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Die Stadt Naumburg Saale wurde im Zweiten Weltkrieg im August 1944 und im April 1945 von der amerikanischen Luftwaffe angegriffen Am 16 August 1944 warfen 15 B 17 Flying Fortress der 8th Air Force 31 Tonnen Sprengbomben auf das Heereszeugamt und Wohngebaude Acht Zivilisten starben Vom 9 bis 11 April 1945 griffen insgesamt etwa 225 taktische Bomber Kampfflugzeuge der 9th Air Force das Heereszeugamt und die Wohnstadt an Sie warfen etwa 392 Tonnen Bomben und zerstorten oder beschadigten 700 Gebaude Die Zahl der zivilen Todesopfer lag offiziell bei etwa 200 Deutschen und uber 200 Auslandern Es werden jedoch auch wesentlich hohere Verluste angegeben Sie sollen zum grossen Teil durch begleitende Tiefflieger verursacht worden sein Inhaltsverzeichnis 1 Naumburg im Fruhjahr 1945 2 Luftschutz 3 Die Luftangriffe 4 Materielle Schaden 5 Todesopfer und Begrabnisstatten 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseNaumburg im Fruhjahr 1945 BearbeitenDie Einwohnerzahl der mitteldeutschen Stadt Naumburg an der Saale hatte durch Luftkriegsevakuierte KLV Lager Kriegsgefangene Zwangsarbeiter und angeworbene auslandische Arbeitskrafte dann durch Heimatvertriebene aus den Ostgebieten erheblich zugenommen von 36 000 im Jahre 1939 auf geschatzt 55 000 im Fruhjahr 1945 1 Hingegen befanden sich in der Garnisonsstadt mit vielen Kasernen nur noch wenige Soldaten Es handelte sich um Angehorige der Standortkompanie Nachkommandos von Ersatz und Ausbildungseinheiten und die Soldaten und Beamten der Behorden und Einrichtungen der Wehrmacht Unter diesen waren wichtig das Heeresverpflegungsamt an der Grochlitzer Strasse und das Heereszeugamt an der Kroppentalstrasse Die meisten Soldaten 8 000 2 befanden sich als Verwundete und Genesende in den Naumburger Krankenhausern und Reservelazaretten so in der Marien und der Walter Flex Schule Diese waren wie in allen Stadten mit grossen und weithin erkennbaren Rotkreuzzeichen auf den Dachern gekennzeichnet Luftschutz BearbeitenIn der Stadt gab es die ublichen zu Luftschutzraumen ausgebauten Keller unter den Wohngebauden Uber Schutzraume verfugten die Betriebe die Verwaltungs und militarischen Einrichtungen Besondere Luftschutzraume gab es am Hauptbahnhof am Oberlandesgericht in den unterirdischen Gewolben am Marientor am Gesellschaftshaus Zur Erholung Bunker am Klingerberg am Auenblick im Spechsart beim Winterhilfswerk am Lindenring in dem ausgebauten Hohlen System unter dem Zuckerberg und am Alten Felsenkeller Hochbunker gab es in Naumburg nicht Im Naumburger Dom wurden als Schutz gegen Druckwellen und Bombensplitter Mauern eingezogen besonders um die Stifterfiguren Die wertvollen Glasfenster wurden herausgenommen und eingelagert Die Luftangriffe Bearbeiten nbsp B 17 Flying Fortress beim Bombenwurf nbsp Mittelschwerer US Bomber Martin B 26 Marauder nbsp Leichter US Bomber Douglas A 26 Invader nbsp Leichter US Bomber Douglas A 20 Havoc nbsp Langstreckenbegleitjager des Typs North American P 51 Mustang 16 August 1944 Bei einem Tagesangriff der 8th Air Force wurden durch 15 B 17 Flying Fortress auf Naumburg 31 Tonnen Sprengbomben abgeworfen 3 Das angegebene Ziel das Heereszeugamt wurde leicht getroffen und brannte Im Kroppental hagelte es Bomben die Burgstrasse wurde schwer getroffen Hier wurden Wohnhauser zerstort und acht Zivilisten davon sechs Frauen Madchen kamen ums Leben Die meisten Bewohner der Gegend hatten in den weitlaufigen Kellern des Felsenkellers Schutz gefunden 4 5 Die im Folgenden geschilderten Tagesangriffe der taktischen 9th Air Force erfolgten mit mittelschweren und leichten Bombern Kampfflugzeugen von Basen in Nordfrankreich Belgien und den Niederlanden aus Sie wurden flankiert von gleichzeitigen und folgenden Tieffliegerangriffen 9 April 1945 In drei Wellen steuerten 134 Bomber vom Typ Martin B 26 Marauder Plunderer der 98th und 99th Bombardment Wing ihr Erstziel Naumburg an der Saale an Uber der Stadt lag dichte Bewolkung mit entsprechender Sichtbehinderung Alle Maschinen hatten Sprengbomben geladen 1 Welle von 41 Bombern der 323rd Bombardment Group die in drei Staffeln anflogen gelang es nur zwei Staffeln also 27 oder 28 Maschinen ihre etwa 225 250 kg Bomben zwischen 11 53 und 12 03 Uhr uber der Stadt abzuwerfen Die Bomben der 3 Staffel gingen in einem Gebiet zwischen Reichsautobahn und Bad Klosterlausnitz nieder ohne Schaden anzurichten 2 Welle 5 der 41 Bomber konnten ab 13 08 ihre Bombenlast uber Naumburg abwerfen die restlichen 36 luden ihre Bomben uber Zweitzielen ab Neustadt an der Orla Hermsdorf und Eisenberg 3 Welle 52 Bomber der 322nd Bombardment Group griffen die Stadt zwischen 15 45 und 15 59 Uhr mit 106 Sprengbomben zu 500 kg und 200 Sprengbomben zu 250 kg an Als Hauptziele waren Heereszeugamt und Heeresverpflegungsamt angegeben Der Himmel war immer noch bewolkt dazu kam die Feuer und Rauchentwicklung durch die Bombenwurfe So wahlten die Bombenschutzen markante Punkte in der Stadt als Zielpunkte laut US Report Bombeneinschlage im bebauten Stadtgebiet im Stadtzentrum auf Strassen Kreuzungen und Hausern 6 Betroffen waren Gartenstrasse Stadtischer St Wenzel Friedhof Gutenbergstrasse Marienstrasse Salzstrasse Hof der ehemaligen Posthalterei Sparkassengebaude Neustrasse Salzgasse Polizeigebaude Neugasse Topfmarkt die Stadtkirche St Wenzel Dach Westwand Hildebrandt Orgel und ihre Umgebung die Munze Medler Strasse der Alte Stadtfriedhof Im Weichaugrund Schonburger Strasse Einige Bomben fielen auf das Gelande des Heeresverpflegungsamts an der Grochlitzer Strasse ohne grossere Schaden Nur die wenigsten Bomben haben das Heereszeugamt am Panzerplatz getroffen Es gab in der Stadt erhebliche Sachschaden und Todesopfer Eine Stunde spater attackierten Jagdbomber Gleisanlagen des Bahnhofs 7 8 Nach dem Bombardement griffen Tiefflieger Personen im Stadtgebiet an 9 10 April 1945 Es gab Bombenwurfe im Bereich des Neuen Friedhofs an der Weissenfelser Strasse Friedhofskapelle getroffen und spater Jagdbomber Attacken auf den Bahnhof mit erheblichen Gleisschaden 11 April 1945 Die Angriffe wurden von leichten und mittleren Bombern der 97th und 99th Bombardment Wing ausgefuhrt Als Hauptziel wurde wieder das Heereszeugamt angegeben 1 Welle 41 Douglas A 26 Invader Eindringling der 386th Bombardment Group der 99th Bombardment Wing luden von 10 12 Uhr bis 10 49 Uhr ihre 246 Sprengbomben zu je 250 kg ab Bezuglich der Sichtverhaltnisse gibt es verschiedene Angaben Moller schreibt von Bodennebel von Belau zitierte Zeugen von klarem Wetter Schon die ersten Explosionen verursachten erhebliche Rauchwolken So landet ein Grossteil der Bomben im Bereich der Strassen der Umgebung von Heereszeugamt und Heeresverpflegungsamt und in den Feldern ostlich des Ziels Im Areal Grochlitzer Gries Gerberbach Am Gerberstein und Erbsenweg gab es massive Tieffliegerangriffe auf fluchtende Zivilisten 10 2 Welle 36 Bomber vom Typ A 26 Invader der 391st Bombardment Group der 99th Bombardment Division sollten das Heereszeugamt in Naumburg angreifen Der Himmel uber dem Ziel war durch dichte Rauchwolken verhullt Die Masse der Bomber wohl 24 warf ab 10 52 Uhr ihre 500 kg Sprengbomben uber der Stadt ab Aber zwei Staffeln suchten sich nach mehreren vergeblichen Anflugen andere Ziele Stontzsch bei Pegau wo 24 Bomben ins freie Feld fielen und als Gelegenheitsziel die Kleinstadt Querfurt wo 6 Invader ein Wohngebiet bombardierten 24 Tote 11 3 Welle 38 Kampfflugzeuge vom Typ Douglas A 20 Havoc Verwuster der 410th Bombardment Group der 97th Bombardment Wing werfen von 11 15 bis 11 25 Uhr 224 Sprengbomben zu 250 kg auf das Heereszeugamt den grossten Teil aber auf bebautes Gebiet in dessen Umgebung 4 Welle 38 A 26 Invader der 409th Bombardment Group des 97th Bombardment Wing warfen von 11 41 bis 11 45 Uhr 278 Stuck 250 kg Bomben des Typs M 17 ab die Stabbrandsatze enthielten Sie sollten in den durch Sprengbomben aufgerissenen Bereichen einen Grossbrand auslosen der die Bergungsarbeiten behindern und die verbliebene Infrastruktur zerstoren sollte 12 Ein Grossteil der Brandbomben landete jedoch in Feldern nordlich sudlich und sudwestlich des Ziels Aber auch bebautes Gebiet war erheblich betroffen und fur die Stadt hat der Angriff verheerende Folgen Nach Belau wurden getroffen im Heereszeugamt die Blocke 3 4 5 ein Zwangsarbeiterlager im Heeresverpflegungsamt zwei Silos Schonburger Strasse Altersheim Fischstrasse Burgstrasse Kanonierstrasse Hindenburg Sedan Strasse August Bebel Strasse Friedhof Weissenfelser Strasse Kapelle Krematorium Kroppentalstrasse Linsenberg bis Erbsenweg Gartenstrasse Alter Friedhof Medlerstrasse Das Ziel des Bombenangriffs die Zerstorung des Heereszeugamts wird trotz der abgeworfenen Bombenmenge nicht erreicht Auch diesmal sind die meisten Opfer unter der Zivilbevolkerung zu beklagen 13 Die Anzahl der Opfer dieses Tages ist so gross dass die Sarge nicht mehr reichen Zeitzeugin Nach Augenzeugenberichten war ein grosser Teil der Todesopfer durch Tieffliegerangriffe mit Bordwaffen auf fluchtende Menschen bedingt besonders im Areal Grochlitzer Gries Gerberbach Am Gerberstein und Erbsenweg auf dem Weg zum Bunker Zuckerberg Der Hang oberhalb des Gerberbachs sei voller Toter gewesen 14 Wegen Panzeralarms blieb die Bevolkerung in der Nacht vom 11 zum 12 April in den Luftschutzraumen Am 12 April 1945 um 11 00 Uhr ruckten US Panzertruppen ohne auf Widerstand zu treffen in Naumburg ein Die Stadt wurde vom Oberburgermeister Bruno Radwitz personlich ubergeben Die US Armee richtete das Kriegsgefangenenlager Naumburg ein in dem bis zu 35 000 Gefangene zum Teil unter freiem Himmel kampierten 15 Zum Entscharfen von Bomben auf dem schwer getroffenen Friedhof an der Weissenfelser Strasse zog man auch namhafte Nationalsozialisten heran Materielle Schaden BearbeitenVom 9 bis 11 April 1945 wurden bei den Luftangriffen 700 Gebaude in Naumburg beschadigt 512 Wohnungen zerstort Getroffen wurden zahlreiche Wohn und Geschaftshauser aber nicht die stattlichen Patrizierhauser in der Altstadt Die Stadtkirche St Wenzel erlitt erhebliche Beschadigungen der Dom und andere bedeutende Kulturbauten blieben verschont Die grossen Anlagen des Heereszeugamts und Heeresverpflegungsamts wurden beschadigt aber nicht zerstort Die anderen militarischen Einrichtungen in der Stadt wurden nicht angegriffen Belau Die bombardierte militarische Flache war deutlich kleiner als die getroffenen zivilen Areale der Stadt Strom und Wasserversorgung fielen teilweise durch die Bombardierungen aus 16 Einen Eindruck von den Zerstorungen in der Innenstadt erhalt man bspw durch eine Zeichnung von Detlef Belau nach einem Gemalde von Erich Menzel Blick von der Neustrasse in Richtung St Wenzel 17 Todesopfer und Begrabnisstatten Bearbeiten nbsp Bombenopfer von 1945 auf Friedhof NaumburgEine ausfuhrliche Zusammenstellung und Wertung der Quellen findet sich bei Detlef Belau 18 200 deutsche und uber 200 auslandische Todesopfer Kriegsgefangene Zwangsarbeiter zusammen uber 400 Tote mussen als sicher gelten 19 Es werden von Zeitzeugen aber auch wesentlich hohere Zahlen genannt bis 1 500 Zu den meisten Opfern kam es am 11 April am darauffolgenden Tag wurde Naumburg besetzt Die Stadtverwaltung war mit der Sicherung der fundamentalen Lebensgrundlagen Wasser Energie Lebensmittel der Bewohner der schwer getroffenen Stadt als pyramidale Aufgabe beschaftigt So kann von einer auch nur annahernd vollstandigen Registrierung der Toten wie in Friedenszeiten nicht ausgegangen werden Auf dem Friedhof an der Weissenfelser Strasse gibt es einen Ehrenhain fur Fliegeropfer mit 123 dort bestatteten Toten Nur diese sind auch im Stadtarchiv registriert Die fruher vorhandenen Reihengraber wurden eingeebnet Man findet jetzt 2016 am Rande der Rasenflache 900 m einen schlichten Gedenkstein von 1994 mit der Inschrift Auf diesem Grabfeld ruhen zivile Bombenopfer des Zweiten Weltkriegs Es gibt Zeitzeugenberichte nach denen ein Teil der Toten vom 11 April nicht auf dem Friedhof sondern an einem anderen Ort der Stadt beerdigt wurde Auch fand man noch 1951 bei Aufraumungsarbeiten Bombentote Die bei den Luftangriffen gefallenen deutschen Militarangehorigen durften sich auf den grossen Grabfeldern mit Soldaten des Zweiten Weltkriegs auf dem Friedhof befinden Diese stammen aber zum grossten Teil aus den Lazaretten der Stadt und dem grossen Kriegsgefangenenlager von Naumburg das die Amerikaner in bei Naumburg eingerichtet hatten Fur die auslandischen Bombentoten gibt es kein als solches ausgewiesenes Grabfeld Literatur BearbeitenRoger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE S London New York Sydney 1981 ISBN 0 7106 00 38 0 Jurgen Moller Der Vorstoss des V US Corps zur Saale und Unstrut und die Besetzung von Naumburg im April 1945 Ein militargeschichtlicher Abriss Arps Verlag Weissenfels 2007 Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 ISBN 978 3 86777 456 7 Weblinks BearbeitenDetlef Belau Luftangriffe auf Naumburg 2005 aktualisiert 2011 Detlef Belau Kriegs und Nachkriegszeit in Naumburg Naumburg nach dem Bombenangriff 1945 Bild nach einem Gemalde von Erich MenzelEinzelnachweise Bearbeiten Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 27 Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte befreiung htm Roger A Freeman Mighty Eighth War Diary JANE s 1981 S 326 Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 20 Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 30 Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 30 33 Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 35 38 Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 38 Jurgen Moller Kriegsende an Saale und Unstrut April 1945 Verlag Rockstuhl Bad Langensalza 2013 S 38 39 Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte befreiung htm Detlef Belau https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe2 htm https www naumburg geschichte de geschichte luftangriffe htm Ausstellung Krieg und Frieden Naumburg 1940 1950 Stadtmuseum Naumburg 2005 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Luftangriffe auf Naumburg Saale amp oldid 213705179