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Der Magische Idealismus ist ein zentrales Element der Fruhromantik das vor allem die Literatur und Philosophie Novalis durchzieht Wenn ihr die Gedanken nicht mittelbar vernehmbar machen konnt so macht doch umgekehrt die ausseren Dinge unmittelbar vernehmbar Beyde Operationen sind idealistisch Wer beyde vollkommen in seiner Gewalt hat ist der magische Idealist III 301 338 Der Begriff des magischen Idealismus bezeichnet einen zentralen Aspekt des Denkens und Schreibens bei Novalis Es handelt sich um eine Operation aussere und innere Welten in Harmonie zu bringen Die Magie gilt bei Novalis als Sympathie des Zeichens mit dem Bezeichneten oder Wechselrepraesentationslehre des Universumus III 266 137 Er geht davon aus dass der Mensch ein Spiegelbild des unendlichen Weltalls ist und dass er deshalb im Inneren eine Unendlichkeit besitzt Magie ist in diesem Sinne die Kunst die Sinnenwelt willkurlich zu gebrauchen II 546 109 Das Ziel des magischen Idealismus bei Novalis ist es die verlorene ideale Harmonie zwischen Menschen und dem Ganzen die man nur innerlich ahnen kann in der Aussenwelt zu realisieren was Novalis selber durch seine dichterische Tatigkeit zu zeigen versuchte Inhaltsverzeichnis 1 Religion 1 1 Mittler zwischen Mensch und Absolutem 1 2 Bibel 1 3 Poesie und Roman 1 4 Natur und Naturforschung 2 Literaturhinweis 3 Siehe auchReligion BearbeitenMittler zwischen Mensch und Absolutem Bearbeiten Nach dem Tod seiner Verlobten Sophie von Kuhn hat Novalis seine Liebe zu Sophie zur Religion erhoben Ich habe zu Sofchen Religion nicht Liebe Absolute Liebe vom Herzen unabhangige auf Glauben gegrundete ist Religion II 395 56 Xstus und Sophie IV 48 sind als Gegenstand des Glaubens gleichgesetzt Jeder Gegenstand des Glaubens ist bei Novalis ein Mittelglied II 440 441ff 73 74 das die Menschen mit dem Absoluten verbindet Dabei werden Pantheismus und Monotheismus miteinander verbunden Alle Religionen sind Versuche durch den Mittler das Absolute zu erreichen In diesem Sinne betrachtet er sowohl seine Beschaftigung mit der Naturwissenschaft als auch mit der dichterischen Arbeit als religiose Tatigkeit weil er hinter den Naturgegenstanden immer das Unbedingte II 412 413 1 suchte welches er durch das Mittel der Poesie auszudrucken versuchte Bibel Bearbeiten Als Novalis das Ergebnis seines naturwissenschaftlichen Studiums als Enzyklopadie konzipierte bezeichnete er seine Konzeption als Religion des sichtbaren Weltalls IV 255 Sein eigentliches Ziel dabei war die Beschreibung der Bibel III 365 571 Er war der Ansicht dass die Bibel die literarische Centralform und also die literarische Centralform jedes Buchs ist doch das Journal der Roman das Compendium der Brief das Drama etc sollen in einem Gewissen Sinne Bibel sein IV 506f Die Bibel wie Novalis sie versteht ist mithin nicht ein abgeschlossenes Werk sondern im Wachsen begriffen III 569 97 Sein Bibelprojekt endet somit nicht mit seiner Enzyklopadie Er betrachtete alle seine nachfolgenden schriftlichen Tatigkeiten als Bibel denn der Zweck seines Schreibens liegt immer darin das Unendliche in der Welt zu offenbaren Die Bibel soll dabei die Rolle spielen den verlorenen Bund zwischen den Menschen und dem Absoluten neu herzustellen Poesie und Roman Bearbeiten Die Poesie mischt alles zu ihrem grossen Zweck der Zwecke der Erhebung des Menschen uber sich selbst II 535 42 Die Poesie gilt fur Novalis als das Mittel seiner biblischen Programmatik Die Poesie soll dem Menschen das innere Fuhlen fur das Absolute offenbaren Sie gilt mithin als Darstellung des Gemuths der innern Welt in ihrer Gesamtheit III 650 533 Den Prozess hohere und niedere Welten in Harmonie zu bringen nannte Novalis Romantisiren sic Die Welt muss romantisirt werden Romantisiren ist nichts als eine qualit ative Potenzirung Das niedre Selbst wird mit einem bessern Selbst in dieser Operation identificirt Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn dem Gewohnlichen ein geheimnissvolles Ansehn dem Bekannten die Wurde des Unbekannten dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe so romantisire ich es umgekehrt ist die Operation fur das Hohere Unbekannte Mystische Unendliche Wechselerhohung und Erniedrigung II 545 105 Unter Poesie versteht Novalis nicht nur die Dichtung im engeren Sinne sondern sie umfasst alle menschlichen Aktivitaten die nach Vervollkommnung streben Aus einer Mischung des Niedrigen ein Hoheres herzustellen ist das Prinzip sowohl seiner Enzyklopadistik als auch des literarischen Schaffens Die angemessenste Erscheinungsform der Poesie sah Novalis im Roman weil dieser alle Gattungen nicht nur der Literatur sondern auch der Kunste der Tatigkeit des Menschen darzustellen vermag Der Roman handelt von Leben stellt Leben dar Der Roman als solcher enthalt kein bestimmtes Resultat Er ist Realisirung einer Idee Aber eine Idee lasst sich nicht in einen Satz fassen Eine Idee ist eine unendliche Reihe von Satzen II 570 212 Den Prozess der Realisirung einer Idee nannte Novalis Ubergangsjahre vom Unendlichen zum Endlichen Beim Roman handelt es sich um den Prozess in dem allmahlich das Unendliche sich im Endlichen offenbart Das Leben eines Menschen das im Roman hauptsachlich dargestellt werden soll zeigt sich als der Prozess sich durch innere Entwicklung der Vervollkommnung zu nahern Als Bibel dient der Roman dazu dem Leser das Unendliche zu offenbaren Das Ende des Romans ist immer auch symbolisch zu verstehen und in diesem Sinne vorlaufig Der Entwicklungsprozess setzt sich unendlich fort Natur und Naturforschung Bearbeiten Was die Naturreflexion bei Novalis pragt ist vor allem sein Studium der Mineralogie an der Freiberger Bergakademie Nach dem Lehrer Abraham Gottlob Werner sind die Erdschichten ein Sedimentationsprozess des Wassers Demzufolge ist die Natur eine Krystallisation III 163 des Flussigen Die Natur ist bei Novalis also eine versteinerte Zauberstadt III 564 65 die den verlorenen idealen Zustand der Urzeit in sich enthalt Wahrend bei Werner die Moglichkeit des Ubergangs der Steine ausgeschlossen bleibt fuhrt Novalis den Begriff des chemischen Ubergangs in die Mineralogie ein Die Natur ist demnach nicht ein erstarrtes Wesen sondern etwas das sich in einem chemischen Entwicklungsprozess befindet und das allmahlich das Geheimnis der idealen Welt verrat welches durch die Naturforscher entziffert werden muss Alle Wesen von den Steinen bis zu den Menschen das heisst anorganische und organische Welt stehen nach Novalis Auffassung alle in ein und demselben Ubergangsprozess den er als poetisch III 587 221 bezeichnet Die Entzifferung der Natur ist also eine poetische religiose Tatigkeit weil sie auf die Darstellung der absoluten Einheit der Welt und des einheitsstiftenden absoluten Wesens zielt Literaturhinweis BearbeitenNovalis Schriften Die Werke Friedrich von Hardenbergs hg v Paul Kluckhohn und Richard Samuel in Zusammenarbeit mit Hans Joachim Mahl und Gerhard Schulz 2 Aufl Stuttgart 1960ff Siehe auch BearbeitenInternationale Novalisgesellschaft Heinrich von Ofterdingen Bluthenstaub Carl Gustav Carus Magischer Realismus Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Magischer Idealismus amp oldid 237785676