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M Agejew russisch M Ageev 8 August 1898 in Moskau Russisches Kaiserreich 5 August 1973 in Jerewan Armenische SSR Sowjetunion war das Pseudonym des russischen Autors Mark Lasarewitsch Lewi Mark Lazarevich Levi Er selbst verwendete die Schreibweise Levi so halten es auch seine deutschen Verleger Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Entschlusselung des Pseudonyms 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenLevi wurde in eine Familie wohlhabender judischer Pelzhandler geboren Er besuchte das Moskauer Krayman Gymnasium Gimnaziya Krejmana 1 1916 nahm er das Jurastudium an der Lomonossow Universitat auf doch brach er es im dritten Jahr ab um in der neuen bolschewistischen Verwaltung einen Posten als Inspektor fur Transportwesen anzutreten Wahrend des Russischen Burgerkriegs wurde er zu einem Stab der Roten Armee abkommandiert bei einem Gefecht wurde er verwundet 2 Von 1923 an arbeitete er als Ubersetzer in der staatlichen Handelsagentur Arkos 1924 siedelte er als sowjetischer Staatsburger in das Deutsche Reich uber mit der offiziellen Begrundung das Kurschner Handwerk zu erlernen Er fand eine Stelle in der Leipziger Pelzfirma Eitingon Gleichzeitig schloss er die philologische Fakultat der Leipziger Universitat ab Nebenbei arbeitete er als Russischlehrer in der Sprachenschule Berlitz 1931 siedelte er nach Paris uber wo er zunachst weiterhin fur Berlitz arbeitete Mitte der 1930er Jahre lebte er in Istanbul wo er fur die Vertretung des franzosischen Verlages Hachette arbeitete 1939 stellte er bei der sowjetischen Botschaft in der Turkei den Antrag auf Ruckkehr in die Sowjetunion doch wurde dieser abgelehnt 1942 wurde Levi von den turkischen Behorden als persona non grata uber die sowjetische Grenze abgeschoben Er wurde verdachtigt fur den sowjetischen Geheimdienst NKWD zu arbeiten und in ein gescheitertes Attentat auf den deutschen Botschafter in Ankara Franz von Papen verwickelt zu sein Levi erhielt allerdings keine Wohnberechtigung fur seine Heimatstadt Moskau sondern fur Jerewan die Hauptstadt der Armenischen Sowjetrepublik An der dortigen Staatlichen Universitat fand er eine Anstellung als Germanistik Dozent 3 Von seinen in der Emigration verfassten literarischen Werken erfuhren weder seine Familienmitglieder noch seine Kollegen 4 Bis zu seinem Tod blieb Jerewan sein Wohnsitz Werke BearbeitenUnter dem Pseudonym M Agejew veroffentlichte Levi zwei literarische Werke beide erschienen 1934 in Paris Der Roman mit Kokain Roman s kokainom erschien zunachst in 17 Folgen in der Wochenzeitschrift Illjustrirowannaja shisn Illustriertes Leben 1 17 1934 1936 folgte in Kleinstauflage von 400 Stuck die Buchausgabe die 1983 neu aufgelegt wurde Die franzosische Ausgabe wurde zum Bestseller der Roman wurde in mehrere Dutzend Sprachen ubersetzt Die Erzahlung Ein mieses Volk Parshivyj narod in der Zeitschrift Wstretschi Begegnungen 4 1934 In einer Gerichtsverhandlung in Moskau 1924 wird der Anfuhrer einer ukrainischen Diebesbande der sich auch an Judenpogromen beteiligt hat zum Tod durch Erschiessen verurteilt Ein judischer Beobachter der Verhandlung aussert Mitleid mit dem Verurteilten woraufhin ein alter Mann im Publikum sagt die Juden seien ein mieses Volk Sie zeigten Mitleid obwohl sie Hass auf den Verurteilten empfinden sollten der judische Frauen und Kinder ermordet habe 5 Entschlusselung des Pseudonyms BearbeitenNach dem Erscheinen des Romans 1934 stellte bereits die russische Emigrantenpresse Spekulationen uber den Verfasser an der sich hinter dem Pseudonym M Agejew verbarg 6 Der Verlag gab keine Auskunft dazu Erst als das Buch ein halbes Jahrhundert spater internationaler Bestseller wurde gab die in Paris lebende russische Schriftstellerin Lidija Tscherwinskaja 1907 1988 bekannt es habe sich um Mark Levi gehandelt sie habe ihn selbst in Istanbul getroffen und sei seine Geliebte gewesen Spater sei er in die Sowjetunion zuruckgekehrt Allerdings wurde ihr Bericht als wenig glaubwurdig eingestuft 7 Weitgehend unbeachtet blieb auch dass der Exilschriftsteller Wassili Janowski der seinerzeit in Paris das Manuskript Levis bearbeitet hatte schon zuvor in seinen Memoiren diese Version vertreten hatte 8 1985 veroffentlichte der Pariser Slawist Nikita Struve Sohn eines bekannten Literaturkritikers der russischen Emigration einen Aufsatz in dem er anhand von inhaltlichen und stilistischen Beispielen Vladimir Nabokov als wahren Autor des Romans mit Kokain ausmachte 9 Nabokovs Witwe Vera wies diese These zuruck 10 Der Schweizer Literaturwissenschaftler Felix Philipp Ingold vertrat die Version Nabokov und Levi hatten das Buch gemeinsam geschrieben 11 Das Ratsel losten 1994 die beiden Archivare Marina Sorokina und Gabriel Superfin Sie fanden im Moskauer Stadtarchiv Akten des Krayman Gymnasiums darunter des Abiturjahrgangs 1916 Zu diesem gehorte ein Mark Levi auch trugen mehrere Schuler und Lehrer Namen die den Namen von Protagonisten aus dem Roman stark ahnelten Im Archiv der Lomossow Universitat entdeckten sie Levis Akte Darin fand sich eine Anfrage der Universitat von Jerewan aus dem Jahr 1952 zu seinem Studium Dem ursprunglich von den Historikern nicht ernstgenommenen Hinweis Lidija Tscherwinskajas folgend Levi habe in der Turkei gelebt von wo er in die Sowjetunion zuruckgekehrt sei wurden die Archivare in den Akten des Aussenministeriums in Moskau fundig Sie enthielten neben Levis Antragen an die sowjetische Botschaft in Ankara und Berichten uber die Untersuchung der turkischen Behorden zum Attentat auf Botschafter von Papen auch einen Lebenslauf Darin bezeichnete Levi sich als Autor des Romans mit Kokain wobei er unterstrich dass der Inhalt nicht gegen die Sowjetmacht gerichtet sei 12 Die Literaturwissenschaft sieht den Fall seit dieser Publikation als gelost an 13 Ingold halt indes an der Uberlegung fest dass es sich bei dem Roman Agejews um eine Koproduktion zwischen Levi und Nabokov handeln konnte 14 Literatur BearbeitenThomas Urban Vladimir Nabokov Blaue Abende in Berlin Berlin 1999 S 159 184 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber M Agejew im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten biografische Angaben so weit nicht anders angegeben nach Thomas Urban Vladimir Nabokov Blaue Abende in Berlin Berlin 1999 S 159 184 russisches Literaturlexikon livelib ru Der Tagesspiegel 18 November 2012 russisches Literaturlexikon livelib ru Parschiwj narod Textausgabe in Lib ru vgl 1 hrono ru Liberation 26 Dezember 1985 S 21 24 Vasilij Janovskij Pol ja Elisejskie New York 1983 S 236 Vestnik Russko Christianskogo Dvizenija 146 1986 S 179 Der Spiegel 12 Mai 1986 Die Zeit 15 August 1986 S 35 Minuvsee Istoriceskij al manach Moskau St Petersburg 16 1994 S 265 288 The Nabokovian Lawrende Kansas 38 1997 S 52 54 Felix Philipp Ingold Ein ratselhaftes Meisterwerk Mit dem Roman mit Kokain hat Mark Levi alias M Agejew Atemberaubendes geschaffen doch tat er es wirklich allein NZZ 24 November 2012 S 24Normdaten Person GND 172576520 lobid OGND AKS LCCN n84035484 VIAF 61540706 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Agejew M ALTERNATIVNAMEN Ageev M Ageev M russisch Lewi Mark Lasarewitsch wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG russischer pseudonymer AutorGEBURTSDATUM 8 August 1898GEBURTSORT Moskau Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 5 August 1973STERBEORT Jerewan Armenische SSR Sowjetunion Abgerufen von https de wikipedia org w index php title M Agejew amp oldid 232782508