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Madonna in der Kirche oder Die Heilige Jungfrau in der Kirche ist ein kleines Olgemalde des flamischen Malers Jan van Eyck Vermutlich wurde es um 1440 angefertigt Das nur 31 14 cm grosse Bild zeigt die Jungfrau Maria die das Jesuskind im Arm halt Das architektonische Ambiente ist das Innere eines gotischen Doms Das Bild befindet sich seit 1874 in der Sammlung der Gemaldegalerie Berlin 1 Madonna in der KircheJan van Eyck um 1440Ol auf Eichenholz31 14 cmGemaldegalerie BerlinVorlage Infobox Gemalde Wartung Museum Inhaltsverzeichnis 1 Bildbeschreibung 1 1 Die Tafel 1 2 Rahmen und Inschriften 1 3 Fenster und Glasmalerei 2 Forschung 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBildbeschreibung BearbeitenDie Tafel Bearbeiten Maria ist als Himmelskonigin dargestellt die eine edelsteinbesetzte Krone tragt und ein verspieltes Jesuskind in den Armen halt Dieses blickt zu ihrem Gesicht und greift nach dem Saum ihres roten Kleides ahnlich dem byzantinischen Typus der Eleusa Sie steht in einem gotischen Dom und ist im Vergleich zu diesem uberproportional gross dargestellt Im Hintergrund teilt ein kruzifixbekronter Lettner das Kirchenschiff vom Chor Im Durchgang des Lettners stehen zwei psalmodierende Engel Der Bogen links davon ist als Nische gestaltet in der eine Skulptur der Muttergottes mit dem Kind zwischen zwei brennenden Kerzen steht die Haltung gleicht der der lebendigen Vordergrundfigur In den Wimpergen sind Reliefs der Verkundigung an Maria und der Verlobung von Maria und Josef zu sehen Mit einer Grosse von 31 14 cm ist das Gemalde klein genug um fast als Miniatur zu gelten wie es bei den meisten Andachtsdiptychen des 15 Jahrhunderts war Die reduzierte Grosse erleichterte die Tragbarkeit und Erschwinglichkeit und ermutigte den Betrachter sich dem Werk zu nahern um die komplizierten Details genauer zu betrachten Das Werk zeigt Maria in einem dunkelblauen Gewand uber einem roten Kleid aus verschiedenen strukturierten Stoffen Ihr Saum ist mit Gold bestickt und tragt die vergoldeten Schriftzuge SOL und LU oder vielleicht SIOR SOLE HEC ES hochstwahrscheinlich Fragmente der lateinischen Worter fur Sonne sole und Licht lux Auf ihrem Haupt tragt sie eine kunstvoll gestufte und mit Juwelen besetzte Krone und in ihren Armen das Jesuskind dessen Fusse auf ihrer linken Hand ruhen Es ist in ein weisses Tuch gehullt das von den Huften bis zu den Fussen reicht und seine Hand umklammert den juwelenbesetzten Ausschnitt des Kleides seiner Mutter Weitere Mariendarstellungen finden sich im Hintergrund der Kirche Dazu gehort eine Statue der Jungfrau mit dem Kind die zwischen zwei brennenden Kerzen in der Chorschranke hinter den Hauptfiguren positioniert ist und rechts davon stehen zwei Engel im Chor und singen ihr Lob vielleicht singen sie den Hymnus der auf dem Rahmen eingraviert ist Uber ihr befindet sich ein Verkundigungsrelief und im vertieften Erker ein Relief das ihre Kronung darstellt auf dem Lettner ist die Kreuzigung zu sehen Auf dem Gemalde sind also die Stationen des Lebens Marias als Mutter Jesu dargestellt An einem Pfeiler links hangt eine zweispaltige Gebetstafel die derjenigen in Rogier van der Weydens grossem Sieben Sakramente Altar 1445 50 ahnelt Sie enthalt Worte die auf die Zeilen des ursprunglichen Rahmens anspielen und diese wiedergeben Durch die hohen Fenster dringen Lichtstrahlen in den Innenraum die das Portal ausfullen und uber die Fliesenboden fliessen bevor sie auf die Oberlichter treffen Die Brillanz des Tageslichts wird mit dem sanften Schein der Kerzen im Chorschrankenaltar kontrastiert wahrend der untere Teil des Bildraums relativ schwach beleuchtet ist Die von der Kathedrale geworfenen Schatten sind auf den Chortreppen und im nahen Seitenschiff zu sehen Ihr Winkel ist fur das fruhe 15 Jahrhundert ungewohnlich realistisch wiedergegeben und die Details sind so detailliert dass ihre Beschreibung wahrscheinlich auf der Beobachtung des tatsachlichen Verhaltens des Lichts beruht eine weitere Neuerung in der Kunst des 15 Jahrhunderts Doch wahrend das Licht so dargestellt ist wie es in der Natur vorkommen konnte ist seine Quelle nicht dargestellt Erwin Panofsky 2 stellt fest dass das Sonnenlicht von den Nordfenstern einfallt zeitgenossische Kirchen jedoch in der Regel nach Osten ausgerichtete Chore hatten so dass das Licht von Suden her einfallen musste Er vermutet dass das Licht nicht naturlich sein soll sondern vielmehr das Gottliche reprasentiert und daher den Gesetzen der Symbolik und nicht denen der Natur Rahmen und Inschriften Bearbeiten Elisabeth Dhanens 3 zufolge erinnern die Form und der abgerundete obere Teil des Originalrahmens an die oberen Register der Tafeln des Genter Altars die als von Jans Bruder Hubert entworfen gelten Sie ist der Ansicht dass der jetzige Rahmen zu schmal und klein ist und eine plumpe Marmorierung enthalt Aus einem detaillierten Inventar von 1851 kennen wir den Text der Hymne die auf dem Originalrahmen eingraviert ist Der Text ist in poetischer Form geschrieben und beginnt am unteren Rand zieht sich dann an den vertikalen Randern nach oben und endet am oberen Rand Am unteren Rand des Rahmens stand FLOS FLORIOLORUM APPELLARIS an den Seiten und oben MATER HEC EST FILIA PATER EST NATUS QUIS AUDIVIT TALIA DEUS HOMO NATUS ETCET Die Mutter ist die Tochter Dieser Vater ist geboren Wer hat schon von so etwas gehort Gott hat einen Menschen geboren Die funfte Strophe des Hymnus in van Eycks Transkription nicht enthalten lautet Wie der Sonnenstrahl durch das Glas Vorubergeht aber nicht befleckt So ist die Jungfrau wie sie war Der Schriftzug am Saum ihres Gewandes greift die Inschrift auf dem Rahmen auf Worte die denen auf Marias Kleid in van Eycks Jungfrau mit Kind und Kanoniker van der Paele von 1436 ahneln eine Passage aus dem Buch der Weisheit 7 29 die EST ENIM HAEC SPECIOSIOR SOLE ET SUPER OMNEM STELLARUM DISPOSITIONEM lautet LUCI CONPARATA INVENITUR PRIOR Denn sie ist schoner als die Sonne und ubertrifft jede Konstellation der Sterne Verglichen mit dem Licht wird sie als uberlegen empfunden Fenster und Glasmalerei Bearbeiten Ungewohnlich fur eine gotische Kathedrale aus dem 13 Jahrhundert sind die meisten Fenster aus klarem Glas Bei der Betrachtung der Fenster entlang des Kirchenschiffs stellte John L Ward 4 fest dass das Fenster direkt uber dem aufgehangten Kruzifix das einzige ist dessen oberster Teil sichtbar ist Dieses Fenster ist dem Betrachter direkt zugewandt und enthullt kunstvoll gestaltete Glasmalereien die ineinander verschlungene rote und blaue Blumen zeigen Da sich das Fenster so weit hinten im Bildraum befindet wo die Perspektive schwach wird verleiht die Nahe der Blumen zum Kruzifix ihnen den Anschein als kamen sie im Raum nach vorne als waren sie plotzlich aus der Spitze des Kruzifixes vor ihm gewachsen 4 Forschung BearbeitenDie meisten Kunsthistoriker betrachten die Tafel als den linken Flugel eines zerlegten Diptychons vermutlich war der gegenuberliegende Flugel ein Votivbildnis Zeitnahe Kopien des Meisters von 1499 und von Jan Gossaert stellen dem Bild zwei sehr unterschiedliche Abbildungen auf der rechten Seite gegenuber die eine zeigt einen knienden Stifter in einem Innenraum die andere im Freien wobei der Stifter vom Heiligen Antonius dargestellt wird Die Madonna in der Kirche wurde erstmals 1851 dokumentiert Seitdem sind die Datierung und die Zuschreibung des Bildes unter den Wissenschaftlern umstritten Zunachst hielt man es fur ein fruhes Werk von Jan van Eyck und schrieb es eine Zeit lang seinem Bruder Hubert van Eyck zu Heute wird es definitiv Jan van Eyck zugeschrieben und man glaubt dass es sich um ein spateres Werk handelt das Techniken zeigt die in Werken aus der Mitte der 1430er Jahre und spater zu finden sind Die Tafel wurde 1874 fur die Berliner Gemaldegalerie erworben Sie wurde 1877 gestohlen und bald darauf zuruckgegeben allerdings ohne den beschrifteten Originalrahmen der nie wiedergefunden wurde Heute gilt die Madonna in der Kirche weithin als eines der besten Werke Jan van Eycks Literatur BearbeitenErwin Panofsky Early Netherlandish painting Its Origins and Character Harvard University Press Cambridge MA 1953 Erwin Panofsky Dieter Wuttke Hrsg Korrespondenz 1950 1956 Band III Harrassowitz Wiesbaden 2006 ISBN 3 447 05373 9 Nina Zenker Jan van Eyck Die Madonna in der Kirche Gemaldegalerie Staatliche Museen zu Berlin Preussischer Kulturbesitz Berlin Tiergarten Kulturforum Matthaikirchplatz Gebr Mann Heenemann Berlin 2001 ISBN 3 7861 2382 9 Till Holger Borchert Jan Dumolyn Maximiliaan Martens Johan De Smet Frederica Van Dam Hrsg Van Eyck Eine optische Revolution Belser Museum der Schonen Kunste Gent Gent Stuttgart 2020 ISBN 978 3 7630 2857 3 Till Holger Borchert Van Eyck Taschen London 2008 ISBN 978 3 8228 5684 0 Elisabeth Dhanens Hubert and Jan van Eyck Tabard Press New York 1980 ISBN 0 914427 00 8 Craig Harbison Jan van Eyck The Play of Realism Reaktion Books London 1991 ISBN 0 948462 18 3 Otto Pacht Van Eyck and the Founders of Early Netherlandish Painting Harvey Miller Publishers London 1999 ISBN 1 872501 28 1 Martha Wolff John Oliver Hand Early Netherlandish painting National Gallery of Art Washington Oxford University Press Oxford 1987 ISBN 0 521 34016 0 John Ward Disguised Symbolism as Enactive Symbolism in Van Eyck s Paintings In Artibus et Historiae Band 15 Nr 29 1994 Benezit Kunstlerlexikon Band Band 5 Eadie Gence Funfte Auflage Editions Grund Paris 2006 ISBN 2 7000 3030 3 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Madonna in der Kirche Jan van Eyck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Madonna in der Kirche auf der Seite des MuseumsEinzelnachweise Bearbeiten Rainald Grosshans Die Madonna in der Kirche In SMB Digital Abgerufen am 15 Juli 2020 Erwin Panofsky Early Netherlandish painting Its Origins and Character Cambridge MA 1953 Elisabeth Dhanens Hubert and Jan van Eyck New York 1980 a b John Ward Disguised Symbolism as Enactive Symbolism in Van Eyck s Paintings In Artibus et Historiae Band 15 Nr 29 1994 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Madonna in der Kirche amp oldid 239306801