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Schmalkalden war im Zweiten Weltkrieg zweimal das Ziel von Angriffen der in England stationierten 8th Air Force Diese griff am 20 Juli 1944 und am 6 Februar 1945 die kleine Stadt 11 000 Einwohner mit schweren strategischen Bombenflugzeugen unter Abwurf einer grossen Tonnage Spreng und Brandbomben an Trotz vieler Fehlwurfe in die Umgebung entstanden bedeutende Schaden an Wohnhausern offentlichen Bauten und Industrieanlagen 88 Menschen im damaligen Stadtgebiet starben Inhaltsverzeichnis 1 Die Angriffe 1 1 Der Angriff am 20 Juli 1944 1 2 Der Angriff am 6 Februar 1945 2 Begrabnisstatte 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksDie Angriffe BearbeitenDie beiden als vergleichsweise mittelschwer zu bezeichnenden Tagesangriffe wurden am 20 Juli 1944 und am 6 Februar 1945 mit schweren Fernbombern und begleitenden Jagdflugzeugen der 8th Air Force ausgefuhrt die von ihren Basen in England gestartet waren Beide Angriffe waren Teil grossangelegter amerikanischer Luftkriegsoperationen gegen Ziele in Mitteldeutschland Der Angriff am 20 Juli 1944 Bearbeiten nbsp Amerikanische B 24 Liberator FernbomberDie 2nd Bombardment Division der 8th Air Force sollte an diesem Tag mit 480 schweren viermotorigen Bombern des Typs B 24 Liberator und 47 Jagdflugzeugen des Typs P 47 Thunderbolt Stadte in Thuringen angreifen Mission 484 Hauptziele waren Erfurt Nord Gotha und Eisenach Ein Teil dieses Grossverbandes suchte wegen der Witterungsbedingungen Sekundarziele zu denen Schmalkalden gehorte Nach dem Kriegstagebuch der 8th Air Force wurde Schmalkalden von 80 Bombern vom Typ B 24 mit 246 Tonnen Bombenlast angegriffen 1 Dieses hatte ausgereicht um die gesamte Stadt in Schutt und Asche zu legen und stimmt so nicht Der Auswertungsbericht S A 2344 der United States Army Air Forces kommt nach der Zahl und Art der auf Schmalkalden abgeworfenen Bomben zu dem Ergebnis dass diese von 18 19 Bombern gestammt haben 2 Nach den Beobachtungen und Untersuchungen in Schmalkalden selber Bericht des Burgermeisters vor dem Gemeinderat 3 ergibt sich folgendes Bild Etwa 32 Bomber das entsprache einer Bombergruppe wohl der 458th Bombardment Group warfen nach Sirenenwarnung um 11 20 Uhr ab 11 30 Uhr in 7 10 Minuten aus 2 000 bis 6 000 Metern Hohe nach Sicht ihre Bombenlast ab Es wurden 355 Sprengbombeneinschlage 546 Trichter von Flussigkeits Brandbomben INC 500lbs sehr durchschlagskraftige 227 kg schwere Bomben mit einem schwer loschbaren Benzol Schwerol Lappen Brandgemisch und 60 Blindganger gezahlt Dazu kamen etwa 600 Stuck Elektron Thermit Stabbrandbomben je 1 7 kg die vorwiegend in der Gemarkung Naherstille niedergingen Von den insgesamt etwa 1 500 Bomben getroffen wurden besonders die ostlichen und nordlichen Teile der Stadt mit sehr hohen Sachschaden Wohnhauser 56 total zerstort bis mittelschwer beschadigt kommunale Einrichtungen Strassen Brucken Wasserrohrnetz Wasserhochbehalter auf der Queste und mittelstandische Industrie Anlagen 4 Viele Fehlabwurfe ins offene Gelande besonders als Teppichwurf im Bereich des Hausbergs der Schmalkaldener der direkt ostlich benachbarten Queste und an der Weidebrunner Landstrasse verhinderten ein noch grosseres Ungluck fur die Stadt Noch heute 2015 finden sich zahlreiche grosse Bombentrichter im Wald der 1944 weitgehend verwusteten Queste Im Museum der Wilhelmsburg wird die Stahlhulle einer der verwendeten Splitter Sprengbomben gezeigt Den Bombern folgten etwa 10 Begleitjager die als Tiefflieger mit Bordwaffen auf bewegliche Ziele feuerten 4 55 Menschen starben als Folge des Angriffs vom 20 Juli Fur die 42 bis dahin geborgenen Opfer darunter 9 Kinder fand am 22 Juli auf dem Altmarkt eine Totenehrung statt der ein Trauerzug auf den Friedhof im Eichelbach folgte Dort wurden die Sarge im Bereich des Heldenhains fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs der Erde ubergeben 4 Das bei der Bombardierung der Queste reichlich angefallene Holz wurde vorrangig zur Abstutzung der vorhandenen offentlichen und privaten Luftschutzkeller verwendet Der Angriff am 6 Februar 1945 Bearbeiten nbsp Amerikanische B 17 Flying Fortress beim BombenwurfAn diesem Tag starteten die 1st 2nd und 3rd Air Division der 8th Air Force mit 1 383 effektiv 1310 Bombern vom Typ B 17 Flying Fortress und 780 Begleitjager vom Typ P 51 Mustang zu Angriffen auf Ziele in Sachsen und dem heutigen Sachsen Anhalt 5 Der Himmel war bewolkt Sekundarziele waren in Thuringen ausgewiesen Die 457th Bombardment Group der 1st Air Division erhielt den Befehl bei 4 5 und 5 5 Bewolkung Schmalkalden im Sichtflug als Gelegenheitsziel anzugreifen 33 B 17 Bomber warfen in funf Minuten aus 2 000 bis 3 000 Metern Hohe 77 Tonnen Bomben ab Die Lage des Bombenteppichs liess darauf schliessen dass der Bahnhof das Hauptziel war Doch trafen Bomben auch die Stadtmitte und den Sudwesten der Fachwerk Stadt Altmarkt Haindorfgasse Entenplan Sandgasse Bahnhofstrasse Eine Vielzahl von Bomben fiel auch ins freie Gelande in die Gemarkungen von Schmalkalden Aue Naherstille und zwischen Herrenbreitungen und Barchfeld Insgesamt handelte es sich bei den auf die Stadt abgeworfenen Bomben um 3 5 Minenbomben wohl hochexplosive Splitterbomben etwa 400 Sprengbomben zur Halfte 227 kg zur Halfte 457 kg 20 Brandbomben und 8 Blindganger Die Sachschaden waren erheblich grosser als beim ersten Angriff Zur bombardierten Industrie gehorten eine Kranbau Fabrik und je eine Werkzeug Besteck und Metallwaren Fabrik sowie das Stadtische Gaswerk Etwa 40 Wohngebaude wurden total zerstort oder wurden einsturzgefahrdet 140 waren mittelschwer betroffen Zu den leicht oder mittelschwer getroffenen offentlichen Gebauden gehorten das historische Rathaus die Stadtkirche und die Totenkirche die Thuringische Tageszeitung die Reichsbank und das Landratsamt Auch das mit Rotkreuz Zeichen erkennbare Reservelazarett in der Berufsschule wurde bombardiert ebenso wie die nachste Umgebung des Kreiskrankenhauses und der Gaststatte Wilhelmsburg Reservelazarett Die Freiwilligen Feuerwehren der umliegenden Orte halfen bei der Brandbekampfung und bei der Bergung Verschutteter Kulturbauten Der Denkmalbestand der Altstadt wurde erheblich betroffen 6 Teile der Marktbebauung 2 bis 3 geschossige teils verputzte Fachwerkhauser aus dem 16 bis 18 Jahrhundert so in der Haindorfgasse Das Postamt am Marktplatz aus dem ausgehenden 19 Jahrhundert auf winkelformigem Grundriss mit Turm im Knickpunkt und vorzuglicher Naturstein Fassadengestaltung wurde am 6 Februar 1945 zerstort zusammen mit dem westlichen Nachbargebaude einem Wohn und Geschaftshaus Die Ruinen wurden spater beseitigt und durch Neubauten ersetzt Der dreigeschossige Fachwerkbau in frankischer Art am Lutherplatz 5 aus dem 17 Jahrhundert wurde zerstort Er war ein achtachsiges Gebaude mit weit vorkragenden Obergeschossen und Wilder Mann und Leiter Motiven im Fachwerk 33 Tote und mehrere Schwerverletzte waren zu beklagen Es handelte sich wieder vor allem um Frauen und altere Leute auch Kinder 7 Es gab wieder eine Ehrenfeier auf dem Altmarkt mit musikalischer Begleitung durch die Volkssturm Kapelle und einen Trauerzug zum Friedhof im Eichelbach Andere sudwestthuringische Orte die am 6 Februar als Gelegenheitsziele von der 1 Air Division bombardiert wurden waren Ohrdruf Eisfeld Waltershausen Friedrichroda und Steinbach Hallenberg Die fur beide Luftangriffe genannten Sachschaden und Opferzahlen beziehen sich nur auf das damalige Stadtgebiet ohne die spater eingemeindeten Orte wie Naherstille und Wernshausen Begrabnisstatte BearbeitenDie 55 Bombenopfer vom 20 Juli 1944 und die 33 Bombenopfer vom 6 Februar 1945 wurden auf dem Friedhof im Eichelbach nordwestlich des Elisabeth Klinikums beigesetzt Die Grabstatte der Bombenopfer ist 2015 nicht mehr speziell als solche ausgewiesen und so fur Besucher nicht erkennbar Sie befindet sich auf einer grossen Rasenflache unterhalb der Friedhofskirche in deren Mitte ein Denkmal aus der DDR Zeit mit dem Text Den Opfern des Faschismus und Militarismus steht Nach der Wende wurden nach den Unterlagen der Friedhofsverwaltung vier grosse Steinplatten mit den zusammen 180 Namen der Bombenopfer und in Schmalkalden verstorbener Soldaten Auskunft der Friedhofsverwaltung angefertigt und auf dem Gelande als Bodenplatten platziert Von diesen 180 deutschen Kriegstoten sind 112 Soldaten 21 zivile Manner 34 Frauen und 13 Kinder Von den 88 Bombenopfern ist somit offenbar nur ein Teil hier beerdigt und auf den Namenstafeln verzeichnet 8 nbsp Denkmal auf Graberfeld mit Bombenopfern und Soldaten Friedhof Schmalkalden nbsp Bombenopfer und Soldaten auf dem Friedhof eine von 4 Bodenplatten mit Namen nbsp Massengraber auf Friedhof beidseits unten Steinplatten mit 4 mal 45 NamenLiteratur BearbeitenRoger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE S London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 00 38 0 Lothar Gunther Missionen und Schicksale im Luftkrieg uber Sudwest Thuringen 1944 1945 Wehry Verlag Untermassfeld 2014 ISBN 978 3 9815307 6 6 Wieland Jung Die Luftangriffe auf Schmalkalden 1944 und 1945 Eine Dokumentation des Stadt und Kreisarchivs Schmalkalder Geschichtsblatter des Vereins fur hessische Geschichte und Landeskunde e V Kassel Zweigverein Schmalkalden Heft 2 1995 Schmalkalden 1995 ISSN 0946 5790 S 141 158 Rudolf Ziessler Schmalkalden Kreis Schmalkalden In Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Henschel Verlag Berlin 1978 Band 2 S 528 529Einzelnachweise Bearbeiten Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary 1981 Lothar Gunther Missionen und Schicksale im Luftkrieg uber Sudwest Thuringen 2014 S 231 232 Lothar Gunther Missionen und Schicksale im Luftkrieg uber Sudwest Thuringen 2014 S 233 a b c Wieland Jung Die Luftangriffe auf Schmalkalden 1944 und 1945 1995 Lothar Gunther Missionen und Schicksale im Luftkrieg uber Sudwest Thuringen 1944 1945 2014 S 304 ff Rudolf Ziessler Schmalkalden In Schicksale deutscher Baudenkmale im Zweiten Weltkrieg Hrsg Gotz Eckardt Berlin 1978 Band 2 S 528 529 Wieland Jung Die Luftangriffe auf Schmalkalden 1944 und 1945 1995 S 156 157 https www wochenspiegel thueringen de bpws nachrichten schmalkalden art280396 5833583Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Luftangriffe auf Schmalkalden Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Schmalkalden amp oldid 224327209