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Ludolf von Sachsen um 1300 in Norddeutschland 10 April 1377 oder 1378 in Strassburg auch Ludolf der Kartauser war ein Monch und spatmittelalterlicher Erbauungsschriftsteller Abbildung des Autors in einer spateren Handschrift Ludolf von Sachsens Vita Christi Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werk 3 Ausgaben 4 Literatur 5 WeblinksLeben BearbeitenLudolf von Sachsen trat etwa 1315 20 als junger Mann in den Dominikanerorden ein in dem er den Grad eines Magisters der Theologie erlangte 1340 verliess er die Dominikaner und wechselte in die Kartause von Strassburg 1343 1348 war er Prior der Koblenzer Kartause legte dieses Amt jedoch freiwillig nieder und wechselte als einfacher Monch nach Mainz Spater ging er nach Strassburg zuruck wo er wahrscheinlich 1378 verstarb Werk Bearbeiten nbsp Vita Christi 1487 Holzschnitt aquarellUber den Entstehungszusammenhang und die Reihenfolge seiner Werke ist nichts bekannt da nach damaligem Verstandnis der Autor vollstandig hinter seinem Werk zurucktreten sollte Neben einigen kurzeren Schriften sind zwei Hauptwerke von Ludolf uberliefert Zum einen schrieb er wahrscheinlich in seiner ersten Strassburger Zeit 1340 43 die Ennaratio in Psalmos einen Psalmenkommentar Er ist in mehreren Handschriften erhalten und wurde 1491 erstmals gedruckt Wesentlich wirkungsmachtiger ist jedoch die Evangelienharmonie Vita Jesu Christi e quatuor Evangeliis et scriptoribus orthodoxis concinnata dt Das Jeben Jesu Christi zusammengetragen aus den vier Evangelien und den rechtglaubigen Schreibern kurz Vita Christi Hierbei handelt es sich um eines der meistgelesenen Erbauungsbucher des Spatmittelalters Es besteht aus zwei Teilen mit zusammen 181 Kapiteln In dieser Betrachtung uber das Leben Jesu Christi verbindet Ludolf die die vier neutestamentlichen Evangelien und die Apostelgeschichte miteinander bezieht aber auch Sentenzen bedeutender Kirchenlehrer wie Origenes Ambrosius von Mailand Augustinus Papst Gregor der Grosse Hrabanus Maurus oder Bernhard von Clairvaux ein Er schmuckt die Geschichte vor allem die Passion um einige Szenen aus die in den biblischen und apokryphen Quellen nicht vorkommen Die einzelnen Kapitel bestehen aus einer Darlegung eines bestimmten Abschnitts der christlichen Heilsgeschichte einer Interpretation bzw Anwendung in der auch kirchliche Zustande des 14 Jahrhunderts kritisiert werden und einem abschliessenden Gebet So wird das Symbolisch bildhafte mit dem Konkret realistischen verbunden Der Leser soll das Wirken Christi quasi miterleben als geschehe es in seiner Gegenwart Durch eine solche Nachfolge Christi soll der Glaubige zur Gemeinschaft mit ihm und so zum Heil gelangen Die Vita Christi entstand wohl zwischen 1348 und 1368 in Mainz das Autograph ist 1870 verbrannt Schon zu Ludolfs Lebzeiten war die Vita Christi uber den Orden hinaus bekannt Schon im fruhen 15 Jahrhundert war sie in den meisten Klosterbibliotheken vorhanden Das Werk ist in sehr vielen Handschriften und Drucken erhalten oft aber nur einer der beiden Teile oder als Exzerpt Neben den Erstdrucken von 1472 Paris und Koln gibt es 28 weitere Inkunabeln und bis 1870 insgesamt uber 60 Drucke Seit dem 15 Jahrhundert entstanden Ubersetzungen in franzosischer niederlandischer katalanischer kastilischer portugiesischer und italienischer Sprache Die portugiesische Ubersetzung wurde bereits in den 1440er Jahren von Zisterziensermonchen geschaffen und war 1495 das erste gedruckte Buch in portugiesischer Sprache uberhaupt Eine komplette deutsche oder englische Ubersetzung gibt es nicht allerdings mehrere Teilubersetzungen Eine der fruhesten ist eine Ubersetzung der Kapitel uber die Passion in alemannischer Mundart Die Ubersetzungen waren eher an Laien gerichtet und die lateinischen Drucke fur die Kloster Daher sind jene oft reich illuminiert was bei diesen kaum der Fall ist Insgesamt lasst sich feststellen dass die Wirkung der Schrift bis in die fruhe Neuzeit in ganz Westeuropa immens war Innerkirchliche Reformbestrebungen wie die Melker Reform des Benediktinerordens lassen sich auch auf die Vita Christi zuruckfuhren Im spanischen Sprachraum haben vor allem Theresa von Avila und Ignatius von Loyola die Gedanken der Vita Christi weitergetragen Ignatius las wahrscheinlich 1521 die kastilische Ubersetzung wahrend er von einer Kriegsverwundung genas was zu seiner Bekehrung beitrug Vor allem seine Exerzitien sind sowohl in den theologischen Positionen als auch z B in der Bildsprache stark von der Vita Christi beeinflusst Um 1400 entstand in den Niederlanden die sogenannte Bonaventura Ludolphiaanse Leven van Jezus Hierbei handelt es sich um eine Kompilation aus der Vita Christi und den Meditationes vitae Christi einer Pseudo Bonaventura Schrift Sie ist fur Laien geschrieben und der Fokus liegt noch starker als bei der Vita Christi auf der meditativen Vergegenwartigung des Lebens Jesu Diese Schrift erreichte im niederlandischen sowie im nieder und mitteldeutschen Raum eine weite Verbreitung und hatte grossen Einfluss auf die devotio moderna Das wichtigste Werk dieser religiosen Bewegung Thomas von Kempens Nachfolge Christi wurde fruher fur ein Werk Ludolfs gehalten Auch manche Werke der bildenden Kunst beziehen sich auf die Vita Christi So werden bestimmte Szenen der Passion erst in Bildern Skulpturen etc dargestellt nachdem sie durch die grosse Verbreitung der Vita Christi besonders im nordalpinen Raum bekannt wurden Ausgaben BearbeitenMS C 15 Vita Jesu Christi Pars 2 cap 58 89 Um 1475 1480 Digitalisat Vita Christi P 1 2 Anton Koberger Nurnberg 1478 Digitalisat Vita Christi Ludwig von Renchen Koln 1487 Digitalisat Expositio in Psalterium mit Vorwort von Jakob Wimpfeling Speyer 1491 Digitalisat Das Leben Jesu Christi ubersetzt von S Greiner Christliche Meister 47 Einsiedeln und Freiburg 1994 Vita Christi Ludolphus de Saxonia Handschrift der Archiginnasio Bibliothek Bologna Literatur BearbeitenWalter Baier Untersuchungen zu den Passionsbetrachtungen in der Vita Christi des Ludolf von Sachsen Ein quellenkritischer Beitrag zu Leben und Werk Ludolfs und zur Geschichte der Passionstheologie Analecta Carthusiana 44 Salzburg 1977 Walter Baier Ludolf von Sachsen In K Ruh u a Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon 2 Auflage Band 5 De Gruyter Berlin 1985 ISBN 3 11 009909 8 Sp 967 977 Walter Baier Ludolf von Sachsen In Neue Deutsche Biographie NDB Band 15 Duncker amp Humblot Berlin 1987 ISBN 3 428 00196 6 S 300 f Digitalisat M Buhlmann Die mittelalterlichen Handschriften des Villinger Klosters St Georgen Vertex Alemanniae Heft 27 St Georgen 2007 S 45f Manfred Gerwing Ludolf von Sachsen In Lexikon des Mittelalters LexMA Band 5 Artemis amp Winkler Munchen Zurich 1991 ISBN 3 7608 8905 0 Sp 2167 Franz Stanonik Ludolf von Sachsen In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 19 Duncker amp Humblot Leipzig 1884 S 388 Weblinks BearbeitenWerke von und uber Ludolf von Sachsen in der Deutschen Digitalen Bibliothek GWNormdaten Person GND 118817736 lobid OGND AKS LCCN n84175313 VIAF 4949605 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ludolf von SachsenALTERNATIVNAMEN Ludolf der KartauserKURZBESCHREIBUNG Monch und ErbauungsschriftstellerGEBURTSDATUM um 1300STERBEDATUM 10 April 1377 oder 1378STERBEORT Strassburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ludolf von Sachsen amp oldid 220553286