnachweise Bearbeiten Patentanmeldung DE10045705A1 Magnetkern fur einen Transduktorregler und Verwendung von Transduktorreglern sowie Verfahren zur Herstellung von Magnetkernen fur Transduktorregler Angemeldet am 15 September 2000 veroffentlicht am 4 April 2002 Anmelder Vacuumschmelze GmbH amp Co KG Erfinder Gunter Wulf Patent DE3005901C2 Transduktor Angemeldet am 16 Februar 1980 veroffentlicht am 1 Marz 1990 Anmelder Telefunken Fernseh und Rundfunk GmbH Erfinder Alfred Pollak http focus ti com lit ml slup129 slup129 pdf Applikationsschrift der Fa Unitrode heute Texas Instruments http www auditorium23 de MagAmp MagAmp pdf Kompensationsstromsensoren Mitteilung der Firma Vacuumschmelze abgerufen am 30 Marz 2023 http www seefunknetz de libo htm Pungs Drossel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Transduktor Elektrotechnik amp oldid 232329763